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Voß, Julius von: Ini. Ein Roman aus dem ein und zwanzigsten Jahrhundert. Berlin, 1810.

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Im zweiten Akt zeigte sich die Hölle. Un¬
geheure, weite, brennende Klüfte und Abgründe,
in deren Flammen gepeinigte Verdammte klag¬
ten. Die Fernsten erschienen ganz klein, doch
waren es lebende Wesen, wovon sich Guido durch
ein Sehrohr überzeugte. Wie ist dies möglich?
fragte er abermal.

Gelino antwortete: Das Opernhaus hat mit
großen Kosten ein tiefes Souterrain aushöhlen
lassen, was um so eher anging, da es auf der
Höhe des Montmartre liegt. Will man nun
weite Gebäude, oder Klüfte und Abgründe dar¬
stellen, wird das Haus durch jene Schrauben¬
werke in die Tiefe gesenkt, wo man sich nun der
unterirdischen Entfernungen bedienen kann. Wir
befinden uns jetzt unter der Erdfläche, die letzten
Gestalten sind einige Tausend Schuh von uns
entfernt.

Im dritten Akt sah man den Himmel Fremd¬
artige Farben, ungemein zarte Umrisse aller Ge¬
genstände wirkten mit bezaubernder Schönheit.
Ein anderer Mond, andere Sterne mit einer
tiefrührenden Idealität gezeichnet, blinkten da¬
her, was aber Guido am meisten in Verwun¬
derung setzte, war, daß ihre Strahlen durch

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Im zweiten Akt zeigte ſich die Hoͤlle. Un¬
geheure, weite, brennende Kluͤfte und Abgruͤnde,
in deren Flammen gepeinigte Verdammte klag¬
ten. Die Fernſten erſchienen ganz klein, doch
waren es lebende Weſen, wovon ſich Guido durch
ein Sehrohr uͤberzeugte. Wie iſt dies moͤglich?
fragte er abermal.

Gelino antwortete: Das Opernhaus hat mit
großen Koſten ein tiefes Souterrain aushoͤhlen
laſſen, was um ſo eher anging, da es auf der
Hoͤhe des Montmartre liegt. Will man nun
weite Gebaͤude, oder Kluͤfte und Abgruͤnde dar¬
ſtellen, wird das Haus durch jene Schrauben¬
werke in die Tiefe geſenkt, wo man ſich nun der
unterirdiſchen Entfernungen bedienen kann. Wir
befinden uns jetzt unter der Erdflaͤche, die letzten
Geſtalten ſind einige Tauſend Schuh von uns
entfernt.

Im dritten Akt ſah man den Himmel Fremd¬
artige Farben, ungemein zarte Umriſſe aller Ge¬
genſtaͤnde wirkten mit bezaubernder Schoͤnheit.
Ein anderer Mond, andere Sterne mit einer
tiefruͤhrenden Idealitaͤt gezeichnet, blinkten da¬
her, was aber Guido am meiſten in Verwun¬
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[257/0269] Im zweiten Akt zeigte ſich die Hoͤlle. Un¬ geheure, weite, brennende Kluͤfte und Abgruͤnde, in deren Flammen gepeinigte Verdammte klag¬ ten. Die Fernſten erſchienen ganz klein, doch waren es lebende Weſen, wovon ſich Guido durch ein Sehrohr uͤberzeugte. Wie iſt dies moͤglich? fragte er abermal. Gelino antwortete: Das Opernhaus hat mit großen Koſten ein tiefes Souterrain aushoͤhlen laſſen, was um ſo eher anging, da es auf der Hoͤhe des Montmartre liegt. Will man nun weite Gebaͤude, oder Kluͤfte und Abgruͤnde dar¬ ſtellen, wird das Haus durch jene Schrauben¬ werke in die Tiefe geſenkt, wo man ſich nun der unterirdiſchen Entfernungen bedienen kann. Wir befinden uns jetzt unter der Erdflaͤche, die letzten Geſtalten ſind einige Tauſend Schuh von uns entfernt. Im dritten Akt ſah man den Himmel Fremd¬ artige Farben, ungemein zarte Umriſſe aller Ge¬ genſtaͤnde wirkten mit bezaubernder Schoͤnheit. Ein anderer Mond, andere Sterne mit einer tiefruͤhrenden Idealitaͤt gezeichnet, blinkten da¬ her, was aber Guido am meiſten in Verwun¬ derung ſetzte, war, daß ihre Strahlen durch R

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Zitationshilfe: Voß, Julius von: Ini. Ein Roman aus dem ein und zwanzigsten Jahrhundert. Berlin, 1810, S. 257. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/voss_ini_1810/269>, abgerufen am 22.11.2024.