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Voß, Julius von: Ini. Ein Roman aus dem ein und zwanzigsten Jahrhundert. Berlin, 1810.

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nach Sizilien zu senden, daneben die Aufschrift,
an Ini.

Diese empfing nun durch die Eilpost jene
Gegenstände. Gleich schmeichelhaft für Geliebte
und Geliebten.

Sie wußte, daß er sich jetzt in Petersburg
befand, und schrieb ihm, jenen Brief zugleich
beantwortend:

"Gern seh ich dich in der Heldenreihe, doch
mehr noch würde es mich erfreuen, wenn du
beitragen könntest, daß die Menschheit den un¬
seligen, ihre Natur entehrenden, Krieg verbannte.
Ein Ehrenzeichen liegt für dich hier, ich sende
es nicht, hoffend, du werdest zu edel denken,
es zu tragen. Es ist noch ein Rest alter Bar¬
barei, wenn man solche Zeichen ausgiebt, meine
ich immer. Traurig wenn das Vaterland ge¬
bieten muß, Blut zu vergeuden. Wer die schreck¬
liche Pflicht übte, ihm zu gehorchen, wozu soll
er noch ausgezeichnet sein, daß sein Anblick
durch eine schauderhafte Erinnerung empöre.
Verheimlichen, tief verheimlichen, sollte unsre
Zeit die unglücklichen Heldenthaten. Glaube auch,
nur der reinste Menschensinn kann deine Schön¬
heit vollenden."

nach Sizilien zu ſenden, daneben die Aufſchrift,
an Ini.

Dieſe empfing nun durch die Eilpoſt jene
Gegenſtaͤnde. Gleich ſchmeichelhaft fuͤr Geliebte
und Geliebten.

Sie wußte, daß er ſich jetzt in Petersburg
befand, und ſchrieb ihm, jenen Brief zugleich
beantwortend:

„Gern ſeh ich dich in der Heldenreihe, doch
mehr noch wuͤrde es mich erfreuen, wenn du
beitragen koͤnnteſt, daß die Menſchheit den un¬
ſeligen, ihre Natur entehrenden, Krieg verbannte.
Ein Ehrenzeichen liegt fuͤr dich hier, ich ſende
es nicht, hoffend, du werdeſt zu edel denken,
es zu tragen. Es iſt noch ein Reſt alter Bar¬
barei, wenn man ſolche Zeichen ausgiebt, meine
ich immer. Traurig wenn das Vaterland ge¬
bieten muß, Blut zu vergeuden. Wer die ſchreck¬
liche Pflicht uͤbte, ihm zu gehorchen, wozu ſoll
er noch ausgezeichnet ſein, daß ſein Anblick
durch eine ſchauderhafte Erinnerung empoͤre.
Verheimlichen, tief verheimlichen, ſollte unſre
Zeit die ungluͤcklichen Heldenthaten. Glaube auch,
nur der reinſte Menſchenſinn kann deine Schoͤn¬
heit vollenden.“

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[138/0150] nach Sizilien zu ſenden, daneben die Aufſchrift, an Ini. Dieſe empfing nun durch die Eilpoſt jene Gegenſtaͤnde. Gleich ſchmeichelhaft fuͤr Geliebte und Geliebten. Sie wußte, daß er ſich jetzt in Petersburg befand, und ſchrieb ihm, jenen Brief zugleich beantwortend: „Gern ſeh ich dich in der Heldenreihe, doch mehr noch wuͤrde es mich erfreuen, wenn du beitragen koͤnnteſt, daß die Menſchheit den un¬ ſeligen, ihre Natur entehrenden, Krieg verbannte. Ein Ehrenzeichen liegt fuͤr dich hier, ich ſende es nicht, hoffend, du werdeſt zu edel denken, es zu tragen. Es iſt noch ein Reſt alter Bar¬ barei, wenn man ſolche Zeichen ausgiebt, meine ich immer. Traurig wenn das Vaterland ge¬ bieten muß, Blut zu vergeuden. Wer die ſchreck¬ liche Pflicht uͤbte, ihm zu gehorchen, wozu ſoll er noch ausgezeichnet ſein, daß ſein Anblick durch eine ſchauderhafte Erinnerung empoͤre. Verheimlichen, tief verheimlichen, ſollte unſre Zeit die ungluͤcklichen Heldenthaten. Glaube auch, nur der reinſte Menſchenſinn kann deine Schoͤn¬ heit vollenden.“

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Zitationshilfe: Voß, Julius von: Ini. Ein Roman aus dem ein und zwanzigsten Jahrhundert. Berlin, 1810, S. 138. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/voss_ini_1810/150>, abgerufen am 24.11.2024.