Voß, Johann Heinrich: Luise. Ein ländliches Gedicht in 3 Idyllen. Königsberg, 1795.LUISE Wunderlich? Arme Luise, das hat dirschwerlich geahndet, Als du den Schmuck anlegtest! Ein ander- mal scherzt mit dem Brautkranz! 385 Richtig getraut, das bist du, mein Töch- terchen! Wollte nunmehr dich Selber der Herr Generalsuperintendent aus den Formeln, Die dich verstrickt, loswinden; getrost antwortet' ich also: Würdigster Herr Generalsuperintendent, ich verharre Voll Ergebenheit stets Ihr ganz gehorsa- mer Diener; 390 Aber ich nehme mir doch die Erlaubnis, Sie zu versichern, Dass nach meinem Erachten die Kinder- chen richtig getraut sind. LUISE Wunderlich? Arme Luiſe, das hat dirſchwerlich geahndet, Als du den Schmuck anlegteſt! Ein ander- mal ſcherzt mit dem Brautkranz! 385 Richtig getraut, das biſt du, mein Töch- terchen! Wollte nunmehr dich Selber der Herr Generalſuperintendent aus den Formeln, Die dich verſtrickt, loswinden; getroſt antwortet’ ich alſo: Würdigſter Herr Generalſuperintendent, ich verharre Voll Ergebenheit ſtets Ihr ganz gehorſa- mer Diener; 390 Aber ich nehme mir doch die Erlaubnis, Sie zu verſichern, Daſs nach meinem Erachten die Kinder- chen richtig getraut ſind. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0176" n="162"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">LUISE</hi></fw><lb/> Wunderlich? Arme Luiſe, das hat dir<lb/> ſchwerlich geahndet,<lb/> Als du den Schmuck anlegteſt! Ein ander-<lb/> mal ſcherzt mit dem Brautkranz! <lb n="385"/> Richtig getraut, das biſt du, mein Töch-<lb/> terchen! Wollte nunmehr dich<lb/> Selber der Herr Generalſuperintendent<lb/> aus den Formeln,<lb/> Die dich verſtrickt, loswinden; getroſt<lb/> antwortet’ ich alſo:<lb/> Würdigſter Herr Generalſuperintendent,<lb/> ich verharre<lb/> Voll Ergebenheit ſtets Ihr ganz gehorſa-<lb/> mer Diener; <lb n="390"/> Aber ich nehme mir doch die Erlaubnis,<lb/> Sie zu verſichern,<lb/> Daſs nach meinem Erachten die Kinder-<lb/> chen richtig getraut ſind.<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [162/0176]
LUISE
Wunderlich? Arme Luiſe, das hat dir
ſchwerlich geahndet,
Als du den Schmuck anlegteſt! Ein ander-
mal ſcherzt mit dem Brautkranz! 385
Richtig getraut, das biſt du, mein Töch-
terchen! Wollte nunmehr dich
Selber der Herr Generalſuperintendent
aus den Formeln,
Die dich verſtrickt, loswinden; getroſt
antwortet’ ich alſo:
Würdigſter Herr Generalſuperintendent,
ich verharre
Voll Ergebenheit ſtets Ihr ganz gehorſa-
mer Diener; 390
Aber ich nehme mir doch die Erlaubnis,
Sie zu verſichern,
Daſs nach meinem Erachten die Kinder-
chen richtig getraut ſind.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/voss_luise_1795 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/voss_luise_1795/176 |
Zitationshilfe: | Voß, Johann Heinrich: Luise. Ein ländliches Gedicht in 3 Idyllen. Königsberg, 1795, S. 162. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/voss_luise_1795/176>, abgerufen am 16.02.2025. |