Gekrönten Muster leihen dürfen. Deshalb prangt auch nicht allein hier sein Denkmal, sondern seine Reste wurden späterhin auch nach Rom ge¬ bracht. Du siehst seine Urne dort im Tempel der Unsterblichkeit. Hatte sein Volk sich zur Größe aufzuschwingen verstanden, wie sein Kö¬ nig, so ging vielleicht Europas schönere Ent¬ wickelung, von Friedrichs Monarchie aus.
An dem Marmorbilde einer Königin des Al¬ terthums, weilte der Jüngling bewundernd. Ge¬ lino unterrichtete ihn: Diese Huldin auf dem Throne, Luise genannt, sei die schönste Frau ihrer Zeit gewesen. Auch wäre die Vorliebe für ihre Gestalt hier so lebendig auf die Nachkommen über¬ gegangen, daß man sie in den Marientempeln, durch Künstler von Athen, noch immer nachah¬ men ließe.
Es befand sich auch ein Pantheon in dieser Stadt, wo die Bildnisse verdienter Männer in diesen Gegenden, aus neuer und älterer Zeit aufgehangen wurden. Man sahe hier Al¬ brecht, Waldemar, Luther, Copernikus, Gue¬ rike, Friedrich Wilhelm, Leibnitz, Kant, einen gewissen Rochow, einen gewissen B*** -- -- doch der Verfasser dieses Werkleins mag es nicht
Gekroͤnten Muſter leihen duͤrfen. Deshalb prangt auch nicht allein hier ſein Denkmal, ſondern ſeine Reſte wurden ſpaͤterhin auch nach Rom ge¬ bracht. Du ſiehſt ſeine Urne dort im Tempel der Unſterblichkeit. Hatte ſein Volk ſich zur Groͤße aufzuſchwingen verſtanden, wie ſein Koͤ¬ nig, ſo ging vielleicht Europas ſchoͤnere Ent¬ wickelung, von Friedrichs Monarchie aus.
An dem Marmorbilde einer Koͤnigin des Al¬ terthums, weilte der Juͤngling bewundernd. Ge¬ lino unterrichtete ihn: Dieſe Huldin auf dem Throne, Luiſe genannt, ſei die ſchoͤnſte Frau ihrer Zeit geweſen. Auch waͤre die Vorliebe fuͤr ihre Geſtalt hier ſo lebendig auf die Nachkommen uͤber¬ gegangen, daß man ſie in den Marientempeln, durch Kuͤnſtler von Athen, noch immer nachah¬ men ließe.
Es befand ſich auch ein Pantheon in dieſer Stadt, wo die Bildniſſe verdienter Maͤnner in dieſen Gegenden, aus neuer und aͤlterer Zeit aufgehangen wurden. Man ſahe hier Al¬ brecht, Waldemar, Luther, Copernikus, Gue¬ rike, Friedrich Wilhelm, Leibnitz, Kant, einen gewiſſen Rochow, einen gewiſſen B*** — — doch der Verfaſſer dieſes Werkleins mag es nicht
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Gekroͤnten Muſter leihen duͤrfen. Deshalb prangt
auch nicht allein hier ſein Denkmal, ſondern
ſeine Reſte wurden ſpaͤterhin auch nach Rom ge¬
bracht. Du ſiehſt ſeine Urne dort im Tempel
der Unſterblichkeit. Hatte ſein Volk ſich zur
Groͤße aufzuſchwingen verſtanden, wie ſein Koͤ¬
nig, ſo ging vielleicht Europas ſchoͤnere Ent¬
wickelung, von Friedrichs Monarchie aus.
An dem Marmorbilde einer Koͤnigin des Al¬
terthums, weilte der Juͤngling bewundernd. Ge¬
lino unterrichtete ihn: Dieſe Huldin auf dem
Throne, Luiſe genannt, ſei die ſchoͤnſte Frau ihrer
Zeit geweſen. Auch waͤre die Vorliebe fuͤr ihre
Geſtalt hier ſo lebendig auf die Nachkommen uͤber¬
gegangen, daß man ſie in den Marientempeln,
durch Kuͤnſtler von Athen, noch immer nachah¬
men ließe.
Es befand ſich auch ein Pantheon in dieſer
Stadt, wo die Bildniſſe verdienter Maͤnner in
dieſen Gegenden, aus neuer und aͤlterer Zeit
aufgehangen wurden. Man ſahe hier Al¬
brecht, Waldemar, Luther, Copernikus, Gue¬
rike, Friedrich Wilhelm, Leibnitz, Kant, einen
gewiſſen Rochow, einen gewiſſen B*** — —
doch der Verfaſſer dieſes Werkleins mag es nicht
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Voß, Julius von: Ini. Ein Roman aus dem ein und zwanzigsten Jahrhundert. Berlin, 1810, S. 216. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/voss_ini_1810/228>, abgerufen am 24.11.2024.
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