Voß, Johann Heinrich: Luise. Ein ländliches Gedicht in 3 Idyllen. Königsberg, 1795.ERSTE IDYLLE Unter dem hangenden Grün weissstämmi-ger Birken den Kaffe. Karl verbittet den Kaffe sich ganz; er macht ihm nur Wallung. 70 Aber es schalt der Vater, und rief die eifernden Worte: Ei mit der ungereimten Entschuldigung! War denn der Reisbrei Angebrannt? und der Wein auf dem Reis- brei nüchtern und kahnig? Waren nicht jung die Erbsen und frisch, und wie Zucker die Wurzeln? Und was fehlte dem Schinken, der Gän- sebrust und dem Hering? 75 Was dem gebratenen Lamm, und dem kühlenden röthlichgesprengten Kopfsalat? War der Essig nicht scharf, und balsamisch das Nussöl? ERSTE IDYLLE Unter dem hangenden Grün weiſsſtämmi-ger Birken den Kaffe. Karl verbittet den Kaffe ſich ganz; er macht ihm nur Wallung. 70 Aber es ſchalt der Vater, und rief die eifernden Worte: Ei mit der ungereimten Entſchuldigung! War denn der Reisbrei Angebrannt? und der Wein auf dem Reis- brei nüchtern und kahnig? Waren nicht jung die Erbſen und friſch, und wie Zucker die Wurzeln? Und was fehlte dem Schinken, der Gän- ſebruſt und dem Hering? 75 Was dem gebratenen Lamm, und dem kühlenden röthlichgeſprengten Kopfſalat? War der Eſſig nicht ſcharf, und balſamiſch das Nuſsöl? <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0025" n="15"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">ERSTE IDYLLE</hi></fw><lb/> Unter dem hangenden Grün weiſsſtämmi-<lb/> ger Birken den Kaffe.<lb/> Karl verbittet den Kaffe ſich ganz; er<lb/> macht ihm nur Wallung. <lb n="70"/> Aber es ſchalt der Vater, und rief die<lb/> eifernden Worte:<lb/> Ei mit der ungereimten Entſchuldigung!<lb/> War denn der Reisbrei<lb/> Angebrannt? und der Wein auf dem Reis-<lb/> brei nüchtern und kahnig?<lb/> Waren nicht jung die Erbſen und friſch,<lb/> und wie Zucker die Wurzeln?<lb/> Und was fehlte dem Schinken, der Gän-<lb/> ſebruſt und dem Hering? <lb n="75"/> Was dem gebratenen Lamm, und dem<lb/> kühlenden röthlichgeſprengten<lb/> Kopfſalat? War der Eſſig nicht ſcharf,<lb/> und balſamiſch das Nuſsöl?<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [15/0025]
ERSTE IDYLLE
Unter dem hangenden Grün weiſsſtämmi-
ger Birken den Kaffe.
Karl verbittet den Kaffe ſich ganz; er
macht ihm nur Wallung. 70
Aber es ſchalt der Vater, und rief die
eifernden Worte:
Ei mit der ungereimten Entſchuldigung!
War denn der Reisbrei
Angebrannt? und der Wein auf dem Reis-
brei nüchtern und kahnig?
Waren nicht jung die Erbſen und friſch,
und wie Zucker die Wurzeln?
Und was fehlte dem Schinken, der Gän-
ſebruſt und dem Hering? 75
Was dem gebratenen Lamm, und dem
kühlenden röthlichgeſprengten
Kopfſalat? War der Eſſig nicht ſcharf,
und balſamiſch das Nuſsöl?
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/voss_luise_1795 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/voss_luise_1795/25 |
Zitationshilfe: | Voß, Johann Heinrich: Luise. Ein ländliches Gedicht in 3 Idyllen. Königsberg, 1795, S. 15. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/voss_luise_1795/25>, abgerufen am 16.07.2024. |