Voß, Johann Heinrich: Luise. Ein ländliches Gedicht in 3 Idyllen. Königsberg, 1795.LUISE Jugendlich schön, zum Kusse dem überse-ligen Jüngling. Jezo kam auch die Gräfin des Guts, glück- wünschend dem Brautpaar, Herzlich und viel, und umarmte die hold liebkosende Patin; Fröhlich kam auch ihr Karl; es kam sein liebender Lehrer. Aber Amalia stand abwärts am Gesimse des Fensters, 370 Trocknend das Aug', und blickt' in die mondumdämmerte Gegend, Starr und gedankenlos; und des Grams vordringende Schauer Zwang sie zurück, tiefathmend. Heran nun hüpfte Luise, Fasste sie wild an der Hand, und drohete, also beginnend: LUISE Jugendlich ſchön, zum Kuſſe dem überſe-ligen Jüngling. Jezo kam auch die Gräfin des Guts, glück- wünſchend dem Brautpaar, Herzlich und viel, und umarmte die hold liebkoſende Patin; Fröhlich kam auch ihr Karl; es kam ſein liebender Lehrer. Aber Amalia ſtand abwärts am Geſimſe des Fenſters, 370 Trocknend das Aug’, und blickt’ in die mondumdämmerte Gegend, Starr und gedankenlos; und des Grams vordringende Schauer Zwang ſie zurück, tiefathmend. Heran nun hüpfte Luiſe, Faſste ſie wild an der Hand, und drohete, alſo beginnend: <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0174" n="160"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">LUISE</hi></fw><lb/> Jugendlich ſchön, zum Kuſſe dem überſe-<lb/> ligen Jüngling.<lb/> Jezo kam auch die Gräfin des Guts, glück-<lb/> wünſchend dem Brautpaar,<lb/> Herzlich und viel, und umarmte die hold<lb/> liebkoſende Patin;<lb/> Fröhlich kam auch ihr Karl; es kam ſein<lb/> liebender Lehrer.<lb/> Aber Amalia ſtand abwärts am Geſimſe<lb/> des Fenſters, <lb n="370"/> Trocknend das Aug’, und blickt’ in die<lb/> mondumdämmerte Gegend,<lb/> Starr und gedankenlos; und des Grams<lb/> vordringende Schauer<lb/> Zwang ſie zurück, tiefathmend. Heran<lb/> nun hüpfte Luiſe,<lb/> Faſste ſie wild an der Hand, und drohete,<lb/> alſo beginnend:<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [160/0174]
LUISE
Jugendlich ſchön, zum Kuſſe dem überſe-
ligen Jüngling.
Jezo kam auch die Gräfin des Guts, glück-
wünſchend dem Brautpaar,
Herzlich und viel, und umarmte die hold
liebkoſende Patin;
Fröhlich kam auch ihr Karl; es kam ſein
liebender Lehrer.
Aber Amalia ſtand abwärts am Geſimſe
des Fenſters, 370
Trocknend das Aug’, und blickt’ in die
mondumdämmerte Gegend,
Starr und gedankenlos; und des Grams
vordringende Schauer
Zwang ſie zurück, tiefathmend. Heran
nun hüpfte Luiſe,
Faſste ſie wild an der Hand, und drohete,
alſo beginnend:
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