dieser Großmonarch schon angedeihn. Ich Un¬ glücklicher, der so selten ihn sah, noch nie ihm danken konnte!
"Eilboten flogen nach Portugall. Da warst du nicht mehr. Ein Schiff konnte die schneller bewegte Insel nicht einholen. Da es zu Phila¬ delphia anlangte, hatte dich edle Neugierde zum Pol geführt. Man säumte nicht, dir nachzusen¬ den. Ueberall kamen die Boten zu spät, und er¬ fuhren von der rückkehrenden Karavane dein Misgeschick. Es ward nach Europa gemeldet. Mit dem höchsten Schmerz vernahm es der Kai¬ ser. Ihm schien unendlich viel an den jungen Helden zu liegen, man begriff kaum, wie der sonst so gleichmüthige Mann beinahe dem Kum¬ mer erlag, wiewohl die Folge ihn gerecht nannte. Es blieb am Ende nur der traurige Trost übrig, deinen Leichnam zu suchen, und ihn nach dem Tempel der Unsterblichkeit zu bringen. So wollte es des Kaisers Machtwort. Im Sommer war es unmöglich den Nordpol zu erreichen, kaum aber brach der Winter an, als ich mich aufmachen mußte, um jeden Preis deine Hülle zu erspähn. O welch Glück wurde mir! seine Freude wird so die Schranken überfliegen, als jener Gram,
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dieſer Großmonarch ſchon angedeihn. Ich Un¬ gluͤcklicher, der ſo ſelten ihn ſah, noch nie ihm danken konnte!
„Eilboten flogen nach Portugall. Da warſt du nicht mehr. Ein Schiff konnte die ſchneller bewegte Inſel nicht einholen. Da es zu Phila¬ delphia anlangte, hatte dich edle Neugierde zum Pol gefuͤhrt. Man ſaͤumte nicht, dir nachzuſen¬ den. Ueberall kamen die Boten zu ſpaͤt, und er¬ fuhren von der ruͤckkehrenden Karavane dein Misgeſchick. Es ward nach Europa gemeldet. Mit dem hoͤchſten Schmerz vernahm es der Kai¬ ſer. Ihm ſchien unendlich viel an den jungen Helden zu liegen, man begriff kaum, wie der ſonſt ſo gleichmuͤthige Mann beinahe dem Kum¬ mer erlag, wiewohl die Folge ihn gerecht nannte. Es blieb am Ende nur der traurige Troſt uͤbrig, deinen Leichnam zu ſuchen, und ihn nach dem Tempel der Unſterblichkeit zu bringen. So wollte es des Kaiſers Machtwort. Im Sommer war es unmoͤglich den Nordpol zu erreichen, kaum aber brach der Winter an, als ich mich aufmachen mußte, um jeden Preis deine Huͤlle zu erſpaͤhn. O welch Gluͤck wurde mir! ſeine Freude wird ſo die Schranken uͤberfliegen, als jener Gram,
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dieſer Großmonarch ſchon angedeihn. Ich Un¬
gluͤcklicher, der ſo ſelten ihn ſah, noch nie ihm
danken konnte!
„Eilboten flogen nach Portugall. Da warſt
du nicht mehr. Ein Schiff konnte die ſchneller
bewegte Inſel nicht einholen. Da es zu Phila¬
delphia anlangte, hatte dich edle Neugierde zum
Pol gefuͤhrt. Man ſaͤumte nicht, dir nachzuſen¬
den. Ueberall kamen die Boten zu ſpaͤt, und er¬
fuhren von der ruͤckkehrenden Karavane dein
Misgeſchick. Es ward nach Europa gemeldet.
Mit dem hoͤchſten Schmerz vernahm es der Kai¬
ſer. Ihm ſchien unendlich viel an den jungen
Helden zu liegen, man begriff kaum, wie der
ſonſt ſo gleichmuͤthige Mann beinahe dem Kum¬
mer erlag, wiewohl die Folge ihn gerecht nannte.
Es blieb am Ende nur der traurige Troſt uͤbrig,
deinen Leichnam zu ſuchen, und ihn nach dem
Tempel der Unſterblichkeit zu bringen. So wollte
es des Kaiſers Machtwort. Im Sommer war
es unmoͤglich den Nordpol zu erreichen, kaum
aber brach der Winter an, als ich mich aufmachen
mußte, um jeden Preis deine Huͤlle zu erſpaͤhn.
O welch Gluͤck wurde mir! ſeine Freude wird
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Voß, Julius von: Ini. Ein Roman aus dem ein und zwanzigsten Jahrhundert. Berlin, 1810, S. 337. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/voss_ini_1810/349>, abgerufen am 22.11.2024.
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