glücklicheren Sternen nieder. Endlich erblickte er Ini. Das Piedestal des Instruments, etwa zwanzig Schuh hoch, war aus hell durchsichtigen Glassäulen erbaut. Ein Maschinenwerk hob auf den Sitz. Dieser, wie auch die Laden und Blenden waren mit goldfarbigem dünnem Zeuge bedeckt und wolkenartig gestaltet. Ueber sie weg in gefälliger Rundung wölbten sich diese Zeuge. Die Saiten gewahrte das Auge in einiger Ent¬ fernung nicht, und so schien es, Ini schwebe ob dem Hügel auf einem Wolkenthron.
Eine Umgebung der Art müßte jede Schön¬ heit erhöhen, um wie mehr wenn erquickende Blumendüfte, und zaubervolle Harmonien be¬ stachen, um wie mehr wenn die wirklich hohe Schönheit mit dem Blick der Liebe angestaunt ward.
Guido erschrack freudig, da er um die letzte Krümmung des Rosenganges trat, und nun Ini ersah. Nieder mußte er anbetend sinken. Ihre Gestalt lag in so hoher Vollkommenheit in seiner Einbildung verwahrt, aber das erste Anschaun jetzt belehrte ihn von neuer Trefflichkeit.
Sie wandte bald das Auge nach ihm hin. Nicht konnte man diese Bewegung eben zufällig
gluͤcklicheren Sternen nieder. Endlich erblickte er Ini. Das Piedeſtal des Inſtruments, etwa zwanzig Schuh hoch, war aus hell durchſichtigen Glasſaͤulen erbaut. Ein Maſchinenwerk hob auf den Sitz. Dieſer, wie auch die Laden und Blenden waren mit goldfarbigem duͤnnem Zeuge bedeckt und wolkenartig geſtaltet. Ueber ſie weg in gefaͤlliger Rundung woͤlbten ſich dieſe Zeuge. Die Saiten gewahrte das Auge in einiger Ent¬ fernung nicht, und ſo ſchien es, Ini ſchwebe ob dem Huͤgel auf einem Wolkenthron.
Eine Umgebung der Art muͤßte jede Schoͤn¬ heit erhoͤhen, um wie mehr wenn erquickende Blumenduͤfte, und zaubervolle Harmonien be¬ ſtachen, um wie mehr wenn die wirklich hohe Schoͤnheit mit dem Blick der Liebe angeſtaunt ward.
Guido erſchrack freudig, da er um die letzte Kruͤmmung des Roſenganges trat, und nun Ini erſah. Nieder mußte er anbetend ſinken. Ihre Geſtalt lag in ſo hoher Vollkommenheit in ſeiner Einbildung verwahrt, aber das erſte Anſchaun jetzt belehrte ihn von neuer Trefflichkeit.
Sie wandte bald das Auge nach ihm hin. Nicht konnte man dieſe Bewegung eben zufaͤllig
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[18/0030]
gluͤcklicheren Sternen nieder. Endlich erblickte
er Ini. Das Piedeſtal des Inſtruments, etwa
zwanzig Schuh hoch, war aus hell durchſichtigen
Glasſaͤulen erbaut. Ein Maſchinenwerk hob auf
den Sitz. Dieſer, wie auch die Laden und
Blenden waren mit goldfarbigem duͤnnem Zeuge
bedeckt und wolkenartig geſtaltet. Ueber ſie weg
in gefaͤlliger Rundung woͤlbten ſich dieſe Zeuge.
Die Saiten gewahrte das Auge in einiger Ent¬
fernung nicht, und ſo ſchien es, Ini ſchwebe ob
dem Huͤgel auf einem Wolkenthron.
Eine Umgebung der Art muͤßte jede Schoͤn¬
heit erhoͤhen, um wie mehr wenn erquickende
Blumenduͤfte, und zaubervolle Harmonien be¬
ſtachen, um wie mehr wenn die wirklich hohe
Schoͤnheit mit dem Blick der Liebe angeſtaunt
ward.
Guido erſchrack freudig, da er um die letzte
Kruͤmmung des Roſenganges trat, und nun Ini
erſah. Nieder mußte er anbetend ſinken. Ihre
Geſtalt lag in ſo hoher Vollkommenheit in ſeiner
Einbildung verwahrt, aber das erſte Anſchaun
jetzt belehrte ihn von neuer Trefflichkeit.
Sie wandte bald das Auge nach ihm hin.
Nicht konnte man dieſe Bewegung eben zufaͤllig
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Voß, Julius von: Ini. Ein Roman aus dem ein und zwanzigsten Jahrhundert. Berlin, 1810, S. 18. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/voss_ini_1810/30>, abgerufen am 21.11.2024.
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