Voß, Johann Heinrich: Luise. Ein ländliches Gedicht in 3 Idyllen. Königsberg, 1795.LUISE Ging, von Karl begleitet, am Arm desbescheidenen Jünglings, Fröhlich einher den Weg um die Wasser- mühl' in das Seethal. Weiss war ihr Sommergewand mit rosen- farbenen Schleifen; Seidener Flor umwallte verrätherisch Bu- sen und Schultern, Vorn mit der knospenden Rose geschmückt; ihr freundliches Antliz 100 Schirmte, gekränzt mit Tremsen, der fein- geflochtene Strohut. Unter ihm ringelte sanft in den Wind das bräunliche Haupthaar, Glänzend im Licht, nachlässig vom rosi- gen Bande gefesselt. Zart und rundlich und schlank, aus der Klappe des sämischen Handschuhs LUISE Ging, von Karl begleitet, am Arm desbeſcheidenen Jünglings, Fröhlich einher den Weg um die Waſſer- mühl’ in das Seethal. Weiſs war ihr Sommergewand mit roſen- farbenen Schleifen; Seidener Flor umwallte verrätheriſch Bu- ſen und Schultern, Vorn mit der knoſpenden Roſe geſchmückt; ihr freundliches Antliz 100 Schirmte, gekränzt mit Tremſen, der fein- geflochtene Strohut. Unter ihm ringelte ſanft in den Wind das bräunliche Haupthaar, Glänzend im Licht, nachläſſig vom roſi- gen Bande gefeſſelt. Zart und rundlich und ſchlank, aus der Klappe des ſämiſchen Handſchuhs <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0028" n="18"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">LUISE</hi></fw><lb/> Ging, von Karl begleitet, am Arm des<lb/> beſcheidenen Jünglings,<lb/> Fröhlich einher den Weg um die Waſſer-<lb/> mühl’ in das Seethal.<lb/> Weiſs war ihr Sommergewand mit roſen-<lb/> farbenen Schleifen;<lb/> Seidener Flor umwallte verrätheriſch Bu-<lb/> ſen und Schultern,<lb/> Vorn mit der knoſpenden Roſe geſchmückt;<lb/> ihr freundliches Antliz <lb n="100"/> Schirmte, gekränzt mit Tremſen, der fein-<lb/> geflochtene Strohut.<lb/> Unter ihm ringelte ſanft in den Wind<lb/> das bräunliche Haupthaar,<lb/> Glänzend im Licht, nachläſſig vom roſi-<lb/> gen Bande gefeſſelt.<lb/> Zart und rundlich und ſchlank, aus der<lb/> Klappe des ſämiſchen Handſchuhs<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [18/0028]
LUISE
Ging, von Karl begleitet, am Arm des
beſcheidenen Jünglings,
Fröhlich einher den Weg um die Waſſer-
mühl’ in das Seethal.
Weiſs war ihr Sommergewand mit roſen-
farbenen Schleifen;
Seidener Flor umwallte verrätheriſch Bu-
ſen und Schultern,
Vorn mit der knoſpenden Roſe geſchmückt;
ihr freundliches Antliz 100
Schirmte, gekränzt mit Tremſen, der fein-
geflochtene Strohut.
Unter ihm ringelte ſanft in den Wind
das bräunliche Haupthaar,
Glänzend im Licht, nachläſſig vom roſi-
gen Bande gefeſſelt.
Zart und rundlich und ſchlank, aus der
Klappe des ſämiſchen Handſchuhs
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Zitationshilfe: | Voß, Johann Heinrich: Luise. Ein ländliches Gedicht in 3 Idyllen. Königsberg, 1795, S. 18. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/voss_luise_1795/28>, abgerufen am 23.07.2024. |