Voß, Johann Heinrich: Luise. Ein ländliches Gedicht in 3 Idyllen. Königsberg, 1795.DRITTE IDYLLE Sprachs, und band der Freundin dasschöne Gehenk um den Nacken, 195 Das, den goldenen Bord eirund mit Per- len umringet, Unter geschlifnem Kristalle das Haar und den Namen beschirmte. Und sie umarmten einander, die zwo gleichherzigen Jungfraun, Heftig mit langem Kuss, und gelobeten ewige Freundschaft; Heiss vordringende Zähren vermischten sich. Aber mit einmal 200 Klopfte der Bräutigam an, und aufzu- schliessen versuchend, Rüttelt' er. Siehe da sprang Amalia schnell nach der Thüre Lachend, und krampte sie auf; und der Bräutigam trat in die Kammer. DRITTE IDYLLE Sprachs, und band der Freundin dasſchöne Gehenk um den Nacken, 195 Das, den goldenen Bord eirund mit Per- len umringet, Unter geſchlifnem Kriſtalle das Haar und den Namen beſchirmte. Und ſie umarmten einander, die zwo gleichherzigen Jungfraun, Heftig mit langem Kuſs, und gelobeten ewige Freundſchaft; Heiſs vordringende Zähren vermiſchten ſich. Aber mit einmal 200 Klopfte der Bräutigam an, und aufzu- ſchlieſsen verſuchend, Rüttelt’ er. Siehe da ſprang Amalia ſchnell nach der Thüre Lachend, und krampte ſie auf; und der Bräutigam trat in die Kammer. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0155" n="141"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">DRITTE IDYLLE</hi></fw><lb/> Sprachs, und band der Freundin das<lb/> ſchöne Gehenk um den Nacken, <lb n="195"/> Das, den goldenen Bord eirund mit Per-<lb/> len umringet,<lb/> Unter geſchlifnem Kriſtalle das Haar und<lb/> den Namen beſchirmte.<lb/> Und ſie umarmten einander, die zwo<lb/> gleichherzigen Jungfraun,<lb/> Heftig mit langem Kuſs, und gelobeten<lb/> ewige Freundſchaft;<lb/> Heiſs vordringende Zähren vermiſchten<lb/> ſich. Aber mit einmal <lb n="200"/> Klopfte der Bräutigam an, und aufzu-<lb/> ſchlieſsen verſuchend,<lb/> Rüttelt’ er. Siehe da ſprang Amalia ſchnell<lb/> nach der Thüre<lb/> Lachend, und krampte ſie auf; und der<lb/> Bräutigam trat in die Kammer.<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [141/0155]
DRITTE IDYLLE
Sprachs, und band der Freundin das
ſchöne Gehenk um den Nacken, 195
Das, den goldenen Bord eirund mit Per-
len umringet,
Unter geſchlifnem Kriſtalle das Haar und
den Namen beſchirmte.
Und ſie umarmten einander, die zwo
gleichherzigen Jungfraun,
Heftig mit langem Kuſs, und gelobeten
ewige Freundſchaft;
Heiſs vordringende Zähren vermiſchten
ſich. Aber mit einmal 200
Klopfte der Bräutigam an, und aufzu-
ſchlieſsen verſuchend,
Rüttelt’ er. Siehe da ſprang Amalia ſchnell
nach der Thüre
Lachend, und krampte ſie auf; und der
Bräutigam trat in die Kammer.
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Zitationshilfe: | Voß, Johann Heinrich: Luise. Ein ländliches Gedicht in 3 Idyllen. Königsberg, 1795, S. 141. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/voss_luise_1795/155>, abgerufen am 16.02.2025. |