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Dr. Vollmer’s Wörterbuch der Mythologie aller Völker. 3. Aufl. Stuttgart, 1874.

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Andromeda, westlich von dem Fuhrmann, unterhalb oder südlich vom Stier, nordwärts von der Cassiopea begrenzt; 45 deutlich sichtbare Sterne gehören zu ihm. - 2) P., Beherrscher von Dardanus zur Zeit des trojanischen Krieges; durch die Gunst seiner Gattin kam die schöne Laodice mit Acamas, dem Sohne des Theseus, zusammen.


Persische Mythologie. Der von Zoroaster oder Zerdust geläuterte Feuerdienst scheint die ursprüngliche Gottesverehrung gewesen zu sein, worüber uns Herodot I, 131 ziemlich genaue Nachrichten mittheilt. Er sagt daselbst: "Götterbilder, Tempel und Altäre zu errichten, haben die Perser so gar nicht im Brauch, dass sie vielmehr denen, die solches thun, Thorheit vorwerfen, weil sie nicht, wie die Hellenen, glauben, dass die Götter menschenähnlich seien; dagegen opfern sie dem Zeus auf hohen Bergen und rufen dabei das ganze Himmelsgewölbe als Zeus an. Auch opfern sie der Sonne und dem Mond, der Erde, dem Feuer, dem Wasser und den Winden; ausserdem haben sie von den Assyriern angenommen, der (Venus) Urania zu opfern. Der Name der Aphrodite ist aber bei den Assyriern Mylitta, bei den Arabern Alitta und bei den Persern Mitra. Die Perser haben keine Feuer-, keine Trank- und Speise-Opfer, auch keine Flöten, Kränze oder heilige Gerste, sondern wer einem jener Götter opfern will; windet meistens einen Myrtenkranz um den Kopfbund, führt das Thier an eine reine Stätte, fleht zu dem Gotte, dem er opfern will, doch nie für sich allein, sondern vielmehr flehet er, dass es allen Persern und dem König wohl gehen möge; dann wird das Thier getödtet, zerlegt, gekocht, und nun werden die Stücke auf frisches, duftiges Gras niedergelegt, worauf ein Magier (einer ihrer Priester) dem Opfernden zur Seite ein Weihelied singt, und nunmehr der Opfernde das Fleisch nach Hause nimmt, um es nach Belieben zu verbrauchen. - Die Perser glauben, dass die Götter nur die Seele des Thiers als Opfer wollen und das Fleisch desselben verschmähen; darum verbrennen sie dasselbe nicht, denn es würde das Feuer, das den Göttern geweihet ist, nur verunreinigen. Wie vor dem Feuer, wird auch vor dem Wasser geopfert, indem man sich zu einem See, einem Flusse, einer Quelle begibt, in deren Nähe ein Graben gezogen wird, damit kein Blut das Wasser verunreinige; darauf aber schlachtet man das Thier und breitet die Stücke auf Lorbeer- oder Myrtenreisern aus; die Magier, welche dabei gegenwärtig sind, bringen Libationen von Oel, Milch oder Honig, stimmen einen Weihgesang an; der Opfernde nimmt das zerlegte Thier mit sich. - Diesen Cultus, vermischt mit dem der Nachbarvölker, besonders mit dem Astarte- oder Mylitta-Dienst der Phönicier und Assyrier, fand Zoroaster vor, als er, nicht mit einer neuen, sondern mit der Reinigung der alten Religion auftrat, welche man, wie die ganze Parsenreligion, fälschlich Feuerdienst nennt, da das Feuer nicht angebetet wird, sondern nur die Stelle bezeichnet, wohin man sich beim Gebete richten soll. Alles, was wir über die Parsenreligion wissen, ist erst durch Zoroaster festgestellt. Zarvana Akharana heisst das ewige Urwesen, das anfang- und endlose, allmächtige Princip des Guten, dessen Repräsentant auf Erden Ormuzd ist. Mächtig wäre dieser Letztere gleich dem allgewaltigen Gott, wenn nicht von demselben ein böses Princip hervorgerufen wäre, in dessen Bekämpfung das Gute sich üben und stärken soll. Nun stehen diese beiden Gegensätze, das gute und das böse Princip, einander gegenüber: das eine Reich ist das ewige Licht, das andere die ewige Finsterniss. Beide Mächte beginnen ihrer grossen Bestimmung nach zu wirken. Zarvana Akharana sprach durch den Mund des Ormuzd das Schöpfungswort Honover, und es entstand Alles, was da ist; das schaffende allmächtige Urwort gab Leben und Dasein den Thieren, Pflanzen, den Naturkräften und den guten Geistern, den Amschaspands, welche das Reich des Lichts bevölkerten; aber gleich thätig war Ahriman, der die Unterwelt mit übermächtigen bösen Dämonen füllte. Nun bildete Ormuzd die Erde, den Schauplatz des Kampfes zwischen Böse und Gut, welcher 12,000 Jahr dauern wird. Im ersten Viertel dieser Zeit vermag Ahriman keinen Vortheil über Ormuzd zu gewinnen, die Welt bleibt rein, nur vom Guten beherrscht; erst im zweiten Viertheil fühlt er sich stark genug, ihm die Spitze zu bieten, und seine Macht wächst so, dass er im dritten Zeitalter die Herrschaft mit Ormuzd theilt, und in Folge dessen in den letzten dreitausend Jahren ihn ganz besiegt; dann aber geht die Welt unter. Im Läuterungsfeuer werden selbst die bösen Dämonen, Ahriman an ihrer Spitze, gereinigt, und im neuen Glanze steht die untergegangene Schöpfung wieder auf zu ewigem Leben, in reiner Freude, in reinem Licht; der Gegensatz hat aufgehört, Ahriman, nun ein so vollkommener Geist wie Ormuzd, bringt mit diesem gemeinschaftlich dem Herrn seine Dankopfer; bis dahin aber (denn wir stehen jetzt erst im dritten Zeitalter) dauert der Kampf zwischen Licht und Finsterniss, und Zarvana Akharana braucht den bösen Ahriman so gut zur Vollziehung seiner Befehle, zur Erreichung seiner Zwecke, wie den erhabenen Ormuzd. - Um sich gegenseitig zu bekämpfen, haben beide Mächte sich Diener geschaffen, von denen die des Ormuzd sich als die reinsten Lichtwesen auszeichnen, während die des Ahriman die furchtbarsten Schöpfungen des Abgrunds sind; die Letztern heissen Erzdews, es sind ihrer sieben, und sie sind den sieben Amschaspands entgegengesetzt; auf Seiten der Finsterniss stehen die Dews (böse Genien); beide Schaaren sind zahllos, beide wirken frei auf die Erde und ihre Bevölkerung ein; Ahriman tödtet den Urstier Abudad, den Urkeim alles Lebens, doch nur zu seinem eigenen Schaden, denn aus seinem Blut entsteht der weit mächtigere Urmensch, und die ganze Thier- und Pflanzenwelt. Abermal will Ahriman das Böse und vollzieht das Gute, indem er nach dreissigjährigem unaufhörlichem Ringen den gewaltigen Kajomorts, den Urmenschen, tödtet; aber aus seiner zeugenden Kraft entspringen Meschia und Meschiane, das erste Menschenpaar, und obgleich er überall scheinbar Sieger bleibt, ist er doch wirklich überall besiegt, denn was er thut, greift unmittelbar in die grossen Weltzwecke des Zarvana Akharana ein; er verführt das erste Menschenpaar zum Genusse der verbotenen unreinen Frucht, das Böse wird heimisch unter dem Menschengeschlecht, allein der Kampf mit dem Bösen soll ja erst die Guten, Ungeprüften, auf die höchste Stufe der Reinheit und der Glückseligkeit erheben; unendliche Wonne und Freude harret des Geprüften, der Alles überstand, und der Gefallene büsst im Abgrund seine Schwäche und sieht des Paradieses ewige Seligkeit als Ziel seiner Wanderung vor sich. Endlich stürzt Ahriman den Cometen Gurzscher auf die Erde; diese verbrennt mit allem, was auf ihr ist, aber auch dieser Weltenbrand dient zur Erfüllung des grössten aller Zwecke: in ihm nämlich brennt auch der Höllenabgrund aus, und die bösen Genien, durch tausendjährige Qual von tausendjährigen Lastern und Verbrechen geläutert, werden zu reinen Geistern, und selbst Ahriman wird umgeschaffen. - Viele von diesen Lehren fand der persische Weltweise schon vor, vieles aber musste er neu schaffen; so scheint es auch mit seiner Lehre von der Entstehung des Alls gewesen zu sein. - Zuerst war Alles rein und gut, auch Ahriman war ein Geist des Lichts: Selbstsucht, Neid gegen Ormuzd, der Wunsch, alle Macht ungetheilt zu besitzen, bringt ihn zum Abfall von Gott, und nun entsteht erst das Reich der Finsterniss, da das Reich des Lichts von Anbeginn vorhanden war; beide Reiche sind unendlich, unbegrenzt, und zwischen beiden, an beide grenzend, liegt die Erdscheibe. Die lebhafte Phantasie des Persers führt Zoroaster nun auf einen andern Weg, bis er wieder zu den ersten Menschen einlenkt. Er erzählt: in der Mitte der Erdscheibe erhebt sich der Berg Albordji, der, wie hoch er auch war, sich doch stets höher und höher erhob, bis sein Gipfel durch das feste Himmelsgewölbe brach und eine Oeffnung verursachte, durch die das reine Licht des Aethers dringt, in dessen Glanz das Bergeshaupt sich ewig badet; dort thront Ormuzd, von dort überschaut er den Erdkreis, und von dort führt eine feste Brücke, Tschinewad, bis zum Firmament, zum eigentlichen ewigen Himmelsgewölbe. Des Berges Spitze ist das Centrum aller Himmelsbewegungen, denn um ihn drehen sich Sonne, Mond und Sterne in drei Sphären; zuerst kommen die Sterne haufenweise zu Heerschaaren geordnet (denn sie sind die Krieger des Ormuzd), denen immer einzelne Anführer vorstanden; auf diese Sphäre folgte die des Mondes, welche bis zur Sonne reichte, dann die der Sonne, welche an den Himmel selbst stiess. Die Planeten waren die Inspectoren des Heeres, die durch alle Reihen des Fixsternhimmels reisten und die Ordnung erhielten, daher sie auch vorzugsweise in den persischen Werken dargestellt werden. Die Cometen waren dem Reiche des Lichts feindselig gesinnte Genien,

Andromeda, westlich von dem Fuhrmann, unterhalb oder südlich vom Stier, nordwärts von der Cassiopea begrenzt; 45 deutlich sichtbare Sterne gehören zu ihm. – 2) P., Beherrscher von Dardanus zur Zeit des trojanischen Krieges; durch die Gunst seiner Gattin kam die schöne Laodice mit Acamas, dem Sohne des Theseus, zusammen.


Persische Mythologie. Der von Zoroaster oder Zerdust geläuterte Feuerdienst scheint die ursprüngliche Gottesverehrung gewesen zu sein, worüber uns Herodot I, 131 ziemlich genaue Nachrichten mittheilt. Er sagt daselbst: »Götterbilder, Tempel und Altäre zu errichten, haben die Perser so gar nicht im Brauch, dass sie vielmehr denen, die solches thun, Thorheit vorwerfen, weil sie nicht, wie die Hellenen, glauben, dass die Götter menschenähnlich seien; dagegen opfern sie dem Zeus auf hohen Bergen und rufen dabei das ganze Himmelsgewölbe als Zeus an. Auch opfern sie der Sonne und dem Mond, der Erde, dem Feuer, dem Wasser und den Winden; ausserdem haben sie von den Assyriern angenommen, der (Venus) Urania zu opfern. Der Name der Aphrodite ist aber bei den Assyriern Mylitta, bei den Arabern Alitta und bei den Persern Mitra. Die Perser haben keine Feuer-, keine Trank- und Speise-Opfer, auch keine Flöten, Kränze oder heilige Gerste, sondern wer einem jener Götter opfern will; windet meistens einen Myrtenkranz um den Kopfbund, führt das Thier an eine reine Stätte, fleht zu dem Gotte, dem er opfern will, doch nie für sich allein, sondern vielmehr flehet er, dass es allen Persern und dem König wohl gehen möge; dann wird das Thier getödtet, zerlegt, gekocht, und nun werden die Stücke auf frisches, duftiges Gras niedergelegt, worauf ein Magier (einer ihrer Priester) dem Opfernden zur Seite ein Weihelied singt, und nunmehr der Opfernde das Fleisch nach Hause nimmt, um es nach Belieben zu verbrauchen. – Die Perser glauben, dass die Götter nur die Seele des Thiers als Opfer wollen und das Fleisch desselben verschmähen; darum verbrennen sie dasselbe nicht, denn es würde das Feuer, das den Göttern geweihet ist, nur verunreinigen. Wie vor dem Feuer, wird auch vor dem Wasser geopfert, indem man sich zu einem See, einem Flusse, einer Quelle begibt, in deren Nähe ein Graben gezogen wird, damit kein Blut das Wasser verunreinige; darauf aber schlachtet man das Thier und breitet die Stücke auf Lorbeer- oder Myrtenreisern aus; die Magier, welche dabei gegenwärtig sind, bringen Libationen von Oel, Milch oder Honig, stimmen einen Weihgesang an; der Opfernde nimmt das zerlegte Thier mit sich. – Diesen Cultus, vermischt mit dem der Nachbarvölker, besonders mit dem Astarte- oder Mylitta-Dienst der Phönicier und Assyrier, fand Zoroaster vor, als er, nicht mit einer neuen, sondern mit der Reinigung der alten Religion auftrat, welche man, wie die ganze Parsenreligion, fälschlich Feuerdienst nennt, da das Feuer nicht angebetet wird, sondern nur die Stelle bezeichnet, wohin man sich beim Gebete richten soll. Alles, was wir über die Parsenreligion wissen, ist erst durch Zoroaster festgestellt. Zarvana Akharana heisst das ewige Urwesen, das anfang- und endlose, allmächtige Princip des Guten, dessen Repräsentant auf Erden Ormuzd ist. Mächtig wäre dieser Letztere gleich dem allgewaltigen Gott, wenn nicht von demselben ein böses Princip hervorgerufen wäre, in dessen Bekämpfung das Gute sich üben und stärken soll. Nun stehen diese beiden Gegensätze, das gute und das böse Princip, einander gegenüber: das eine Reich ist das ewige Licht, das andere die ewige Finsterniss. Beide Mächte beginnen ihrer grossen Bestimmung nach zu wirken. Zarvana Akharana sprach durch den Mund des Ormuzd das Schöpfungswort Honover, und es entstand Alles, was da ist; das schaffende allmächtige Urwort gab Leben und Dasein den Thieren, Pflanzen, den Naturkräften und den guten Geistern, den Amschaspands, welche das Reich des Lichts bevölkerten; aber gleich thätig war Ahriman, der die Unterwelt mit übermächtigen bösen Dämonen füllte. Nun bildete Ormuzd die Erde, den Schauplatz des Kampfes zwischen Böse und Gut, welcher 12,000 Jahr dauern wird. Im ersten Viertel dieser Zeit vermag Ahriman keinen Vortheil über Ormuzd zu gewinnen, die Welt bleibt rein, nur vom Guten beherrscht; erst im zweiten Viertheil fühlt er sich stark genug, ihm die Spitze zu bieten, und seine Macht wächst so, dass er im dritten Zeitalter die Herrschaft mit Ormuzd theilt, und in Folge dessen in den letzten dreitausend Jahren ihn ganz besiegt; dann aber geht die Welt unter. Im Läuterungsfeuer werden selbst die bösen Dämonen, Ahriman an ihrer Spitze, gereinigt, und im neuen Glanze steht die untergegangene Schöpfung wieder auf zu ewigem Leben, in reiner Freude, in reinem Licht; der Gegensatz hat aufgehört, Ahriman, nun ein so vollkommener Geist wie Ormuzd, bringt mit diesem gemeinschaftlich dem Herrn seine Dankopfer; bis dahin aber (denn wir stehen jetzt erst im dritten Zeitalter) dauert der Kampf zwischen Licht und Finsterniss, und Zarvana Akharana braucht den bösen Ahriman so gut zur Vollziehung seiner Befehle, zur Erreichung seiner Zwecke, wie den erhabenen Ormuzd. – Um sich gegenseitig zu bekämpfen, haben beide Mächte sich Diener geschaffen, von denen die des Ormuzd sich als die reinsten Lichtwesen auszeichnen, während die des Ahriman die furchtbarsten Schöpfungen des Abgrunds sind; die Letztern heissen Erzdews, es sind ihrer sieben, und sie sind den sieben Amschaspands entgegengesetzt; auf Seiten der Finsterniss stehen die Dews (böse Genien); beide Schaaren sind zahllos, beide wirken frei auf die Erde und ihre Bevölkerung ein; Ahriman tödtet den Urstier Abudad, den Urkeim alles Lebens, doch nur zu seinem eigenen Schaden, denn aus seinem Blut entsteht der weit mächtigere Urmensch, und die ganze Thier- und Pflanzenwelt. Abermal will Ahriman das Böse und vollzieht das Gute, indem er nach dreissigjährigem unaufhörlichem Ringen den gewaltigen Kajomorts, den Urmenschen, tödtet; aber aus seiner zeugenden Kraft entspringen Meschia und Meschiane, das erste Menschenpaar, und obgleich er überall scheinbar Sieger bleibt, ist er doch wirklich überall besiegt, denn was er thut, greift unmittelbar in die grossen Weltzwecke des Zarvana Akharana ein; er verführt das erste Menschenpaar zum Genusse der verbotenen unreinen Frucht, das Böse wird heimisch unter dem Menschengeschlecht, allein der Kampf mit dem Bösen soll ja erst die Guten, Ungeprüften, auf die höchste Stufe der Reinheit und der Glückseligkeit erheben; unendliche Wonne und Freude harret des Geprüften, der Alles überstand, und der Gefallene büsst im Abgrund seine Schwäche und sieht des Paradieses ewige Seligkeit als Ziel seiner Wanderung vor sich. Endlich stürzt Ahriman den Cometen Gurzscher auf die Erde; diese verbrennt mit allem, was auf ihr ist, aber auch dieser Weltenbrand dient zur Erfüllung des grössten aller Zwecke: in ihm nämlich brennt auch der Höllenabgrund aus, und die bösen Genien, durch tausendjährige Qual von tausendjährigen Lastern und Verbrechen geläutert, werden zu reinen Geistern, und selbst Ahriman wird umgeschaffen. – Viele von diesen Lehren fand der persische Weltweise schon vor, vieles aber musste er neu schaffen; so scheint es auch mit seiner Lehre von der Entstehung des Alls gewesen zu sein. – Zuerst war Alles rein und gut, auch Ahriman war ein Geist des Lichts: Selbstsucht, Neid gegen Ormuzd, der Wunsch, alle Macht ungetheilt zu besitzen, bringt ihn zum Abfall von Gott, und nun entsteht erst das Reich der Finsterniss, da das Reich des Lichts von Anbeginn vorhanden war; beide Reiche sind unendlich, unbegrenzt, und zwischen beiden, an beide grenzend, liegt die Erdscheibe. Die lebhafte Phantasie des Persers führt Zoroaster nun auf einen andern Weg, bis er wieder zu den ersten Menschen einlenkt. Er erzählt: in der Mitte der Erdscheibe erhebt sich der Berg Albordji, der, wie hoch er auch war, sich doch stets höher und höher erhob, bis sein Gipfel durch das feste Himmelsgewölbe brach und eine Oeffnung verursachte, durch die das reine Licht des Aethers dringt, in dessen Glanz das Bergeshaupt sich ewig badet; dort thront Ormuzd, von dort überschaut er den Erdkreis, und von dort führt eine feste Brücke, Tschinewad, bis zum Firmament, zum eigentlichen ewigen Himmelsgewölbe. Des Berges Spitze ist das Centrum aller Himmelsbewegungen, denn um ihn drehen sich Sonne, Mond und Sterne in drei Sphären; zuerst kommen die Sterne haufenweise zu Heerschaaren geordnet (denn sie sind die Krieger des Ormuzd), denen immer einzelne Anführer vorstanden; auf diese Sphäre folgte die des Mondes, welche bis zur Sonne reichte, dann die der Sonne, welche an den Himmel selbst stiess. Die Planeten waren die Inspectoren des Heeres, die durch alle Reihen des Fixsternhimmels reisten und die Ordnung erhielten, daher sie auch vorzugsweise in den persischen Werken dargestellt werden. Die Cometen waren dem Reiche des Lichts feindselig gesinnte Genien,

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Die Perser haben keine Feuer-, keine Trank- und Speise-Opfer, auch keine Flöten, Kränze oder heilige Gerste, sondern wer einem jener Götter opfern will; windet meistens einen Myrtenkranz um den Kopfbund, führt das Thier an eine reine Stätte, fleht zu dem Gotte, dem er opfern will, doch nie für sich allein, sondern vielmehr flehet er, dass es allen Persern und dem König wohl gehen möge; dann wird das Thier getödtet, zerlegt, gekocht, und nun werden die Stücke auf frisches, duftiges Gras niedergelegt, worauf ein Magier (einer ihrer Priester) dem Opfernden zur Seite ein Weihelied singt, und nunmehr der Opfernde das Fleisch nach Hause nimmt, um es nach Belieben zu verbrauchen. &#x2013; Die Perser glauben, dass die Götter nur die Seele des Thiers als Opfer wollen und das Fleisch desselben verschmähen; darum verbrennen sie dasselbe nicht, denn es würde das Feuer, das den Göttern geweihet ist, nur verunreinigen. Wie vor dem Feuer, wird auch vor dem Wasser geopfert, indem man sich zu einem See, einem Flusse, einer Quelle begibt, in deren Nähe ein Graben gezogen wird, damit kein Blut das Wasser verunreinige; darauf aber schlachtet man das Thier und breitet die Stücke auf Lorbeer- oder Myrtenreisern aus; die Magier, welche dabei gegenwärtig sind, bringen Libationen von Oel, Milch oder Honig, stimmen einen Weihgesang an; der Opfernde nimmt das zerlegte Thier mit sich. &#x2013; Diesen Cultus, vermischt mit dem der Nachbarvölker, besonders mit dem Astarte- oder Mylitta-Dienst der Phönicier und Assyrier, fand Zoroaster vor, als er, nicht mit einer neuen, sondern mit der Reinigung der alten Religion auftrat, welche man, wie die ganze Parsenreligion, fälschlich Feuerdienst nennt, da das Feuer nicht angebetet wird, sondern nur die Stelle bezeichnet, wohin man sich beim Gebete richten soll. Alles, was wir über die Parsenreligion wissen, ist erst durch Zoroaster festgestellt. Zarvana Akharana heisst das ewige Urwesen, das anfang- und endlose, allmächtige Princip des Guten, dessen Repräsentant auf Erden Ormuzd ist. Mächtig wäre dieser Letztere gleich dem allgewaltigen Gott, wenn nicht von demselben ein böses Princip hervorgerufen wäre, in dessen Bekämpfung das Gute sich üben und stärken soll. Nun stehen diese beiden Gegensätze, das gute und das böse Princip, einander gegenüber: das eine Reich ist das ewige Licht, das andere die ewige Finsterniss. Beide Mächte beginnen ihrer grossen Bestimmung nach zu wirken. Zarvana Akharana sprach durch den Mund des Ormuzd das Schöpfungswort Honover, und es entstand Alles, was da ist; das schaffende allmächtige Urwort gab Leben und Dasein den Thieren, Pflanzen, den Naturkräften und den guten Geistern, den Amschaspands, welche das Reich des Lichts bevölkerten; aber gleich thätig war Ahriman, der die Unterwelt mit übermächtigen bösen Dämonen füllte. Nun bildete Ormuzd die Erde, den Schauplatz des Kampfes zwischen Böse und Gut, welcher 12,000 Jahr dauern wird. Im ersten Viertel dieser Zeit vermag Ahriman keinen Vortheil über Ormuzd zu gewinnen, die Welt bleibt rein, nur vom Guten beherrscht; erst im zweiten Viertheil fühlt er sich stark genug, ihm die Spitze zu bieten, und seine Macht wächst so, dass er im dritten Zeitalter die Herrschaft mit Ormuzd theilt, und in Folge dessen in den letzten dreitausend Jahren ihn ganz besiegt; dann aber geht die Welt unter. Im Läuterungsfeuer werden selbst die bösen Dämonen, Ahriman an ihrer Spitze, gereinigt, und im neuen Glanze steht die untergegangene Schöpfung wieder auf zu ewigem Leben, in reiner Freude, in reinem Licht; der Gegensatz hat aufgehört, Ahriman, nun ein so vollkommener Geist wie Ormuzd, bringt mit diesem gemeinschaftlich dem Herrn seine Dankopfer; bis dahin aber (denn wir stehen jetzt erst im dritten Zeitalter) dauert der Kampf zwischen Licht und Finsterniss, und Zarvana Akharana braucht den bösen Ahriman so gut zur Vollziehung seiner Befehle, zur Erreichung seiner Zwecke, wie den erhabenen Ormuzd. &#x2013; Um sich gegenseitig zu bekämpfen, haben beide Mächte sich Diener geschaffen, von denen die des Ormuzd sich als die reinsten Lichtwesen auszeichnen, während die des Ahriman die furchtbarsten Schöpfungen des Abgrunds sind; die Letztern heissen Erzdews, es sind ihrer sieben, und sie sind den sieben Amschaspands entgegengesetzt; auf Seiten der Finsterniss stehen die Dews (böse Genien); beide Schaaren sind zahllos, beide wirken frei auf die Erde und ihre Bevölkerung ein; Ahriman tödtet den Urstier Abudad, den Urkeim alles Lebens, doch nur zu seinem eigenen Schaden, denn aus seinem Blut entsteht der weit mächtigere Urmensch, und die ganze Thier- und Pflanzenwelt. Abermal will Ahriman das Böse und vollzieht das Gute, indem er nach dreissigjährigem unaufhörlichem Ringen den gewaltigen Kajomorts, den Urmenschen, tödtet; aber aus seiner zeugenden Kraft entspringen Meschia und Meschiane, das erste Menschenpaar, und obgleich er überall scheinbar Sieger bleibt, ist er doch wirklich überall besiegt, denn was er thut, greift unmittelbar in die grossen Weltzwecke des Zarvana Akharana ein; er verführt das erste Menschenpaar zum Genusse der verbotenen unreinen Frucht, das Böse wird heimisch unter dem Menschengeschlecht, allein der Kampf mit dem Bösen soll ja erst die Guten, Ungeprüften, auf die höchste Stufe der Reinheit und der Glückseligkeit erheben; unendliche Wonne und Freude harret des Geprüften, der Alles überstand, und der Gefallene büsst im Abgrund seine Schwäche und sieht des Paradieses ewige Seligkeit als Ziel seiner Wanderung vor sich. Endlich stürzt Ahriman den Cometen Gurzscher auf die Erde; diese verbrennt mit allem, was auf ihr ist, aber auch dieser Weltenbrand dient zur Erfüllung des grössten aller Zwecke: in ihm nämlich brennt auch der Höllenabgrund aus, und die bösen Genien, durch tausendjährige Qual von tausendjährigen Lastern und Verbrechen geläutert, werden zu reinen Geistern, und selbst Ahriman wird umgeschaffen. &#x2013; Viele von diesen Lehren fand der persische Weltweise schon vor, vieles aber musste er neu schaffen; so scheint es auch mit seiner Lehre von der Entstehung des Alls gewesen zu sein. &#x2013; Zuerst war Alles rein und gut, auch Ahriman war ein Geist des Lichts: Selbstsucht, Neid gegen Ormuzd, der Wunsch, alle Macht ungetheilt zu besitzen, bringt ihn zum Abfall von Gott, und nun entsteht erst das Reich der Finsterniss, da das Reich des Lichts von Anbeginn vorhanden war; beide Reiche sind unendlich, unbegrenzt, und zwischen beiden, an beide grenzend, liegt die Erdscheibe. Die lebhafte Phantasie des Persers führt Zoroaster nun auf einen andern Weg, bis er wieder zu den ersten Menschen einlenkt. Er erzählt: in der Mitte der Erdscheibe erhebt sich der Berg Albordji, der, wie hoch er auch war, sich doch stets höher und höher erhob, bis sein Gipfel durch das feste Himmelsgewölbe brach und eine Oeffnung verursachte, durch die das reine Licht des Aethers dringt, in dessen Glanz das Bergeshaupt sich ewig badet; dort thront Ormuzd, von dort überschaut er den Erdkreis, und von dort führt eine feste Brücke, Tschinewad, bis zum Firmament, zum eigentlichen ewigen Himmelsgewölbe. Des Berges Spitze ist das Centrum aller Himmelsbewegungen, denn um ihn drehen sich Sonne, Mond und Sterne in drei Sphären; zuerst kommen die Sterne haufenweise zu Heerschaaren geordnet (denn sie sind die Krieger des Ormuzd), denen immer einzelne Anführer vorstanden; auf diese Sphäre folgte die des Mondes, welche bis zur Sonne reichte, dann die der Sonne, welche an den Himmel selbst stiess. Die Planeten waren die Inspectoren des Heeres, die durch alle Reihen des Fixsternhimmels reisten und die Ordnung erhielten, daher sie auch vorzugsweise in den persischen Werken dargestellt werden. Die Cometen waren dem Reiche des Lichts feindselig gesinnte Genien,
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[375/0445] Andromeda, westlich von dem Fuhrmann, unterhalb oder südlich vom Stier, nordwärts von der Cassiopea begrenzt; 45 deutlich sichtbare Sterne gehören zu ihm. – 2) P., Beherrscher von Dardanus zur Zeit des trojanischen Krieges; durch die Gunst seiner Gattin kam die schöne Laodice mit Acamas, dem Sohne des Theseus, zusammen. Persische Mythologie. Der von Zoroaster oder Zerdust geläuterte Feuerdienst scheint die ursprüngliche Gottesverehrung gewesen zu sein, worüber uns Herodot I, 131 ziemlich genaue Nachrichten mittheilt. Er sagt daselbst: »Götterbilder, Tempel und Altäre zu errichten, haben die Perser so gar nicht im Brauch, dass sie vielmehr denen, die solches thun, Thorheit vorwerfen, weil sie nicht, wie die Hellenen, glauben, dass die Götter menschenähnlich seien; dagegen opfern sie dem Zeus auf hohen Bergen und rufen dabei das ganze Himmelsgewölbe als Zeus an. Auch opfern sie der Sonne und dem Mond, der Erde, dem Feuer, dem Wasser und den Winden; ausserdem haben sie von den Assyriern angenommen, der (Venus) Urania zu opfern. Der Name der Aphrodite ist aber bei den Assyriern Mylitta, bei den Arabern Alitta und bei den Persern Mitra. Die Perser haben keine Feuer-, keine Trank- und Speise-Opfer, auch keine Flöten, Kränze oder heilige Gerste, sondern wer einem jener Götter opfern will; windet meistens einen Myrtenkranz um den Kopfbund, führt das Thier an eine reine Stätte, fleht zu dem Gotte, dem er opfern will, doch nie für sich allein, sondern vielmehr flehet er, dass es allen Persern und dem König wohl gehen möge; dann wird das Thier getödtet, zerlegt, gekocht, und nun werden die Stücke auf frisches, duftiges Gras niedergelegt, worauf ein Magier (einer ihrer Priester) dem Opfernden zur Seite ein Weihelied singt, und nunmehr der Opfernde das Fleisch nach Hause nimmt, um es nach Belieben zu verbrauchen. – Die Perser glauben, dass die Götter nur die Seele des Thiers als Opfer wollen und das Fleisch desselben verschmähen; darum verbrennen sie dasselbe nicht, denn es würde das Feuer, das den Göttern geweihet ist, nur verunreinigen. Wie vor dem Feuer, wird auch vor dem Wasser geopfert, indem man sich zu einem See, einem Flusse, einer Quelle begibt, in deren Nähe ein Graben gezogen wird, damit kein Blut das Wasser verunreinige; darauf aber schlachtet man das Thier und breitet die Stücke auf Lorbeer- oder Myrtenreisern aus; die Magier, welche dabei gegenwärtig sind, bringen Libationen von Oel, Milch oder Honig, stimmen einen Weihgesang an; der Opfernde nimmt das zerlegte Thier mit sich. – Diesen Cultus, vermischt mit dem der Nachbarvölker, besonders mit dem Astarte- oder Mylitta-Dienst der Phönicier und Assyrier, fand Zoroaster vor, als er, nicht mit einer neuen, sondern mit der Reinigung der alten Religion auftrat, welche man, wie die ganze Parsenreligion, fälschlich Feuerdienst nennt, da das Feuer nicht angebetet wird, sondern nur die Stelle bezeichnet, wohin man sich beim Gebete richten soll. Alles, was wir über die Parsenreligion wissen, ist erst durch Zoroaster festgestellt. Zarvana Akharana heisst das ewige Urwesen, das anfang- und endlose, allmächtige Princip des Guten, dessen Repräsentant auf Erden Ormuzd ist. Mächtig wäre dieser Letztere gleich dem allgewaltigen Gott, wenn nicht von demselben ein böses Princip hervorgerufen wäre, in dessen Bekämpfung das Gute sich üben und stärken soll. Nun stehen diese beiden Gegensätze, das gute und das böse Princip, einander gegenüber: das eine Reich ist das ewige Licht, das andere die ewige Finsterniss. Beide Mächte beginnen ihrer grossen Bestimmung nach zu wirken. Zarvana Akharana sprach durch den Mund des Ormuzd das Schöpfungswort Honover, und es entstand Alles, was da ist; das schaffende allmächtige Urwort gab Leben und Dasein den Thieren, Pflanzen, den Naturkräften und den guten Geistern, den Amschaspands, welche das Reich des Lichts bevölkerten; aber gleich thätig war Ahriman, der die Unterwelt mit übermächtigen bösen Dämonen füllte. Nun bildete Ormuzd die Erde, den Schauplatz des Kampfes zwischen Böse und Gut, welcher 12,000 Jahr dauern wird. Im ersten Viertel dieser Zeit vermag Ahriman keinen Vortheil über Ormuzd zu gewinnen, die Welt bleibt rein, nur vom Guten beherrscht; erst im zweiten Viertheil fühlt er sich stark genug, ihm die Spitze zu bieten, und seine Macht wächst so, dass er im dritten Zeitalter die Herrschaft mit Ormuzd theilt, und in Folge dessen in den letzten dreitausend Jahren ihn ganz besiegt; dann aber geht die Welt unter. Im Läuterungsfeuer werden selbst die bösen Dämonen, Ahriman an ihrer Spitze, gereinigt, und im neuen Glanze steht die untergegangene Schöpfung wieder auf zu ewigem Leben, in reiner Freude, in reinem Licht; der Gegensatz hat aufgehört, Ahriman, nun ein so vollkommener Geist wie Ormuzd, bringt mit diesem gemeinschaftlich dem Herrn seine Dankopfer; bis dahin aber (denn wir stehen jetzt erst im dritten Zeitalter) dauert der Kampf zwischen Licht und Finsterniss, und Zarvana Akharana braucht den bösen Ahriman so gut zur Vollziehung seiner Befehle, zur Erreichung seiner Zwecke, wie den erhabenen Ormuzd. – Um sich gegenseitig zu bekämpfen, haben beide Mächte sich Diener geschaffen, von denen die des Ormuzd sich als die reinsten Lichtwesen auszeichnen, während die des Ahriman die furchtbarsten Schöpfungen des Abgrunds sind; die Letztern heissen Erzdews, es sind ihrer sieben, und sie sind den sieben Amschaspands entgegengesetzt; auf Seiten der Finsterniss stehen die Dews (böse Genien); beide Schaaren sind zahllos, beide wirken frei auf die Erde und ihre Bevölkerung ein; Ahriman tödtet den Urstier Abudad, den Urkeim alles Lebens, doch nur zu seinem eigenen Schaden, denn aus seinem Blut entsteht der weit mächtigere Urmensch, und die ganze Thier- und Pflanzenwelt. Abermal will Ahriman das Böse und vollzieht das Gute, indem er nach dreissigjährigem unaufhörlichem Ringen den gewaltigen Kajomorts, den Urmenschen, tödtet; aber aus seiner zeugenden Kraft entspringen Meschia und Meschiane, das erste Menschenpaar, und obgleich er überall scheinbar Sieger bleibt, ist er doch wirklich überall besiegt, denn was er thut, greift unmittelbar in die grossen Weltzwecke des Zarvana Akharana ein; er verführt das erste Menschenpaar zum Genusse der verbotenen unreinen Frucht, das Böse wird heimisch unter dem Menschengeschlecht, allein der Kampf mit dem Bösen soll ja erst die Guten, Ungeprüften, auf die höchste Stufe der Reinheit und der Glückseligkeit erheben; unendliche Wonne und Freude harret des Geprüften, der Alles überstand, und der Gefallene büsst im Abgrund seine Schwäche und sieht des Paradieses ewige Seligkeit als Ziel seiner Wanderung vor sich. Endlich stürzt Ahriman den Cometen Gurzscher auf die Erde; diese verbrennt mit allem, was auf ihr ist, aber auch dieser Weltenbrand dient zur Erfüllung des grössten aller Zwecke: in ihm nämlich brennt auch der Höllenabgrund aus, und die bösen Genien, durch tausendjährige Qual von tausendjährigen Lastern und Verbrechen geläutert, werden zu reinen Geistern, und selbst Ahriman wird umgeschaffen. – Viele von diesen Lehren fand der persische Weltweise schon vor, vieles aber musste er neu schaffen; so scheint es auch mit seiner Lehre von der Entstehung des Alls gewesen zu sein. – Zuerst war Alles rein und gut, auch Ahriman war ein Geist des Lichts: Selbstsucht, Neid gegen Ormuzd, der Wunsch, alle Macht ungetheilt zu besitzen, bringt ihn zum Abfall von Gott, und nun entsteht erst das Reich der Finsterniss, da das Reich des Lichts von Anbeginn vorhanden war; beide Reiche sind unendlich, unbegrenzt, und zwischen beiden, an beide grenzend, liegt die Erdscheibe. Die lebhafte Phantasie des Persers führt Zoroaster nun auf einen andern Weg, bis er wieder zu den ersten Menschen einlenkt. Er erzählt: in der Mitte der Erdscheibe erhebt sich der Berg Albordji, der, wie hoch er auch war, sich doch stets höher und höher erhob, bis sein Gipfel durch das feste Himmelsgewölbe brach und eine Oeffnung verursachte, durch die das reine Licht des Aethers dringt, in dessen Glanz das Bergeshaupt sich ewig badet; dort thront Ormuzd, von dort überschaut er den Erdkreis, und von dort führt eine feste Brücke, Tschinewad, bis zum Firmament, zum eigentlichen ewigen Himmelsgewölbe. Des Berges Spitze ist das Centrum aller Himmelsbewegungen, denn um ihn drehen sich Sonne, Mond und Sterne in drei Sphären; zuerst kommen die Sterne haufenweise zu Heerschaaren geordnet (denn sie sind die Krieger des Ormuzd), denen immer einzelne Anführer vorstanden; auf diese Sphäre folgte die des Mondes, welche bis zur Sonne reichte, dann die der Sonne, welche an den Himmel selbst stiess. Die Planeten waren die Inspectoren des Heeres, die durch alle Reihen des Fixsternhimmels reisten und die Ordnung erhielten, daher sie auch vorzugsweise in den persischen Werken dargestellt werden. Die Cometen waren dem Reiche des Lichts feindselig gesinnte Genien,

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Zitationshilfe: Dr. Vollmer’s Wörterbuch der Mythologie aller Völker. 3. Aufl. Stuttgart, 1874, S. 375. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/vollmer_mythologie_1874/445>, abgerufen am 21.11.2024.