Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Voß, Julius von: Ini. Ein Roman aus dem ein und zwanzigsten Jahrhundert. Berlin, 1810.

Bild:
<< vorherige Seite

eben Bescheidenheit, was die Väter an dem Kö¬
nigsohn straften?

Allerdings, doch seine Geburt, sein Beruf,
die Jahre welche er vor dir voraus hat, leiteten
des Tribunals Urtheil. Du aber, den kein
Purpur erwartet, sollst mehr streben als wähnen
erstrebt zu haben.

Ich strebe fort, guter Lehrer, entgegnete der
Jüngling, aber ich weiß auch, daß ich schon er¬
strebte.

Dann ward er nachdenkend, und rief, in eini¬
gen Schmerz aufwallend: O es muß göttlich
sein, von einem Throne herab zu gebieten!

Beneide die Monarchen nicht, warnte Gelino,
schwer ist ihr Amt.

Leicht, leicht! schwärmte Guido. Darf ich
die Kräfte zusammenfassen, kann ich auch mäch¬
tig damit walten. Spannt mir nur Sonnen¬
rosse an den Wagen, ich will sie schon durch den
Aether lenken!

"Und doch läßt jene Mithe den Verwe¬
genen, der es unternahm, seinen Untergang
finden."

Ein Furchtsamer hat sie erdacht. An Phaetons

eben Beſcheidenheit, was die Vaͤter an dem Koͤ¬
nigſohn ſtraften?

Allerdings, doch ſeine Geburt, ſein Beruf,
die Jahre welche er vor dir voraus hat, leiteten
des Tribunals Urtheil. Du aber, den kein
Purpur erwartet, ſollſt mehr ſtreben als waͤhnen
erſtrebt zu haben.

Ich ſtrebe fort, guter Lehrer, entgegnete der
Juͤngling, aber ich weiß auch, daß ich ſchon er¬
ſtrebte.

Dann ward er nachdenkend, und rief, in eini¬
gen Schmerz aufwallend: O es muß goͤttlich
ſein, von einem Throne herab zu gebieten!

Beneide die Monarchen nicht, warnte Gelino,
ſchwer iſt ihr Amt.

Leicht, leicht! ſchwaͤrmte Guido. Darf ich
die Kraͤfte zuſammenfaſſen, kann ich auch maͤch¬
tig damit walten. Spannt mir nur Sonnen¬
roſſe an den Wagen, ich will ſie ſchon durch den
Aether lenken!

„Und doch laͤßt jene Mithe den Verwe¬
genen, der es unternahm, ſeinen Untergang
finden.“

Ein Furchtſamer hat ſie erdacht. An Phaetons

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0219" n="207"/>
eben Be&#x017F;cheidenheit, was die Va&#x0364;ter an dem Ko&#x0364;¬<lb/>
nig&#x017F;ohn &#x017F;traften?</p><lb/>
          <p>Allerdings, doch &#x017F;eine Geburt, &#x017F;ein Beruf,<lb/>
die Jahre welche er vor dir voraus hat, leiteten<lb/>
des Tribunals Urtheil. Du aber, den kein<lb/>
Purpur erwartet, &#x017F;oll&#x017F;t mehr &#x017F;treben als wa&#x0364;hnen<lb/>
er&#x017F;trebt zu haben.</p><lb/>
          <p>Ich &#x017F;trebe fort, guter Lehrer, entgegnete der<lb/>
Ju&#x0364;ngling, aber ich weiß auch, daß ich &#x017F;chon er¬<lb/>
&#x017F;trebte.</p><lb/>
          <p>Dann ward er nachdenkend, und rief, in eini¬<lb/>
gen Schmerz aufwallend: O es muß go&#x0364;ttlich<lb/>
&#x017F;ein, von einem Throne herab zu gebieten!</p><lb/>
          <p>Beneide die Monarchen nicht, warnte Gelino,<lb/>
&#x017F;chwer i&#x017F;t ihr Amt.</p><lb/>
          <p>Leicht, leicht! &#x017F;chwa&#x0364;rmte Guido. Darf ich<lb/>
die Kra&#x0364;fte zu&#x017F;ammenfa&#x017F;&#x017F;en, kann ich auch ma&#x0364;ch¬<lb/>
tig damit walten. Spannt mir nur Sonnen¬<lb/>
ro&#x017F;&#x017F;e an den Wagen, ich will &#x017F;ie &#x017F;chon durch den<lb/>
Aether lenken!</p><lb/>
          <p>&#x201E;Und doch la&#x0364;ßt jene Mithe den Verwe¬<lb/>
genen, der es unternahm, &#x017F;einen Untergang<lb/>
finden.&#x201C;</p><lb/>
          <p>Ein Furcht&#x017F;amer hat &#x017F;ie erdacht. An Phaetons<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[207/0219] eben Beſcheidenheit, was die Vaͤter an dem Koͤ¬ nigſohn ſtraften? Allerdings, doch ſeine Geburt, ſein Beruf, die Jahre welche er vor dir voraus hat, leiteten des Tribunals Urtheil. Du aber, den kein Purpur erwartet, ſollſt mehr ſtreben als waͤhnen erſtrebt zu haben. Ich ſtrebe fort, guter Lehrer, entgegnete der Juͤngling, aber ich weiß auch, daß ich ſchon er¬ ſtrebte. Dann ward er nachdenkend, und rief, in eini¬ gen Schmerz aufwallend: O es muß goͤttlich ſein, von einem Throne herab zu gebieten! Beneide die Monarchen nicht, warnte Gelino, ſchwer iſt ihr Amt. Leicht, leicht! ſchwaͤrmte Guido. Darf ich die Kraͤfte zuſammenfaſſen, kann ich auch maͤch¬ tig damit walten. Spannt mir nur Sonnen¬ roſſe an den Wagen, ich will ſie ſchon durch den Aether lenken! „Und doch laͤßt jene Mithe den Verwe¬ genen, der es unternahm, ſeinen Untergang finden.“ Ein Furchtſamer hat ſie erdacht. An Phaetons

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/voss_ini_1810
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/voss_ini_1810/219
Zitationshilfe: Voß, Julius von: Ini. Ein Roman aus dem ein und zwanzigsten Jahrhundert. Berlin, 1810, S. 207. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/voss_ini_1810/219>, abgerufen am 24.11.2024.