höchsten Freuden der Liebe bereitet. Darin ha¬ ben sich hier die Zeiten, gegen Ehedem, durchaus umgewandelt. Merke dir übrigens das lehrende Wort, Guido!
Dieser antwortete: Ich bedarf dessen nicht, Ini zeichnete es mir mit heiliger Schrift in den Busen.
Am andern Morgen hub Jener an: Du sollst hier einer Sitzung des ehrwürdigen Rathes, Bundesgericht von Europa genannt, beiwohnen, und hier überhaupt lernen, welche Bewandniß es mit unserer Verfassung hat.
Noch wenig hörtest du von den Königen in diesem Erdtheil, wenn wir schon einige mit ih¬ ren glanzvollen Umgebungen sahen. Dies ist aber ein großer Segen für die Menschheit. Im Alterthum war es ihre Sucht, von sich reden zu machen, und sie wählten das Verderben, über Fremde und Unterthanen gebracht, unter dem Namen Heldenthaten. Jetzt, einem schöneren Beruf hingegeben, muß es ihr Ehrgeiz sein, daß ihr Name wenig zur Sprache kömmt, denn so wird der Beweis, daß keine Noth über ihr Land hereinbricht, am besten geführt. Den Lohn für eine musterhafte Verwaltung empfangen sie
hoͤchſten Freuden der Liebe bereitet. Darin ha¬ ben ſich hier die Zeiten, gegen Ehedem, durchaus umgewandelt. Merke dir uͤbrigens das lehrende Wort, Guido!
Dieſer antwortete: Ich bedarf deſſen nicht, Ini zeichnete es mir mit heiliger Schrift in den Buſen.
Am andern Morgen hub Jener an: Du ſollſt hier einer Sitzung des ehrwuͤrdigen Rathes, Bundesgericht von Europa genannt, beiwohnen, und hier uͤberhaupt lernen, welche Bewandniß es mit unſerer Verfaſſung hat.
Noch wenig hoͤrteſt du von den Koͤnigen in dieſem Erdtheil, wenn wir ſchon einige mit ih¬ ren glanzvollen Umgebungen ſahen. Dies iſt aber ein großer Segen fuͤr die Menſchheit. Im Alterthum war es ihre Sucht, von ſich reden zu machen, und ſie waͤhlten das Verderben, uͤber Fremde und Unterthanen gebracht, unter dem Namen Heldenthaten. Jetzt, einem ſchoͤneren Beruf hingegeben, muß es ihr Ehrgeiz ſein, daß ihr Name wenig zur Sprache koͤmmt, denn ſo wird der Beweis, daß keine Noth uͤber ihr Land hereinbricht, am beſten gefuͤhrt. Den Lohn fuͤr eine muſterhafte Verwaltung empfangen ſie
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0192"n="180"/>
hoͤchſten Freuden der Liebe bereitet. Darin ha¬<lb/>
ben ſich hier die Zeiten, gegen Ehedem, durchaus<lb/>
umgewandelt. Merke dir uͤbrigens das lehrende<lb/>
Wort, Guido!</p><lb/><p>Dieſer antwortete: Ich bedarf deſſen nicht,<lb/>
Ini zeichnete es mir mit heiliger Schrift in<lb/>
den Buſen.</p><lb/><p>Am andern Morgen hub Jener an: Du ſollſt<lb/>
hier einer Sitzung des ehrwuͤrdigen Rathes,<lb/>
Bundesgericht von Europa genannt, beiwohnen,<lb/>
und hier uͤberhaupt lernen, welche Bewandniß<lb/>
es mit unſerer Verfaſſung hat.</p><lb/><p>Noch wenig hoͤrteſt du von den Koͤnigen in<lb/>
dieſem Erdtheil, wenn wir ſchon einige mit ih¬<lb/>
ren glanzvollen Umgebungen ſahen. Dies iſt<lb/>
aber ein großer Segen fuͤr die Menſchheit. Im<lb/>
Alterthum war es ihre Sucht, von ſich reden zu<lb/>
machen, und ſie waͤhlten das Verderben, uͤber<lb/>
Fremde und Unterthanen gebracht, unter dem<lb/>
Namen Heldenthaten. Jetzt, einem ſchoͤneren<lb/>
Beruf hingegeben, muß es ihr Ehrgeiz ſein,<lb/>
daß ihr Name wenig zur Sprache koͤmmt, denn<lb/>ſo wird der Beweis, daß keine Noth uͤber ihr<lb/>
Land hereinbricht, am beſten gefuͤhrt. Den Lohn<lb/>
fuͤr eine muſterhafte Verwaltung empfangen ſie<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[180/0192]
hoͤchſten Freuden der Liebe bereitet. Darin ha¬
ben ſich hier die Zeiten, gegen Ehedem, durchaus
umgewandelt. Merke dir uͤbrigens das lehrende
Wort, Guido!
Dieſer antwortete: Ich bedarf deſſen nicht,
Ini zeichnete es mir mit heiliger Schrift in
den Buſen.
Am andern Morgen hub Jener an: Du ſollſt
hier einer Sitzung des ehrwuͤrdigen Rathes,
Bundesgericht von Europa genannt, beiwohnen,
und hier uͤberhaupt lernen, welche Bewandniß
es mit unſerer Verfaſſung hat.
Noch wenig hoͤrteſt du von den Koͤnigen in
dieſem Erdtheil, wenn wir ſchon einige mit ih¬
ren glanzvollen Umgebungen ſahen. Dies iſt
aber ein großer Segen fuͤr die Menſchheit. Im
Alterthum war es ihre Sucht, von ſich reden zu
machen, und ſie waͤhlten das Verderben, uͤber
Fremde und Unterthanen gebracht, unter dem
Namen Heldenthaten. Jetzt, einem ſchoͤneren
Beruf hingegeben, muß es ihr Ehrgeiz ſein,
daß ihr Name wenig zur Sprache koͤmmt, denn
ſo wird der Beweis, daß keine Noth uͤber ihr
Land hereinbricht, am beſten gefuͤhrt. Den Lohn
fuͤr eine muſterhafte Verwaltung empfangen ſie
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Voß, Julius von: Ini. Ein Roman aus dem ein und zwanzigsten Jahrhundert. Berlin, 1810, S. 180. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/voss_ini_1810/192>, abgerufen am 23.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.