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Dr. Vollmer’s Wörterbuch der Mythologie aller Völker. 3. Aufl. Stuttgart, 1874.

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dass sie geschworen, nie vor Feuer und Wasser zu fliehen. Das Feuer ward so vergrössert, dass es endlich R.s Kleider ergriff; da erhob er sich, warf seinen Schild hinein, schritt mit den Begleitern durch die Flammen und sprach: "wahrlich, der fürchtet nicht das Feuer, der selbst hineinrennt." Darauf warf er die Knechte, welche dasselbe angeschürt hatten, hinein, und forderte nun alles Ernstes seinen Lohn, erhielt auch den Ring Swiagris und ein mächtiges Horn voll Gold, worauf er sich entfernte; aber der König sammelte schnell seine Mannen und eilte dem Sieger nach; dieser streute nun auf der Fyriswallsheide Goldstücke aus, wodurch, indem sie sie sammelten, die Verfolger aufgehalten wurden, und als Adils sich R. nahete, warf Letzterer ihm auch den kostbaren Goldring hin. Adils stieg vom Pferde, um den Ring aufzuheben, da gab R. ihm eine schimpfliche Wunde über das Hintertheil und rief: "gebogen wie ein Schwein habe ich den reichsten Mann in Schweden"; dann nahm er selbst den Ring auf, und während der König von den Seinen verbunden ward, erreichte R. mit seinen Schätzen und seiner Mutter die Schiffe, auf denen er nach Dänemark zurückkehrte Davon hiess das Gold Fyriswalls Saat oder Krakis Saat.


Roma, Fig. 271 (Röm. M.), die vergötterte Stadt selbst, Tochter des Mars, welcher in Rom, wie anderwärts, Tempel errichtet wurden. Sie wurde dargestellt mit langem Gewande, bewaffnet, mit anliegendem Helm, nach dem


Fig. 271.
Ideal der Minerva, sitzend; oder auch nach Art der Amazonen, die eine Brust entblösst. - Eine Abbildung von ihr s. oben; sie sitzt auf ihren sieben Hügeln, auf ihr Schwert gestützt; neben ihr die Wölfin, welche Romulus und Remus (s. d.) säugt; vor ihr der Stromgott Tibris, auf seine Urne gelehnt.


Romowe (M. der Preussen), die heilige Stätte der alten Preussen. Ein Bürgerkrieg hatte die Ureinwohner Preussens und die eingewanderten Skandier entzweit; Waidewut und Griwe (s. d.), der erste König und der erste Oberpriester, hatten die Ruhe wieder hergestellt; nun beschied der Griwe das Volk auf eine schöne Ebene, auf welcher ein mächtiger, seine Zweige weit ausbreitender Eichbaum stand. Vor diesem hatte der Griwe drei Götzenbilder aufgestellt, welche er Potrimpos, Perkunos und Pikullos nannte, und für die obersten Götter erklärte. In ihrem Namen wurden Strafen angedroht und Belohnungen versprochen. In den zur Wohnung der Götter bestimmten Eichbaum wurden drei Nischen eingehauen und mit grossen Feierlichkeiten die Bilder dort hinein gesetzt. Vor dem Baume ward ein Scheiterhaufen errichtet, von welchem herab der Griwe dem Volke Ermahnungen gab, und auf welchem dann Opfer angezündet und einige widerspenstige Menschen verbrannt wurden. Ein furchtbares Gewitter, welches der Oberpriester als die Stimme Gottes deutete, machte das Volk beben, welches von da an Jahrhunderte hindurch nur in Todesangst dem Griwe nahete. R. ward der Platz genannt, auf welchem dieses geschah und auf welchem die Priester wohnten und Opfer darbrachten, bis bei vermehrter Bevölkerung und grösserer Ausdehnung des Landes die heiligen Eichen sich vermehrten, und endlich das Christenthum alle verdrängte, so dass man jetzt durchaus nicht mehr mit Bestimmtheit weiss, wo das eigentliche R. lag.


Romulus, (Röm. M.). Was bei den Römern als ächte Sage über diesen angeblichen Gründer und ersten König der Stadt Rom gegolten habe, ist durchaus unsicher, da wir nur durch verhältnissmässig sehr späte Quellen darüber unterrichtet sind. Zur Zeit der Blüthe der römischen Literatur hatte sich indessen folgende Legende in ziemlich allgemeiner Annahme festgesetzt: Zwei Brüder aus der von Aeneas abstammenden Königsfamilie zu Alba, Numitor und Amulius, theilten ihre Erbschaft so, dass Numitor den Thron, Amulius die Schätze erhielt. Bald jedoch raubte Amulius seinem Bruder die Herrschaft und machte dessen Tochter Ilia, auch Rhea Silvia genannt, zur Vestalin, damit sie keine Nachkommen bekommen sollte. Allein der Gott Mars nahete ihr, und sie gebar von ihm Zwillinge, R. und Remus, die Amulius durch einen Diener am Ufer der ausgetretenen Tiber aussetzen liess. Eine Wölfin und ein Specht ernährten die Kinder, bis der Hirte Faustulus sie fand, nach Hause trug und mit seinem Weibe, Acca Larentia (s. d.) auferzog. Herangewachsen, stiessen die Brüder den Amulius vom Throne, erschlugen ihn und setzten ihren Grossvater Numitor wieder ein. Darauf gründeten sie eine neue Stadt, Rom;


Fig. 272.
hiebei entstand Streit zwischen ihnen, und Remus fiel von seines Bruders Hand, der nun alleiniger Herrscher des neuen Staates war, und nach seinem Tode, auf die Versicherung des Julius Proculus, dass ihm R. in übermenschlicher Gestalt erschienen sei, unter dem Namen Quirinus vergöttert wurde. - Ein Erzbild der die Zwillinge säugenden Wölfin, wovon wir eine Nachbildung geben, gehört zu den vorzüglichsten Kunstwerken des alten Rom, und befindet sich noch jetzt im capitolinischen Palast.


Romus (Gr. M.), Sohn des Ulysses und der Circe.


Rongala (M. der Südseeinsulaner). Die Bewohner der Karolinen im stillen Weltmeere verehren unter diesem Namen das höchste Wesen, den obersten Gott.


Roeska (Nord. M.), Thialfe's Schwester und Thor's Dienerin. S. Thor.


Rota (Nord. M.), eine der Todeswählerinnen, der Walküren.


Rota (M. der Lappen), ein böser Höllengott, der Beherrscher des Strafortes für die Seelen der Uebelthäter.


Ruebezahl (Schles. Sagen), ein Spukgeist des Riesengebirges, gutartiger Natur, hülfreich, dem Guten, dem Dürftigen, dem Verirrten, doch den Bösen neckend und strafend. Er kann sich in alle mögliche Gestalten verwandeln, läuft den Wanderern als Hase zwischen die Füsse, springt als Kröte davon, trägt als Habicht den Hut des Schlafenden fort, blendet die Sinne des Einen so, dass er seines Hauses Dachsparren für Gold ansieht, und sein Haus abträgt; die des Andern so, dass er sich selbst doppelt zu sehen glaubt u. s. w. Doch niemals treibt er seine Neckereien bis zur wirklichen Gefahr des Bedroheten. Der Name R. ist ein Spottname und erzürnt ihn am meisten; den Herrn des Gebirgs lässt er sich gerne nennen.


dass sie geschworen, nie vor Feuer und Wasser zu fliehen. Das Feuer ward so vergrössert, dass es endlich R.s Kleider ergriff; da erhob er sich, warf seinen Schild hinein, schritt mit den Begleitern durch die Flammen und sprach: »wahrlich, der fürchtet nicht das Feuer, der selbst hineinrennt.« Darauf warf er die Knechte, welche dasselbe angeschürt hatten, hinein, und forderte nun alles Ernstes seinen Lohn, erhielt auch den Ring Swiagris und ein mächtiges Horn voll Gold, worauf er sich entfernte; aber der König sammelte schnell seine Mannen und eilte dem Sieger nach; dieser streute nun auf der Fyriswallsheide Goldstücke aus, wodurch, indem sie sie sammelten, die Verfolger aufgehalten wurden, und als Adils sich R. nahete, warf Letzterer ihm auch den kostbaren Goldring hin. Adils stieg vom Pferde, um den Ring aufzuheben, da gab R. ihm eine schimpfliche Wunde über das Hintertheil und rief: »gebogen wie ein Schwein habe ich den reichsten Mann in Schweden«; dann nahm er selbst den Ring auf, und während der König von den Seinen verbunden ward, erreichte R. mit seinen Schätzen und seiner Mutter die Schiffe, auf denen er nach Dänemark zurückkehrte Davon hiess das Gold Fyriswalls Saat oder Krakis Saat.


Roma, Fig. 271 (Röm. M.), die vergötterte Stadt selbst, Tochter des Mars, welcher in Rom, wie anderwärts, Tempel errichtet wurden. Sie wurde dargestellt mit langem Gewande, bewaffnet, mit anliegendem Helm, nach dem


Fig. 271.
Ideal der Minerva, sitzend; oder auch nach Art der Amazonen, die eine Brust entblösst. – Eine Abbildung von ihr s. oben; sie sitzt auf ihren sieben Hügeln, auf ihr Schwert gestützt; neben ihr die Wölfin, welche Romulus und Remus (s. d.) säugt; vor ihr der Stromgott Tibris, auf seine Urne gelehnt.


Romowe (M. der Preussen), die heilige Stätte der alten Preussen. Ein Bürgerkrieg hatte die Ureinwohner Preussens und die eingewanderten Skandier entzweit; Waidewut und Griwe (s. d.), der erste König und der erste Oberpriester, hatten die Ruhe wieder hergestellt; nun beschied der Griwe das Volk auf eine schöne Ebene, auf welcher ein mächtiger, seine Zweige weit ausbreitender Eichbaum stand. Vor diesem hatte der Griwe drei Götzenbilder aufgestellt, welche er Potrimpos, Perkunos und Pikullos nannte, und für die obersten Götter erklärte. In ihrem Namen wurden Strafen angedroht und Belohnungen versprochen. In den zur Wohnung der Götter bestimmten Eichbaum wurden drei Nischen eingehauen und mit grossen Feierlichkeiten die Bilder dort hinein gesetzt. Vor dem Baume ward ein Scheiterhaufen errichtet, von welchem herab der Griwe dem Volke Ermahnungen gab, und auf welchem dann Opfer angezündet und einige widerspenstige Menschen verbrannt wurden. Ein furchtbares Gewitter, welches der Oberpriester als die Stimme Gottes deutete, machte das Volk beben, welches von da an Jahrhunderte hindurch nur in Todesangst dem Griwe nahete. R. ward der Platz genannt, auf welchem dieses geschah und auf welchem die Priester wohnten und Opfer darbrachten, bis bei vermehrter Bevölkerung und grösserer Ausdehnung des Landes die heiligen Eichen sich vermehrten, und endlich das Christenthum alle verdrängte, so dass man jetzt durchaus nicht mehr mit Bestimmtheit weiss, wo das eigentliche R. lag.


Romulus, (Röm. M.). Was bei den Römern als ächte Sage über diesen angeblichen Gründer und ersten König der Stadt Rom gegolten habe, ist durchaus unsicher, da wir nur durch verhältnissmässig sehr späte Quellen darüber unterrichtet sind. Zur Zeit der Blüthe der römischen Literatur hatte sich indessen folgende Legende in ziemlich allgemeiner Annahme festgesetzt: Zwei Brüder aus der von Aeneas abstammenden Königsfamilie zu Alba, Numitor und Amulius, theilten ihre Erbschaft so, dass Numitor den Thron, Amulius die Schätze erhielt. Bald jedoch raubte Amulius seinem Bruder die Herrschaft und machte dessen Tochter Ilia, auch Rhea Silvia genannt, zur Vestalin, damit sie keine Nachkommen bekommen sollte. Allein der Gott Mars nahete ihr, und sie gebar von ihm Zwillinge, R. und Remus, die Amulius durch einen Diener am Ufer der ausgetretenen Tiber aussetzen liess. Eine Wölfin und ein Specht ernährten die Kinder, bis der Hirte Faustulus sie fand, nach Hause trug und mit seinem Weibe, Acca Larentia (s. d.) auferzog. Herangewachsen, stiessen die Brüder den Amulius vom Throne, erschlugen ihn und setzten ihren Grossvater Numitor wieder ein. Darauf gründeten sie eine neue Stadt, Rom;


Fig. 272.
hiebei entstand Streit zwischen ihnen, und Remus fiel von seines Bruders Hand, der nun alleiniger Herrscher des neuen Staates war, und nach seinem Tode, auf die Versicherung des Julius Proculus, dass ihm R. in übermenschlicher Gestalt erschienen sei, unter dem Namen Quirinus vergöttert wurde. – Ein Erzbild der die Zwillinge säugenden Wölfin, wovon wir eine Nachbildung geben, gehört zu den vorzüglichsten Kunstwerken des alten Rom, und befindet sich noch jetzt im capitolinischen Palast.


Romus (Gr. M.), Sohn des Ulysses und der Circe.


Rongala (M. der Südseeinsulaner). Die Bewohner der Karolinen im stillen Weltmeere verehren unter diesem Namen das höchste Wesen, den obersten Gott.


Roeska (Nord. M.), Thialfe's Schwester und Thor's Dienerin. S. Thor.


Rota (Nord. M.), eine der Todeswählerinnen, der Walküren.


Rota (M. der Lappen), ein böser Höllengott, der Beherrscher des Strafortes für die Seelen der Uebelthäter.


Ruebezahl (Schles. Sagen), ein Spukgeist des Riesengebirges, gutartiger Natur, hülfreich, dem Guten, dem Dürftigen, dem Verirrten, doch den Bösen neckend und strafend. Er kann sich in alle mögliche Gestalten verwandeln, läuft den Wanderern als Hase zwischen die Füsse, springt als Kröte davon, trägt als Habicht den Hut des Schlafenden fort, blendet die Sinne des Einen so, dass er seines Hauses Dachsparren für Gold ansieht, und sein Haus abträgt; die des Andern so, dass er sich selbst doppelt zu sehen glaubt u. s. w. Doch niemals treibt er seine Neckereien bis zur wirklichen Gefahr des Bedroheten. Der Name R. ist ein Spottname und erzürnt ihn am meisten; den Herrn des Gebirgs lässt er sich gerne nennen.


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[402/0472] dass sie geschworen, nie vor Feuer und Wasser zu fliehen. Das Feuer ward so vergrössert, dass es endlich R.s Kleider ergriff; da erhob er sich, warf seinen Schild hinein, schritt mit den Begleitern durch die Flammen und sprach: »wahrlich, der fürchtet nicht das Feuer, der selbst hineinrennt.« Darauf warf er die Knechte, welche dasselbe angeschürt hatten, hinein, und forderte nun alles Ernstes seinen Lohn, erhielt auch den Ring Swiagris und ein mächtiges Horn voll Gold, worauf er sich entfernte; aber der König sammelte schnell seine Mannen und eilte dem Sieger nach; dieser streute nun auf der Fyriswallsheide Goldstücke aus, wodurch, indem sie sie sammelten, die Verfolger aufgehalten wurden, und als Adils sich R. nahete, warf Letzterer ihm auch den kostbaren Goldring hin. Adils stieg vom Pferde, um den Ring aufzuheben, da gab R. ihm eine schimpfliche Wunde über das Hintertheil und rief: »gebogen wie ein Schwein habe ich den reichsten Mann in Schweden«; dann nahm er selbst den Ring auf, und während der König von den Seinen verbunden ward, erreichte R. mit seinen Schätzen und seiner Mutter die Schiffe, auf denen er nach Dänemark zurückkehrte Davon hiess das Gold Fyriswalls Saat oder Krakis Saat. Roma, Fig. 271 (Röm. M.), die vergötterte Stadt selbst, Tochter des Mars, welcher in Rom, wie anderwärts, Tempel errichtet wurden. Sie wurde dargestellt mit langem Gewande, bewaffnet, mit anliegendem Helm, nach dem [Abbildung Fig. 271. ] Ideal der Minerva, sitzend; oder auch nach Art der Amazonen, die eine Brust entblösst. – Eine Abbildung von ihr s. oben; sie sitzt auf ihren sieben Hügeln, auf ihr Schwert gestützt; neben ihr die Wölfin, welche Romulus und Remus (s. d.) säugt; vor ihr der Stromgott Tibris, auf seine Urne gelehnt. Romowe (M. der Preussen), die heilige Stätte der alten Preussen. Ein Bürgerkrieg hatte die Ureinwohner Preussens und die eingewanderten Skandier entzweit; Waidewut und Griwe (s. d.), der erste König und der erste Oberpriester, hatten die Ruhe wieder hergestellt; nun beschied der Griwe das Volk auf eine schöne Ebene, auf welcher ein mächtiger, seine Zweige weit ausbreitender Eichbaum stand. Vor diesem hatte der Griwe drei Götzenbilder aufgestellt, welche er Potrimpos, Perkunos und Pikullos nannte, und für die obersten Götter erklärte. In ihrem Namen wurden Strafen angedroht und Belohnungen versprochen. In den zur Wohnung der Götter bestimmten Eichbaum wurden drei Nischen eingehauen und mit grossen Feierlichkeiten die Bilder dort hinein gesetzt. Vor dem Baume ward ein Scheiterhaufen errichtet, von welchem herab der Griwe dem Volke Ermahnungen gab, und auf welchem dann Opfer angezündet und einige widerspenstige Menschen verbrannt wurden. Ein furchtbares Gewitter, welches der Oberpriester als die Stimme Gottes deutete, machte das Volk beben, welches von da an Jahrhunderte hindurch nur in Todesangst dem Griwe nahete. R. ward der Platz genannt, auf welchem dieses geschah und auf welchem die Priester wohnten und Opfer darbrachten, bis bei vermehrter Bevölkerung und grösserer Ausdehnung des Landes die heiligen Eichen sich vermehrten, und endlich das Christenthum alle verdrängte, so dass man jetzt durchaus nicht mehr mit Bestimmtheit weiss, wo das eigentliche R. lag. Romulus, (Röm. M.). Was bei den Römern als ächte Sage über diesen angeblichen Gründer und ersten König der Stadt Rom gegolten habe, ist durchaus unsicher, da wir nur durch verhältnissmässig sehr späte Quellen darüber unterrichtet sind. Zur Zeit der Blüthe der römischen Literatur hatte sich indessen folgende Legende in ziemlich allgemeiner Annahme festgesetzt: Zwei Brüder aus der von Aeneas abstammenden Königsfamilie zu Alba, Numitor und Amulius, theilten ihre Erbschaft so, dass Numitor den Thron, Amulius die Schätze erhielt. Bald jedoch raubte Amulius seinem Bruder die Herrschaft und machte dessen Tochter Ilia, auch Rhea Silvia genannt, zur Vestalin, damit sie keine Nachkommen bekommen sollte. Allein der Gott Mars nahete ihr, und sie gebar von ihm Zwillinge, R. und Remus, die Amulius durch einen Diener am Ufer der ausgetretenen Tiber aussetzen liess. Eine Wölfin und ein Specht ernährten die Kinder, bis der Hirte Faustulus sie fand, nach Hause trug und mit seinem Weibe, Acca Larentia (s. d.) auferzog. Herangewachsen, stiessen die Brüder den Amulius vom Throne, erschlugen ihn und setzten ihren Grossvater Numitor wieder ein. Darauf gründeten sie eine neue Stadt, Rom; [Abbildung Fig. 272. ] hiebei entstand Streit zwischen ihnen, und Remus fiel von seines Bruders Hand, der nun alleiniger Herrscher des neuen Staates war, und nach seinem Tode, auf die Versicherung des Julius Proculus, dass ihm R. in übermenschlicher Gestalt erschienen sei, unter dem Namen Quirinus vergöttert wurde. – Ein Erzbild der die Zwillinge säugenden Wölfin, wovon wir eine Nachbildung geben, gehört zu den vorzüglichsten Kunstwerken des alten Rom, und befindet sich noch jetzt im capitolinischen Palast. Romus (Gr. M.), Sohn des Ulysses und der Circe. Rongala (M. der Südseeinsulaner). Die Bewohner der Karolinen im stillen Weltmeere verehren unter diesem Namen das höchste Wesen, den obersten Gott. Roeska (Nord. M.), Thialfe's Schwester und Thor's Dienerin. S. Thor. Rota (Nord. M.), eine der Todeswählerinnen, der Walküren. Rota (M. der Lappen), ein böser Höllengott, der Beherrscher des Strafortes für die Seelen der Uebelthäter. Ruebezahl (Schles. Sagen), ein Spukgeist des Riesengebirges, gutartiger Natur, hülfreich, dem Guten, dem Dürftigen, dem Verirrten, doch den Bösen neckend und strafend. Er kann sich in alle mögliche Gestalten verwandeln, läuft den Wanderern als Hase zwischen die Füsse, springt als Kröte davon, trägt als Habicht den Hut des Schlafenden fort, blendet die Sinne des Einen so, dass er seines Hauses Dachsparren für Gold ansieht, und sein Haus abträgt; die des Andern so, dass er sich selbst doppelt zu sehen glaubt u. s. w. Doch niemals treibt er seine Neckereien bis zur wirklichen Gefahr des Bedroheten. Der Name R. ist ein Spottname und erzürnt ihn am meisten; den Herrn des Gebirgs lässt er sich gerne nennen.

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Zitationshilfe: Dr. Vollmer’s Wörterbuch der Mythologie aller Völker. 3. Aufl. Stuttgart, 1874, S. 402. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/vollmer_mythologie_1874/472>, abgerufen am 25.11.2024.