Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Voß, Julius von: Ini. Ein Roman aus dem ein und zwanzigsten Jahrhundert. Berlin, 1810.

Bild:
<< vorherige Seite

vornehmer Tatar aus dem Gezelte trat, zahl¬
reich begleitet sich aufs Kampfroß schwang und
vorwärts eilte. Nur wenige Einzelne umzingel¬
ten in einiger Entfernung wachend das Haupt¬
quartier.

Sogleich ließ sich Guido, durch stille Luft
und einbrechende Abenddämmerung begünstigt,
am Fallschirm nieder. Nicht weit von dem
Hauptgezelt blieb er an einer Eiche hangen, und
kletterte von da zur Erde. Eine Wache entdeckte
ihn, doch ehe der unbesorgt gewesene Tatar
zum Bogen greifen konnte, hatte er Guidos
Dolch in der Brust. Dieser legte nun seine
Kleidung an, verdachtloser weiter handeln zu
können. Er ging einigen Anderen vorüber, die,
seiner Kleidung halber, nicht Acht auf ihn ga¬
ben und gelangte glücklich in das Zelt. Hier
standen viele große Flaschen mit der tatarischen
Ueberschrift: Gegengift. Dies war was Guido
gewollt hatte. Er nahm eine davon, und schlich
weit rückwärts in den Wald, indem die Nacht
dunkler wurde. Endlich, niemand mehr gewah¬
rend, zündete er ein kleines Feuer an, was sei¬
nen Kameraden im Luftnachen zum Zeichen diente,
sich niederzusenken.

H

vornehmer Tatar aus dem Gezelte trat, zahl¬
reich begleitet ſich aufs Kampfroß ſchwang und
vorwaͤrts eilte. Nur wenige Einzelne umzingel¬
ten in einiger Entfernung wachend das Haupt¬
quartier.

Sogleich ließ ſich Guido, durch ſtille Luft
und einbrechende Abenddaͤmmerung beguͤnſtigt,
am Fallſchirm nieder. Nicht weit von dem
Hauptgezelt blieb er an einer Eiche hangen, und
kletterte von da zur Erde. Eine Wache entdeckte
ihn, doch ehe der unbeſorgt geweſene Tatar
zum Bogen greifen konnte, hatte er Guidos
Dolch in der Bruſt. Dieſer legte nun ſeine
Kleidung an, verdachtloſer weiter handeln zu
koͤnnen. Er ging einigen Anderen voruͤber, die,
ſeiner Kleidung halber, nicht Acht auf ihn ga¬
ben und gelangte gluͤcklich in das Zelt. Hier
ſtanden viele große Flaſchen mit der tatariſchen
Ueberſchrift: Gegengift. Dies war was Guido
gewollt hatte. Er nahm eine davon, und ſchlich
weit ruͤckwaͤrts in den Wald, indem die Nacht
dunkler wurde. Endlich, niemand mehr gewah¬
rend, zuͤndete er ein kleines Feuer an, was ſei¬
nen Kameraden im Luftnachen zum Zeichen diente,
ſich niederzuſenken.

H
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0125" n="113"/>
vornehmer Tatar aus dem Gezelte trat, zahl¬<lb/>
reich begleitet &#x017F;ich aufs Kampfroß &#x017F;chwang und<lb/>
vorwa&#x0364;rts eilte. Nur wenige Einzelne umzingel¬<lb/>
ten in einiger Entfernung wachend das Haupt¬<lb/>
quartier.</p><lb/>
          <p>Sogleich ließ &#x017F;ich Guido, durch &#x017F;tille Luft<lb/>
und einbrechende Abendda&#x0364;mmerung begu&#x0364;n&#x017F;tigt,<lb/>
am Fall&#x017F;chirm nieder. Nicht weit von dem<lb/>
Hauptgezelt blieb er an einer Eiche hangen, und<lb/>
kletterte von da zur Erde. Eine Wache entdeckte<lb/>
ihn, doch ehe der unbe&#x017F;orgt gewe&#x017F;ene Tatar<lb/>
zum Bogen greifen konnte, hatte er Guidos<lb/>
Dolch in der Bru&#x017F;t. Die&#x017F;er legte nun &#x017F;eine<lb/>
Kleidung an, verdachtlo&#x017F;er weiter handeln zu<lb/>
ko&#x0364;nnen. Er ging einigen Anderen voru&#x0364;ber, die,<lb/>
&#x017F;einer Kleidung halber, nicht Acht auf ihn ga¬<lb/>
ben und gelangte glu&#x0364;cklich in das Zelt. Hier<lb/>
&#x017F;tanden viele große Fla&#x017F;chen mit der tatari&#x017F;chen<lb/>
Ueber&#x017F;chrift: Gegengift. Dies war was Guido<lb/>
gewollt hatte. Er nahm eine davon, und &#x017F;chlich<lb/>
weit ru&#x0364;ckwa&#x0364;rts in den Wald, indem die Nacht<lb/>
dunkler wurde. Endlich, niemand mehr gewah¬<lb/>
rend, zu&#x0364;ndete er ein kleines Feuer an, was &#x017F;ei¬<lb/>
nen Kameraden im Luftnachen zum Zeichen diente,<lb/>
&#x017F;ich niederzu&#x017F;enken.</p><lb/>
          <fw place="bottom" type="sig">H<lb/></fw>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[113/0125] vornehmer Tatar aus dem Gezelte trat, zahl¬ reich begleitet ſich aufs Kampfroß ſchwang und vorwaͤrts eilte. Nur wenige Einzelne umzingel¬ ten in einiger Entfernung wachend das Haupt¬ quartier. Sogleich ließ ſich Guido, durch ſtille Luft und einbrechende Abenddaͤmmerung beguͤnſtigt, am Fallſchirm nieder. Nicht weit von dem Hauptgezelt blieb er an einer Eiche hangen, und kletterte von da zur Erde. Eine Wache entdeckte ihn, doch ehe der unbeſorgt geweſene Tatar zum Bogen greifen konnte, hatte er Guidos Dolch in der Bruſt. Dieſer legte nun ſeine Kleidung an, verdachtloſer weiter handeln zu koͤnnen. Er ging einigen Anderen voruͤber, die, ſeiner Kleidung halber, nicht Acht auf ihn ga¬ ben und gelangte gluͤcklich in das Zelt. Hier ſtanden viele große Flaſchen mit der tatariſchen Ueberſchrift: Gegengift. Dies war was Guido gewollt hatte. Er nahm eine davon, und ſchlich weit ruͤckwaͤrts in den Wald, indem die Nacht dunkler wurde. Endlich, niemand mehr gewah¬ rend, zuͤndete er ein kleines Feuer an, was ſei¬ nen Kameraden im Luftnachen zum Zeichen diente, ſich niederzuſenken. H

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/voss_ini_1810
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/voss_ini_1810/125
Zitationshilfe: Voß, Julius von: Ini. Ein Roman aus dem ein und zwanzigsten Jahrhundert. Berlin, 1810, S. 113. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/voss_ini_1810/125>, abgerufen am 27.11.2024.