Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Dr. Vollmer’s Wörterbuch der Mythologie aller Völker. 3. Aufl. Stuttgart, 1874.

Bild:
<< vorherige Seite

Gott Zeruane Akerene brachte Licht und Finsterniss, oder Ormuzd und Ahriman, hervor, welche beide unendlich, nur durch sich selbst begrenzt waren. Die beiden Urwesen lebten einsam in ihren Reichen, Ormuzd im Licht, A. in der Finsterniss; da schuf Gott die Welt, damit das Gute im Kampf mit dem Bösen verherrlicht werde, und dieses Letztere durch das Gute untergehe. Der Welt gab er eine Dauer von vier grossen Perioden, eine jede von 3000 Jahren: in der ersten sollte das Licht herrschen, in der zweiten die Finsterniss unter der siegenden Gewalt des Lichtes, in der dritten Ormuzd und A. gemeinschaftlich, in der vierten wieder beide, doch das böse Princip als Sieger den Untergang der Welt, damit aber auch seinen eigenen Untergang bewirkend. Ormuzd schuf im ersten Weltalter alles Sichtbare, durch die Sinne Wahrnehmbare. A. stellte derselben eine furchtbare Schöpfung der Finsterniss entgegen; doch selbst im Zweifel über seine Stärke, wagte er im ganzen ersten Zeitraum keinen, und, selbst aufgefordert von seinen bösen Genien, auch im zweiten noch nicht einmal einen Kampf, wozu er sich erst am Ende desselben stark genug fühlte und dem Himmel Krieg bot; er drang selbst, doch allein, in diesen Himmel ein, ward aber, von Entsetzen ergriffen, auf die Erde herabgestürzt, kam bis in ihren Mittelpunkt, tödtete den Urstier, verunreinigte das Feuer durch Rauch und Dampf, verheerte mit seinen Genossen Alles gänzlich,


Fig. 11.
und stürzte Alles in finstere Nacht, bis er durch Ormuzd und die Fervers, d. h. die von Gott geschaffenen, geistigen Vorbilder, die Ideale vollkommener Menschen und Dinge, zurückgeschlagen und in den Abgrund der Verdammniss gestürzt war. - Dennoch raffte sich A. wieder auf, drang vor bis zur Erde und machte sie zu seinem Wohnsitz. Jetzt beginnt die dritte Periode, während welcher Gutes und Böses gleich getheilt herrscht; jedem guten Geschöpf des Ormuzd setzt A. ein böses entgegen, nur dem Urmenschen Kajomorts vermag er nichts entgegen zu setzen, daher er ihn mit allen seinen Kräften angreift und nach einem dreissig Jahre dauernden Kampf überwindet, darauf die ersten Menschen Meschia und Meschiane verführt. Im vierten Weltalter gewinnt er die Obergewalt, lässt einen Cometen auf die Erde herabstürzen, welcher sie in Brand setzt und in einen glühenden Metallstrom verwandelt, der hierauf in den Abgrund Duzakh, A.s Reich, hinabfliesst und ihn völlig ausbrennt, ein Loos, das dann zuletzt auch A. und seine bösen Geister trifft. - Hiermit wird das Reich der Finsterniss zum Reiche des Lichts, die bösen Geister werden rein gebrannt, sie erscheinen mit A. an Ormuzds Seite vor dem Throne Gottes; die sündhaften Menschen, gleichfalls gereinigt, bewohnen die gereinigte, hell strahlende Erde, das Gute herrscht allein.


Ahuta (Ind. M.), eines der fünf grossen Sacramente, welche die Braminen in Indien täglich verrichten müssen. Dieses A. ist das Lesen der heiligen Bücher.


Ai (Nord. M.), ein Zwerg aus der Classe derer, welche, wie die Edda sagt, von Swains Haugi nach Orwanga auf der Insel Jornwall gezogen sind.


Ajardeh (Pers. M.), Commentar über alle Bücher des Zoroaster, von einem weisen Schüler desselben geschrieben.


Ajataa (M. der Finnen), ein böser, weiblicher Geist, welcher alle diejenigen in's Verderben führt, denen er erscheint; er bringt die Wanderer auf Abwege, führt sie in Sümpfe, worin sie ersticken, oder in Wälder, in denen sie verhungern, wenn sie nicht früher der Wölfe Beute werden, und hat überhaupt an nichts Freude, als am Schaden thun.


Ajax, (Gr. M.). Zwei mächtige Helden dieses Namens bei Homer. 1) A., der Sohn des Oileus, Königs in Locris, und der Eriopis, oder der Nymphe Rhene, der kleinere von beiden. Als vormaliger Freier der Helena (s. d.) zog er mit vierzig Schiffen nach Troja. Dort zeichnet er sich als einer der vorzüglichsten Helden aus, kämpft in der Schlacht bei den Schiffen in den vordersten Reihen und tödtet auf der Verfolgung die Meisten. Er ist besonders geübt im Speerwurf, und nächst Achilles der beste Läufer im Heere. Nach Späteren soll er nach Eroberung Troja's Cassandra (s. d.), von der Bildsäule der Minerva, die sie flehend umfasst hatte, gewaltsam weggeschleppt, oder gar die Jungfrau im Tempel entehrt haben. Darum hasste ihn Minerva tief, und auf ihre Vorstellung trieb Neptun sein Schiff bei der Heimfahrt an einen Felsen; doch rettete er sich auf diesen. Die neue Lästerung, dass er, trotz der Götter Zorn, der eigenen Kraft sein Loben verdanke, brachte den Meeresbeherrscher so auf, dass er mit seinem Dreizack den Felsen spaltete, und A. in's Meer sank. Seine Tapferkeit übrigens war sprüchwörtlich geworden, und er ward von seinen Landsleuten zu Locris und deren Abkömmlingen, den Bürgern von Locri in Unteritalien, hoch verehrt; ja in ihren Schlachten liessen sie zwischen dem geschlossenen Heere eine Lücke für den Helden, die er auch jederzeit einzunehmen pflegte; denn als einstmals Autoleon, der Polemarch von Croton, in dieselbe eindringen wollte, ward er dort von dem Schatten des A. unheilbar verwundet. - 2) A., der Sohn Telamons, Königs von Salamis, und Enkel des Aeacus, noch berühmter, als der Vorige. Seine Eltern waren lange kinderlos gewesen, und hatte seine Mutter ihn erst auf Hercules' Vorbitte bei den Göttern empfangen. Der Halbgott kam, als eben Telamon opferte, zu ihm, nahm den Knaben A. auf seinen Arm, umhüllte ihn mit seiner Löwenhaut und bat die Götter, ihn so unverwundbar sein zu lassen, wie diese Haut es sei. Die olympischen Herrscher gewährten seine Bitte. A. war ebenfalls unter den Freiern der Helena, folglich auch unter den Belagerern von Troja, wohin er mit zwölf Schiffen zog. Hier zeichnete er sich durch Muth und Edelmuth in gleich hohem Grade aus; er war es, der im Zweikampf dem königlichen Hector gegenüber stand und ihn am Halse verwundete, worauf die Herolde Frieden unter ihnen stifteten, und die beiden Helden sich zur Erinnerung an diese gefahrvolle Stunde beschenkten: Hector den A. mit einem silberverzierten Schwert und Wehrgehäng, A. den Hector mit einem purpurstrahlenden Gürtel. Dem Heldenmuthe dieses A. dankten die Griechen die Erhaltung ihrer Flotte, dankten sie den Leichnam des Patroclus, den er deckte, so wie die Rosse und den Streitwagen des Achilles, welche er den triumphirenden Trojanern wieder abjagte. Dennoch erhielt er nach Achilles Tode nicht die Waffen dieses Helden, wie er ganz gewiss gehofft, sondern der listige Ulysses, worüber er rasend wurde und sich in sein Schwert stürzte, oder, wie Andere wollen, durch Agamemnon und Menelaus, mit Hülfe des Ulysses - heimlich ermordet wurde. Die tiefste Trauer erfasste bei dem Tode dieses Helden alle Griechen; man bestattete ihn mit allem Pomp und brachte seine Asche in einer goldenen Urne späterhin nach dem rhöteischen Vorgebirge. Ulysses freute sich seines Sieges nicht, denn ein Schiffbruch beraubte auf der Heimkehr ihn der Waffen, welche, trotz ihrer Schwere, das Meer durchschwammen und zu dem würdigeren Besitzer an den Fuss des Berges gelangten, auf welchem A.s Aschen - Urne stand. Salamis baute ihm zu Ehren einen Tempel, eines der schönsten Denkmale jener Zeit. Um die Ehre, ihn zum

Gott Zeruane Akerene brachte Licht und Finsterniss, oder Ormuzd und Ahriman, hervor, welche beide unendlich, nur durch sich selbst begrenzt waren. Die beiden Urwesen lebten einsam in ihren Reichen, Ormuzd im Licht, A. in der Finsterniss; da schuf Gott die Welt, damit das Gute im Kampf mit dem Bösen verherrlicht werde, und dieses Letztere durch das Gute untergehe. Der Welt gab er eine Dauer von vier grossen Perioden, eine jede von 3000 Jahren: in der ersten sollte das Licht herrschen, in der zweiten die Finsterniss unter der siegenden Gewalt des Lichtes, in der dritten Ormuzd und A. gemeinschaftlich, in der vierten wieder beide, doch das böse Princip als Sieger den Untergang der Welt, damit aber auch seinen eigenen Untergang bewirkend. Ormuzd schuf im ersten Weltalter alles Sichtbare, durch die Sinne Wahrnehmbare. A. stellte derselben eine furchtbare Schöpfung der Finsterniss entgegen; doch selbst im Zweifel über seine Stärke, wagte er im ganzen ersten Zeitraum keinen, und, selbst aufgefordert von seinen bösen Genien, auch im zweiten noch nicht einmal einen Kampf, wozu er sich erst am Ende desselben stark genug fühlte und dem Himmel Krieg bot; er drang selbst, doch allein, in diesen Himmel ein, ward aber, von Entsetzen ergriffen, auf die Erde herabgestürzt, kam bis in ihren Mittelpunkt, tödtete den Urstier, verunreinigte das Feuer durch Rauch und Dampf, verheerte mit seinen Genossen Alles gänzlich,


Fig. 11.
und stürzte Alles in finstere Nacht, bis er durch Ormuzd und die Fervers, d. h. die von Gott geschaffenen, geistigen Vorbilder, die Ideale vollkommener Menschen und Dinge, zurückgeschlagen und in den Abgrund der Verdammniss gestürzt war. – Dennoch raffte sich A. wieder auf, drang vor bis zur Erde und machte sie zu seinem Wohnsitz. Jetzt beginnt die dritte Periode, während welcher Gutes und Böses gleich getheilt herrscht; jedem guten Geschöpf des Ormuzd setzt A. ein böses entgegen, nur dem Urmenschen Kajomorts vermag er nichts entgegen zu setzen, daher er ihn mit allen seinen Kräften angreift und nach einem dreissig Jahre dauernden Kampf überwindet, darauf die ersten Menschen Meschia und Meschiane verführt. Im vierten Weltalter gewinnt er die Obergewalt, lässt einen Cometen auf die Erde herabstürzen, welcher sie in Brand setzt und in einen glühenden Metallstrom verwandelt, der hierauf in den Abgrund Duzakh, A.s Reich, hinabfliesst und ihn völlig ausbrennt, ein Loos, das dann zuletzt auch A. und seine bösen Geister trifft. – Hiermit wird das Reich der Finsterniss zum Reiche des Lichts, die bösen Geister werden rein gebrannt, sie erscheinen mit A. an Ormuzds Seite vor dem Throne Gottes; die sündhaften Menschen, gleichfalls gereinigt, bewohnen die gereinigte, hell strahlende Erde, das Gute herrscht allein.


Ahuta (Ind. M.), eines der fünf grossen Sacramente, welche die Braminen in Indien täglich verrichten müssen. Dieses A. ist das Lesen der heiligen Bücher.


(Nord. M.), ein Zwerg aus der Classe derer, welche, wie die Edda sagt, von Swains Haugi nach Orwanga auf der Insel Jornwall gezogen sind.


Ajardeh (Pers. M.), Commentar über alle Bücher des Zoroaster, von einem weisen Schüler desselben geschrieben.


Ajataa (M. der Finnen), ein böser, weiblicher Geist, welcher alle diejenigen in's Verderben führt, denen er erscheint; er bringt die Wanderer auf Abwege, führt sie in Sümpfe, worin sie ersticken, oder in Wälder, in denen sie verhungern, wenn sie nicht früher der Wölfe Beute werden, und hat überhaupt an nichts Freude, als am Schaden thun.


Ajax, (Gr. M.). Zwei mächtige Helden dieses Namens bei Homer. 1) A., der Sohn des Oïleus, Königs in Locris, und der Eriopis, oder der Nymphe Rhene, der kleinere von beiden. Als vormaliger Freier der Helena (s. d.) zog er mit vierzig Schiffen nach Troja. Dort zeichnet er sich als einer der vorzüglichsten Helden aus, kämpft in der Schlacht bei den Schiffen in den vordersten Reihen und tödtet auf der Verfolgung die Meisten. Er ist besonders geübt im Speerwurf, und nächst Achilles der beste Läufer im Heere. Nach Späteren soll er nach Eroberung Troja's Cassandra (s. d.), von der Bildsäule der Minerva, die sie flehend umfasst hatte, gewaltsam weggeschleppt, oder gar die Jungfrau im Tempel entehrt haben. Darum hasste ihn Minerva tief, und auf ihre Vorstellung trieb Neptun sein Schiff bei der Heimfahrt an einen Felsen; doch rettete er sich auf diesen. Die neue Lästerung, dass er, trotz der Götter Zorn, der eigenen Kraft sein Loben verdanke, brachte den Meeresbeherrscher so auf, dass er mit seinem Dreizack den Felsen spaltete, und A. in's Meer sank. Seine Tapferkeit übrigens war sprüchwörtlich geworden, und er ward von seinen Landsleuten zu Locris und deren Abkömmlingen, den Bürgern von Locri in Unteritalien, hoch verehrt; ja in ihren Schlachten liessen sie zwischen dem geschlossenen Heere eine Lücke für den Helden, die er auch jederzeit einzunehmen pflegte; denn als einstmals Autoleon, der Polemarch von Croton, in dieselbe eindringen wollte, ward er dort von dem Schatten des A. unheilbar verwundet. – 2) A., der Sohn Telamons, Königs von Salamis, und Enkel des Aeacus, noch berühmter, als der Vorige. Seine Eltern waren lange kinderlos gewesen, und hatte seine Mutter ihn erst auf Hercules' Vorbitte bei den Göttern empfangen. Der Halbgott kam, als eben Telamon opferte, zu ihm, nahm den Knaben A. auf seinen Arm, umhüllte ihn mit seiner Löwenhaut und bat die Götter, ihn so unverwundbar sein zu lassen, wie diese Haut es sei. Die olympischen Herrscher gewährten seine Bitte. A. war ebenfalls unter den Freiern der Helena, folglich auch unter den Belagerern von Troja, wohin er mit zwölf Schiffen zog. Hier zeichnete er sich durch Muth und Edelmuth in gleich hohem Grade aus; er war es, der im Zweikampf dem königlichen Hector gegenüber stand und ihn am Halse verwundete, worauf die Herolde Frieden unter ihnen stifteten, und die beiden Helden sich zur Erinnerung an diese gefahrvolle Stunde beschenkten: Hector den A. mit einem silberverzierten Schwert und Wehrgehäng, A. den Hector mit einem purpurstrahlenden Gürtel. Dem Heldenmuthe dieses A. dankten die Griechen die Erhaltung ihrer Flotte, dankten sie den Leichnam des Patroclus, den er deckte, so wie die Rosse und den Streitwagen des Achilles, welche er den triumphirenden Trojanern wieder abjagte. Dennoch erhielt er nach Achilles Tode nicht die Waffen dieses Helden, wie er ganz gewiss gehofft, sondern der listige Ulysses, worüber er rasend wurde und sich in sein Schwert stürzte, oder, wie Andere wollen, durch Agamemnon und Menelaus, mit Hülfe des Ulysses – heimlich ermordet wurde. Die tiefste Trauer erfasste bei dem Tode dieses Helden alle Griechen; man bestattete ihn mit allem Pomp und brachte seine Asche in einer goldenen Urne späterhin nach dem rhöteischen Vorgebirge. Ulysses freute sich seines Sieges nicht, denn ein Schiffbruch beraubte auf der Heimkehr ihn der Waffen, welche, trotz ihrer Schwere, das Meer durchschwammen und zu dem würdigeren Besitzer an den Fuss des Berges gelangten, auf welchem A.s Aschen – Urne stand. Salamis baute ihm zu Ehren einen Tempel, eines der schönsten Denkmale jener Zeit. Um die Ehre, ihn zum

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p><pb facs="#f0092" n="22"/>
Gott Zeruane Akerene brachte Licht und Finsterniss, oder Ormuzd und Ahriman, hervor, welche beide unendlich, nur durch sich selbst begrenzt waren. Die beiden Urwesen lebten einsam in ihren Reichen, Ormuzd im Licht, A. in der Finsterniss; da schuf Gott die Welt, damit das Gute im Kampf mit dem Bösen verherrlicht werde, und dieses Letztere durch das Gute untergehe. Der Welt gab er eine Dauer von vier grossen Perioden, eine jede von 3000 Jahren: in der ersten sollte das Licht herrschen, in der zweiten die Finsterniss unter der siegenden Gewalt des Lichtes, in der dritten Ormuzd und A. gemeinschaftlich, in der vierten wieder beide, doch das böse Princip als Sieger den Untergang der Welt, damit aber auch seinen eigenen Untergang bewirkend. Ormuzd schuf im ersten Weltalter alles Sichtbare, durch die Sinne Wahrnehmbare. A. stellte derselben eine furchtbare Schöpfung der Finsterniss entgegen; doch selbst im Zweifel über seine Stärke, wagte er im ganzen ersten Zeitraum <hi rendition="#g">keinen</hi>, und, selbst aufgefordert von seinen bösen Genien, auch im zweiten noch nicht einmal einen Kampf, wozu er sich erst am Ende desselben stark genug fühlte und dem Himmel Krieg bot; er drang selbst, doch allein, in diesen Himmel ein, ward aber, von Entsetzen ergriffen, auf die Erde herabgestürzt, kam bis in ihren Mittelpunkt, tödtete den Urstier, verunreinigte das Feuer durch Rauch und Dampf, verheerte mit seinen Genossen Alles gänzlich,<lb/><figure facs="https://media.dwds.de/dta/images/vollmer_mythologie_1874/figures/vollmer_mythologie_1874_figure-0011.jpg" rendition="#c"><head>Fig. 11.</head><lb/></figure><lb/>
und stürzte Alles in finstere Nacht, bis er durch Ormuzd und die Fervers, d. h. die von Gott geschaffenen, geistigen Vorbilder, die Ideale vollkommener Menschen und Dinge, zurückgeschlagen und in den Abgrund der Verdammniss gestürzt war. &#x2013; Dennoch raffte sich A. wieder auf, drang vor bis zur Erde und machte sie zu seinem Wohnsitz. Jetzt beginnt die dritte Periode, während welcher Gutes und Böses gleich getheilt herrscht; jedem guten Geschöpf des Ormuzd setzt A. ein böses entgegen, nur dem Urmenschen <hi rendition="#g">Kajomorts</hi> vermag er nichts entgegen zu setzen, daher er ihn mit allen seinen Kräften angreift und nach einem dreissig Jahre dauernden Kampf überwindet, darauf die ersten Menschen Meschia und Meschiane verführt. Im vierten Weltalter gewinnt er die Obergewalt, lässt einen Cometen auf die Erde herabstürzen, welcher sie in Brand setzt und in einen glühenden Metallstrom verwandelt, der hierauf in den Abgrund Duzakh, A.s Reich, hinabfliesst und ihn völlig ausbrennt, ein Loos, das dann zuletzt auch A. und seine bösen Geister trifft. &#x2013; Hiermit wird das Reich der Finsterniss zum Reiche des Lichts, die bösen Geister werden rein gebrannt, sie erscheinen mit A. an Ormuzds Seite vor dem Throne Gottes; die sündhaften Menschen, gleichfalls gereinigt, bewohnen die gereinigte, hell strahlende Erde, das Gute herrscht allein.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p><hi rendition="#b">Ahuta</hi> (Ind. M.), eines der fünf grossen Sacramente, welche die Braminen in Indien täglich verrichten müssen. Dieses A. ist das <hi rendition="#g">Lesen</hi> der heiligen Bücher.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p><hi rendition="#b"></hi> (Nord. M.), ein Zwerg aus der Classe derer, welche, wie die Edda sagt, von Swains Haugi nach Orwanga auf der Insel Jornwall gezogen sind.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p><hi rendition="#b">Ajardeh</hi> (Pers. M.), Commentar über alle Bücher des Zoroaster, von einem weisen Schüler desselben geschrieben.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p><hi rendition="#b">Ajataa</hi> (M. der Finnen), ein böser, weiblicher Geist, welcher alle diejenigen in's Verderben führt, denen er erscheint; er bringt die Wanderer auf Abwege, führt sie in Sümpfe, worin sie ersticken, oder in Wälder, in denen sie verhungern, wenn sie nicht früher der Wölfe Beute werden, und hat überhaupt an nichts Freude, als am Schaden thun.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p><hi rendition="#b">Ajax</hi>, (Gr. M.). Zwei mächtige Helden dieses Namens bei Homer. 1) A., der Sohn des Oïleus, Königs in Locris, und der Eriopis, oder der Nymphe Rhene, der kleinere von beiden. Als vormaliger Freier der Helena (s. d.) zog er mit vierzig Schiffen nach Troja. Dort zeichnet er sich als einer der vorzüglichsten Helden aus, kämpft in der Schlacht bei den Schiffen in den vordersten Reihen und tödtet auf der Verfolgung die Meisten. Er ist besonders geübt im Speerwurf, und nächst Achilles der beste Läufer im Heere. Nach Späteren soll er nach Eroberung Troja's Cassandra (s. d.), von der Bildsäule der Minerva, die sie flehend umfasst hatte, gewaltsam weggeschleppt, oder gar die Jungfrau im Tempel entehrt haben. Darum hasste ihn Minerva tief, und auf ihre Vorstellung trieb Neptun sein Schiff bei der Heimfahrt an einen Felsen; doch rettete er sich auf diesen. Die neue Lästerung, dass er, trotz der Götter Zorn, der eigenen Kraft sein Loben verdanke, brachte den Meeresbeherrscher so auf, dass er mit seinem Dreizack den Felsen spaltete, und A. in's Meer sank. Seine Tapferkeit übrigens war sprüchwörtlich geworden, und er ward von seinen Landsleuten zu Locris und deren Abkömmlingen, den Bürgern von Locri in Unteritalien, hoch verehrt; ja in ihren Schlachten liessen sie zwischen dem geschlossenen Heere eine Lücke für den Helden, die er auch jederzeit einzunehmen pflegte; denn als einstmals Autoleon, der Polemarch von Croton, in dieselbe eindringen wollte, ward er dort von dem Schatten des A. unheilbar verwundet. &#x2013; 2) A., der Sohn Telamons, Königs von Salamis, und Enkel des Aeacus, noch berühmter, als der Vorige. Seine Eltern waren lange kinderlos gewesen, und hatte seine Mutter ihn erst auf Hercules' Vorbitte bei den Göttern empfangen. Der Halbgott kam, als eben Telamon opferte, zu ihm, nahm den Knaben A. auf seinen Arm, umhüllte ihn mit seiner Löwenhaut und bat die Götter, ihn so unverwundbar sein zu lassen, wie diese Haut es sei. Die olympischen Herrscher gewährten seine Bitte. A. war ebenfalls unter den Freiern der Helena, folglich auch unter den Belagerern von Troja, wohin er mit zwölf Schiffen zog. Hier zeichnete er sich durch Muth und Edelmuth in gleich hohem Grade aus; er war es, der im Zweikampf dem königlichen Hector gegenüber stand und ihn am Halse verwundete, worauf die Herolde Frieden unter ihnen stifteten, und die beiden Helden sich zur Erinnerung an diese gefahrvolle Stunde beschenkten: Hector den A. mit einem silberverzierten Schwert und Wehrgehäng, A. den Hector mit einem purpurstrahlenden Gürtel. Dem Heldenmuthe dieses A. dankten die Griechen die Erhaltung ihrer Flotte, dankten sie den Leichnam des Patroclus, den er deckte, so wie die Rosse und den Streitwagen des Achilles, welche er den triumphirenden Trojanern wieder abjagte. Dennoch erhielt er nach Achilles Tode nicht die Waffen dieses Helden, wie er ganz gewiss gehofft, sondern der listige Ulysses, worüber er rasend wurde und sich in sein Schwert stürzte, oder, wie Andere wollen, durch Agamemnon und Menelaus, mit Hülfe des Ulysses &#x2013; heimlich ermordet wurde. Die tiefste Trauer erfasste bei dem Tode dieses Helden alle Griechen; man bestattete ihn mit allem Pomp und brachte seine Asche in einer goldenen Urne späterhin nach dem rhöteischen Vorgebirge. Ulysses freute sich seines Sieges nicht, denn ein Schiffbruch beraubte auf der Heimkehr ihn der Waffen, welche, trotz ihrer Schwere, das Meer durchschwammen und zu dem würdigeren Besitzer an den Fuss des Berges gelangten, auf welchem A.s Aschen &#x2013; Urne stand. Salamis baute ihm zu Ehren einen Tempel, eines der schönsten Denkmale jener Zeit. Um die Ehre, ihn zum
</p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[22/0092] Gott Zeruane Akerene brachte Licht und Finsterniss, oder Ormuzd und Ahriman, hervor, welche beide unendlich, nur durch sich selbst begrenzt waren. Die beiden Urwesen lebten einsam in ihren Reichen, Ormuzd im Licht, A. in der Finsterniss; da schuf Gott die Welt, damit das Gute im Kampf mit dem Bösen verherrlicht werde, und dieses Letztere durch das Gute untergehe. Der Welt gab er eine Dauer von vier grossen Perioden, eine jede von 3000 Jahren: in der ersten sollte das Licht herrschen, in der zweiten die Finsterniss unter der siegenden Gewalt des Lichtes, in der dritten Ormuzd und A. gemeinschaftlich, in der vierten wieder beide, doch das böse Princip als Sieger den Untergang der Welt, damit aber auch seinen eigenen Untergang bewirkend. Ormuzd schuf im ersten Weltalter alles Sichtbare, durch die Sinne Wahrnehmbare. A. stellte derselben eine furchtbare Schöpfung der Finsterniss entgegen; doch selbst im Zweifel über seine Stärke, wagte er im ganzen ersten Zeitraum keinen, und, selbst aufgefordert von seinen bösen Genien, auch im zweiten noch nicht einmal einen Kampf, wozu er sich erst am Ende desselben stark genug fühlte und dem Himmel Krieg bot; er drang selbst, doch allein, in diesen Himmel ein, ward aber, von Entsetzen ergriffen, auf die Erde herabgestürzt, kam bis in ihren Mittelpunkt, tödtete den Urstier, verunreinigte das Feuer durch Rauch und Dampf, verheerte mit seinen Genossen Alles gänzlich, [Abbildung Fig. 11. ] und stürzte Alles in finstere Nacht, bis er durch Ormuzd und die Fervers, d. h. die von Gott geschaffenen, geistigen Vorbilder, die Ideale vollkommener Menschen und Dinge, zurückgeschlagen und in den Abgrund der Verdammniss gestürzt war. – Dennoch raffte sich A. wieder auf, drang vor bis zur Erde und machte sie zu seinem Wohnsitz. Jetzt beginnt die dritte Periode, während welcher Gutes und Böses gleich getheilt herrscht; jedem guten Geschöpf des Ormuzd setzt A. ein böses entgegen, nur dem Urmenschen Kajomorts vermag er nichts entgegen zu setzen, daher er ihn mit allen seinen Kräften angreift und nach einem dreissig Jahre dauernden Kampf überwindet, darauf die ersten Menschen Meschia und Meschiane verführt. Im vierten Weltalter gewinnt er die Obergewalt, lässt einen Cometen auf die Erde herabstürzen, welcher sie in Brand setzt und in einen glühenden Metallstrom verwandelt, der hierauf in den Abgrund Duzakh, A.s Reich, hinabfliesst und ihn völlig ausbrennt, ein Loos, das dann zuletzt auch A. und seine bösen Geister trifft. – Hiermit wird das Reich der Finsterniss zum Reiche des Lichts, die bösen Geister werden rein gebrannt, sie erscheinen mit A. an Ormuzds Seite vor dem Throne Gottes; die sündhaften Menschen, gleichfalls gereinigt, bewohnen die gereinigte, hell strahlende Erde, das Gute herrscht allein. Ahuta (Ind. M.), eines der fünf grossen Sacramente, welche die Braminen in Indien täglich verrichten müssen. Dieses A. ist das Lesen der heiligen Bücher. Aï (Nord. M.), ein Zwerg aus der Classe derer, welche, wie die Edda sagt, von Swains Haugi nach Orwanga auf der Insel Jornwall gezogen sind. Ajardeh (Pers. M.), Commentar über alle Bücher des Zoroaster, von einem weisen Schüler desselben geschrieben. Ajataa (M. der Finnen), ein böser, weiblicher Geist, welcher alle diejenigen in's Verderben führt, denen er erscheint; er bringt die Wanderer auf Abwege, führt sie in Sümpfe, worin sie ersticken, oder in Wälder, in denen sie verhungern, wenn sie nicht früher der Wölfe Beute werden, und hat überhaupt an nichts Freude, als am Schaden thun. Ajax, (Gr. M.). Zwei mächtige Helden dieses Namens bei Homer. 1) A., der Sohn des Oïleus, Königs in Locris, und der Eriopis, oder der Nymphe Rhene, der kleinere von beiden. Als vormaliger Freier der Helena (s. d.) zog er mit vierzig Schiffen nach Troja. Dort zeichnet er sich als einer der vorzüglichsten Helden aus, kämpft in der Schlacht bei den Schiffen in den vordersten Reihen und tödtet auf der Verfolgung die Meisten. Er ist besonders geübt im Speerwurf, und nächst Achilles der beste Läufer im Heere. Nach Späteren soll er nach Eroberung Troja's Cassandra (s. d.), von der Bildsäule der Minerva, die sie flehend umfasst hatte, gewaltsam weggeschleppt, oder gar die Jungfrau im Tempel entehrt haben. Darum hasste ihn Minerva tief, und auf ihre Vorstellung trieb Neptun sein Schiff bei der Heimfahrt an einen Felsen; doch rettete er sich auf diesen. Die neue Lästerung, dass er, trotz der Götter Zorn, der eigenen Kraft sein Loben verdanke, brachte den Meeresbeherrscher so auf, dass er mit seinem Dreizack den Felsen spaltete, und A. in's Meer sank. Seine Tapferkeit übrigens war sprüchwörtlich geworden, und er ward von seinen Landsleuten zu Locris und deren Abkömmlingen, den Bürgern von Locri in Unteritalien, hoch verehrt; ja in ihren Schlachten liessen sie zwischen dem geschlossenen Heere eine Lücke für den Helden, die er auch jederzeit einzunehmen pflegte; denn als einstmals Autoleon, der Polemarch von Croton, in dieselbe eindringen wollte, ward er dort von dem Schatten des A. unheilbar verwundet. – 2) A., der Sohn Telamons, Königs von Salamis, und Enkel des Aeacus, noch berühmter, als der Vorige. Seine Eltern waren lange kinderlos gewesen, und hatte seine Mutter ihn erst auf Hercules' Vorbitte bei den Göttern empfangen. Der Halbgott kam, als eben Telamon opferte, zu ihm, nahm den Knaben A. auf seinen Arm, umhüllte ihn mit seiner Löwenhaut und bat die Götter, ihn so unverwundbar sein zu lassen, wie diese Haut es sei. Die olympischen Herrscher gewährten seine Bitte. A. war ebenfalls unter den Freiern der Helena, folglich auch unter den Belagerern von Troja, wohin er mit zwölf Schiffen zog. Hier zeichnete er sich durch Muth und Edelmuth in gleich hohem Grade aus; er war es, der im Zweikampf dem königlichen Hector gegenüber stand und ihn am Halse verwundete, worauf die Herolde Frieden unter ihnen stifteten, und die beiden Helden sich zur Erinnerung an diese gefahrvolle Stunde beschenkten: Hector den A. mit einem silberverzierten Schwert und Wehrgehäng, A. den Hector mit einem purpurstrahlenden Gürtel. Dem Heldenmuthe dieses A. dankten die Griechen die Erhaltung ihrer Flotte, dankten sie den Leichnam des Patroclus, den er deckte, so wie die Rosse und den Streitwagen des Achilles, welche er den triumphirenden Trojanern wieder abjagte. Dennoch erhielt er nach Achilles Tode nicht die Waffen dieses Helden, wie er ganz gewiss gehofft, sondern der listige Ulysses, worüber er rasend wurde und sich in sein Schwert stürzte, oder, wie Andere wollen, durch Agamemnon und Menelaus, mit Hülfe des Ulysses – heimlich ermordet wurde. Die tiefste Trauer erfasste bei dem Tode dieses Helden alle Griechen; man bestattete ihn mit allem Pomp und brachte seine Asche in einer goldenen Urne späterhin nach dem rhöteischen Vorgebirge. Ulysses freute sich seines Sieges nicht, denn ein Schiffbruch beraubte auf der Heimkehr ihn der Waffen, welche, trotz ihrer Schwere, das Meer durchschwammen und zu dem würdigeren Besitzer an den Fuss des Berges gelangten, auf welchem A.s Aschen – Urne stand. Salamis baute ihm zu Ehren einen Tempel, eines der schönsten Denkmale jener Zeit. Um die Ehre, ihn zum

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

zeno.org – Contumax GmbH & Co. KG: Bereitstellung der Texttranskription. (2020-09-11T12:20:05Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Andreas Nolda: Bearbeitung der digitalen Edition. (2020-09-11T12:20:05Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: nicht übernommen; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): gekennzeichnet; Hervorhebungen I/J in Fraktur: keine Angabe; i/j in Fraktur: keine Angabe; Kolumnentitel: nicht übernommen; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): keine Angabe; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: keine Angabe; Zeichensetzung: keine Angabe; Zeilenumbrüche markiert: nein;




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/vollmer_mythologie_1874
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/vollmer_mythologie_1874/92
Zitationshilfe: Dr. Vollmer’s Wörterbuch der Mythologie aller Völker. 3. Aufl. Stuttgart, 1874, S. 22. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/vollmer_mythologie_1874/92>, abgerufen am 21.11.2024.