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Dr. Vollmer’s Wörterbuch der Mythologie aller Völker. 3. Aufl. Stuttgart, 1874.

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Sif (Nord. M.), Thors schöne zweite Gattin, berühmt durch ihr wundervolles, blondes Haar, welches der böse Loke ihr einst abschnitt, da sie schlief. Thor zwang ihn, ihr goldenes Haar zu schaffen, welches er, um sein Leben zu retten, bei den Zwergen bestellte. S. war früher schon vermählt und hatte einen Sohn Ullar, von Thor aber hatte sie zwei Kinder: Thrudr und Lorride. Sie scheint von den Asinnen die reinste gewesen zu sein, denn bei Aegers Gastmahl, als Loke allen Frauen und Mädchen ihre vielen Liebschaften vorwarf, und S. dem Loke einen Becher reichte, ihm dankend, dass er ihrer allein unter allen geschont, sagte er, dass er ihr den Vorzug vor den Uebrigen lassen müsse, da sie nur einen Geliebten gehabt, und diess sei er gewesen.


Siga (Phönic. M.), Name einer angeblichen phönicischen Göttin, die man mit Minerva vergleichen wollte.


Sigarsholmr (Nord. M.), eine Insel im Norden von Schottland, auf welcher eine Schlacht vorfiel, in der 46 berühmte Helden blieben, deren Schwerter dort vergraben sind. Die Walküre Swawa brachte das berühmteste derselben ihrem Geliebten und Schützling Helgi.


Sigarsvoellur (Nord. M.), der Ort, an welchem die Schlacht zwischen Helgi und Hrodmar vorfiel; Helgi Hattingaskade blieb dort todeswund in den Armen seiner Geliebten, der Walküre Swawa; S. aber kam später durch Sigmund Wolsungssohn an dessen Sohn Helgi Hundingstödter, dem sein Vater es als Namensgeschenk gab.


Siggautr (Nord. M.), Beiname des Odin, des Siegesgottes (oder Sieggothen).


Sigfaudur (Nord. M.), "der Vater des Sieges," Beiname des Odin.


Siggonen, Priester der alten heidnischen Preussen, die zweite Classe derselben (die erste war die der Griwaiten). Wahrscheinlich waren sie im Lande weiter verbreitet, als die Griwaiten, welche ausschliesslich in dem hochheiligen Romowe lebten; doch müssen auch dort sich welche aufgehalten haben, denn ein Siggo war es, welcher unweit Romowe, am heiligen Walde von Samland, den Bischof Adalbertus erschlug. Der Name Siggo deutet auf Ertheilung des Segens an das Volk, welches vielleicht ihr Hauptgeschäft gewesen sein mag; wie es scheint, hatten sie auch zunächst die Aufsicht über die heiligen Haine, Wälder, Quellen, Berge etc. geführt, vielleicht dort gewohnt, und die Opfergaben gegen Ertheilung ihres Segens in Empfang genommen.


Sigi (Nord. M.), Sohn des Odin; er musste das Reich verlassen, nachdem er im Jähzorn den Sclaven Bredi erschlagen hatte, weil derselbe auf der Jagd mehr geschossen, als er. Odin gab ihm Schiffe, und er ward ein mächtiger Seekönig, welcher sich grosse Reiche eroberte. Sehr alt schon, fiel er in einer Schlacht gegen den Bruder seiner Gattin, die sich gegen ihn empört hatte.


Sigmuud Wolsungssohn (Nord. M.), ein berühmter, unverwundbarer und unvergiftbarer Held, welcher den für seinen Bruder bestimmten Giftbecher leerte, ohne dass er ihm schadete. Er war Vater des Helgi Hundingstödter und des Sigurd Fafnirstödter, von der schönen Königin von Dänemark Borghild.


Signe (Nord. M.), Tochter der Königin Bera auf Seeland. Der kühne Hagbart, Hake's Sohn, von Drontheim, ein berühmter Seekönig, kam nach Seeland, um die Söhne der Königin, Alf und Alger, zum Zweikampf zu fordern, und zu sehen, wer von ihnen der stärkere sei. Hagbart und S. sahen einander und liebten sich; doch trennte sie der grausamen Mutter Hass, der noch gesteigert ward, als der älteste ihrer Söhne, Alf, in dem Kampfe blieb. Hagbart gab sich unbesonnen gefangen, seiner Stärke vertrauend, doch eine Haarlocke von S.'s Haupt fesselte ihn. Der Tod war ihm bestimmt und die Bogenschützen waren bereit, der Königin Urtheilsspruch zu vollziehen, als er sich selbst den Tod gab. S. ward aus ihrem flammenden Hause durch den Bruder Alger gerettet, doch nur, um an des Geliebten Seite ihr Leben auszuhauchen, denn sie hatte Gift genommen. In einem der rührendsten Trauerspiele, Hagbart und S., hat Oehlenschläger diesen Stoff behandelt.


Signy (Nord. M.), Tochter des Königs Wolsung, wider ihren Willen mit Siggnir von Gothland vermählt, der, wie sie gefürchtet, ihrem Hause Unglück brachte, indem ihr Vater und acht ihrer Brüder durch ihn ermordet wurden; den neunten, Sigmund, rettete sie. Mit diesem in einer Waldhütte verborgen, und in veränderter Gestalt sich ihm darstellend, erzeugte sie den Sinfiötli, der von Vater und Mutter dem Wolsungen-Geschlecht angehörte, und daher, gleich Sigmund, ungeheuer stark war. Nachdem Beide an S.s Gatten die Blutrache für den Mord des Vaters vollzogen, liess S. sich mit diesem verbrennen; denn sie hatten nur so lange zu leben gewünscht, bis die Rache vollzogen.


Sigrdrif, identisch mit Brynhildur. S. Hreidmar.


Sigrhoeffundr (Nord. M.), "der Urheber des Sieges," Beiname des Odin.


Sigrlin oder Sigurlin (Nord. M.), Tochter des Königs Swafnir von Swawaland, die schönste aller Frauen, ward mit König Hiorward vermählt, welcher sich nebst Hrodmar um sie beworben, und durch die List seines Lehenmannes, des Jarl Idmund, den Sieg davon getragen hatte, indem dieser den Jarl Franmarr, welcher S. verborgen in der Gestalt eines Adlers bewachte, erschoss, als er vor Müdigkeit eingeschlafen war.


Sigrun (Nord. M.), ein berühmtes Heldenmädchen der nordischen Vorzeit. S. Swawa.


Sigrunnur (Nord. M.), Beiname des Odin: "der glückliche Sieger."


Sigthrorr (Nord. M.), "der mächtige Sieger," gleichfalls ein Beiname des Odin.


Sigtifar (Nord. M.), "die glücklichen, sieghaften Götter," Beiname der Asen insgesammt.


Sigtopir (Nord. M.), die Häuser der Glückseligen; der Aufenthalt, den nach dem Weltuntergang die übrig gebliebenen Asen bewohnen werden.


Sigtun (Nord. M.), der Aufenthalt Odins am Mälarsee, den Odin sich im Reiche des Königs Gylfe gewählt hatte: ein Tempel und Opferplatz.


Sigtyr (Nord. M.), Beiname des Odin; "der Gott des Sieges."


Sigurd, s. Hreidmar.


Sigurlami (Nord. M.), Sohn des Odin, den dieser zum König von Garderike (Russland) machte. Er vermählte sich mit Heida, der Tochter eines schwedischen Königs, und ward durch dieselbe Stammvater eines berühmten Heldengeschlechts.


Sigyn (Nord. M.), die Gattin des bösen Asen Loke (s. d.), dem sie zwei Söhne, Narwe und Wale, gebar.


Silenus, (Gr. M.), ursprünglich gleichbedeutend mit Satyr; da sich der letztere Name für diese Begleiter des Bacchus im Gebrauche feststellte, trat aus ihrer Mitte ein einzelner S. als Hauptperson hervor, welcher ein Sohn des Mercur oder des Pan, Erzieher, Lehrer und unzertrennlicher Gefährte des Bacchus sein sollte. Er ist ein jovialer Alter, glatzköpfig, stumpfnasig, fett und rund, wie der Weinschlauch, den er beständig bei sich führt, und gewöhnlich betrunken. Desshalb verlässt er sich nicht auf seine Füsse, sondern reitet auf seinem Esel. Besondere Freude hat er an Tanz und Gesang. Im Gegensatze aber gegen seine würdelose äussere Erscheinung zeigt er sich auch als bacchisch begeisterter Seher, der mit Vergangenheit und Zukunft gleich gut bekannt ist, und als Verächter der Glücksgüter und des irdischen Lebens. S. wird auch mit Marsyas und Olympus Erfinder der Flöte genannt. Eine Art des Tanzes hiess nach ihm S. Als Begleiter des Bacchus nimmt er auch am Kampfe gegen die Giganten Theil, und jagt sie zum Theil durch das Geschrei seines Esels in die Flucht. Den Namen will man ableiten von einer Wortwurzel, welche fliessen, rinnen, bedeuten soll, so dass er der Erzieher des Bacchus wäre, entweder darum, weil Bewässerung zum Gedeihen des Weinstocks unentbehrlich ist, oder, weil man im ganzen Alterthum den Wein nur mit Wasser gemischt trank. Abbildungen des S. nach Antiken s. nebenstehend; letztere, besonders hoch geschätzte Marmorgruppe zeigt ihn mit dem jungen Bacchus auf dem Arm.


Silfintopr (Nord. M.), eines der berühmten Asenpferde, auf denen die Götter täglich zu Gericht reiten.


Siliniez (Slav. M.), Waldgott der Polen, dem das Moos heilig war, und auf dessen Altar nur Feuer von Moos brannte.


Silla (M. der Grönländer), der eigentliche, höchste Gott dieses Volkes (heisst auch Pirksoma); er erweckt die Todten zum ewigen Leben und ist von den Menschen als das höchst unbegreifliche Wesen verehrt. Der Name bedeutet: "Der dort oben." Er ist gnädig oder zornig gegen die Menschen gestimmt, je nachdem sie gut oder böse sind. Die Eltern wissen nicht viel von Erziehung,

Sif (Nord. M.), Thors schöne zweite Gattin, berühmt durch ihr wundervolles, blondes Haar, welches der böse Loke ihr einst abschnitt, da sie schlief. Thor zwang ihn, ihr goldenes Haar zu schaffen, welches er, um sein Leben zu retten, bei den Zwergen bestellte. S. war früher schon vermählt und hatte einen Sohn Ullar, von Thor aber hatte sie zwei Kinder: Thrudr und Lorride. Sie scheint von den Asinnen die reinste gewesen zu sein, denn bei Aegers Gastmahl, als Loke allen Frauen und Mädchen ihre vielen Liebschaften vorwarf, und S. dem Loke einen Becher reichte, ihm dankend, dass er ihrer allein unter allen geschont, sagte er, dass er ihr den Vorzug vor den Uebrigen lassen müsse, da sie nur einen Geliebten gehabt, und diess sei er gewesen.


Siga (Phönic. M.), Name einer angeblichen phönicischen Göttin, die man mit Minerva vergleichen wollte.


Sigarsholmr (Nord. M.), eine Insel im Norden von Schottland, auf welcher eine Schlacht vorfiel, in der 46 berühmte Helden blieben, deren Schwerter dort vergraben sind. Die Walküre Swawa brachte das berühmteste derselben ihrem Geliebten und Schützling Helgi.


Sigarsvoellur (Nord. M.), der Ort, an welchem die Schlacht zwischen Helgi und Hrodmar vorfiel; Helgi Hattingaskade blieb dort todeswund in den Armen seiner Geliebten, der Walküre Swawa; S. aber kam später durch Sigmund Wolsungssohn an dessen Sohn Helgi Hundingstödter, dem sein Vater es als Namensgeschenk gab.


Siggautr (Nord. M.), Beiname des Odin, des Siegesgottes (oder Sieggothen).


Sigfaudur (Nord. M.), »der Vater des Sieges,« Beiname des Odin.


Siggonen, Priester der alten heidnischen Preussen, die zweite Classe derselben (die erste war die der Griwaiten). Wahrscheinlich waren sie im Lande weiter verbreitet, als die Griwaiten, welche ausschliesslich in dem hochheiligen Romowe lebten; doch müssen auch dort sich welche aufgehalten haben, denn ein Siggo war es, welcher unweit Romowe, am heiligen Walde von Samland, den Bischof Adalbertus erschlug. Der Name Siggo deutet auf Ertheilung des Segens an das Volk, welches vielleicht ihr Hauptgeschäft gewesen sein mag; wie es scheint, hatten sie auch zunächst die Aufsicht über die heiligen Haine, Wälder, Quellen, Berge etc. geführt, vielleicht dort gewohnt, und die Opfergaben gegen Ertheilung ihres Segens in Empfang genommen.


Sigi (Nord. M.), Sohn des Odin; er musste das Reich verlassen, nachdem er im Jähzorn den Sclaven Bredi erschlagen hatte, weil derselbe auf der Jagd mehr geschossen, als er. Odin gab ihm Schiffe, und er ward ein mächtiger Seekönig, welcher sich grosse Reiche eroberte. Sehr alt schon, fiel er in einer Schlacht gegen den Bruder seiner Gattin, die sich gegen ihn empört hatte.


Sigmuud Wolsungssohn (Nord. M.), ein berühmter, unverwundbarer und unvergiftbarer Held, welcher den für seinen Bruder bestimmten Giftbecher leerte, ohne dass er ihm schadete. Er war Vater des Helgi Hundingstödter und des Sigurd Fafnirstödter, von der schönen Königin von Dänemark Borghild.


Signe (Nord. M.), Tochter der Königin Bera auf Seeland. Der kühne Hagbart, Hake's Sohn, von Drontheim, ein berühmter Seekönig, kam nach Seeland, um die Söhne der Königin, Alf und Alger, zum Zweikampf zu fordern, und zu sehen, wer von ihnen der stärkere sei. Hagbart und S. sahen einander und liebten sich; doch trennte sie der grausamen Mutter Hass, der noch gesteigert ward, als der älteste ihrer Söhne, Alf, in dem Kampfe blieb. Hagbart gab sich unbesonnen gefangen, seiner Stärke vertrauend, doch eine Haarlocke von S.'s Haupt fesselte ihn. Der Tod war ihm bestimmt und die Bogenschützen waren bereit, der Königin Urtheilsspruch zu vollziehen, als er sich selbst den Tod gab. S. ward aus ihrem flammenden Hause durch den Bruder Alger gerettet, doch nur, um an des Geliebten Seite ihr Leben auszuhauchen, denn sie hatte Gift genommen. In einem der rührendsten Trauerspiele, Hagbart und S., hat Oehlenschläger diesen Stoff behandelt.


Signy (Nord. M.), Tochter des Königs Wolsung, wider ihren Willen mit Siggnir von Gothland vermählt, der, wie sie gefürchtet, ihrem Hause Unglück brachte, indem ihr Vater und acht ihrer Brüder durch ihn ermordet wurden; den neunten, Sigmund, rettete sie. Mit diesem in einer Waldhütte verborgen, und in veränderter Gestalt sich ihm darstellend, erzeugte sie den Sinfiötli, der von Vater und Mutter dem Wolsungen-Geschlecht angehörte, und daher, gleich Sigmund, ungeheuer stark war. Nachdem Beide an S.s Gatten die Blutrache für den Mord des Vaters vollzogen, liess S. sich mit diesem verbrennen; denn sie hatten nur so lange zu leben gewünscht, bis die Rache vollzogen.


Sigrdrif, identisch mit Brynhildur. S. Hreidmar.


Sigrhoeffundr (Nord. M.), »der Urheber des Sieges,« Beiname des Odin.


Sigrlin oder Sigurlin (Nord. M.), Tochter des Königs Swafnir von Swawaland, die schönste aller Frauen, ward mit König Hiorward vermählt, welcher sich nebst Hrodmar um sie beworben, und durch die List seines Lehenmannes, des Jarl Idmund, den Sieg davon getragen hatte, indem dieser den Jarl Franmarr, welcher S. verborgen in der Gestalt eines Adlers bewachte, erschoss, als er vor Müdigkeit eingeschlafen war.


Sigrun (Nord. M.), ein berühmtes Heldenmädchen der nordischen Vorzeit. S. Swawa.


Sigrunnur (Nord. M.), Beiname des Odin: »der glückliche Sieger.«


Sigthrorr (Nord. M.), »der mächtige Sieger,« gleichfalls ein Beiname des Odin.


Sigtifar (Nord. M.), »die glücklichen, sieghaften Götter,« Beiname der Asen insgesammt.


Sigtopir (Nord. M.), die Häuser der Glückseligen; der Aufenthalt, den nach dem Weltuntergang die übrig gebliebenen Asen bewohnen werden.


Sigtun (Nord. M.), der Aufenthalt Odins am Mälarsee, den Odin sich im Reiche des Königs Gylfe gewählt hatte: ein Tempel und Opferplatz.


Sigtyr (Nord. M.), Beiname des Odin; »der Gott des Sieges.«


Sigurd, s. Hreidmar.


Sigurlami (Nord. M.), Sohn des Odin, den dieser zum König von Garderike (Russland) machte. Er vermählte sich mit Heida, der Tochter eines schwedischen Königs, und ward durch dieselbe Stammvater eines berühmten Heldengeschlechts.


Sigyn (Nord. M.), die Gattin des bösen Asen Loke (s. d.), dem sie zwei Söhne, Narwe und Wale, gebar.


Silenus, (Gr. M.), ursprünglich gleichbedeutend mit Satyr; da sich der letztere Name für diese Begleiter des Bacchus im Gebrauche feststellte, trat aus ihrer Mitte ein einzelner S. als Hauptperson hervor, welcher ein Sohn des Mercur oder des Pan, Erzieher, Lehrer und unzertrennlicher Gefährte des Bacchus sein sollte. Er ist ein jovialer Alter, glatzköpfig, stumpfnasig, fett und rund, wie der Weinschlauch, den er beständig bei sich führt, und gewöhnlich betrunken. Desshalb verlässt er sich nicht auf seine Füsse, sondern reitet auf seinem Esel. Besondere Freude hat er an Tanz und Gesang. Im Gegensatze aber gegen seine würdelose äussere Erscheinung zeigt er sich auch als bacchisch begeisterter Seher, der mit Vergangenheit und Zukunft gleich gut bekannt ist, und als Verächter der Glücksgüter und des irdischen Lebens. S. wird auch mit Marsyas und Olympus Erfinder der Flöte genannt. Eine Art des Tanzes hiess nach ihm S. Als Begleiter des Bacchus nimmt er auch am Kampfe gegen die Giganten Theil, und jagt sie zum Theil durch das Geschrei seines Esels in die Flucht. Den Namen will man ableiten von einer Wortwurzel, welche fliessen, rinnen, bedeuten soll, so dass er der Erzieher des Bacchus wäre, entweder darum, weil Bewässerung zum Gedeihen des Weinstocks unentbehrlich ist, oder, weil man im ganzen Alterthum den Wein nur mit Wasser gemischt trank. Abbildungen des S. nach Antiken s. nebenstehend; letztere, besonders hoch geschätzte Marmorgruppe zeigt ihn mit dem jungen Bacchus auf dem Arm.


Silfintopr (Nord. M.), eines der berühmten Asenpferde, auf denen die Götter täglich zu Gericht reiten.


Siliniez (Slav. M.), Waldgott der Polen, dem das Moos heilig war, und auf dessen Altar nur Feuer von Moos brannte.


Silla (M. der Grönländer), der eigentliche, höchste Gott dieses Volkes (heisst auch Pirksoma); er erweckt die Todten zum ewigen Leben und ist von den Menschen als das höchst unbegreifliche Wesen verehrt. Der Name bedeutet: »Der dort oben.« Er ist gnädig oder zornig gegen die Menschen gestimmt, je nachdem sie gut oder böse sind. Die Eltern wissen nicht viel von Erziehung,

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[413/0483] Sif (Nord. M.), Thors schöne zweite Gattin, berühmt durch ihr wundervolles, blondes Haar, welches der böse Loke ihr einst abschnitt, da sie schlief. Thor zwang ihn, ihr goldenes Haar zu schaffen, welches er, um sein Leben zu retten, bei den Zwergen bestellte. S. war früher schon vermählt und hatte einen Sohn Ullar, von Thor aber hatte sie zwei Kinder: Thrudr und Lorride. Sie scheint von den Asinnen die reinste gewesen zu sein, denn bei Aegers Gastmahl, als Loke allen Frauen und Mädchen ihre vielen Liebschaften vorwarf, und S. dem Loke einen Becher reichte, ihm dankend, dass er ihrer allein unter allen geschont, sagte er, dass er ihr den Vorzug vor den Uebrigen lassen müsse, da sie nur einen Geliebten gehabt, und diess sei er gewesen. Siga (Phönic. M.), Name einer angeblichen phönicischen Göttin, die man mit Minerva vergleichen wollte. Sigarsholmr (Nord. M.), eine Insel im Norden von Schottland, auf welcher eine Schlacht vorfiel, in der 46 berühmte Helden blieben, deren Schwerter dort vergraben sind. Die Walküre Swawa brachte das berühmteste derselben ihrem Geliebten und Schützling Helgi. Sigarsvoellur (Nord. M.), der Ort, an welchem die Schlacht zwischen Helgi und Hrodmar vorfiel; Helgi Hattingaskade blieb dort todeswund in den Armen seiner Geliebten, der Walküre Swawa; S. aber kam später durch Sigmund Wolsungssohn an dessen Sohn Helgi Hundingstödter, dem sein Vater es als Namensgeschenk gab. Siggautr (Nord. M.), Beiname des Odin, des Siegesgottes (oder Sieggothen). Sigfaudur (Nord. M.), »der Vater des Sieges,« Beiname des Odin. Siggonen, Priester der alten heidnischen Preussen, die zweite Classe derselben (die erste war die der Griwaiten). Wahrscheinlich waren sie im Lande weiter verbreitet, als die Griwaiten, welche ausschliesslich in dem hochheiligen Romowe lebten; doch müssen auch dort sich welche aufgehalten haben, denn ein Siggo war es, welcher unweit Romowe, am heiligen Walde von Samland, den Bischof Adalbertus erschlug. Der Name Siggo deutet auf Ertheilung des Segens an das Volk, welches vielleicht ihr Hauptgeschäft gewesen sein mag; wie es scheint, hatten sie auch zunächst die Aufsicht über die heiligen Haine, Wälder, Quellen, Berge etc. geführt, vielleicht dort gewohnt, und die Opfergaben gegen Ertheilung ihres Segens in Empfang genommen. Sigi (Nord. M.), Sohn des Odin; er musste das Reich verlassen, nachdem er im Jähzorn den Sclaven Bredi erschlagen hatte, weil derselbe auf der Jagd mehr geschossen, als er. Odin gab ihm Schiffe, und er ward ein mächtiger Seekönig, welcher sich grosse Reiche eroberte. Sehr alt schon, fiel er in einer Schlacht gegen den Bruder seiner Gattin, die sich gegen ihn empört hatte. Sigmuud Wolsungssohn (Nord. M.), ein berühmter, unverwundbarer und unvergiftbarer Held, welcher den für seinen Bruder bestimmten Giftbecher leerte, ohne dass er ihm schadete. Er war Vater des Helgi Hundingstödter und des Sigurd Fafnirstödter, von der schönen Königin von Dänemark Borghild. Signe (Nord. M.), Tochter der Königin Bera auf Seeland. Der kühne Hagbart, Hake's Sohn, von Drontheim, ein berühmter Seekönig, kam nach Seeland, um die Söhne der Königin, Alf und Alger, zum Zweikampf zu fordern, und zu sehen, wer von ihnen der stärkere sei. Hagbart und S. sahen einander und liebten sich; doch trennte sie der grausamen Mutter Hass, der noch gesteigert ward, als der älteste ihrer Söhne, Alf, in dem Kampfe blieb. Hagbart gab sich unbesonnen gefangen, seiner Stärke vertrauend, doch eine Haarlocke von S.'s Haupt fesselte ihn. Der Tod war ihm bestimmt und die Bogenschützen waren bereit, der Königin Urtheilsspruch zu vollziehen, als er sich selbst den Tod gab. S. ward aus ihrem flammenden Hause durch den Bruder Alger gerettet, doch nur, um an des Geliebten Seite ihr Leben auszuhauchen, denn sie hatte Gift genommen. In einem der rührendsten Trauerspiele, Hagbart und S., hat Oehlenschläger diesen Stoff behandelt. Signy (Nord. M.), Tochter des Königs Wolsung, wider ihren Willen mit Siggnir von Gothland vermählt, der, wie sie gefürchtet, ihrem Hause Unglück brachte, indem ihr Vater und acht ihrer Brüder durch ihn ermordet wurden; den neunten, Sigmund, rettete sie. Mit diesem in einer Waldhütte verborgen, und in veränderter Gestalt sich ihm darstellend, erzeugte sie den Sinfiötli, der von Vater und Mutter dem Wolsungen-Geschlecht angehörte, und daher, gleich Sigmund, ungeheuer stark war. Nachdem Beide an S.s Gatten die Blutrache für den Mord des Vaters vollzogen, liess S. sich mit diesem verbrennen; denn sie hatten nur so lange zu leben gewünscht, bis die Rache vollzogen. Sigrdrif, identisch mit Brynhildur. S. Hreidmar. Sigrhoeffundr (Nord. M.), »der Urheber des Sieges,« Beiname des Odin. Sigrlin oder Sigurlin (Nord. M.), Tochter des Königs Swafnir von Swawaland, die schönste aller Frauen, ward mit König Hiorward vermählt, welcher sich nebst Hrodmar um sie beworben, und durch die List seines Lehenmannes, des Jarl Idmund, den Sieg davon getragen hatte, indem dieser den Jarl Franmarr, welcher S. verborgen in der Gestalt eines Adlers bewachte, erschoss, als er vor Müdigkeit eingeschlafen war. Sigrun (Nord. M.), ein berühmtes Heldenmädchen der nordischen Vorzeit. S. Swawa. Sigrunnur (Nord. M.), Beiname des Odin: »der glückliche Sieger.« Sigthrorr (Nord. M.), »der mächtige Sieger,« gleichfalls ein Beiname des Odin. Sigtifar (Nord. M.), »die glücklichen, sieghaften Götter,« Beiname der Asen insgesammt. Sigtopir (Nord. M.), die Häuser der Glückseligen; der Aufenthalt, den nach dem Weltuntergang die übrig gebliebenen Asen bewohnen werden. Sigtun (Nord. M.), der Aufenthalt Odins am Mälarsee, den Odin sich im Reiche des Königs Gylfe gewählt hatte: ein Tempel und Opferplatz. Sigtyr (Nord. M.), Beiname des Odin; »der Gott des Sieges.« Sigurd, s. Hreidmar. Sigurlami (Nord. M.), Sohn des Odin, den dieser zum König von Garderike (Russland) machte. Er vermählte sich mit Heida, der Tochter eines schwedischen Königs, und ward durch dieselbe Stammvater eines berühmten Heldengeschlechts. Sigyn (Nord. M.), die Gattin des bösen Asen Loke (s. d.), dem sie zwei Söhne, Narwe und Wale, gebar. Silenus, (Gr. M.), ursprünglich gleichbedeutend mit Satyr; da sich der letztere Name für diese Begleiter des Bacchus im Gebrauche feststellte, trat aus ihrer Mitte ein einzelner S. als Hauptperson hervor, welcher ein Sohn des Mercur oder des Pan, Erzieher, Lehrer und unzertrennlicher Gefährte des Bacchus sein sollte. Er ist ein jovialer Alter, glatzköpfig, stumpfnasig, fett und rund, wie der Weinschlauch, den er beständig bei sich führt, und gewöhnlich betrunken. Desshalb verlässt er sich nicht auf seine Füsse, sondern reitet auf seinem Esel. Besondere Freude hat er an Tanz und Gesang. Im Gegensatze aber gegen seine würdelose äussere Erscheinung zeigt er sich auch als bacchisch begeisterter Seher, der mit Vergangenheit und Zukunft gleich gut bekannt ist, und als Verächter der Glücksgüter und des irdischen Lebens. S. wird auch mit Marsyas und Olympus Erfinder der Flöte genannt. Eine Art des Tanzes hiess nach ihm S. Als Begleiter des Bacchus nimmt er auch am Kampfe gegen die Giganten Theil, und jagt sie zum Theil durch das Geschrei seines Esels in die Flucht. Den Namen will man ableiten von einer Wortwurzel, welche fliessen, rinnen, bedeuten soll, so dass er der Erzieher des Bacchus wäre, entweder darum, weil Bewässerung zum Gedeihen des Weinstocks unentbehrlich ist, oder, weil man im ganzen Alterthum den Wein nur mit Wasser gemischt trank. Abbildungen des S. nach Antiken s. nebenstehend; letztere, besonders hoch geschätzte Marmorgruppe zeigt ihn mit dem jungen Bacchus auf dem Arm. Silfintopr (Nord. M.), eines der berühmten Asenpferde, auf denen die Götter täglich zu Gericht reiten. Siliniez (Slav. M.), Waldgott der Polen, dem das Moos heilig war, und auf dessen Altar nur Feuer von Moos brannte. Silla (M. der Grönländer), der eigentliche, höchste Gott dieses Volkes (heisst auch Pirksoma); er erweckt die Todten zum ewigen Leben und ist von den Menschen als das höchst unbegreifliche Wesen verehrt. Der Name bedeutet: »Der dort oben.« Er ist gnädig oder zornig gegen die Menschen gestimmt, je nachdem sie gut oder böse sind. Die Eltern wissen nicht viel von Erziehung,

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Zitationshilfe: Dr. Vollmer’s Wörterbuch der Mythologie aller Völker. 3. Aufl. Stuttgart, 1874, S. 413. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/vollmer_mythologie_1874/483>, abgerufen am 16.07.2024.