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Voß, Julius von: Ini. Ein Roman aus dem ein und zwanzigsten Jahrhundert. Berlin, 1810.

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Diese Akademie gab auch bisweilen der Stadt
Petersburg ein ganz eigenthümliches Fest, und
gemeinhin in den längsten Nächten, wenn kein
Mond schien. Sie hüllte sie dann nämlich in
ein künstliches Nordlicht, was eine ganz zaube¬
rische Wirkung hervorbrachte. Denn die Ge¬
setze dieser Meteore, lange ein Geheimniß, wa¬
ren ergründet worden, und man brachte die Ma¬
terie beliebig hervor, was jedoch nur in diesen
Gegenden, und bei einem gewissen Kältegrad
anging.

Es herrschte hier ein Nachkömmling der Ro¬
manow, denn jenes Haus, da es sich erobernd
gegen den Orient gewandt hatte, wollte doch
nicht ganz die Vatererde aufgeben, wo einst
Peters schöpferischer Genius das erste Licht bes¬
serer Aufklärung anzündete. Auch sah man Pe¬
ters Standbild, einst von der genievollen nordi¬
schen Semiramis erhöht, noch wohlerhalten und
vielgeehrt an der alten Stelle.

Nach Genüssen und Belehrungen mannich¬
facher Art, wandten sich unsere Reisenden nach
dem ehmaligen Polen, wo sie gegen den Früh¬
ling ankamen.

Gelino sagte: Dies Land war vor einigen

Dieſe Akademie gab auch bisweilen der Stadt
Petersburg ein ganz eigenthuͤmliches Feſt, und
gemeinhin in den laͤngſten Naͤchten, wenn kein
Mond ſchien. Sie huͤllte ſie dann naͤmlich in
ein kuͤnſtliches Nordlicht, was eine ganz zaube¬
riſche Wirkung hervorbrachte. Denn die Ge¬
ſetze dieſer Meteore, lange ein Geheimniß, wa¬
ren ergruͤndet worden, und man brachte die Ma¬
terie beliebig hervor, was jedoch nur in dieſen
Gegenden, und bei einem gewiſſen Kaͤltegrad
anging.

Es herrſchte hier ein Nachkoͤmmling der Ro¬
manow, denn jenes Haus, da es ſich erobernd
gegen den Orient gewandt hatte, wollte doch
nicht ganz die Vatererde aufgeben, wo einſt
Peters ſchoͤpferiſcher Genius das erſte Licht beſ¬
ſerer Aufklaͤrung anzuͤndete. Auch ſah man Pe¬
ters Standbild, einſt von der genievollen nordi¬
ſchen Semiramis erhoͤht, noch wohlerhalten und
vielgeehrt an der alten Stelle.

Nach Genuͤſſen und Belehrungen mannich¬
facher Art, wandten ſich unſere Reiſenden nach
dem ehmaligen Polen, wo ſie gegen den Fruͤh¬
ling ankamen.

Gelino ſagte: Dies Land war vor einigen

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[143/0155] Dieſe Akademie gab auch bisweilen der Stadt Petersburg ein ganz eigenthuͤmliches Feſt, und gemeinhin in den laͤngſten Naͤchten, wenn kein Mond ſchien. Sie huͤllte ſie dann naͤmlich in ein kuͤnſtliches Nordlicht, was eine ganz zaube¬ riſche Wirkung hervorbrachte. Denn die Ge¬ ſetze dieſer Meteore, lange ein Geheimniß, wa¬ ren ergruͤndet worden, und man brachte die Ma¬ terie beliebig hervor, was jedoch nur in dieſen Gegenden, und bei einem gewiſſen Kaͤltegrad anging. Es herrſchte hier ein Nachkoͤmmling der Ro¬ manow, denn jenes Haus, da es ſich erobernd gegen den Orient gewandt hatte, wollte doch nicht ganz die Vatererde aufgeben, wo einſt Peters ſchoͤpferiſcher Genius das erſte Licht beſ¬ ſerer Aufklaͤrung anzuͤndete. Auch ſah man Pe¬ ters Standbild, einſt von der genievollen nordi¬ ſchen Semiramis erhoͤht, noch wohlerhalten und vielgeehrt an der alten Stelle. Nach Genuͤſſen und Belehrungen mannich¬ facher Art, wandten ſich unſere Reiſenden nach dem ehmaligen Polen, wo ſie gegen den Fruͤh¬ ling ankamen. Gelino ſagte: Dies Land war vor einigen

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Zitationshilfe: Voß, Julius von: Ini. Ein Roman aus dem ein und zwanzigsten Jahrhundert. Berlin, 1810, S. 143. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/voss_ini_1810/155>, abgerufen am 25.11.2024.