leuchtender Kugeln über den Häusern schwebend erschienen. Nun erklärte sich das. Man erleuch¬ tete nehmlich die langen graden Straßen mit doppelten Hohlspiegeln von beträchtlichem Um¬ fang, auf hohe Säulen gestellt. Vor ihnen brannte eine kunstreiche, durch Luftzüge ver¬ stärkte Flamme, deren Licht aber, mittelst einer an¬ gelaufenen Kristallscheibe, sanfter erschien, so daß das Ganze den Vollmond um so täuschender nachahmte, als seine Karte auf die Scheibe ge¬ zeichnet war. Die Wirkung glich eben so, und ein traulich Silberlicht goß seine Schimmer in die Straßen und Plätze nieder. In der Mitte der Länge einer jeden Straße, brannte ein solcher Hohlspiegel, für die Erleuchtung nach beiden Seiten genug, doch so, daß man sich mit seiner Größ enach der der Straße richtete. Am Abend gab dies Heer von Monden der Stadt von Außen ein sonderbar liebliches Ansehn.
Sie stiegen in einem bedeutenden Gasthofe ab. Nachdem jedem von ihnen ein Badezimmer angewiesen worden, erfrischten sie sich in silber¬ nen mit Rosenwasser gefüllten Wannen. Hier¬ auf trugen wohlgekleidete Diener das Mahl zur Nacht auf. Es bestand unter andern aus Kalb¬
leuchtender Kugeln uͤber den Haͤuſern ſchwebend erſchienen. Nun erklaͤrte ſich das. Man erleuch¬ tete nehmlich die langen graden Straßen mit doppelten Hohlſpiegeln von betraͤchtlichem Um¬ fang, auf hohe Saͤulen geſtellt. Vor ihnen brannte eine kunſtreiche, durch Luftzuͤge ver¬ ſtaͤrkte Flamme, deren Licht aber, mittelſt einer an¬ gelaufenen Kriſtallſcheibe, ſanfter erſchien, ſo daß das Ganze den Vollmond um ſo taͤuſchender nachahmte, als ſeine Karte auf die Scheibe ge¬ zeichnet war. Die Wirkung glich eben ſo, und ein traulich Silberlicht goß ſeine Schimmer in die Straßen und Plaͤtze nieder. In der Mitte der Laͤnge einer jeden Straße, brannte ein ſolcher Hohlſpiegel, fuͤr die Erleuchtung nach beiden Seiten genug, doch ſo, daß man ſich mit ſeiner Groͤß enach der der Straße richtete. Am Abend gab dies Heer von Monden der Stadt von Außen ein ſonderbar liebliches Anſehn.
Sie ſtiegen in einem bedeutenden Gaſthofe ab. Nachdem jedem von ihnen ein Badezimmer angewieſen worden, erfriſchten ſie ſich in ſilber¬ nen mit Roſenwaſſer gefuͤllten Wannen. Hier¬ auf trugen wohlgekleidete Diener das Mahl zur Nacht auf. Es beſtand unter andern aus Kalb¬
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leuchtender Kugeln uͤber den Haͤuſern ſchwebend
erſchienen. Nun erklaͤrte ſich das. Man erleuch¬
tete nehmlich die langen graden Straßen mit
doppelten Hohlſpiegeln von betraͤchtlichem Um¬
fang, auf hohe Saͤulen geſtellt. Vor ihnen
brannte eine kunſtreiche, durch Luftzuͤge ver¬
ſtaͤrkte Flamme, deren Licht aber, mittelſt einer an¬
gelaufenen Kriſtallſcheibe, ſanfter erſchien, ſo daß
das Ganze den Vollmond um ſo taͤuſchender
nachahmte, als ſeine Karte auf die Scheibe ge¬
zeichnet war. Die Wirkung glich eben ſo, und ein
traulich Silberlicht goß ſeine Schimmer in die
Straßen und Plaͤtze nieder. In der Mitte der
Laͤnge einer jeden Straße, brannte ein ſolcher
Hohlſpiegel, fuͤr die Erleuchtung nach beiden
Seiten genug, doch ſo, daß man ſich mit ſeiner
Groͤß enach der der Straße richtete. Am Abend
gab dies Heer von Monden der Stadt von Außen
ein ſonderbar liebliches Anſehn.
Sie ſtiegen in einem bedeutenden Gaſthofe
ab. Nachdem jedem von ihnen ein Badezimmer
angewieſen worden, erfriſchten ſie ſich in ſilber¬
nen mit Roſenwaſſer gefuͤllten Wannen. Hier¬
auf trugen wohlgekleidete Diener das Mahl zur
Nacht auf. Es beſtand unter andern aus Kalb¬
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Voß, Julius von: Ini. Ein Roman aus dem ein und zwanzigsten Jahrhundert. Berlin, 1810, S. 178. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/voss_ini_1810/190>, abgerufen am 24.11.2024.
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