Pulversprengungen und die neuerfundenen me¬ chanischen Hebewerkzeuge, mit welchen die Grund¬ erde leicht aus der Tiefe zu winden ist, und man die Ströme gegen Versandung und Seichtigkeit schützt, wären solche Arbeiten unmöglich gewe¬ sen; mit ihnen kam es nur auf Geld und em¬ sige Hände an, die nicht mehr fehlten, als mit der Bevölkerung aller Kunstfleiß mächtig heran¬ wuchs. Auch wurde der Elbstrom, bis gegen die Böhmischen Gebirge, ausgetieft, und eine große Zahl geräumiger Schiffe, führte aus den dort, lebhafter als je bearbeiteten Steinbrüchen, die Quadern, womit des Kanals Seitenwände ein¬ gefaßt wurden. Die aus dem Hafen gewonnene Erde diente nun, jene erhabene Bergkette auf¬ zuthürmen. Ist ihre Höhe, gegen Urgebirge gehalten, freilich nicht von großem Belang, so ist sie es doch scheinbar, da sie sich aus der Ebene erhebt.
Indem, nach dreißig mühevollen Jahren, diese Werke ihre Vollendung sahen, meinten die Zeit¬ genossen, sie wären immerhin, an Arbeit, mit den Piramiden von Egipten zu vergleichen, über¬ träfen sich jedoch weit an Nutzen. Sie hatten Recht: wer staunte nicht sie erblickend, und wie
es
Pulverſprengungen und die neuerfundenen me¬ chaniſchen Hebewerkzeuge, mit welchen die Grund¬ erde leicht aus der Tiefe zu winden iſt, und man die Stroͤme gegen Verſandung und Seichtigkeit ſchuͤtzt, waͤren ſolche Arbeiten unmoͤglich gewe¬ ſen; mit ihnen kam es nur auf Geld und em¬ ſige Haͤnde an, die nicht mehr fehlten, als mit der Bevoͤlkerung aller Kunſtfleiß maͤchtig heran¬ wuchs. Auch wurde der Elbſtrom, bis gegen die Boͤhmiſchen Gebirge, ausgetieft, und eine große Zahl geraͤumiger Schiffe, fuͤhrte aus den dort, lebhafter als je bearbeiteten Steinbruͤchen, die Quadern, womit des Kanals Seitenwaͤnde ein¬ gefaßt wurden. Die aus dem Hafen gewonnene Erde diente nun, jene erhabene Bergkette auf¬ zuthuͤrmen. Iſt ihre Hoͤhe, gegen Urgebirge gehalten, freilich nicht von großem Belang, ſo iſt ſie es doch ſcheinbar, da ſie ſich aus der Ebene erhebt.
Indem, nach dreißig muͤhevollen Jahren, dieſe Werke ihre Vollendung ſahen, meinten die Zeit¬ genoſſen, ſie waͤren immerhin, an Arbeit, mit den Piramiden von Egipten zu vergleichen, uͤber¬ traͤfen ſich jedoch weit an Nutzen. Sie hatten Recht: wer ſtaunte nicht ſie erblickend, und wie
es
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0188"n="176"/>
Pulverſprengungen und die neuerfundenen me¬<lb/>
chaniſchen Hebewerkzeuge, mit welchen die Grund¬<lb/>
erde leicht aus der Tiefe zu winden iſt, und man<lb/>
die Stroͤme gegen Verſandung und Seichtigkeit<lb/>ſchuͤtzt, waͤren ſolche Arbeiten unmoͤglich gewe¬<lb/>ſen; mit ihnen kam es nur auf Geld und em¬<lb/>ſige Haͤnde an, die nicht mehr fehlten, als mit<lb/>
der Bevoͤlkerung aller Kunſtfleiß maͤchtig heran¬<lb/>
wuchs. Auch wurde der Elbſtrom, bis gegen die<lb/>
Boͤhmiſchen Gebirge, ausgetieft, und eine große<lb/>
Zahl geraͤumiger Schiffe, fuͤhrte aus den dort,<lb/>
lebhafter als je bearbeiteten Steinbruͤchen, die<lb/>
Quadern, womit des Kanals Seitenwaͤnde ein¬<lb/>
gefaßt wurden. Die aus dem Hafen gewonnene<lb/>
Erde diente nun, jene erhabene Bergkette auf¬<lb/>
zuthuͤrmen. Iſt ihre Hoͤhe, gegen Urgebirge<lb/>
gehalten, freilich nicht von großem Belang, ſo<lb/>
iſt ſie es doch ſcheinbar, da ſie ſich aus der<lb/>
Ebene erhebt.</p><lb/><p>Indem, nach dreißig muͤhevollen Jahren, dieſe<lb/>
Werke ihre Vollendung ſahen, meinten die Zeit¬<lb/>
genoſſen, ſie waͤren immerhin, an Arbeit, mit<lb/>
den Piramiden von Egipten zu vergleichen, uͤber¬<lb/>
traͤfen ſich jedoch weit an Nutzen. Sie hatten<lb/>
Recht: wer ſtaunte nicht ſie erblickend, und wie<lb/><fwplace="bottom"type="catch">es<lb/></fw></p></div></div></body></text></TEI>
[176/0188]
Pulverſprengungen und die neuerfundenen me¬
chaniſchen Hebewerkzeuge, mit welchen die Grund¬
erde leicht aus der Tiefe zu winden iſt, und man
die Stroͤme gegen Verſandung und Seichtigkeit
ſchuͤtzt, waͤren ſolche Arbeiten unmoͤglich gewe¬
ſen; mit ihnen kam es nur auf Geld und em¬
ſige Haͤnde an, die nicht mehr fehlten, als mit
der Bevoͤlkerung aller Kunſtfleiß maͤchtig heran¬
wuchs. Auch wurde der Elbſtrom, bis gegen die
Boͤhmiſchen Gebirge, ausgetieft, und eine große
Zahl geraͤumiger Schiffe, fuͤhrte aus den dort,
lebhafter als je bearbeiteten Steinbruͤchen, die
Quadern, womit des Kanals Seitenwaͤnde ein¬
gefaßt wurden. Die aus dem Hafen gewonnene
Erde diente nun, jene erhabene Bergkette auf¬
zuthuͤrmen. Iſt ihre Hoͤhe, gegen Urgebirge
gehalten, freilich nicht von großem Belang, ſo
iſt ſie es doch ſcheinbar, da ſie ſich aus der
Ebene erhebt.
Indem, nach dreißig muͤhevollen Jahren, dieſe
Werke ihre Vollendung ſahen, meinten die Zeit¬
genoſſen, ſie waͤren immerhin, an Arbeit, mit
den Piramiden von Egipten zu vergleichen, uͤber¬
traͤfen ſich jedoch weit an Nutzen. Sie hatten
Recht: wer ſtaunte nicht ſie erblickend, und wie
es
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Voß, Julius von: Ini. Ein Roman aus dem ein und zwanzigsten Jahrhundert. Berlin, 1810, S. 176. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/voss_ini_1810/188>, abgerufen am 24.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.