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Dr. Vollmer’s Wörterbuch der Mythologie aller Völker. 3. Aufl. Stuttgart, 1874.

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Praariasseria (Siames. M.), ein berühmter Heiliger, in Siam lebend, zu der Zeit, da Sommonacodom erschien; durch seine Heiligkeit wuchs seine Macht, und mit dieser seine körperliche Grösse, so dass er 40 Klafter hoch ward; dabei hatten seine Augen die sonderbare Eigenschaft, im Durchmesser grösser zu sein, als im Umfang, sie hatten nämlich einen Durchmesser von 31/2 und eine Peripherie von 21/2 Klaftern.


Prachetas (Ind. M.), Name des Dakscha, in einem der indischen Dialecte; er war einer von den 10 Altvätern oder Herren aller erschaffenen Wesen.


Praedator (Röm. M.), "der Beutegeber," Beiname Jupiters, der in Rom einen prächtigen Tempel hatte, welchem stets ein Theil der Kriegsbeute zufiel.


Pradjapat (Ind. M.), das personificirte Schöpfungsverlangen des Urwesens, und zwar der Manifestation desselben, welche die irdischen Elemente in sich enthält.


Pradiben (Ind. M.), 1) ein Fürst aus dem Geschlechte der Mondskinder; seine Söhne waren Debadi, der Aeltere, ein berühmter Büsser, und Sandanen, der Jüngere, ein eben so berühmter und trefflicher Herrscher. - 2) P., ein anderer Fürst aus dem Geschlechte der Mondskinder, Sohn des Bimaseenen und Enkel des Rugen.


Pragaladen (Ind. M.), ein Heiliger und besonderer Verehrer des Wischnu, welcher von dem Dämon Ironya lange Zeit gequält wurde, bis Wischnu denselben in seiner vierten Incarnation als Menschlöwe erlöste, indem er den Riesen tödtete.


Prakrat (Ind. M.), eine der Offenbarungen der Gottheit, des höchsten Urwesens, in welcher dieses die Ursache aller Erscheinungen des Wechsels in der sichtbaren Welt wird. P. ist das Wesen der drei Götter Brama, Wischnu und Schiwa, und daher dreifarbig, weil es schaffend ist wie Brama (roth), erhaltend wie Wischnu (weiss), und zerstörend wie Schiwa (schwarz). P. ist daher auch das verbindende und trennende Wesen dieser drei Götter, weil durch dasselbe immer Leben und Tod, Vergehen und Entstehen wechselt.


Prakriti (Ind. M.), Beiname der Parwati, der Gattin des Schiwa; er bedeutet die Natur. Die Indier machen sie zur Gattin des Zerstörers, weil sie sagen, dass alles Leben aus dem Tode hervorgehe, und dass es keine Zerstörung, keine Vernichtung im eigentlichen Sinne des Wortes gebe, indem die Materie im unaufhörlichen Kreislauf nur die Form verändere, nur Verwandlung, nicht Auflösung erleide.


Pra Mogla (M. der Siamesen), ein berühmter Schüler des Sommonacodom, dessen Statue häufig neben der des grossen Schutzheiligen selbst steht, weil er so überaus wohlthätig war, dass er das Feuer der Hölle auszulöschen suchte, wesshalb er die Erde umkehrte und alles Brennende in seiner Hand versammelte. Vergeblich bemühte er sich jedoch damit; das Feuer, bestimmt, die Verstorbenen für ihre Sünden zu strafen, war so heftig, dass es Alles entzündete, was in seine Nähe kam, und Flüsse und Meere austrocknete; wesshalb sich P. M. an seinen Lehrer selbst wandte, der wohl im Stande gewesen wäre, des Schülers Wunsch zu erfüllen, jedoch besorgte, wenn das Feuer der Hölle verlöscht wäre, so würden die Menschen ohne Furcht vor der Strafe sündigen, und es daher brennen liess. Man verehrte des Gottes Weisheit, doch des Schülers Liebe ward durch unzählige Heiligenbilder verewigt.


Pran (Ind. M.), der Hauch, das Lebensprincip, welches in jedem Menschen wohnt, und seinen Sitz im Herzen bat; es ist das göttliche Princip der Bewegung, das überall Leben und Thätigkeit verbreitet, durch welches allein das gesammte Naturleben bestehen kann, und welches sich in der animalischen Welt im Athemholen manifestirt.


Praenestina (Röm. M.), Beiname der Fortuna, von der Stadt Präneste, in welcher sie einen Tempel und ein Orakel hatte.


Pra Rasi (M. der Siamiesen), Einsiedler, welche in gänzlicher Abgeschiedenheit, durchaus entfernt von den Menschen, wohnen, und durch langjähriges, beschauliches Leben zur Kenntniss der verborgensten Naturgeheimnisse gekommen sind. Diese befinden sich auf der Mauer, welche die Welt umgibt, verzeichnet, und dorther haben die P. R. auch ihre Kenntnisse; daher die Kunst zu fliegen, beliebig alle Gestalten anzunehmen, edle Metalle zu machen u. s. w. Obwohl sie durch die Kunst, die Dauer ihres Körpers zu verlängern, ewig leben würden, so opfern sie sich doch selbst von tausend zu tausend Jahren, indem sie alle (mit Ausnahme eines Einzigen) einen Scheiterhaufen besteigen und sich freiwillig verbrennen. Der Uebrigbleibende erweckt die Heiligen wieder zu neuem Leben. Die Religionsschriften der Tala Poinen geben zwar die Mittel an, zu diesen Einsiedlern zu gelangen, doch soll es sehr gefährlich sein, sie zu suchen.


Prasrinmo und Prasrinpo, S. Kenresi.


Praxidice (Gr. M.), "die Vollstreckerin des Rechtes." Unter diesem Namen weihete Menelaus der Minerva ein Bild, nachdem er an Troja Rache genommen. Bei Haliartus hatten Göttinnen, welche P. hiessen, einen Tempel; bei ihnen wurden Eide geschworen.


Praxithea (Gr. M.), 1) eine Thespiade, Geliebte des Hercules, dem sie den Nephus gebar. - 2) P., Tochter des Phrasimus und der Diogenia. Erechtheus nahm sie zur Gattin, und sie gebar ihm den Cecrops, Pandorus, Metion, die Procris und die Creusa. - 3) P., Tochter des attischen Heros Leos, welche dieser für sein Vaterland opferte: eine Handlung, welche durch ein Heroon geehrt wurde.


Prema (Röm. M.), eine Göttin, welche den jungen Frauen bei den Geheimnissen des Ehebettes die Ruhe empfehlen sollte.


Presbon (Gr. M.), Sohn des Phrixus, vermählt mit Buzyge, einer Tochter des Lycus, welche ihm den Clymenus gebar, der seines Ahnherrn angestammtes Reich, oder Orchomenus erhielt.


Preussen (M. der Preussen). Das alte P. oder Litthauen, weit hinauf in das jetzige Russland sich erstreckend, von Pommern bis Riga, und hoch an der Weichsel und der Düna hinauf gen Süden ausgebreitet, war ein mächtiges Land, mit einer zwar sparsamen, doch kräftigen Bevölkerung, welche sich oft durch kühne Eroberungszüge den Nachbarn furchtbar gemacht, bis aus Schweden und Norwegen das Geschlecht der Helden und Seekönige kam, und endlich die südlichen Küsten des baltischen Meers von Starkodders und Ragnar Lodbrogs Thaten widerhallten. - In ältester Zeit beteten jene Urbewohner, die P., Ulmarugier, Litthauer, Letten, Kuren, Lieven, ohne Zweifel Sonne, Mond, Gestirne, die Naturkräfte überhaupt an; als aber die Skandier, ein schon viel vorgeschritteneres, gebildeteres Volk, herüberkamen, brachten sie den Ureinwohnern neue Götter mit, denn von ihnen stammen ohne Zweifel die drei obersten Gottheiten der P., Perkunos, Potrimpos und Pikollos, und wahrscheinlich auch alle übrigen. Es ist viel darüber geschrieben und gestritten worden, ob die angeführten Namen, oder die Gottheiten, denen sie beigelegt wurden, existirt haben, oder ob sie bloss Erfindungen müssiger Chronisten waren, endlich gar, ob in diesen drei Personen nicht die heilige Dreieinigkeit zu finden sei. So schwankte, von einem Extreme zum andern, die Sucht, in Alles, auch in das Einfachste, einen geheimen, tief verborgenen Sinn zu legen, er mag mit den Sitten, den Culturstufen des Volkes übereinstimmen oder nicht. - Was man gewiss weiss, und was durch Voigts Geschichte von P. bis zur höchsten Evidenz gebracht, und durch zahlreiche Belege bestätigt worden, wollen wir in gedrängter Kürze hier aufstellen. Ausser den drei oben genannten Gottheiten und einer vierten, Curcho, gab es auch noch eine Menge Untergottheiten, welche man später, wohl nicht ganz passend, in Götter des Himmels, der Erde, des Wassers, der Menschen, des Viehes, der Unterwelt, in Arbeits-, in Handels, in gute und böse Götter, verwandelt hat. Es war wohl nichts Anderes, als ein Naturdienst, wie er sich bei allen halb rohen Völkern findet; wo eine grosse Bewegung, eine gewaltige Wirkung in der Natur wahrgenommen wurde, erhob man die geahnte Ursache in die Reihe göttlicher Wesen, und eine herrschsüchtige Priesterkaste erklärte Alles, was sie selbst gerne als ausschliessliches Eigenthum besitzen wollte, für ein Heiligthum dieser Götter. Der heiligste Sitz im ganzen Lande war Romowe; er durfte von keinem Menschen, der nicht Priester war, betreten werden; nur die höchsten Regenten durften sich, obwohl auch nur höchst selten und als besondere Gnade gewährt, des Glückes erfreuen, mit dem Griwe, dem obersten Priester, zu sprechen und dem heiligen Raum zu nahen, doch das eigentliche Heiligthum, die immergrüne Eiche und die darunter wohnenden Götter, bekam auch der Landesfürst nie zu sehen, denn die Eiche war

Praariasseria (Siames. M.), ein berühmter Heiliger, in Siam lebend, zu der Zeit, da Sommonacodom erschien; durch seine Heiligkeit wuchs seine Macht, und mit dieser seine körperliche Grösse, so dass er 40 Klafter hoch ward; dabei hatten seine Augen die sonderbare Eigenschaft, im Durchmesser grösser zu sein, als im Umfang, sie hatten nämlich einen Durchmesser von 31/2 und eine Peripherie von 21/2 Klaftern.


Prachetas (Ind. M.), Name des Dakscha, in einem der indischen Dialecte; er war einer von den 10 Altvätern oder Herren aller erschaffenen Wesen.


Praedator (Röm. M.), »der Beutegeber,« Beiname Jupiters, der in Rom einen prächtigen Tempel hatte, welchem stets ein Theil der Kriegsbeute zufiel.


Pradjapat (Ind. M.), das personificirte Schöpfungsverlangen des Urwesens, und zwar der Manifestation desselben, welche die irdischen Elemente in sich enthält.


Pradiben (Ind. M.), 1) ein Fürst aus dem Geschlechte der Mondskinder; seine Söhne waren Debadi, der Aeltere, ein berühmter Büsser, und Sandanen, der Jüngere, ein eben so berühmter und trefflicher Herrscher. – 2) P., ein anderer Fürst aus dem Geschlechte der Mondskinder, Sohn des Bimaseenen und Enkel des Rugen.


Pragaladen (Ind. M.), ein Heiliger und besonderer Verehrer des Wischnu, welcher von dem Dämon Ironya lange Zeit gequält wurde, bis Wischnu denselben in seiner vierten Incarnation als Menschlöwe erlöste, indem er den Riesen tödtete.


Prakrat (Ind. M.), eine der Offenbarungen der Gottheit, des höchsten Urwesens, in welcher dieses die Ursache aller Erscheinungen des Wechsels in der sichtbaren Welt wird. P. ist das Wesen der drei Götter Brama, Wischnu und Schiwa, und daher dreifarbig, weil es schaffend ist wie Brama (roth), erhaltend wie Wischnu (weiss), und zerstörend wie Schiwa (schwarz). P. ist daher auch das verbindende und trennende Wesen dieser drei Götter, weil durch dasselbe immer Leben und Tod, Vergehen und Entstehen wechselt.


Prakriti (Ind. M.), Beiname der Parwati, der Gattin des Schiwa; er bedeutet die Natur. Die Indier machen sie zur Gattin des Zerstörers, weil sie sagen, dass alles Leben aus dem Tode hervorgehe, und dass es keine Zerstörung, keine Vernichtung im eigentlichen Sinne des Wortes gebe, indem die Materie im unaufhörlichen Kreislauf nur die Form verändere, nur Verwandlung, nicht Auflösung erleide.


Pra Mogla (M. der Siamesen), ein berühmter Schüler des Sommonacodom, dessen Statue häufig neben der des grossen Schutzheiligen selbst steht, weil er so überaus wohlthätig war, dass er das Feuer der Hölle auszulöschen suchte, wesshalb er die Erde umkehrte und alles Brennende in seiner Hand versammelte. Vergeblich bemühte er sich jedoch damit; das Feuer, bestimmt, die Verstorbenen für ihre Sünden zu strafen, war so heftig, dass es Alles entzündete, was in seine Nähe kam, und Flüsse und Meere austrocknete; wesshalb sich P. M. an seinen Lehrer selbst wandte, der wohl im Stande gewesen wäre, des Schülers Wunsch zu erfüllen, jedoch besorgte, wenn das Feuer der Hölle verlöscht wäre, so würden die Menschen ohne Furcht vor der Strafe sündigen, und es daher brennen liess. Man verehrte des Gottes Weisheit, doch des Schülers Liebe ward durch unzählige Heiligenbilder verewigt.


Pran (Ind. M.), der Hauch, das Lebensprincip, welches in jedem Menschen wohnt, und seinen Sitz im Herzen bat; es ist das göttliche Princip der Bewegung, das überall Leben und Thätigkeit verbreitet, durch welches allein das gesammte Naturleben bestehen kann, und welches sich in der animalischen Welt im Athemholen manifestirt.


Praenestina (Röm. M.), Beiname der Fortuna, von der Stadt Präneste, in welcher sie einen Tempel und ein Orakel hatte.


Pra Rasi (M. der Siamiesen), Einsiedler, welche in gänzlicher Abgeschiedenheit, durchaus entfernt von den Menschen, wohnen, und durch langjähriges, beschauliches Leben zur Kenntniss der verborgensten Naturgeheimnisse gekommen sind. Diese befinden sich auf der Mauer, welche die Welt umgibt, verzeichnet, und dorther haben die P. R. auch ihre Kenntnisse; daher die Kunst zu fliegen, beliebig alle Gestalten anzunehmen, edle Metalle zu machen u. s. w. Obwohl sie durch die Kunst, die Dauer ihres Körpers zu verlängern, ewig leben würden, so opfern sie sich doch selbst von tausend zu tausend Jahren, indem sie alle (mit Ausnahme eines Einzigen) einen Scheiterhaufen besteigen und sich freiwillig verbrennen. Der Uebrigbleibende erweckt die Heiligen wieder zu neuem Leben. Die Religionsschriften der Tala Poinen geben zwar die Mittel an, zu diesen Einsiedlern zu gelangen, doch soll es sehr gefährlich sein, sie zu suchen.


Prasrinmo und Prasrinpo, S. Kenresi.


Praxidice (Gr. M.), »die Vollstreckerin des Rechtes.« Unter diesem Namen weihete Menelaus der Minerva ein Bild, nachdem er an Troja Rache genommen. Bei Haliartus hatten Göttinnen, welche P. hiessen, einen Tempel; bei ihnen wurden Eide geschworen.


Praxithea (Gr. M.), 1) eine Thespiade, Geliebte des Hercules, dem sie den Nephus gebar. – 2) P., Tochter des Phrasimus und der Diogenia. Erechtheus nahm sie zur Gattin, und sie gebar ihm den Cecrops, Pandorus, Metion, die Procris und die Creusa. – 3) P., Tochter des attischen Heros Leos, welche dieser für sein Vaterland opferte: eine Handlung, welche durch ein Heroon geehrt wurde.


Prema (Röm. M.), eine Göttin, welche den jungen Frauen bei den Geheimnissen des Ehebettes die Ruhe empfehlen sollte.


Presbon (Gr. M.), Sohn des Phrixus, vermählt mit Buzyge, einer Tochter des Lycus, welche ihm den Clymenus gebar, der seines Ahnherrn angestammtes Reich, oder Orchomenus erhielt.


Preussen (M. der Preussen). Das alte P. oder Litthauen, weit hinauf in das jetzige Russland sich erstreckend, von Pommern bis Riga, und hoch an der Weichsel und der Düna hinauf gen Süden ausgebreitet, war ein mächtiges Land, mit einer zwar sparsamen, doch kräftigen Bevölkerung, welche sich oft durch kühne Eroberungszüge den Nachbarn furchtbar gemacht, bis aus Schweden und Norwegen das Geschlecht der Helden und Seekönige kam, und endlich die südlichen Küsten des baltischen Meers von Starkodders und Ragnar Lodbrogs Thaten widerhallten. – In ältester Zeit beteten jene Urbewohner, die P., Ulmarugier, Litthauer, Letten, Kuren, Lieven, ohne Zweifel Sonne, Mond, Gestirne, die Naturkräfte überhaupt an; als aber die Skandier, ein schon viel vorgeschritteneres, gebildeteres Volk, herüberkamen, brachten sie den Ureinwohnern neue Götter mit, denn von ihnen stammen ohne Zweifel die drei obersten Gottheiten der P., Perkunos, Potrimpos und Pikollos, und wahrscheinlich auch alle übrigen. Es ist viel darüber geschrieben und gestritten worden, ob die angeführten Namen, oder die Gottheiten, denen sie beigelegt wurden, existirt haben, oder ob sie bloss Erfindungen müssiger Chronisten waren, endlich gar, ob in diesen drei Personen nicht die heilige Dreieinigkeit zu finden sei. So schwankte, von einem Extreme zum andern, die Sucht, in Alles, auch in das Einfachste, einen geheimen, tief verborgenen Sinn zu legen, er mag mit den Sitten, den Culturstufen des Volkes übereinstimmen oder nicht. – Was man gewiss weiss, und was durch Voigts Geschichte von P. bis zur höchsten Evidenz gebracht, und durch zahlreiche Belege bestätigt worden, wollen wir in gedrängter Kürze hier aufstellen. Ausser den drei oben genannten Gottheiten und einer vierten, Curcho, gab es auch noch eine Menge Untergottheiten, welche man später, wohl nicht ganz passend, in Götter des Himmels, der Erde, des Wassers, der Menschen, des Viehes, der Unterwelt, in Arbeits-, in Handels, in gute und böse Götter, verwandelt hat. Es war wohl nichts Anderes, als ein Naturdienst, wie er sich bei allen halb rohen Völkern findet; wo eine grosse Bewegung, eine gewaltige Wirkung in der Natur wahrgenommen wurde, erhob man die geahnte Ursache in die Reihe göttlicher Wesen, und eine herrschsüchtige Priesterkaste erklärte Alles, was sie selbst gerne als ausschliessliches Eigenthum besitzen wollte, für ein Heiligthum dieser Götter. Der heiligste Sitz im ganzen Lande war Romowe; er durfte von keinem Menschen, der nicht Priester war, betreten werden; nur die höchsten Regenten durften sich, obwohl auch nur höchst selten und als besondere Gnade gewährt, des Glückes erfreuen, mit dem Griwe, dem obersten Priester, zu sprechen und dem heiligen Raum zu nahen, doch das eigentliche Heiligthum, die immergrüne Eiche und die darunter wohnenden Götter, bekam auch der Landesfürst nie zu sehen, denn die Eiche war

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[387/0457] Praariasseria (Siames. M.), ein berühmter Heiliger, in Siam lebend, zu der Zeit, da Sommonacodom erschien; durch seine Heiligkeit wuchs seine Macht, und mit dieser seine körperliche Grösse, so dass er 40 Klafter hoch ward; dabei hatten seine Augen die sonderbare Eigenschaft, im Durchmesser grösser zu sein, als im Umfang, sie hatten nämlich einen Durchmesser von 31/2 und eine Peripherie von 21/2 Klaftern. Prachetas (Ind. M.), Name des Dakscha, in einem der indischen Dialecte; er war einer von den 10 Altvätern oder Herren aller erschaffenen Wesen. Praedator (Röm. M.), »der Beutegeber,« Beiname Jupiters, der in Rom einen prächtigen Tempel hatte, welchem stets ein Theil der Kriegsbeute zufiel. Pradjapat (Ind. M.), das personificirte Schöpfungsverlangen des Urwesens, und zwar der Manifestation desselben, welche die irdischen Elemente in sich enthält. Pradiben (Ind. M.), 1) ein Fürst aus dem Geschlechte der Mondskinder; seine Söhne waren Debadi, der Aeltere, ein berühmter Büsser, und Sandanen, der Jüngere, ein eben so berühmter und trefflicher Herrscher. – 2) P., ein anderer Fürst aus dem Geschlechte der Mondskinder, Sohn des Bimaseenen und Enkel des Rugen. Pragaladen (Ind. M.), ein Heiliger und besonderer Verehrer des Wischnu, welcher von dem Dämon Ironya lange Zeit gequält wurde, bis Wischnu denselben in seiner vierten Incarnation als Menschlöwe erlöste, indem er den Riesen tödtete. Prakrat (Ind. M.), eine der Offenbarungen der Gottheit, des höchsten Urwesens, in welcher dieses die Ursache aller Erscheinungen des Wechsels in der sichtbaren Welt wird. P. ist das Wesen der drei Götter Brama, Wischnu und Schiwa, und daher dreifarbig, weil es schaffend ist wie Brama (roth), erhaltend wie Wischnu (weiss), und zerstörend wie Schiwa (schwarz). P. ist daher auch das verbindende und trennende Wesen dieser drei Götter, weil durch dasselbe immer Leben und Tod, Vergehen und Entstehen wechselt. Prakriti (Ind. M.), Beiname der Parwati, der Gattin des Schiwa; er bedeutet die Natur. Die Indier machen sie zur Gattin des Zerstörers, weil sie sagen, dass alles Leben aus dem Tode hervorgehe, und dass es keine Zerstörung, keine Vernichtung im eigentlichen Sinne des Wortes gebe, indem die Materie im unaufhörlichen Kreislauf nur die Form verändere, nur Verwandlung, nicht Auflösung erleide. Pra Mogla (M. der Siamesen), ein berühmter Schüler des Sommonacodom, dessen Statue häufig neben der des grossen Schutzheiligen selbst steht, weil er so überaus wohlthätig war, dass er das Feuer der Hölle auszulöschen suchte, wesshalb er die Erde umkehrte und alles Brennende in seiner Hand versammelte. Vergeblich bemühte er sich jedoch damit; das Feuer, bestimmt, die Verstorbenen für ihre Sünden zu strafen, war so heftig, dass es Alles entzündete, was in seine Nähe kam, und Flüsse und Meere austrocknete; wesshalb sich P. M. an seinen Lehrer selbst wandte, der wohl im Stande gewesen wäre, des Schülers Wunsch zu erfüllen, jedoch besorgte, wenn das Feuer der Hölle verlöscht wäre, so würden die Menschen ohne Furcht vor der Strafe sündigen, und es daher brennen liess. Man verehrte des Gottes Weisheit, doch des Schülers Liebe ward durch unzählige Heiligenbilder verewigt. Pran (Ind. M.), der Hauch, das Lebensprincip, welches in jedem Menschen wohnt, und seinen Sitz im Herzen bat; es ist das göttliche Princip der Bewegung, das überall Leben und Thätigkeit verbreitet, durch welches allein das gesammte Naturleben bestehen kann, und welches sich in der animalischen Welt im Athemholen manifestirt. Praenestina (Röm. M.), Beiname der Fortuna, von der Stadt Präneste, in welcher sie einen Tempel und ein Orakel hatte. Pra Rasi (M. der Siamiesen), Einsiedler, welche in gänzlicher Abgeschiedenheit, durchaus entfernt von den Menschen, wohnen, und durch langjähriges, beschauliches Leben zur Kenntniss der verborgensten Naturgeheimnisse gekommen sind. Diese befinden sich auf der Mauer, welche die Welt umgibt, verzeichnet, und dorther haben die P. R. auch ihre Kenntnisse; daher die Kunst zu fliegen, beliebig alle Gestalten anzunehmen, edle Metalle zu machen u. s. w. Obwohl sie durch die Kunst, die Dauer ihres Körpers zu verlängern, ewig leben würden, so opfern sie sich doch selbst von tausend zu tausend Jahren, indem sie alle (mit Ausnahme eines Einzigen) einen Scheiterhaufen besteigen und sich freiwillig verbrennen. Der Uebrigbleibende erweckt die Heiligen wieder zu neuem Leben. Die Religionsschriften der Tala Poinen geben zwar die Mittel an, zu diesen Einsiedlern zu gelangen, doch soll es sehr gefährlich sein, sie zu suchen. Prasrinmo und Prasrinpo, S. Kenresi. Praxidice (Gr. M.), »die Vollstreckerin des Rechtes.« Unter diesem Namen weihete Menelaus der Minerva ein Bild, nachdem er an Troja Rache genommen. Bei Haliartus hatten Göttinnen, welche P. hiessen, einen Tempel; bei ihnen wurden Eide geschworen. Praxithea (Gr. M.), 1) eine Thespiade, Geliebte des Hercules, dem sie den Nephus gebar. – 2) P., Tochter des Phrasimus und der Diogenia. Erechtheus nahm sie zur Gattin, und sie gebar ihm den Cecrops, Pandorus, Metion, die Procris und die Creusa. – 3) P., Tochter des attischen Heros Leos, welche dieser für sein Vaterland opferte: eine Handlung, welche durch ein Heroon geehrt wurde. Prema (Röm. M.), eine Göttin, welche den jungen Frauen bei den Geheimnissen des Ehebettes die Ruhe empfehlen sollte. Presbon (Gr. M.), Sohn des Phrixus, vermählt mit Buzyge, einer Tochter des Lycus, welche ihm den Clymenus gebar, der seines Ahnherrn angestammtes Reich, oder Orchomenus erhielt. Preussen (M. der Preussen). Das alte P. oder Litthauen, weit hinauf in das jetzige Russland sich erstreckend, von Pommern bis Riga, und hoch an der Weichsel und der Düna hinauf gen Süden ausgebreitet, war ein mächtiges Land, mit einer zwar sparsamen, doch kräftigen Bevölkerung, welche sich oft durch kühne Eroberungszüge den Nachbarn furchtbar gemacht, bis aus Schweden und Norwegen das Geschlecht der Helden und Seekönige kam, und endlich die südlichen Küsten des baltischen Meers von Starkodders und Ragnar Lodbrogs Thaten widerhallten. – In ältester Zeit beteten jene Urbewohner, die P., Ulmarugier, Litthauer, Letten, Kuren, Lieven, ohne Zweifel Sonne, Mond, Gestirne, die Naturkräfte überhaupt an; als aber die Skandier, ein schon viel vorgeschritteneres, gebildeteres Volk, herüberkamen, brachten sie den Ureinwohnern neue Götter mit, denn von ihnen stammen ohne Zweifel die drei obersten Gottheiten der P., Perkunos, Potrimpos und Pikollos, und wahrscheinlich auch alle übrigen. Es ist viel darüber geschrieben und gestritten worden, ob die angeführten Namen, oder die Gottheiten, denen sie beigelegt wurden, existirt haben, oder ob sie bloss Erfindungen müssiger Chronisten waren, endlich gar, ob in diesen drei Personen nicht die heilige Dreieinigkeit zu finden sei. So schwankte, von einem Extreme zum andern, die Sucht, in Alles, auch in das Einfachste, einen geheimen, tief verborgenen Sinn zu legen, er mag mit den Sitten, den Culturstufen des Volkes übereinstimmen oder nicht. – Was man gewiss weiss, und was durch Voigts Geschichte von P. bis zur höchsten Evidenz gebracht, und durch zahlreiche Belege bestätigt worden, wollen wir in gedrängter Kürze hier aufstellen. Ausser den drei oben genannten Gottheiten und einer vierten, Curcho, gab es auch noch eine Menge Untergottheiten, welche man später, wohl nicht ganz passend, in Götter des Himmels, der Erde, des Wassers, der Menschen, des Viehes, der Unterwelt, in Arbeits-, in Handels, in gute und böse Götter, verwandelt hat. Es war wohl nichts Anderes, als ein Naturdienst, wie er sich bei allen halb rohen Völkern findet; wo eine grosse Bewegung, eine gewaltige Wirkung in der Natur wahrgenommen wurde, erhob man die geahnte Ursache in die Reihe göttlicher Wesen, und eine herrschsüchtige Priesterkaste erklärte Alles, was sie selbst gerne als ausschliessliches Eigenthum besitzen wollte, für ein Heiligthum dieser Götter. Der heiligste Sitz im ganzen Lande war Romowe; er durfte von keinem Menschen, der nicht Priester war, betreten werden; nur die höchsten Regenten durften sich, obwohl auch nur höchst selten und als besondere Gnade gewährt, des Glückes erfreuen, mit dem Griwe, dem obersten Priester, zu sprechen und dem heiligen Raum zu nahen, doch das eigentliche Heiligthum, die immergrüne Eiche und die darunter wohnenden Götter, bekam auch der Landesfürst nie zu sehen, denn die Eiche war

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Zitationshilfe: Dr. Vollmer’s Wörterbuch der Mythologie aller Völker. 3. Aufl. Stuttgart, 1874, S. 387. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/vollmer_mythologie_1874/457>, abgerufen am 25.11.2024.