Voß, Johann Heinrich: Luise. Ein ländliches Gedicht in 3 Idyllen. Königsberg, 1795.DRITTE IDYLLE Aber der Weg ist weit und holperich, dassman im Dunkeln 555 Wohl der Leuchte bedarf; denn die Pfla- sterer haben ihn garstig Aufgewühlt, von der Schenke bis gegen den Hof des Verwalters. Eben hat auch der Mond sich beurlaubt; nach dem Kalender, Glaub' ich, haben wir heute das erste Viertel des Mondes. Also redete Hans; doch ein anderes dacht' er im Herzen: 560 Hinzugehn, und zu ordnen, dass schöne Musik bei der Hochzeit Tönte der lieben Mamsell, die er oft auf den Armen geschaukelt; Und er enteilt' aus der Thüre, gestüzt von dem knotigen Dornstab. DRITTE IDYLLE Aber der Weg iſt weit und holperich, daſsman im Dunkeln 555 Wohl der Leuchte bedarf; denn die Pfla- ſterer haben ihn garſtig Aufgewühlt, von der Schenke bis gegen den Hof des Verwalters. Eben hat auch der Mond ſich beurlaubt; nach dem Kalender, Glaub’ ich, haben wir heute das erſte Viertel des Mondes. Alſo redete Hans; doch ein anderes dacht’ er im Herzen: 560 Hinzugehn, und zu ordnen, daſs ſchöne Muſik bei der Hochzeit Tönte der lieben Mamſell, die er oft auf den Armen geſchaukelt; Und er enteilt’ aus der Thüre, geſtüzt von dem knotigen Dornſtab. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0195" n="181"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">DRITTE IDYLLE</hi></fw><lb/> Aber der Weg iſt weit und holperich, daſs<lb/> man im Dunkeln <lb n="555"/> Wohl der Leuchte bedarf; denn die Pfla-<lb/> ſterer haben ihn garſtig<lb/> Aufgewühlt, von der Schenke bis gegen<lb/> den Hof des Verwalters.<lb/> Eben hat auch der Mond ſich beurlaubt;<lb/> nach dem Kalender,<lb/> Glaub’ ich, haben wir heute das erſte<lb/> Viertel des Mondes.<lb/> Alſo redete Hans; doch ein anderes<lb/> dacht’ er im Herzen: <lb n="560"/> Hinzugehn, und zu ordnen, daſs ſchöne<lb/> Muſik bei der Hochzeit<lb/> Tönte der lieben Mamſell, die er oft auf<lb/> den Armen geſchaukelt;<lb/> Und er enteilt’ aus der Thüre, geſtüzt<lb/> von dem knotigen Dornſtab.<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [181/0195]
DRITTE IDYLLE
Aber der Weg iſt weit und holperich, daſs
man im Dunkeln 555
Wohl der Leuchte bedarf; denn die Pfla-
ſterer haben ihn garſtig
Aufgewühlt, von der Schenke bis gegen
den Hof des Verwalters.
Eben hat auch der Mond ſich beurlaubt;
nach dem Kalender,
Glaub’ ich, haben wir heute das erſte
Viertel des Mondes.
Alſo redete Hans; doch ein anderes
dacht’ er im Herzen: 560
Hinzugehn, und zu ordnen, daſs ſchöne
Muſik bei der Hochzeit
Tönte der lieben Mamſell, die er oft auf
den Armen geſchaukelt;
Und er enteilt’ aus der Thüre, geſtüzt
von dem knotigen Dornſtab.
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Zitationshilfe: | Voß, Johann Heinrich: Luise. Ein ländliches Gedicht in 3 Idyllen. Königsberg, 1795, S. 181. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/voss_luise_1795/195>, abgerufen am 16.02.2025. |