ten die rauhe Fußbekleidung von Schnee, und säuberten des Ankömmlings Locken. Im andern Saale fand man den Pelz beschwerlich, und gab ihn ab. In der Gallerie wehten milde Sommer¬ lüfte, das Auge blickte froh durch die Fenster hinaus auf liebliche Grüne, auf Veilchen, Jon¬ quillen und Rosen.
Ein angenehmes Parterre bot sich im Halb¬ rund dar, reich an Florens Pracht, mit holdem Duft labend, begränzt durch dunkle Katalpen¬ büsche, aus denen reizende Marmorgebilde winkten.
Selige Ueberraschung! Frohes Athmen, süße Wandlung durch den kleinen Platanenhain, an silberhellen Bächen hin, über beblümte Hügel, wo sich hinter Teichen weite Aussichten in rei¬ zende Gebirglandschaften öffneten. Der Stau¬ nende, nicht vertraut mit des kleinen Paradie¬ ses Kunst, begriff nicht, was er sah, und rief die Fabeln der Wohnsitze mithischer Zauberinnen und Hesperidengärten in die Erinnerung.
Der kurze Tag entfloh bald; wer vermogte sich von dem Heiligthume zu trennen? Im Dämmerlichte gewannen die mannichfachen Schön¬ heiten erhöhten Reitz, Nachtigallen flöteten aus
ten die rauhe Fußbekleidung von Schnee, und ſaͤuberten des Ankoͤmmlings Locken. Im andern Saale fand man den Pelz beſchwerlich, und gab ihn ab. In der Gallerie wehten milde Sommer¬ luͤfte, das Auge blickte froh durch die Fenſter hinaus auf liebliche Gruͤne, auf Veilchen, Jon¬ quillen und Roſen.
Ein angenehmes Parterre bot ſich im Halb¬ rund dar, reich an Florens Pracht, mit holdem Duft labend, begraͤnzt durch dunkle Katalpen¬ buͤſche, aus denen reizende Marmorgebilde winkten.
Selige Ueberraſchung! Frohes Athmen, ſuͤße Wandlung durch den kleinen Platanenhain, an ſilberhellen Baͤchen hin, uͤber bebluͤmte Huͤgel, wo ſich hinter Teichen weite Ausſichten in rei¬ zende Gebirglandſchaften oͤffneten. Der Stau¬ nende, nicht vertraut mit des kleinen Paradie¬ ſes Kunſt, begriff nicht, was er ſah, und rief die Fabeln der Wohnſitze mithiſcher Zauberinnen und Hesperidengaͤrten in die Erinnerung.
Der kurze Tag entfloh bald; wer vermogte ſich von dem Heiligthume zu trennen? Im Daͤmmerlichte gewannen die mannichfachen Schoͤn¬ heiten erhoͤhten Reitz, Nachtigallen floͤteten aus
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ten die rauhe Fußbekleidung von Schnee, und
ſaͤuberten des Ankoͤmmlings Locken. Im andern
Saale fand man den Pelz beſchwerlich, und gab
ihn ab. In der Gallerie wehten milde Sommer¬
luͤfte, das Auge blickte froh durch die Fenſter
hinaus auf liebliche Gruͤne, auf Veilchen, Jon¬
quillen und Roſen.
Ein angenehmes Parterre bot ſich im Halb¬
rund dar, reich an Florens Pracht, mit holdem
Duft labend, begraͤnzt durch dunkle Katalpen¬
buͤſche, aus denen reizende Marmorgebilde
winkten.
Selige Ueberraſchung! Frohes Athmen, ſuͤße
Wandlung durch den kleinen Platanenhain, an
ſilberhellen Baͤchen hin, uͤber bebluͤmte Huͤgel,
wo ſich hinter Teichen weite Ausſichten in rei¬
zende Gebirglandſchaften oͤffneten. Der Stau¬
nende, nicht vertraut mit des kleinen Paradie¬
ſes Kunſt, begriff nicht, was er ſah, und rief
die Fabeln der Wohnſitze mithiſcher Zauberinnen
und Hesperidengaͤrten in die Erinnerung.
Der kurze Tag entfloh bald; wer vermogte
ſich von dem Heiligthume zu trennen? Im
Daͤmmerlichte gewannen die mannichfachen Schoͤn¬
heiten erhoͤhten Reitz, Nachtigallen floͤteten aus
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Voß, Julius von: Ini. Ein Roman aus dem ein und zwanzigsten Jahrhundert. Berlin, 1810, S. 135. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/voss_ini_1810/147>, abgerufen am 24.11.2024.
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