Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Voß, Julius von: Ini. Ein Roman aus dem ein und zwanzigsten Jahrhundert. Berlin, 1810.

Bild:
<< vorherige Seite

wieder ein, Guido war zu seinem Schlitten ge¬
kommen, und hatte auch diesen flüchten können,
indem er ihn nur immer etwas aus dem letzten
Schnee hervorzog. Er war vollgepackt mit Vö¬
geln, Eiern und Wurzeln, anderweitiger Vorrath
davon in eine Höhlung des Gletschers, nahe an
seiner Spitze, gebracht. Das dürre Gras stand
in einer hohen Piramide.

Gelinos Körper fand er nicht mehr. Den
Platz auf einer flachen Steppe, wohin ihn der
Jüngling neulich schaffte, hatte der Vulkan mit
Schlacken und Lava überdeckt, ohne Zweifel ihn
so verzehrt. Ein erhaben Grab, in der That!
Die Freundschaft konnte ihm daheim es nicht
so bereiten.

Nach und nach hörte das Schneien auf,
grimmiger bleibender Frost folgte. Mond, Ster¬
nenlicht, Meteore, brachten die Erscheinungen
des vorigen Jahres abermal hervor. Guido,
wohl vertraut mit den feindlichen Umgebungen
widerstand ihnen vollkommen. Im Schlitten
ging die gute Erwärmung nicht ab, er hatte
nicht nur Lebensmittel genug, sondern konnte
auch damit wechseln. So harrte seine Sehn¬
sucht der Mitte des Winters entgegen, und

wieder ein, Guido war zu ſeinem Schlitten ge¬
kommen, und hatte auch dieſen fluͤchten koͤnnen,
indem er ihn nur immer etwas aus dem letzten
Schnee hervorzog. Er war vollgepackt mit Voͤ¬
geln, Eiern und Wurzeln, anderweitiger Vorrath
davon in eine Hoͤhlung des Gletſchers, nahe an
ſeiner Spitze, gebracht. Das duͤrre Gras ſtand
in einer hohen Piramide.

Gelinos Koͤrper fand er nicht mehr. Den
Platz auf einer flachen Steppe, wohin ihn der
Juͤngling neulich ſchaffte, hatte der Vulkan mit
Schlacken und Lava uͤberdeckt, ohne Zweifel ihn
ſo verzehrt. Ein erhaben Grab, in der That!
Die Freundſchaft konnte ihm daheim es nicht
ſo bereiten.

Nach und nach hoͤrte das Schneien auf,
grimmiger bleibender Froſt folgte. Mond, Ster¬
nenlicht, Meteore, brachten die Erſcheinungen
des vorigen Jahres abermal hervor. Guido,
wohl vertraut mit den feindlichen Umgebungen
widerſtand ihnen vollkommen. Im Schlitten
ging die gute Erwaͤrmung nicht ab, er hatte
nicht nur Lebensmittel genug, ſondern konnte
auch damit wechſeln. So harrte ſeine Sehn¬
ſucht der Mitte des Winters entgegen, und

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0344" n="332"/>
wieder ein, Guido war zu &#x017F;einem Schlitten ge¬<lb/>
kommen, und hatte auch die&#x017F;en flu&#x0364;chten ko&#x0364;nnen,<lb/>
indem er ihn nur immer etwas aus dem letzten<lb/>
Schnee hervorzog. Er war vollgepackt mit Vo&#x0364;¬<lb/>
geln, Eiern und Wurzeln, anderweitiger Vorrath<lb/>
davon in eine Ho&#x0364;hlung des Glet&#x017F;chers, nahe an<lb/>
&#x017F;einer Spitze, gebracht. Das du&#x0364;rre Gras &#x017F;tand<lb/>
in einer hohen Piramide.</p><lb/>
          <p>Gelinos Ko&#x0364;rper fand er nicht mehr. Den<lb/>
Platz auf einer flachen Steppe, wohin ihn der<lb/>
Ju&#x0364;ngling neulich &#x017F;chaffte, hatte der Vulkan mit<lb/>
Schlacken und Lava u&#x0364;berdeckt, ohne Zweifel ihn<lb/>
&#x017F;o verzehrt. Ein erhaben Grab, in der That!<lb/>
Die Freund&#x017F;chaft konnte ihm daheim es nicht<lb/>
&#x017F;o bereiten.</p><lb/>
          <p>Nach und nach ho&#x0364;rte das Schneien auf,<lb/>
grimmiger bleibender Fro&#x017F;t folgte. Mond, Ster¬<lb/>
nenlicht, Meteore, brachten die Er&#x017F;cheinungen<lb/>
des vorigen Jahres abermal hervor. Guido,<lb/>
wohl vertraut mit den feindlichen Umgebungen<lb/>
wider&#x017F;tand ihnen vollkommen. Im Schlitten<lb/>
ging die gute Erwa&#x0364;rmung nicht ab, er hatte<lb/>
nicht nur Lebensmittel genug, &#x017F;ondern konnte<lb/>
auch damit wech&#x017F;eln. So harrte &#x017F;eine Sehn¬<lb/>
&#x017F;ucht der Mitte des Winters entgegen, und<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[332/0344] wieder ein, Guido war zu ſeinem Schlitten ge¬ kommen, und hatte auch dieſen fluͤchten koͤnnen, indem er ihn nur immer etwas aus dem letzten Schnee hervorzog. Er war vollgepackt mit Voͤ¬ geln, Eiern und Wurzeln, anderweitiger Vorrath davon in eine Hoͤhlung des Gletſchers, nahe an ſeiner Spitze, gebracht. Das duͤrre Gras ſtand in einer hohen Piramide. Gelinos Koͤrper fand er nicht mehr. Den Platz auf einer flachen Steppe, wohin ihn der Juͤngling neulich ſchaffte, hatte der Vulkan mit Schlacken und Lava uͤberdeckt, ohne Zweifel ihn ſo verzehrt. Ein erhaben Grab, in der That! Die Freundſchaft konnte ihm daheim es nicht ſo bereiten. Nach und nach hoͤrte das Schneien auf, grimmiger bleibender Froſt folgte. Mond, Ster¬ nenlicht, Meteore, brachten die Erſcheinungen des vorigen Jahres abermal hervor. Guido, wohl vertraut mit den feindlichen Umgebungen widerſtand ihnen vollkommen. Im Schlitten ging die gute Erwaͤrmung nicht ab, er hatte nicht nur Lebensmittel genug, ſondern konnte auch damit wechſeln. So harrte ſeine Sehn¬ ſucht der Mitte des Winters entgegen, und

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/voss_ini_1810
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/voss_ini_1810/344
Zitationshilfe: Voß, Julius von: Ini. Ein Roman aus dem ein und zwanzigsten Jahrhundert. Berlin, 1810, S. 332. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/voss_ini_1810/344>, abgerufen am 25.11.2024.