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Voß, Julius von: Ini. Ein Roman aus dem ein und zwanzigsten Jahrhundert. Berlin, 1810.

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Nach viel erworbnem Unterricht, durch Ge¬
linos Lehren und eigne Anschauung, wurde des
Jünglings Reise fortgesetzt. Er wandte sich nach
Teutonien, wo das platte Land ihn noch weit
mehr in Erstaunen setzte. Er sah hier keine
Dörfer mehr, sondern nur die in einander flie¬
ßenden Vorstädte weitläuftiger Orte. Gelino er¬
klärte ihm die Erscheinung einer so großen Le¬
bensfülle in folgender Art:

Das Klima in diesem Lande ist weit milder
geworden, seitdem unnütze Kriege, verderbliche
Immoralität und Krankheiten, gegen welche die
unvollkommene Heilkunde wenig vermochte, nicht
mehr die Zunahme seiner Bevölkerung hemmen.
Mit ihrem Anwuchs veredelte sich der Boden
wovon eine mildere Luft immer die Folge ist.
Der Mais- und Reisbau sahen hier schon lange
erwünschten Fortgang, und zwei Ernten sind
gewöhnlich. Wenige Morgen nähren eine Fami¬
lie bequem, und werfen noch einen Ueberfluß ab,
von dessen Verkauf, sie nicht erzeugte Nothwen¬
digkeiten anschaffen kann. Das in dem, vor¬
trefflich zubereiteten, Boden durch Maschinen ge¬
pflanzte Wintergetraide, gelangt um die Mitte
des Junius schon zur Reife, und lohnt meistens

Nach viel erworbnem Unterricht, durch Ge¬
linos Lehren und eigne Anſchauung, wurde des
Juͤnglings Reiſe fortgeſetzt. Er wandte ſich nach
Teutonien, wo das platte Land ihn noch weit
mehr in Erſtaunen ſetzte. Er ſah hier keine
Doͤrfer mehr, ſondern nur die in einander flie¬
ßenden Vorſtaͤdte weitlaͤuftiger Orte. Gelino er¬
klaͤrte ihm die Erſcheinung einer ſo großen Le¬
bensfuͤlle in folgender Art:

Das Klima in dieſem Lande iſt weit milder
geworden, ſeitdem unnuͤtze Kriege, verderbliche
Immoralitaͤt und Krankheiten, gegen welche die
unvollkommene Heilkunde wenig vermochte, nicht
mehr die Zunahme ſeiner Bevoͤlkerung hemmen.
Mit ihrem Anwuchs veredelte ſich der Boden
wovon eine mildere Luft immer die Folge iſt.
Der Mais- und Reisbau ſahen hier ſchon lange
erwuͤnſchten Fortgang, und zwei Ernten ſind
gewoͤhnlich. Wenige Morgen naͤhren eine Fami¬
lie bequem, und werfen noch einen Ueberfluß ab,
von deſſen Verkauf, ſie nicht erzeugte Nothwen¬
digkeiten anſchaffen kann. Das in dem, vor¬
trefflich zubereiteten, Boden durch Maſchinen ge¬
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[164/0176] Nach viel erworbnem Unterricht, durch Ge¬ linos Lehren und eigne Anſchauung, wurde des Juͤnglings Reiſe fortgeſetzt. Er wandte ſich nach Teutonien, wo das platte Land ihn noch weit mehr in Erſtaunen ſetzte. Er ſah hier keine Doͤrfer mehr, ſondern nur die in einander flie¬ ßenden Vorſtaͤdte weitlaͤuftiger Orte. Gelino er¬ klaͤrte ihm die Erſcheinung einer ſo großen Le¬ bensfuͤlle in folgender Art: Das Klima in dieſem Lande iſt weit milder geworden, ſeitdem unnuͤtze Kriege, verderbliche Immoralitaͤt und Krankheiten, gegen welche die unvollkommene Heilkunde wenig vermochte, nicht mehr die Zunahme ſeiner Bevoͤlkerung hemmen. Mit ihrem Anwuchs veredelte ſich der Boden wovon eine mildere Luft immer die Folge iſt. Der Mais- und Reisbau ſahen hier ſchon lange erwuͤnſchten Fortgang, und zwei Ernten ſind gewoͤhnlich. Wenige Morgen naͤhren eine Fami¬ lie bequem, und werfen noch einen Ueberfluß ab, von deſſen Verkauf, ſie nicht erzeugte Nothwen¬ digkeiten anſchaffen kann. Das in dem, vor¬ trefflich zubereiteten, Boden durch Maſchinen ge¬ pflanzte Wintergetraide‚ gelangt um die Mitte des Junius ſchon zur Reife, und lohnt meiſtens

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Zitationshilfe: Voß, Julius von: Ini. Ein Roman aus dem ein und zwanzigsten Jahrhundert. Berlin, 1810, S. 164. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/voss_ini_1810/176>, abgerufen am 24.11.2024.