orchester über sie schweben, dreihundert Klafter hoch, unsichtbar in dem wallenden Rauchnebel. Die Musiker hatten die Ohren dicht verstopft, nicht Taubheit davon zu tragen.
Welch ein Effekt in der Tiefe, als der Sturm des Klanges niederbrauste, auf Meilenfernen in gleicher Gewalt hörbar. Es war, als ob der Gott der Heerschaaren in den Lüften walte¬ te, seine Treuen durch himmlische Melodien zum unsterblichen Ruhm weihend. Entzückt, wonnetrunken, horchten die staunenden Helden. Warum ist kein Feind da, den wir, von den Harmonien umströmt, bekämpfen können, riefen sie. Zu unüberwindlichen Löwen erhübe uns die wundervolle Magie.
Hatte er zuvor die Liebe der Soldaten ge¬ wonnen, so flogen ihm nunmehr alle Herzen zu, denn diese Krieger bargen Schönheitssinn. Die Erfindung ward auch einmüthig angenommen, doch bestimmten die Anführer ihren Gebrauch nur für den Ernst, im Frieden sollte sich das Ohr der Soldaten nicht daran gewöhnen, da¬ mit einst in der Schlacht die Wirkung höher reichte.
Guido wandte sich nun heimlich von den
orcheſter uͤber ſie ſchweben, dreihundert Klafter hoch, unſichtbar in dem wallenden Rauchnebel. Die Muſiker hatten die Ohren dicht verſtopft, nicht Taubheit davon zu tragen.
Welch ein Effekt in der Tiefe, als der Sturm des Klanges niederbrauſte, auf Meilenfernen in gleicher Gewalt hoͤrbar. Es war, als ob der Gott der Heerſchaaren in den Luͤften walte¬ te, ſeine Treuen durch himmliſche Melodien zum unſterblichen Ruhm weihend. Entzuͤckt, wonnetrunken, horchten die ſtaunenden Helden. Warum iſt kein Feind da, den wir, von den Harmonien umſtroͤmt, bekaͤmpfen koͤnnen, riefen ſie. Zu unuͤberwindlichen Loͤwen erhuͤbe uns die wundervolle Magie.
Hatte er zuvor die Liebe der Soldaten ge¬ wonnen, ſo flogen ihm nunmehr alle Herzen zu, denn dieſe Krieger bargen Schoͤnheitsſinn. Die Erfindung ward auch einmuͤthig angenommen, doch beſtimmten die Anfuͤhrer ihren Gebrauch nur fuͤr den Ernſt, im Frieden ſollte ſich das Ohr der Soldaten nicht daran gewoͤhnen, da¬ mit einſt in der Schlacht die Wirkung hoͤher reichte.
Guido wandte ſich nun heimlich von den
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0138"n="126"/>
orcheſter uͤber ſie ſchweben, dreihundert Klafter<lb/>
hoch, unſichtbar in dem wallenden Rauchnebel.<lb/>
Die Muſiker hatten die Ohren dicht verſtopft,<lb/>
nicht Taubheit davon zu tragen.</p><lb/><p>Welch ein Effekt in der Tiefe, als der Sturm<lb/>
des Klanges niederbrauſte, auf Meilenfernen in<lb/>
gleicher Gewalt hoͤrbar. Es war, als ob der<lb/>
Gott der Heerſchaaren in den Luͤften walte¬<lb/>
te, ſeine Treuen durch himmliſche Melodien<lb/>
zum unſterblichen Ruhm weihend. Entzuͤckt,<lb/>
wonnetrunken, horchten die ſtaunenden Helden.<lb/>
Warum iſt kein Feind da, den wir, von den<lb/>
Harmonien umſtroͤmt, bekaͤmpfen koͤnnen, riefen<lb/>ſie. Zu unuͤberwindlichen Loͤwen erhuͤbe uns die<lb/>
wundervolle Magie.</p><lb/><p>Hatte er zuvor die Liebe der Soldaten ge¬<lb/>
wonnen, ſo flogen ihm nunmehr alle Herzen zu,<lb/>
denn dieſe Krieger bargen Schoͤnheitsſinn. Die<lb/>
Erfindung ward auch einmuͤthig angenommen,<lb/>
doch beſtimmten die Anfuͤhrer ihren Gebrauch<lb/>
nur fuͤr den Ernſt, im Frieden ſollte ſich das<lb/>
Ohr der Soldaten nicht daran gewoͤhnen, da¬<lb/>
mit einſt in der Schlacht die Wirkung hoͤher<lb/>
reichte.</p><lb/><p>Guido wandte ſich nun heimlich von den<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[126/0138]
orcheſter uͤber ſie ſchweben, dreihundert Klafter
hoch, unſichtbar in dem wallenden Rauchnebel.
Die Muſiker hatten die Ohren dicht verſtopft,
nicht Taubheit davon zu tragen.
Welch ein Effekt in der Tiefe, als der Sturm
des Klanges niederbrauſte, auf Meilenfernen in
gleicher Gewalt hoͤrbar. Es war, als ob der
Gott der Heerſchaaren in den Luͤften walte¬
te, ſeine Treuen durch himmliſche Melodien
zum unſterblichen Ruhm weihend. Entzuͤckt,
wonnetrunken, horchten die ſtaunenden Helden.
Warum iſt kein Feind da, den wir, von den
Harmonien umſtroͤmt, bekaͤmpfen koͤnnen, riefen
ſie. Zu unuͤberwindlichen Loͤwen erhuͤbe uns die
wundervolle Magie.
Hatte er zuvor die Liebe der Soldaten ge¬
wonnen, ſo flogen ihm nunmehr alle Herzen zu,
denn dieſe Krieger bargen Schoͤnheitsſinn. Die
Erfindung ward auch einmuͤthig angenommen,
doch beſtimmten die Anfuͤhrer ihren Gebrauch
nur fuͤr den Ernſt, im Frieden ſollte ſich das
Ohr der Soldaten nicht daran gewoͤhnen, da¬
mit einſt in der Schlacht die Wirkung hoͤher
reichte.
Guido wandte ſich nun heimlich von den
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Voß, Julius von: Ini. Ein Roman aus dem ein und zwanzigsten Jahrhundert. Berlin, 1810, S. 126. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/voss_ini_1810/138>, abgerufen am 24.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.