Voß, Johann Heinrich: Luise. Ein ländliches Gedicht in 3 Idyllen. Königsberg, 1795.LUISE Schlängelten ihr zwo Locken hinab aufden wallenden Busen. 150 Jezo brach sie Gespross von der Myrten- staud' an dem Fenster, Band es ründend mit Seid', und kränzte dich, edle der Jungfraun, Selber würdig des Kranzes, dich würdige! sanft nun umschlang ihn Welliges Haar ringsum, es verbarg ihn hinten die Flechte. Und Amalia neigte sich hold, anredend die Jungfrau: 155 Bräutchen, das Haupt ist geschmückt, wie den Grazien, und wie der Hebe, Wenn sie im Frühlingstanz sich vereini- gen um Afrodite. Jezt mit dem schönen Gewand' umhülle dich. Aber zum Brautschmuck LUISE Schlängelten ihr zwo Locken hinab aufden wallenden Buſen. 150 Jezo brach ſie Geſproſs von der Myrten- ſtaud’ an dem Fenſter, Band es ründend mit Seid’, und kränzte dich, edle der Jungfraun, Selber würdig des Kranzes, dich würdige! ſanft nun umſchlang ihn Welliges Haar ringsum, es verbarg ihn hinten die Flechte. Und Amalia neigte ſich hold, anredend die Jungfrau: 155 Bräutchen, das Haupt iſt geſchmückt, wie den Grazien, und wie der Hebe, Wenn ſie im Frühlingstanz ſich vereini- gen um Afrodite. Jezt mit dem ſchönen Gewand’ umhülle dich. Aber zum Brautſchmuck <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0150" n="136"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">LUISE</hi></fw><lb/> Schlängelten ihr zwo Locken hinab auf<lb/> den wallenden Buſen. <lb n="150"/> Jezo brach ſie Geſproſs von der Myrten-<lb/> ſtaud’ an dem Fenſter,<lb/> Band es ründend mit Seid’, und kränzte<lb/> dich, edle der Jungfraun,<lb/> Selber würdig des Kranzes, dich würdige!<lb/> ſanft nun umſchlang ihn<lb/> Welliges Haar ringsum, es verbarg ihn<lb/> hinten die Flechte.<lb/> Und Amalia neigte ſich hold, anredend<lb/> die Jungfrau: <lb n="155"/> Bräutchen, das Haupt iſt geſchmückt, wie<lb/> den Grazien, und wie der Hebe,<lb/> Wenn ſie im Frühlingstanz ſich vereini-<lb/> gen um Afrodite.<lb/> Jezt mit dem ſchönen Gewand’ umhülle<lb/> dich. Aber zum Brautſchmuck<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [136/0150]
LUISE
Schlängelten ihr zwo Locken hinab auf
den wallenden Buſen. 150
Jezo brach ſie Geſproſs von der Myrten-
ſtaud’ an dem Fenſter,
Band es ründend mit Seid’, und kränzte
dich, edle der Jungfraun,
Selber würdig des Kranzes, dich würdige!
ſanft nun umſchlang ihn
Welliges Haar ringsum, es verbarg ihn
hinten die Flechte.
Und Amalia neigte ſich hold, anredend
die Jungfrau: 155
Bräutchen, das Haupt iſt geſchmückt, wie
den Grazien, und wie der Hebe,
Wenn ſie im Frühlingstanz ſich vereini-
gen um Afrodite.
Jezt mit dem ſchönen Gewand’ umhülle
dich. Aber zum Brautſchmuck
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Zitationshilfe: | Voß, Johann Heinrich: Luise. Ein ländliches Gedicht in 3 Idyllen. Königsberg, 1795, S. 136. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/voss_luise_1795/150>, abgerufen am 16.02.2025. |