dermann die Beweise der Trefflichkeit jener Er¬ findung.
Man sprach ihn auch zugleich von der Oblie¬ genheit los, ein Lehrjahr bei den Fußsoldaten zu weilen. Es ward ihm frei gestellt, in eine andere Waffe zu treten, und er wählte die Meuterei.
Grade waren Pferde aus der eingehegten Wildniß angelangt, und der Führer des Zuges klagte über die Unbändigkeit des einen darunter, rathend, es als unbrauchbar zu tödten. Guido bat um die Gunst, es versuchen zu dürfen. Man wollte sie lange nicht zugestehn, einwen¬ dend, schon die bewährtesten Reuter hätten Un¬ fälle mit diesem Thiere gehabt. Jener ließ aber nicht nach, zäumte und sattelte das Roß, bei allem Widerstreben, und schwang sich darauf. Es bäumte sich hoch, Guido drückte ihm mit starkem Arm den Kopf nieder. Es ging, dem Zügel nicht mehr gehorchend, athemlos ins Weite. Guido riß ihm den Kopf herum und brachte es zum Stehn. Endlich, die Kraft sei¬ nes Meisters gewahrend, bequemte sich die üp¬ pige Wildheit zum Nachgeben. Gelehrig folgte das Pferd, wohin Guido wollte. Er ritt es
dermann die Beweiſe der Trefflichkeit jener Er¬ findung.
Man ſprach ihn auch zugleich von der Oblie¬ genheit los, ein Lehrjahr bei den Fußſoldaten zu weilen. Es ward ihm frei geſtellt, in eine andere Waffe zu treten, und er waͤhlte die Meuterei.
Grade waren Pferde aus der eingehegten Wildniß angelangt, und der Fuͤhrer des Zuges klagte uͤber die Unbaͤndigkeit des einen darunter, rathend, es als unbrauchbar zu toͤdten. Guido bat um die Gunſt, es verſuchen zu duͤrfen. Man wollte ſie lange nicht zugeſtehn, einwen¬ dend, ſchon die bewaͤhrteſten Reuter haͤtten Un¬ faͤlle mit dieſem Thiere gehabt. Jener ließ aber nicht nach, zaͤumte und ſattelte das Roß, bei allem Widerſtreben, und ſchwang ſich darauf. Es baͤumte ſich hoch, Guido druͤckte ihm mit ſtarkem Arm den Kopf nieder. Es ging, dem Zuͤgel nicht mehr gehorchend, athemlos ins Weite. Guido riß ihm den Kopf herum und brachte es zum Stehn. Endlich, die Kraft ſei¬ nes Meiſters gewahrend, bequemte ſich die uͤp¬ pige Wildheit zum Nachgeben. Gelehrig folgte das Pferd, wohin Guido wollte. Er ritt es
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dermann die Beweiſe der Trefflichkeit jener Er¬
findung.
Man ſprach ihn auch zugleich von der Oblie¬
genheit los, ein Lehrjahr bei den Fußſoldaten
zu weilen. Es ward ihm frei geſtellt, in eine
andere Waffe zu treten, und er waͤhlte die
Meuterei.
Grade waren Pferde aus der eingehegten
Wildniß angelangt, und der Fuͤhrer des Zuges
klagte uͤber die Unbaͤndigkeit des einen darunter,
rathend, es als unbrauchbar zu toͤdten. Guido
bat um die Gunſt, es verſuchen zu duͤrfen.
Man wollte ſie lange nicht zugeſtehn, einwen¬
dend, ſchon die bewaͤhrteſten Reuter haͤtten Un¬
faͤlle mit dieſem Thiere gehabt. Jener ließ aber
nicht nach, zaͤumte und ſattelte das Roß, bei
allem Widerſtreben, und ſchwang ſich darauf.
Es baͤumte ſich hoch, Guido druͤckte ihm mit
ſtarkem Arm den Kopf nieder. Es ging, dem
Zuͤgel nicht mehr gehorchend, athemlos ins
Weite. Guido riß ihm den Kopf herum und
brachte es zum Stehn. Endlich, die Kraft ſei¬
nes Meiſters gewahrend, bequemte ſich die uͤp¬
pige Wildheit zum Nachgeben. Gelehrig folgte
das Pferd, wohin Guido wollte. Er ritt es
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Voß, Julius von: Ini. Ein Roman aus dem ein und zwanzigsten Jahrhundert. Berlin, 1810, S. 106. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/voss_ini_1810/118>, abgerufen am 24.11.2024.
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