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Voß, Julius von: Ini. Ein Roman aus dem ein und zwanzigsten Jahrhundert. Berlin, 1810.

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an einem ausgeschriebenen und der Menge ge¬
heim gehaltenen Tage, eine jede Person, ohne
Ausnahme, Untersuchung traf und ihre Heilung
bewerkstelligt wurde. Andere Welttheile waren
klug genug, dieses Beispiel nachzuahmen und
die Uebel bestanden nur noch in der Geschichte.
Dem Heere von Fiebern mancher Art, wider¬
standen die durch gute phisische Erziehung und
Mäßigung in den Leidenschaften, gestählten Or¬
ganisazionen. Geist und Körper bewegten sich
bei diesem Geschlechte zu viel, zu wachsam übte
man die Sorge für gesunde Nahrung, als daß
Gicht und Podagra hätten foltern können. Langer
Gebrauch der Milch bei den Kindern, viel frü¬
hes Laufen in freier Luft, bildeten die Lungen
vortheilhaft aus, daher konnten Brustkrankhei¬
ten nur höchst seltne Erscheinungen sein. Jene
Resultate von Verderbniß der Säfte, in alten
Zeiten bekannt, die scheuslichen Wassersuchten,
waren mit ihren Ursachen verschwunden. Die
Aerzte fanden unten diesen Umständen wenig Be¬
schäftigung, als bei zufälligen äußeren Wunden,
oder der auch nicht schwierigen Geburtshülfe.
Sie trieben dagegen Chemie, die jetzt sehr viel
geübte, und auf das Leben überall angewandte

an einem ausgeſchriebenen und der Menge ge¬
heim gehaltenen Tage, eine jede Perſon, ohne
Ausnahme, Unterſuchung traf und ihre Heilung
bewerkſtelligt wurde. Andere Welttheile waren
klug genug, dieſes Beiſpiel nachzuahmen und
die Uebel beſtanden nur noch in der Geſchichte.
Dem Heere von Fiebern mancher Art, wider¬
ſtanden die durch gute phiſiſche Erziehung und
Maͤßigung in den Leidenſchaften, geſtaͤhlten Or¬
ganiſazionen. Geiſt und Koͤrper bewegten ſich
bei dieſem Geſchlechte zu viel, zu wachſam uͤbte
man die Sorge fuͤr geſunde Nahrung, als daß
Gicht und Podagra haͤtten foltern koͤnnen. Langer
Gebrauch der Milch bei den Kindern, viel fruͤ¬
hes Laufen in freier Luft, bildeten die Lungen
vortheilhaft aus, daher konnten Bruſtkrankhei¬
ten nur hoͤchſt ſeltne Erſcheinungen ſein. Jene
Reſultate von Verderbniß der Saͤfte, in alten
Zeiten bekannt, die ſcheuslichen Waſſerſuchten,
waren mit ihren Urſachen verſchwunden. Die
Aerzte fanden unten dieſen Umſtaͤnden wenig Be¬
ſchaͤftigung, als bei zufaͤlligen aͤußeren Wunden,
oder der auch nicht ſchwierigen Geburtshuͤlfe.
Sie trieben dagegen Chemie, die jetzt ſehr viel
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[121/0133] an einem ausgeſchriebenen und der Menge ge¬ heim gehaltenen Tage, eine jede Perſon, ohne Ausnahme, Unterſuchung traf und ihre Heilung bewerkſtelligt wurde. Andere Welttheile waren klug genug, dieſes Beiſpiel nachzuahmen und die Uebel beſtanden nur noch in der Geſchichte. Dem Heere von Fiebern mancher Art, wider¬ ſtanden die durch gute phiſiſche Erziehung und Maͤßigung in den Leidenſchaften, geſtaͤhlten Or¬ ganiſazionen. Geiſt und Koͤrper bewegten ſich bei dieſem Geſchlechte zu viel, zu wachſam uͤbte man die Sorge fuͤr geſunde Nahrung, als daß Gicht und Podagra haͤtten foltern koͤnnen. Langer Gebrauch der Milch bei den Kindern, viel fruͤ¬ hes Laufen in freier Luft, bildeten die Lungen vortheilhaft aus, daher konnten Bruſtkrankhei¬ ten nur hoͤchſt ſeltne Erſcheinungen ſein. Jene Reſultate von Verderbniß der Saͤfte, in alten Zeiten bekannt, die ſcheuslichen Waſſerſuchten, waren mit ihren Urſachen verſchwunden. Die Aerzte fanden unten dieſen Umſtaͤnden wenig Be¬ ſchaͤftigung, als bei zufaͤlligen aͤußeren Wunden, oder der auch nicht ſchwierigen Geburtshuͤlfe. Sie trieben dagegen Chemie, die jetzt ſehr viel geuͤbte, und auf das Leben uͤberall angewandte

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Zitationshilfe: Voß, Julius von: Ini. Ein Roman aus dem ein und zwanzigsten Jahrhundert. Berlin, 1810, S. 121. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/voss_ini_1810/133>, abgerufen am 24.11.2024.