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Dr. Vollmer’s Wörterbuch der Mythologie aller Völker. 3. Aufl. Stuttgart, 1874.

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der Stadt aus dem Meere steigen liess, und so noch mehrere Wohnungen der Götter. Seine Tochter konnte den Glanz ihres Gemahls nicht ertragen, wesswegen er sich das Strahlenhaar verschneiden liess, woraus dann Wischnu's Hauptwaffe Ciakra oder der Ring Sudarsun gebildet wurde.


Wiswamitra (Ind. M.), ein berühmter Heiliger des ersten Weltalters, Sohn eines Rajah, der aber freiwillig das beschauliche Leben wählte. Inniges Vertrauen auf Gott und ein gänzliches Hingeben an ihn, den Heiligen, hatte ihm eine ausserordentliche Macht verliehen; durch noch grössere Frömmigkeit und die strengsten Büssungen wollte er Wasischta's Wunderkuh zu erlangen suchen. S. Kamdewa.


Wit (Nord. M.), einer der aus dem Brunnen Hwergelmer strömenden Höllenflüsse.


Wit (Slav. M.), der Rache-Gott, und, was bei den Slaven, welche in der Rache Recht zu thun glaubten, natürlich war, zugleich der Gott der Gerechtigkeit.


Wittesa (Ind. M.), der Gott des Reichthums, einer von den acht Beschützern der Welt, oder von den zehn Altvätern, Rischi's, Herren erschaffener Wesen, Er erscheint stets auf einem prächtigen Wagen, mit Edelsteinen überdeckt, oder auf einem weissen, mit Federn gezierten Pferde.


Witzliputzli, verderbter Name des mexikanischen Kriegsgottes Huitzilopochtli (s. d.).


Wodan (German. M.). Diess ist jetzt die bekannteste Form des Namens des höchsten Gottes des deutschen Heidenthums, der aber ursprünglich Wuotan hiess. Deutsche Alterthumsforscher setzen diesen Namen in Verbindung mit dem Zeitwort waten, und nehmen als Urbedeutung den Begriff des raschen Vorwärtsstrebens an, woraus sich allmälig die Vorstellung einer geistig wie körperlich Alle durchdringenden Kraft eines allmächtigen Gottes entwickelt habe. Unmittelbar daran knüpfen sie aber das Hauptwort Wuth, welches ursprünglich nur eine heftige stürmische Bewegung, erst später ungemässigte und bösartige Leidenschaft bezeichnet habe. Auf diese Art ist schon von vornherein auch das wüthende Heer mit W. verknüpft. Ueber die näheren Bestimmungen des Begriffes und der Verehrungsweise W.s haben wir, da das deutsche Heidenthum ausgetilgt wurde, ehe es Zeit gewinnen konnte, schriftliche Denkmale zu hinterlassen, nur sehr kärgliche Spuren, aus welchen sich nur ergibt, dass W. die alldurchdringende, schaffende und bildende Kraft war, die den Menschen und allen Dingen Gestalt wie Schönheit verleiht, von der sowohl die Dichtkunst ausgeht, als auch die Lenkung des Krieges und Sieges, von der aber auch die Fruchtbarkeit des Feldes, ja alle höchsten Güter und Gaben abhangen. Somit erkennen wir an W., wie an Zeus und Jupiter, dass alle Heiden darauf ausgingen, einen obersten Gott anzuerkennen, der schon die Eigenschaften aller übrigen in sich trägt, so dass diese nur als seine Ausflüsse und Verjüngungen zu betrachten sind. Die Römer verglichen ihn mit ihrem Mercur, was freilich zunächst überrascht, da Mercur jugendlich und dem Jupiter untergeordnet, W. aber väterlich herrschend gedacht wird, aber dadurch bewiesen ist, dass der vierte Tag der Woche, den die Römer Mercurs-Tag nannten, noch jetzt im Englischen Wednesday (W.-Tag) heisst. Die Aehnlichkeit zwischen W. und Mercur wurde also ohne Zweifel in der geistigen Natur beider Götter gefunden. Als dem Kriegsgotte, gelobten dem W. die zur Schlacht ziehenden Deutschen, ihm nach der Schlacht alle Gefangenen zu opfern, welches nicht selten auf die grausamste Art durch Verstümmelung und langsames Dahinmorden geschah. Dass W. Eins ist mit dem nordischen Odin, erhellt schon aus der Namensähnlichkeit; es zeigt sich aber noch besonders darin, dass W., wie Odin, die im Kampfe gefallenen Helden in seine Gesellschaft und Wohnung aufnimmt. Das Sternbild des grossen Bären hiess bei den alten Deutschen W.s-Wagen, die Milchstrasse W.s-Strasse. In Niedersachsen pflegte man noch spät bei der Kornernte einen Büschel Getreide für W.s Pferd stehen zu lassen. - Noch jetzt sind viele Oertlichkeiten in ganz Deutschland zu finden, deren Namen an W. erinnern; man denke nur an den Odenwald und an Godesberg bei Bonn.


Wodhu (Nord. M.), ein Kriegsgott der Völker des baltischen Meeres, wahrscheinlich mit Wodan einerlei.


Wodnik (Slav. M.), ein Wassergeist, ein Nix, den sich die Böhmen und Mähren als einen, in Flüssen und Seen wohnenden, Mann mit grünen Haaren und grünem Hute, den badenden Mädchen sehr gefährlich, dachten.


Wodni musch (Slav. M.), ein weiblicher Wassergeist, den die Wenden in der Lausitz verehrt haben sollen, eine Nixe, welche man häufig an Flüssen ihr Hemde waschen gesehen haben will.


Wofreian, s. Adar.


Wolen (Nord. M.), böse Nornen, Zaubernornen, denen der Titel Nornen eigentlich gar nicht zukommt, weil diese göttlichen, die W. aber unterweltlichen Ursprungs sind. Die W. waren gefürchtete Zauberweiber, Hexen, welche die Kräfte der Natur sich unterthan gemacht hatten, und sie nur brauchten, um Böses zu stiften.


Wolkow (Slav. M.), ein uralter Fürst der Russen, zu Slawensk (dem spätern Nowogrod) wohnend; er soll ein mächtiger Zauberer gewesen sein, sich in ein Crocodil haben verwandeln können, und als solches die vorüberziehenden Wanderer gefressen haben, bis er von seinen eigenen Dienern, bösen Dämonen, erwürgt wurde.


Wolotki (Slav. M.), Riesen, Giganten von ungeheurer Stärke, und eben so grosser Bosheit, welche die Polen und Russen glaubten.


Wolsung (Nord. M.), ein berühmter, nordischer König; er vermählte seine Tochter Signy wider ihren Willen an König Siggnir von Gothland, welcher ihn, nebst acht von seinen Söhnen, grausam ermorden liess; nur Sigmund rettete sich, und erzeugte mit seiner Schwester, ohne dieselbe zu kennen, einen Sohn Sinfiotli, mit dessen Hülfe er den Mord an Siggnir rächte. Alle Nachkommen dieses Geschlechtes führen den Namen der W.en, auch der Sigurd der Niflungasaga gehört dazu, und in Folge dessen auch der Sigfrid des Nibelungenliedes. S. Hreidmar.


Wolterken (Slav. M.), Hausgeister der Wenden und Sorben.


Woelundr (Völundr), s. Baudwildur.


Won (Nord. M.), der Schaum und Geifer, welcher, gleich einem Strom, aus dem aufgesperrten Rachen des Wolfes Fenris fliesst.


Woer, s. War.


Wotter oder Woetter (Nord. M.), gute und böse Genien (Bjarg- und Mein-vötter), von denen das Volk glaubte, dass sie sich in die häuslichen Angelegenheiten, wohlthuend oder Schaden bringend, mischten. Die Donnerkeile (Belemniten) schrieb man ihnen zu und nannte sie Wöttelis, von ihrer Kraft besonderes Glück erwartend.


Wo Zin (Japan. M.), Sohn der berühmten Heldin, Göttin und Besiegerin von Korea. Als er geboren ward, zeigten sich acht Kriegsfahnen am Himmel, daher man ihn als einen von den Göttern begünstigten Helden und Schutzgott ansah, als welcher er in ganz Japan hoch verehrt wird. Ueberall im Lande sind ihm Tempel errichtet, unter denen der zu Usa in der Landschaft Buzen (wo er einst seinen Sitz gehabt) der berühmteste ist. Merkwürdig ist hiebei ein Gebrauch, der bei dem Feste dieses vergötterten Vorfahren eingeführt ward, der nämlich, Geschöpfe, die bestimmt waren, getödtet zu werden, feierlich frei zu lassen. Der Gebrauch stammt aus der Regierung des Mikaddo Ken sin her, und ist eigentlich ein Todtenfest für die Manen der im Kriege Erschlagenen; es endet mit einem Leichenzuge, wie dasselbe in den alten Zeiten des Kamidienstes gehalten wurde.


Wruturachuram (Ind. M.), ein gewaltiger Erdriese; er verleitete die Menschheit zur Sünde und zum Abfall von Gott; sein ungeheurer Körper, auf der Erde ausgestreckt, diente, ohne dass sie es wussten, zum Wohnplatz der Menschen, bis Balupatren (Wischnu in seiner Verkörperung als Büssender) ihn durch einen Pflug von einander schnitt, und so seinem verderblichen Einfluss auf die Erdgeborenen ein Ende machte.


Wurskaiti, Priester der dritten Ordnung unter den heidnischen Preussen. Allen ging der Griwe als höchstes Oberhaupt voran, dann folgten im Range die Griwaiten, dann die Siggonen, ihnen standen die W. nach. Sie sollen die Leitung der gottesdienstlichen Geschäfte gehabt haben. Wahrscheinlich ist die Einweihung, Heiligung und Opferung der Opferthiere ihr Hauptgeschäft gewesen.


Wuethendes Heer (German. M.). Die durch ganz Deutschland verbreitete Sage von einem nächtlichen Geisterzug, der mit furchtbarem Getöse, besonders Jagdlärm, durch die Lüfte fährt, und aus männlichen und weiblichen

der Stadt aus dem Meere steigen liess, und so noch mehrere Wohnungen der Götter. Seine Tochter konnte den Glanz ihres Gemahls nicht ertragen, wesswegen er sich das Strahlenhaar verschneiden liess, woraus dann Wischnu's Hauptwaffe Ciakra oder der Ring Sudarsun gebildet wurde.


Wiswamitra (Ind. M.), ein berühmter Heiliger des ersten Weltalters, Sohn eines Rajah, der aber freiwillig das beschauliche Leben wählte. Inniges Vertrauen auf Gott und ein gänzliches Hingeben an ihn, den Heiligen, hatte ihm eine ausserordentliche Macht verliehen; durch noch grössere Frömmigkeit und die strengsten Büssungen wollte er Wasischta's Wunderkuh zu erlangen suchen. S. Kamdewa.


Wit (Nord. M.), einer der aus dem Brunnen Hwergelmer strömenden Höllenflüsse.


Wit (Slav. M.), der Rache-Gott, und, was bei den Slaven, welche in der Rache Recht zu thun glaubten, natürlich war, zugleich der Gott der Gerechtigkeit.


Wittesa (Ind. M.), der Gott des Reichthums, einer von den acht Beschützern der Welt, oder von den zehn Altvätern, Rischi's, Herren erschaffener Wesen, Er erscheint stets auf einem prächtigen Wagen, mit Edelsteinen überdeckt, oder auf einem weissen, mit Federn gezierten Pferde.


Witzliputzli, verderbter Name des mexikanischen Kriegsgottes Huitzilopochtli (s. d.).


Wodan (German. M.). Diess ist jetzt die bekannteste Form des Namens des höchsten Gottes des deutschen Heidenthums, der aber ursprünglich Wuotan hiess. Deutsche Alterthumsforscher setzen diesen Namen in Verbindung mit dem Zeitwort waten, und nehmen als Urbedeutung den Begriff des raschen Vorwärtsstrebens an, woraus sich allmälig die Vorstellung einer geistig wie körperlich Alle durchdringenden Kraft eines allmächtigen Gottes entwickelt habe. Unmittelbar daran knüpfen sie aber das Hauptwort Wuth, welches ursprünglich nur eine heftige stürmische Bewegung, erst später ungemässigte und bösartige Leidenschaft bezeichnet habe. Auf diese Art ist schon von vornherein auch das wüthende Heer mit W. verknüpft. Ueber die näheren Bestimmungen des Begriffes und der Verehrungsweise W.s haben wir, da das deutsche Heidenthum ausgetilgt wurde, ehe es Zeit gewinnen konnte, schriftliche Denkmale zu hinterlassen, nur sehr kärgliche Spuren, aus welchen sich nur ergibt, dass W. die alldurchdringende, schaffende und bildende Kraft war, die den Menschen und allen Dingen Gestalt wie Schönheit verleiht, von der sowohl die Dichtkunst ausgeht, als auch die Lenkung des Krieges und Sieges, von der aber auch die Fruchtbarkeit des Feldes, ja alle höchsten Güter und Gaben abhangen. Somit erkennen wir an W., wie an Zeus und Jupiter, dass alle Heiden darauf ausgingen, einen obersten Gott anzuerkennen, der schon die Eigenschaften aller übrigen in sich trägt, so dass diese nur als seine Ausflüsse und Verjüngungen zu betrachten sind. Die Römer verglichen ihn mit ihrem Mercur, was freilich zunächst überrascht, da Mercur jugendlich und dem Jupiter untergeordnet, W. aber väterlich herrschend gedacht wird, aber dadurch bewiesen ist, dass der vierte Tag der Woche, den die Römer Mercurs-Tag nannten, noch jetzt im Englischen Wednesday (W.-Tag) heisst. Die Aehnlichkeit zwischen W. und Mercur wurde also ohne Zweifel in der geistigen Natur beider Götter gefunden. Als dem Kriegsgotte, gelobten dem W. die zur Schlacht ziehenden Deutschen, ihm nach der Schlacht alle Gefangenen zu opfern, welches nicht selten auf die grausamste Art durch Verstümmelung und langsames Dahinmorden geschah. Dass W. Eins ist mit dem nordischen Odin, erhellt schon aus der Namensähnlichkeit; es zeigt sich aber noch besonders darin, dass W., wie Odin, die im Kampfe gefallenen Helden in seine Gesellschaft und Wohnung aufnimmt. Das Sternbild des grossen Bären hiess bei den alten Deutschen W.s-Wagen, die Milchstrasse W.s-Strasse. In Niedersachsen pflegte man noch spät bei der Kornernte einen Büschel Getreide für W.s Pferd stehen zu lassen. – Noch jetzt sind viele Oertlichkeiten in ganz Deutschland zu finden, deren Namen an W. erinnern; man denke nur an den Odenwald und an Godesberg bei Bonn.


Wodhu (Nord. M.), ein Kriegsgott der Völker des baltischen Meeres, wahrscheinlich mit Wodan einerlei.


Wodnik (Slav. M.), ein Wassergeist, ein Nix, den sich die Böhmen und Mähren als einen, in Flüssen und Seen wohnenden, Mann mit grünen Haaren und grünem Hute, den badenden Mädchen sehr gefährlich, dachten.


Wodni musch (Slav. M.), ein weiblicher Wassergeist, den die Wenden in der Lausitz verehrt haben sollen, eine Nixe, welche man häufig an Flüssen ihr Hemde waschen gesehen haben will.


Wofreian, s. Adar.


Wolen (Nord. M.), böse Nornen, Zaubernornen, denen der Titel Nornen eigentlich gar nicht zukommt, weil diese göttlichen, die W. aber unterweltlichen Ursprungs sind. Die W. waren gefürchtete Zauberweiber, Hexen, welche die Kräfte der Natur sich unterthan gemacht hatten, und sie nur brauchten, um Böses zu stiften.


Wolkow (Slav. M.), ein uralter Fürst der Russen, zu Slawensk (dem spätern Nowogrod) wohnend; er soll ein mächtiger Zauberer gewesen sein, sich in ein Crocodil haben verwandeln können, und als solches die vorüberziehenden Wanderer gefressen haben, bis er von seinen eigenen Dienern, bösen Dämonen, erwürgt wurde.


Wolotki (Slav. M.), Riesen, Giganten von ungeheurer Stärke, und eben so grosser Bosheit, welche die Polen und Russen glaubten.


Wolsung (Nord. M.), ein berühmter, nordischer König; er vermählte seine Tochter Signy wider ihren Willen an König Siggnir von Gothland, welcher ihn, nebst acht von seinen Söhnen, grausam ermorden liess; nur Sigmund rettete sich, und erzeugte mit seiner Schwester, ohne dieselbe zu kennen, einen Sohn Sinfiotli, mit dessen Hülfe er den Mord an Siggnir rächte. Alle Nachkommen dieses Geschlechtes führen den Namen der W.en, auch der Sigurd der Niflungasaga gehört dazu, und in Folge dessen auch der Sigfrid des Nibelungenliedes. S. Hreidmar.


Wolterken (Slav. M.), Hausgeister der Wenden und Sorben.


Woelundr (Völundr), s. Baudwildur.


Won (Nord. M.), der Schaum und Geifer, welcher, gleich einem Strom, aus dem aufgesperrten Rachen des Wolfes Fenris fliesst.


Woer, s. War.


Wotter oder Woetter (Nord. M.), gute und böse Genien (Bjarg- und Mein-vötter), von denen das Volk glaubte, dass sie sich in die häuslichen Angelegenheiten, wohlthuend oder Schaden bringend, mischten. Die Donnerkeile (Belemniten) schrieb man ihnen zu und nannte sie Wöttelis, von ihrer Kraft besonderes Glück erwartend.


Wo Zin (Japan. M.), Sohn der berühmten Heldin, Göttin und Besiegerin von Korea. Als er geboren ward, zeigten sich acht Kriegsfahnen am Himmel, daher man ihn als einen von den Göttern begünstigten Helden und Schutzgott ansah, als welcher er in ganz Japan hoch verehrt wird. Ueberall im Lande sind ihm Tempel errichtet, unter denen der zu Usa in der Landschaft Buzen (wo er einst seinen Sitz gehabt) der berühmteste ist. Merkwürdig ist hiebei ein Gebrauch, der bei dem Feste dieses vergötterten Vorfahren eingeführt ward, der nämlich, Geschöpfe, die bestimmt waren, getödtet zu werden, feierlich frei zu lassen. Der Gebrauch stammt aus der Regierung des Mikaddo Ken sin her, und ist eigentlich ein Todtenfest für die Manen der im Kriege Erschlagenen; es endet mit einem Leichenzuge, wie dasselbe in den alten Zeiten des Kamidienstes gehalten wurde.


Wruturachuram (Ind. M.), ein gewaltiger Erdriese; er verleitete die Menschheit zur Sünde und zum Abfall von Gott; sein ungeheurer Körper, auf der Erde ausgestreckt, diente, ohne dass sie es wussten, zum Wohnplatz der Menschen, bis Balupatren (Wischnu in seiner Verkörperung als Büssender) ihn durch einen Pflug von einander schnitt, und so seinem verderblichen Einfluss auf die Erdgeborenen ein Ende machte.


Wurskaiti, Priester der dritten Ordnung unter den heidnischen Preussen. Allen ging der Griwe als höchstes Oberhaupt voran, dann folgten im Range die Griwaiten, dann die Siggonen, ihnen standen die W. nach. Sie sollen die Leitung der gottesdienstlichen Geschäfte gehabt haben. Wahrscheinlich ist die Einweihung, Heiligung und Opferung der Opferthiere ihr Hauptgeschäft gewesen.


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[452/0522] der Stadt aus dem Meere steigen liess, und so noch mehrere Wohnungen der Götter. Seine Tochter konnte den Glanz ihres Gemahls nicht ertragen, wesswegen er sich das Strahlenhaar verschneiden liess, woraus dann Wischnu's Hauptwaffe Ciakra oder der Ring Sudarsun gebildet wurde. Wiswamitra (Ind. M.), ein berühmter Heiliger des ersten Weltalters, Sohn eines Rajah, der aber freiwillig das beschauliche Leben wählte. Inniges Vertrauen auf Gott und ein gänzliches Hingeben an ihn, den Heiligen, hatte ihm eine ausserordentliche Macht verliehen; durch noch grössere Frömmigkeit und die strengsten Büssungen wollte er Wasischta's Wunderkuh zu erlangen suchen. S. Kamdewa. Wit (Nord. M.), einer der aus dem Brunnen Hwergelmer strömenden Höllenflüsse. Wit (Slav. M.), der Rache-Gott, und, was bei den Slaven, welche in der Rache Recht zu thun glaubten, natürlich war, zugleich der Gott der Gerechtigkeit. Wittesa (Ind. M.), der Gott des Reichthums, einer von den acht Beschützern der Welt, oder von den zehn Altvätern, Rischi's, Herren erschaffener Wesen, Er erscheint stets auf einem prächtigen Wagen, mit Edelsteinen überdeckt, oder auf einem weissen, mit Federn gezierten Pferde. Witzliputzli, verderbter Name des mexikanischen Kriegsgottes Huitzilopochtli (s. d.). Wodan (German. M.). Diess ist jetzt die bekannteste Form des Namens des höchsten Gottes des deutschen Heidenthums, der aber ursprünglich Wuotan hiess. Deutsche Alterthumsforscher setzen diesen Namen in Verbindung mit dem Zeitwort waten, und nehmen als Urbedeutung den Begriff des raschen Vorwärtsstrebens an, woraus sich allmälig die Vorstellung einer geistig wie körperlich Alle durchdringenden Kraft eines allmächtigen Gottes entwickelt habe. Unmittelbar daran knüpfen sie aber das Hauptwort Wuth, welches ursprünglich nur eine heftige stürmische Bewegung, erst später ungemässigte und bösartige Leidenschaft bezeichnet habe. Auf diese Art ist schon von vornherein auch das wüthende Heer mit W. verknüpft. Ueber die näheren Bestimmungen des Begriffes und der Verehrungsweise W.s haben wir, da das deutsche Heidenthum ausgetilgt wurde, ehe es Zeit gewinnen konnte, schriftliche Denkmale zu hinterlassen, nur sehr kärgliche Spuren, aus welchen sich nur ergibt, dass W. die alldurchdringende, schaffende und bildende Kraft war, die den Menschen und allen Dingen Gestalt wie Schönheit verleiht, von der sowohl die Dichtkunst ausgeht, als auch die Lenkung des Krieges und Sieges, von der aber auch die Fruchtbarkeit des Feldes, ja alle höchsten Güter und Gaben abhangen. Somit erkennen wir an W., wie an Zeus und Jupiter, dass alle Heiden darauf ausgingen, einen obersten Gott anzuerkennen, der schon die Eigenschaften aller übrigen in sich trägt, so dass diese nur als seine Ausflüsse und Verjüngungen zu betrachten sind. Die Römer verglichen ihn mit ihrem Mercur, was freilich zunächst überrascht, da Mercur jugendlich und dem Jupiter untergeordnet, W. aber väterlich herrschend gedacht wird, aber dadurch bewiesen ist, dass der vierte Tag der Woche, den die Römer Mercurs-Tag nannten, noch jetzt im Englischen Wednesday (W.-Tag) heisst. Die Aehnlichkeit zwischen W. und Mercur wurde also ohne Zweifel in der geistigen Natur beider Götter gefunden. Als dem Kriegsgotte, gelobten dem W. die zur Schlacht ziehenden Deutschen, ihm nach der Schlacht alle Gefangenen zu opfern, welches nicht selten auf die grausamste Art durch Verstümmelung und langsames Dahinmorden geschah. Dass W. Eins ist mit dem nordischen Odin, erhellt schon aus der Namensähnlichkeit; es zeigt sich aber noch besonders darin, dass W., wie Odin, die im Kampfe gefallenen Helden in seine Gesellschaft und Wohnung aufnimmt. Das Sternbild des grossen Bären hiess bei den alten Deutschen W.s-Wagen, die Milchstrasse W.s-Strasse. In Niedersachsen pflegte man noch spät bei der Kornernte einen Büschel Getreide für W.s Pferd stehen zu lassen. – Noch jetzt sind viele Oertlichkeiten in ganz Deutschland zu finden, deren Namen an W. erinnern; man denke nur an den Odenwald und an Godesberg bei Bonn. Wodhu (Nord. M.), ein Kriegsgott der Völker des baltischen Meeres, wahrscheinlich mit Wodan einerlei. Wodnik (Slav. M.), ein Wassergeist, ein Nix, den sich die Böhmen und Mähren als einen, in Flüssen und Seen wohnenden, Mann mit grünen Haaren und grünem Hute, den badenden Mädchen sehr gefährlich, dachten. Wodni musch (Slav. M.), ein weiblicher Wassergeist, den die Wenden in der Lausitz verehrt haben sollen, eine Nixe, welche man häufig an Flüssen ihr Hemde waschen gesehen haben will. Wofreian, s. Adar. Wolen (Nord. M.), böse Nornen, Zaubernornen, denen der Titel Nornen eigentlich gar nicht zukommt, weil diese göttlichen, die W. aber unterweltlichen Ursprungs sind. Die W. waren gefürchtete Zauberweiber, Hexen, welche die Kräfte der Natur sich unterthan gemacht hatten, und sie nur brauchten, um Böses zu stiften. Wolkow (Slav. M.), ein uralter Fürst der Russen, zu Slawensk (dem spätern Nowogrod) wohnend; er soll ein mächtiger Zauberer gewesen sein, sich in ein Crocodil haben verwandeln können, und als solches die vorüberziehenden Wanderer gefressen haben, bis er von seinen eigenen Dienern, bösen Dämonen, erwürgt wurde. Wolotki (Slav. M.), Riesen, Giganten von ungeheurer Stärke, und eben so grosser Bosheit, welche die Polen und Russen glaubten. Wolsung (Nord. M.), ein berühmter, nordischer König; er vermählte seine Tochter Signy wider ihren Willen an König Siggnir von Gothland, welcher ihn, nebst acht von seinen Söhnen, grausam ermorden liess; nur Sigmund rettete sich, und erzeugte mit seiner Schwester, ohne dieselbe zu kennen, einen Sohn Sinfiotli, mit dessen Hülfe er den Mord an Siggnir rächte. Alle Nachkommen dieses Geschlechtes führen den Namen der W.en, auch der Sigurd der Niflungasaga gehört dazu, und in Folge dessen auch der Sigfrid des Nibelungenliedes. S. Hreidmar. Wolterken (Slav. M.), Hausgeister der Wenden und Sorben. Woelundr (Völundr), s. Baudwildur. Won (Nord. M.), der Schaum und Geifer, welcher, gleich einem Strom, aus dem aufgesperrten Rachen des Wolfes Fenris fliesst. Woer, s. War. Wotter oder Woetter (Nord. M.), gute und böse Genien (Bjarg- und Mein-vötter), von denen das Volk glaubte, dass sie sich in die häuslichen Angelegenheiten, wohlthuend oder Schaden bringend, mischten. Die Donnerkeile (Belemniten) schrieb man ihnen zu und nannte sie Wöttelis, von ihrer Kraft besonderes Glück erwartend. Wo Zin (Japan. M.), Sohn der berühmten Heldin, Göttin und Besiegerin von Korea. Als er geboren ward, zeigten sich acht Kriegsfahnen am Himmel, daher man ihn als einen von den Göttern begünstigten Helden und Schutzgott ansah, als welcher er in ganz Japan hoch verehrt wird. Ueberall im Lande sind ihm Tempel errichtet, unter denen der zu Usa in der Landschaft Buzen (wo er einst seinen Sitz gehabt) der berühmteste ist. Merkwürdig ist hiebei ein Gebrauch, der bei dem Feste dieses vergötterten Vorfahren eingeführt ward, der nämlich, Geschöpfe, die bestimmt waren, getödtet zu werden, feierlich frei zu lassen. Der Gebrauch stammt aus der Regierung des Mikaddo Ken sin her, und ist eigentlich ein Todtenfest für die Manen der im Kriege Erschlagenen; es endet mit einem Leichenzuge, wie dasselbe in den alten Zeiten des Kamidienstes gehalten wurde. Wruturachuram (Ind. M.), ein gewaltiger Erdriese; er verleitete die Menschheit zur Sünde und zum Abfall von Gott; sein ungeheurer Körper, auf der Erde ausgestreckt, diente, ohne dass sie es wussten, zum Wohnplatz der Menschen, bis Balupatren (Wischnu in seiner Verkörperung als Büssender) ihn durch einen Pflug von einander schnitt, und so seinem verderblichen Einfluss auf die Erdgeborenen ein Ende machte. Wurskaiti, Priester der dritten Ordnung unter den heidnischen Preussen. Allen ging der Griwe als höchstes Oberhaupt voran, dann folgten im Range die Griwaiten, dann die Siggonen, ihnen standen die W. nach. Sie sollen die Leitung der gottesdienstlichen Geschäfte gehabt haben. Wahrscheinlich ist die Einweihung, Heiligung und Opferung der Opferthiere ihr Hauptgeschäft gewesen. Wuethendes Heer (German. M.). Die durch ganz Deutschland verbreitete Sage von einem nächtlichen Geisterzug, der mit furchtbarem Getöse, besonders Jagdlärm, durch die Lüfte fährt, und aus männlichen und weiblichen

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Zitationshilfe: Dr. Vollmer’s Wörterbuch der Mythologie aller Völker. 3. Aufl. Stuttgart, 1874, S. 452. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/vollmer_mythologie_1874/522>, abgerufen am 24.11.2024.