Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Voß, Julius von: Ini. Ein Roman aus dem ein und zwanzigsten Jahrhundert. Berlin, 1810.

Bild:
<< vorherige Seite

einigemal einen kleinen Anstoß gespürt. Sonst
glitten wir in den drei Tagen sanft über den
Schnee hieher.

Guido freute sich hoch. Ich gestehe, sagte
er, wie mir vor dieser Reise ein wenig bangte.
Durch die Luft, fürchtete ich, würde es dir zu
kalt sein, und wie ein Wagen eine Bahn in
der starren Winterdecke finden werde, konnte ich
nicht begreifen.

Sie besahen nun die schöne Stadt, reich
durch einen üppigen Handel, und einen glänzen¬
den Fürstenhof. Guido nahm jedoch einen an¬
dern Nahmen an, denn sein Ruf war voran¬
geeilt, und er wollte sich so wenig durch Schmei¬
cheleien betäuben, als in seiner Lernbegier stö¬
ren lassen.

Unter den mannichfachen Sehenswürdigkeiten,
gefiel unsern Reisenden nichts mehr als die Win¬
tergärten, welche man hier angelegt hatte, um
das Anschauen grünender Natur nicht so lange
zu entrathen, als der unfreundliche Himmelstrich
gebot. Fast jeder von den Reichen besaß eine
solche liebliche Anstalt; die weitläuftigste darunter
war jedoch öffentlich, wurde von der Gesammt¬

einigemal einen kleinen Anſtoß geſpuͤrt. Sonſt
glitten wir in den drei Tagen ſanft uͤber den
Schnee hieher.

Guido freute ſich hoch. Ich geſtehe, ſagte
er, wie mir vor dieſer Reiſe ein wenig bangte.
Durch die Luft, fuͤrchtete ich, wuͤrde es dir zu
kalt ſein, und wie ein Wagen eine Bahn in
der ſtarren Winterdecke finden werde, konnte ich
nicht begreifen.

Sie beſahen nun die ſchoͤne Stadt, reich
durch einen uͤppigen Handel, und einen glaͤnzen¬
den Fuͤrſtenhof. Guido nahm jedoch einen an¬
dern Nahmen an, denn ſein Ruf war voran¬
geeilt, und er wollte ſich ſo wenig durch Schmei¬
cheleien betaͤuben, als in ſeiner Lernbegier ſtoͤ¬
ren laſſen.

Unter den mannichfachen Sehenswuͤrdigkeiten,
gefiel unſern Reiſenden nichts mehr als die Win¬
tergaͤrten, welche man hier angelegt hatte, um
das Anſchauen gruͤnender Natur nicht ſo lange
zu entrathen, als der unfreundliche Himmelſtrich
gebot. Faſt jeder von den Reichen beſaß eine
ſolche liebliche Anſtalt; die weitlaͤuftigſte darunter
war jedoch oͤffentlich, wurde von der Geſammt¬

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0145" n="133"/>
einigemal einen kleinen An&#x017F;toß ge&#x017F;pu&#x0364;rt. Son&#x017F;t<lb/>
glitten wir in den drei Tagen &#x017F;anft u&#x0364;ber den<lb/>
Schnee hieher.</p><lb/>
          <p>Guido freute &#x017F;ich hoch. Ich ge&#x017F;tehe, &#x017F;agte<lb/>
er, wie mir vor die&#x017F;er Rei&#x017F;e ein wenig bangte.<lb/>
Durch die Luft, fu&#x0364;rchtete ich, wu&#x0364;rde es dir zu<lb/>
kalt &#x017F;ein, und wie ein Wagen eine Bahn in<lb/>
der &#x017F;tarren Winterdecke finden werde, konnte ich<lb/>
nicht begreifen.</p><lb/>
          <p>Sie be&#x017F;ahen nun die &#x017F;cho&#x0364;ne Stadt, reich<lb/>
durch einen u&#x0364;ppigen Handel, und einen gla&#x0364;nzen¬<lb/>
den Fu&#x0364;r&#x017F;tenhof. Guido nahm jedoch einen an¬<lb/>
dern Nahmen an, denn &#x017F;ein Ruf war voran¬<lb/>
geeilt, und er wollte &#x017F;ich &#x017F;o wenig durch Schmei¬<lb/>
cheleien beta&#x0364;uben, als in &#x017F;einer Lernbegier &#x017F;to&#x0364;¬<lb/>
ren la&#x017F;&#x017F;en.</p><lb/>
          <p>Unter den mannichfachen Sehenswu&#x0364;rdigkeiten,<lb/>
gefiel un&#x017F;ern Rei&#x017F;enden nichts mehr als die Win¬<lb/>
terga&#x0364;rten, welche man hier angelegt hatte, um<lb/>
das An&#x017F;chauen gru&#x0364;nender Natur nicht &#x017F;o lange<lb/>
zu entrathen, als der unfreundliche Himmel&#x017F;trich<lb/>
gebot. Fa&#x017F;t jeder von den Reichen be&#x017F;aß eine<lb/>
&#x017F;olche liebliche An&#x017F;talt; die weitla&#x0364;uftig&#x017F;te darunter<lb/>
war jedoch o&#x0364;ffentlich, wurde von der Ge&#x017F;ammt¬<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[133/0145] einigemal einen kleinen Anſtoß geſpuͤrt. Sonſt glitten wir in den drei Tagen ſanft uͤber den Schnee hieher. Guido freute ſich hoch. Ich geſtehe, ſagte er, wie mir vor dieſer Reiſe ein wenig bangte. Durch die Luft, fuͤrchtete ich, wuͤrde es dir zu kalt ſein, und wie ein Wagen eine Bahn in der ſtarren Winterdecke finden werde, konnte ich nicht begreifen. Sie beſahen nun die ſchoͤne Stadt, reich durch einen uͤppigen Handel, und einen glaͤnzen¬ den Fuͤrſtenhof. Guido nahm jedoch einen an¬ dern Nahmen an, denn ſein Ruf war voran¬ geeilt, und er wollte ſich ſo wenig durch Schmei¬ cheleien betaͤuben, als in ſeiner Lernbegier ſtoͤ¬ ren laſſen. Unter den mannichfachen Sehenswuͤrdigkeiten, gefiel unſern Reiſenden nichts mehr als die Win¬ tergaͤrten, welche man hier angelegt hatte, um das Anſchauen gruͤnender Natur nicht ſo lange zu entrathen, als der unfreundliche Himmelſtrich gebot. Faſt jeder von den Reichen beſaß eine ſolche liebliche Anſtalt; die weitlaͤuftigſte darunter war jedoch oͤffentlich, wurde von der Geſammt¬

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/voss_ini_1810
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/voss_ini_1810/145
Zitationshilfe: Voß, Julius von: Ini. Ein Roman aus dem ein und zwanzigsten Jahrhundert. Berlin, 1810, S. 133. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/voss_ini_1810/145>, abgerufen am 24.11.2024.