peruanische Balsamstaude, Cipressen, Granaten, Lorbeeren, Platanen, aber die Massen in welche sie gefügt waren, machten einen unweit anmu¬ thigeren Eindruck, als er in irgend einer wirk¬ lichen Gegend empfunden wird. In den man¬ nichfachen Blumen lebte eine Wahrheit, daß man an ihren Duft in süßer Täuschung glaubte, und zum Triumph des Urhebers, viele streitend be¬ haupteten, der Maler habe sie mit den Essenzen ih¬ rer Gerüche versehen, so wie andere die Hand in die berückende Tiefe des Gemäldes ausdehnen wollten, und sie beschämt von der Leinwand wegzogen. Was aber dem Ganzen am meisten das Fremdartige, übersinnlich, selig Erscheinende gab, war die zarterfundene Beleuchtung. Eine tief am Horizont schwebende Sonne sandte ihr Licht sparsam durch dunkel gedrängte Waldung an einer Seite. Ihre Scheibe zeigte aber kein hellleuchtend Goldfeuer, sondern eine weiße sanft¬ strahlende Diamantenglut. Hiedurch wurden alle Tinten verändert und nahmen einen ätherischen Charakter an, der mit süßem Rausch erfüllte, und die Abscheidung von Schmerz und Erdenwahn freudigahnend empfinden ließ. Auch auf die menschlichen Gestalten wirkte das Zauberlicht so
peruaniſche Balſamſtaude, Cipreſſen, Granaten, Lorbeeren, Platanen, aber die Maſſen in welche ſie gefuͤgt waren, machten einen unweit anmu¬ thigeren Eindruck, als er in irgend einer wirk¬ lichen Gegend empfunden wird. In den man¬ nichfachen Blumen lebte eine Wahrheit, daß man an ihren Duft in ſuͤßer Taͤuſchung glaubte, und zum Triumph des Urhebers, viele ſtreitend be¬ haupteten, der Maler habe ſie mit den Eſſenzen ih¬ rer Geruͤche verſehen, ſo wie andere die Hand in die beruͤckende Tiefe des Gemaͤldes ausdehnen wollten, und ſie beſchaͤmt von der Leinwand wegzogen. Was aber dem Ganzen am meiſten das Fremdartige, uͤberſinnlich, ſelig Erſcheinende gab, war die zarterfundene Beleuchtung. Eine tief am Horizont ſchwebende Sonne ſandte ihr Licht ſparſam durch dunkel gedraͤngte Waldung an einer Seite. Ihre Scheibe zeigte aber kein hellleuchtend Goldfeuer, ſondern eine weiße ſanft¬ ſtrahlende Diamantenglut. Hiedurch wurden alle Tinten veraͤndert und nahmen einen aͤtheriſchen Charakter an, der mit ſuͤßem Rauſch erfuͤllte, und die Abſcheidung von Schmerz und Erdenwahn freudigahnend empfinden ließ. Auch auf die menſchlichen Geſtalten wirkte das Zauberlicht ſo
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peruaniſche Balſamſtaude, Cipreſſen, Granaten,
Lorbeeren, Platanen, aber die Maſſen in welche
ſie gefuͤgt waren, machten einen unweit anmu¬
thigeren Eindruck, als er in irgend einer wirk¬
lichen Gegend empfunden wird. In den man¬
nichfachen Blumen lebte eine Wahrheit, daß man
an ihren Duft in ſuͤßer Taͤuſchung glaubte, und
zum Triumph des Urhebers, viele ſtreitend be¬
haupteten, der Maler habe ſie mit den Eſſenzen ih¬
rer Geruͤche verſehen, ſo wie andere die Hand in
die beruͤckende Tiefe des Gemaͤldes ausdehnen
wollten, und ſie beſchaͤmt von der Leinwand
wegzogen. Was aber dem Ganzen am meiſten
das Fremdartige, uͤberſinnlich, ſelig Erſcheinende
gab, war die zarterfundene Beleuchtung. Eine
tief am Horizont ſchwebende Sonne ſandte ihr
Licht ſparſam durch dunkel gedraͤngte Waldung
an einer Seite. Ihre Scheibe zeigte aber kein
hellleuchtend Goldfeuer, ſondern eine weiße ſanft¬
ſtrahlende Diamantenglut. Hiedurch wurden alle
Tinten veraͤndert und nahmen einen aͤtheriſchen
Charakter an, der mit ſuͤßem Rauſch erfuͤllte, und
die Abſcheidung von Schmerz und Erdenwahn
freudigahnend empfinden ließ. Auch auf die
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Voß, Julius von: Ini. Ein Roman aus dem ein und zwanzigsten Jahrhundert. Berlin, 1810, S. 66. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/voss_ini_1810/78>, abgerufen am 22.11.2024.
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