vornehmer Tatar aus dem Gezelte trat, zahl¬ reich begleitet sich aufs Kampfroß schwang und vorwärts eilte. Nur wenige Einzelne umzingel¬ ten in einiger Entfernung wachend das Haupt¬ quartier.
Sogleich ließ sich Guido, durch stille Luft und einbrechende Abenddämmerung begünstigt, am Fallschirm nieder. Nicht weit von dem Hauptgezelt blieb er an einer Eiche hangen, und kletterte von da zur Erde. Eine Wache entdeckte ihn, doch ehe der unbesorgt gewesene Tatar zum Bogen greifen konnte, hatte er Guidos Dolch in der Brust. Dieser legte nun seine Kleidung an, verdachtloser weiter handeln zu können. Er ging einigen Anderen vorüber, die, seiner Kleidung halber, nicht Acht auf ihn ga¬ ben und gelangte glücklich in das Zelt. Hier standen viele große Flaschen mit der tatarischen Ueberschrift: Gegengift. Dies war was Guido gewollt hatte. Er nahm eine davon, und schlich weit rückwärts in den Wald, indem die Nacht dunkler wurde. Endlich, niemand mehr gewah¬ rend, zündete er ein kleines Feuer an, was sei¬ nen Kameraden im Luftnachen zum Zeichen diente, sich niederzusenken.
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vornehmer Tatar aus dem Gezelte trat, zahl¬ reich begleitet ſich aufs Kampfroß ſchwang und vorwaͤrts eilte. Nur wenige Einzelne umzingel¬ ten in einiger Entfernung wachend das Haupt¬ quartier.
Sogleich ließ ſich Guido, durch ſtille Luft und einbrechende Abenddaͤmmerung beguͤnſtigt, am Fallſchirm nieder. Nicht weit von dem Hauptgezelt blieb er an einer Eiche hangen, und kletterte von da zur Erde. Eine Wache entdeckte ihn, doch ehe der unbeſorgt geweſene Tatar zum Bogen greifen konnte, hatte er Guidos Dolch in der Bruſt. Dieſer legte nun ſeine Kleidung an, verdachtloſer weiter handeln zu koͤnnen. Er ging einigen Anderen voruͤber, die, ſeiner Kleidung halber, nicht Acht auf ihn ga¬ ben und gelangte gluͤcklich in das Zelt. Hier ſtanden viele große Flaſchen mit der tatariſchen Ueberſchrift: Gegengift. Dies war was Guido gewollt hatte. Er nahm eine davon, und ſchlich weit ruͤckwaͤrts in den Wald, indem die Nacht dunkler wurde. Endlich, niemand mehr gewah¬ rend, zuͤndete er ein kleines Feuer an, was ſei¬ nen Kameraden im Luftnachen zum Zeichen diente, ſich niederzuſenken.
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vornehmer Tatar aus dem Gezelte trat, zahl¬
reich begleitet ſich aufs Kampfroß ſchwang und
vorwaͤrts eilte. Nur wenige Einzelne umzingel¬
ten in einiger Entfernung wachend das Haupt¬
quartier.
Sogleich ließ ſich Guido, durch ſtille Luft
und einbrechende Abenddaͤmmerung beguͤnſtigt,
am Fallſchirm nieder. Nicht weit von dem
Hauptgezelt blieb er an einer Eiche hangen, und
kletterte von da zur Erde. Eine Wache entdeckte
ihn, doch ehe der unbeſorgt geweſene Tatar
zum Bogen greifen konnte, hatte er Guidos
Dolch in der Bruſt. Dieſer legte nun ſeine
Kleidung an, verdachtloſer weiter handeln zu
koͤnnen. Er ging einigen Anderen voruͤber, die,
ſeiner Kleidung halber, nicht Acht auf ihn ga¬
ben und gelangte gluͤcklich in das Zelt. Hier
ſtanden viele große Flaſchen mit der tatariſchen
Ueberſchrift: Gegengift. Dies war was Guido
gewollt hatte. Er nahm eine davon, und ſchlich
weit ruͤckwaͤrts in den Wald, indem die Nacht
dunkler wurde. Endlich, niemand mehr gewah¬
rend, zuͤndete er ein kleines Feuer an, was ſei¬
nen Kameraden im Luftnachen zum Zeichen diente,
ſich niederzuſenken.
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Voß, Julius von: Ini. Ein Roman aus dem ein und zwanzigsten Jahrhundert. Berlin, 1810, S. 113. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/voss_ini_1810/125>, abgerufen am 27.11.2024.
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