saal hier, den die Standbilder der neun altgrie¬ chischen Musen, zu Athen gefertigt, schmückten, und zum Personal des Pallastes gehörte zugleich das treffliche Orchester, was sich auf Verlangen des Miethers hören ließ. Eben so ein kleines Theater, mit Schauspieler und Schauspielerinnen. Ferner eine große Bibliothek, der einige Ge¬ lehrte vorstanden. Der Speisesaal war mit Sil¬ bergeschirren erfüllt, goldne Lampen hingen von den Decken nieder. Das Bad war den altrö¬ mischen ähnlich, welche die Kaiser Trajan oder Tiber anlegten. In der Küche bereitete man sich, wie einst bei Apicius, immer auf eine große Zahl von Gästen, doch viel schmackhafter noch als bei jenem waren die Speisen zugerichtet, was jetzt um so mehr anging, da die Küchen¬ chemie eine eigne weitläuftige Wissenschaft galt, über die Professoren, von Lehrlingen der Tafelkun¬ de gehört, lasen. Noch fand man im Hofe Wagen aller Art, einen Stall trefflicher Pferde, einen andern mit Adlern, und mehrere schöne Gon¬ deln, denn ein kleiner Kanalarm führte von dort nach dem Strome. Auch ein schönes Landhaus mit weitläuftigen Gärten gehörte noch zu die¬ sem Miethpallast. Allerdings gab man aber auch
ſaal hier, den die Standbilder der neun altgrie¬ chiſchen Muſen, zu Athen gefertigt, ſchmuͤckten, und zum Perſonal des Pallaſtes gehoͤrte zugleich das treffliche Orcheſter, was ſich auf Verlangen des Miethers hoͤren ließ. Eben ſo ein kleines Theater, mit Schauſpieler und Schauſpielerinnen. Ferner eine große Bibliothek, der einige Ge¬ lehrte vorſtanden. Der Speiſeſaal war mit Sil¬ bergeſchirren erfuͤllt, goldne Lampen hingen von den Decken nieder. Das Bad war den altroͤ¬ miſchen aͤhnlich, welche die Kaiſer Trajan oder Tiber anlegten. In der Kuͤche bereitete man ſich, wie einſt bei Apicius, immer auf eine große Zahl von Gaͤſten, doch viel ſchmackhafter noch als bei jenem waren die Speiſen zugerichtet, was jetzt um ſo mehr anging, da die Kuͤchen¬ chemie eine eigne weitlaͤuftige Wiſſenſchaft galt, uͤber die Profeſſoren, von Lehrlingen der Tafelkun¬ de gehoͤrt, laſen. Noch fand man im Hofe Wagen aller Art, einen Stall trefflicher Pferde, einen andern mit Adlern, und mehrere ſchoͤne Gon¬ deln, denn ein kleiner Kanalarm fuͤhrte von dort nach dem Strome. Auch ein ſchoͤnes Landhaus mit weitlaͤuftigen Gaͤrten gehoͤrte noch zu die¬ ſem Miethpallaſt. Allerdings gab man aber auch
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ſaal hier, den die Standbilder der neun altgrie¬
chiſchen Muſen, zu Athen gefertigt, ſchmuͤckten,
und zum Perſonal des Pallaſtes gehoͤrte zugleich
das treffliche Orcheſter, was ſich auf Verlangen
des Miethers hoͤren ließ. Eben ſo ein kleines
Theater, mit Schauſpieler und Schauſpielerinnen.
Ferner eine große Bibliothek, der einige Ge¬
lehrte vorſtanden. Der Speiſeſaal war mit Sil¬
bergeſchirren erfuͤllt, goldne Lampen hingen von
den Decken nieder. Das Bad war den altroͤ¬
miſchen aͤhnlich, welche die Kaiſer Trajan oder
Tiber anlegten. In der Kuͤche bereitete man
ſich, wie einſt bei Apicius, immer auf eine große
Zahl von Gaͤſten, doch viel ſchmackhafter noch
als bei jenem waren die Speiſen zugerichtet,
was jetzt um ſo mehr anging, da die Kuͤchen¬
chemie eine eigne weitlaͤuftige Wiſſenſchaft galt,
uͤber die Profeſſoren, von Lehrlingen der Tafelkun¬
de gehoͤrt, laſen. Noch fand man im Hofe Wagen
aller Art, einen Stall trefflicher Pferde, einen
andern mit Adlern, und mehrere ſchoͤne Gon¬
deln, denn ein kleiner Kanalarm fuͤhrte von dort
nach dem Strome. Auch ein ſchoͤnes Landhaus
mit weitlaͤuftigen Gaͤrten gehoͤrte noch zu die¬
ſem Miethpallaſt. Allerdings gab man aber auch
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Voß, Julius von: Ini. Ein Roman aus dem ein und zwanzigsten Jahrhundert. Berlin, 1810, S. 245. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/voss_ini_1810/257>, abgerufen am 25.11.2024.
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