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Dr. Vollmer’s Wörterbuch der Mythologie aller Völker. 3. Aufl. Stuttgart, 1874.

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Fig. 254.
zu schwimmen scheinen. Man glaubt, sie seien die Wohnsitze der abgeschiedenen Seelen.


Otsistoku annentagon, "angeheftete Feuer", nennen die nordamerikanischen Wilden die Milchstrasse, von welcher sie glauben, dass sie der Weg sei, auf welchem die Seelen zum Himmel wandern.


Ottar (Nord. M.), Sohn des Königs Innstein und der schönen Hledis, berühmt durch seine Verehrung und unwandelbare Liebe zu den Asen, welche so weit ging, dass er der Freia einen Tempel bauete von geschliffenen Steinen und so schön glänzend wie polirtes Glas. O. und Angantyr hatten eine Erbschaft gemacht, die demjenigen zufallen sollte, der die Geschichte seines Hauses am höchsten hinaufführen würde; da flehete O. zur schönen Freia, welche ihm zum Siege verhalf; siehe das Fernere unter Hyndla.


Otter, s. Hreidmar.


Otus (Gr. M.), einer der beiden Aloaden, Bruder des Ephialtes (s. d.).


Oxiderces (Gr. M.), "die Scharfsichtige", Beiname der Minerva.


Oxylus (Gr. M.), 1) Sohn des Mars und der Protogenia. - 2) O., der dreiäugige Feldherr der Heracliden, s. Hercules. - 3) O., Sohn des Orius und Bruder der Hamadryas, mit welcher er acht Töchter, die Hamadryaden, erzeugte, welche alle die Namen von Bäumen haben.


Oxynius (Gr. M.), soll ein Sohn des Hector geheissen haben, der mit seinem Bruder, dem Scamander, von dem verderblichen Kriege fortgeschickt, also am Leben erhalten wurde. Nach der Zerstörung von Troja soll er zurückgekehrt sein, und das Reich seines Grossvaters Priamus regiert haben.


Oxyporus (Gr. M.), Sohn des Cinyras und der Metharme, Bruder des Adonis, der Orsadice etc.


Ozomene (Gr. M.), soll nach Einigen das Weib des Thaumas, die Mutter der Harpyien, geheissen haben; gewöhnlich nennt man als solche Electra.


P.

Paean (Gr. M.), "der Heilende", Beiname der Götter, denen man heilende Kräfte zuschrieb, vorzüglich des Aesculap, dann auch des Apollo.


Pachakamak (M. der Andesvölker), bei den alten Peruanern der Gott, welcher die Welt schuf und dem All Leben einhauchte, aber weder je sichtbar, noch hörbar ward. Ihm entgegengesetzt ist Rimak "der Gott, welcher spricht," der sich den Urbewohnern einst persönlich offenbarte.


Pactolus (Gr. M.), Vater der Euryanassa, der Gattin des Tantalus.


Pagasaeus (Gr. M.), Beiname des Apollo und des Jason, von Pagasä in Thessalien.


Pagoden, die Tempel der indischen Götter, meistens nach riesigen Ideen erbaut. Das, was man in der Regel für das Hauptgebäude ansieht, ist nur die 200 bis 300 Fuss hohe Pyramide, welche das äusserste Eingangsthor überragt. Von demselben zieht sich rechts und links in gleicher Weite eine starke Mauer, welche eine Seite des Quadrats bildet, das den ganzen geheiligten Raum einschliesst. Meistentheils sind sieben solche concentrische Mauern in einander eingeschachtelt, sie umschliessen Gebäude, Wohnungen der Braminen, der Dewedaschies (s. d.), Badeteiche; endlich im innersten Raum sind die Tempel des Gottes, pyramidal wie das Eingangsthor, doch kleiner; in diesen sitzt oder steht der zu Verehrende, von Holz oder Stein, mehr oder minder kostbar verziert; die Pyramide ist stets mehr obeliskenartig, langsam verjüngt und erweitert sich ganz oben etwas, läuft dann halbmondförmig in zwei Spitzen aus, und besteht aus vielen über einander liegenden Stockwerken; das Eingangsthor ist stets nach Osten gerichtet. In jeder Umgürtung ist ein heiliger Gegenstand angebracht, eine liegende Kuh, ein Lingam etc. Die P. sind gewöhnlich ausserordentlich reich, indem sie durch die Pilger ungeheure Einkünfte haben.


Pagodi (Ind. M.), der unter dem Volke übliche Name der Göttin Bhawani.


Painujanen (M. der Finnen), das Nachts umherschleichende Gespenst, welches in Gestalt eines weissen Seeweibes die Wohnungen besucht und sich zu den Menschen in die warmen Betten legt, sie drückend und quälend wie der Alp.


Painalton, "der Eilfertige", ein unterer Kriegsgott der Mexikaner, welcher besonders bei plötzlichen Ueberfällen um Hülfe angefleht wurde; dann liefen die Priester mit seinem Bilde durch die Stadt, riefen ihn mit lauter Stimme zur Erde herab, opferten ihm, und nun waren alle waffenfähigen Bewohner des Landes verpflichtet, zu den Waffen zu greifen.


Pakniel und Pakparniel oder Pakuniel (Talmud.), zwei Engelsfürsten, welche über die Fische gesetzt sind und für ihr Wohl sorgen sollen.


Palamedes (Gr. M.), Sohn des Nauplius und der Clymene, Tochter des Königs Catreus von Creta, Bruder des Oeax, zog mit Agamemnon gegen Troja, wo er durch den Hass des Ulysses, nach Anderen auch des Agamemnon und des Diomedes, schmählich umkam. Als Ursache des Hasses des Ulysses wird angegeben, entweder weil dieser von P. wider seinen Willen genöthigt worden sei den Zug mitzumachen, oder, weil P. einst während des Krieges vor Troja, mit reicher Beute aus einer benachbarten Gegend zurückgekehrt, den zu gleicher Zeit mit leeren Händen zurückgekommenen Ulysses verspottet habe. Darum bereitete ihm Ulysses, oder mit ihm auch die beiden anderen genannten Helden, von Eifersucht über den Kriegsruhm des P. entflammt, auf hinterlistige Weise das Verderben. Man liess einen Brief, wie von Priamus an P. gerichtet, schreiben, verbarg diesen mit einer Summe Goldes im Zelte des Helden, klagte ihn nun der Verrätherei an, überführte ihn mittelst einer Durchsuchung seines Zeltes und verurtheilte ihn zum Tode. Bei der Hinführung sprach er: "Ich beklage dich, Wahrheit, denn du starbst schon vor mir!" Die ganze Sage ist nachhomerisch, Homer kennt den Namen P. nicht. An der äolischen Küste Kleinasiens, gegenüber von



Fig. 254.
zu schwimmen scheinen. Man glaubt, sie seien die Wohnsitze der abgeschiedenen Seelen.


Otsistoku annentagon, »angeheftete Feuer«, nennen die nordamerikanischen Wilden die Milchstrasse, von welcher sie glauben, dass sie der Weg sei, auf welchem die Seelen zum Himmel wandern.


Ottar (Nord. M.), Sohn des Königs Innstein und der schönen Hledis, berühmt durch seine Verehrung und unwandelbare Liebe zu den Asen, welche so weit ging, dass er der Freia einen Tempel bauete von geschliffenen Steinen und so schön glänzend wie polirtes Glas. O. und Angantyr hatten eine Erbschaft gemacht, die demjenigen zufallen sollte, der die Geschichte seines Hauses am höchsten hinaufführen würde; da flehete O. zur schönen Freia, welche ihm zum Siege verhalf; siehe das Fernere unter Hyndla.


Otter, s. Hreidmar.


Otus (Gr. M.), einer der beiden Aloaden, Bruder des Ephialtes (s. d.).


Oxiderces (Gr. M.), »die Scharfsichtige«, Beiname der Minerva.


Oxylus (Gr. M.), 1) Sohn des Mars und der Protogenia. – 2) O., der dreiäugige Feldherr der Heracliden, s. Hercules. – 3) O., Sohn des Orius und Bruder der Hamadryas, mit welcher er acht Töchter, die Hamadryaden, erzeugte, welche alle die Namen von Bäumen haben.


Oxynius (Gr. M.), soll ein Sohn des Hector geheissen haben, der mit seinem Bruder, dem Scamander, von dem verderblichen Kriege fortgeschickt, also am Leben erhalten wurde. Nach der Zerstörung von Troja soll er zurückgekehrt sein, und das Reich seines Grossvaters Priamus regiert haben.


Oxyporus (Gr. M.), Sohn des Cinyras und der Metharme, Bruder des Adonis, der Orsadice etc.


Ozomene (Gr. M.), soll nach Einigen das Weib des Thaumas, die Mutter der Harpyien, geheissen haben; gewöhnlich nennt man als solche Electra.


P.

Paean (Gr. M.), »der Heilende«, Beiname der Götter, denen man heilende Kräfte zuschrieb, vorzüglich des Aesculap, dann auch des Apollo.


Pachakamak (M. der Andesvölker), bei den alten Peruanern der Gott, welcher die Welt schuf und dem All Leben einhauchte, aber weder je sichtbar, noch hörbar ward. Ihm entgegengesetzt ist Rimak »der Gott, welcher spricht,« der sich den Urbewohnern einst persönlich offenbarte.


Pactolus (Gr. M.), Vater der Euryanassa, der Gattin des Tantalus.


Pagasaeus (Gr. M.), Beiname des Apollo und des Jason, von Pagasä in Thessalien.


Pagoden, die Tempel der indischen Götter, meistens nach riesigen Ideen erbaut. Das, was man in der Regel für das Hauptgebäude ansieht, ist nur die 200 bis 300 Fuss hohe Pyramide, welche das äusserste Eingangsthor überragt. Von demselben zieht sich rechts und links in gleicher Weite eine starke Mauer, welche eine Seite des Quadrats bildet, das den ganzen geheiligten Raum einschliesst. Meistentheils sind sieben solche concentrische Mauern in einander eingeschachtelt, sie umschliessen Gebäude, Wohnungen der Braminen, der Dewedaschies (s. d.), Badeteiche; endlich im innersten Raum sind die Tempel des Gottes, pyramidal wie das Eingangsthor, doch kleiner; in diesen sitzt oder steht der zu Verehrende, von Holz oder Stein, mehr oder minder kostbar verziert; die Pyramide ist stets mehr obeliskenartig, langsam verjüngt und erweitert sich ganz oben etwas, läuft dann halbmondförmig in zwei Spitzen aus, und besteht aus vielen über einander liegenden Stockwerken; das Eingangsthor ist stets nach Osten gerichtet. In jeder Umgürtung ist ein heiliger Gegenstand angebracht, eine liegende Kuh, ein Lingam etc. Die P. sind gewöhnlich ausserordentlich reich, indem sie durch die Pilger ungeheure Einkünfte haben.


Pagodi (Ind. M.), der unter dem Volke übliche Name der Göttin Bhawani.


Painujanen (M. der Finnen), das Nachts umherschleichende Gespenst, welches in Gestalt eines weissen Seeweibes die Wohnungen besucht und sich zu den Menschen in die warmen Betten legt, sie drückend und quälend wie der Alp.


Painalton, »der Eilfertige«, ein unterer Kriegsgott der Mexikaner, welcher besonders bei plötzlichen Ueberfällen um Hülfe angefleht wurde; dann liefen die Priester mit seinem Bilde durch die Stadt, riefen ihn mit lauter Stimme zur Erde herab, opferten ihm, und nun waren alle waffenfähigen Bewohner des Landes verpflichtet, zu den Waffen zu greifen.


Pakniel und Pakparniel oder Pakuniel (Talmud.), zwei Engelsfürsten, welche über die Fische gesetzt sind und für ihr Wohl sorgen sollen.


Palamedes (Gr. M.), Sohn des Nauplius und der Clymene, Tochter des Königs Catreus von Creta, Bruder des Oeax, zog mit Agamemnon gegen Troja, wo er durch den Hass des Ulysses, nach Anderen auch des Agamemnon und des Diomedes, schmählich umkam. Als Ursache des Hasses des Ulysses wird angegeben, entweder weil dieser von P. wider seinen Willen genöthigt worden sei den Zug mitzumachen, oder, weil P. einst während des Krieges vor Troja, mit reicher Beute aus einer benachbarten Gegend zurückgekehrt, den zu gleicher Zeit mit leeren Händen zurückgekommenen Ulysses verspottet habe. Darum bereitete ihm Ulysses, oder mit ihm auch die beiden anderen genannten Helden, von Eifersucht über den Kriegsruhm des P. entflammt, auf hinterlistige Weise das Verderben. Man liess einen Brief, wie von Priamus an P. gerichtet, schreiben, verbarg diesen mit einer Summe Goldes im Zelte des Helden, klagte ihn nun der Verrätherei an, überführte ihn mittelst einer Durchsuchung seines Zeltes und verurtheilte ihn zum Tode. Bei der Hinführung sprach er: »Ich beklage dich, Wahrheit, denn du starbst schon vor mir!« Die ganze Sage ist nachhomerisch, Homer kennt den Namen P. nicht. An der äolischen Küste Kleinasiens, gegenüber von

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[365/0435] [Abbildung Fig. 254. ] zu schwimmen scheinen. Man glaubt, sie seien die Wohnsitze der abgeschiedenen Seelen. Otsistoku annentagon, »angeheftete Feuer«, nennen die nordamerikanischen Wilden die Milchstrasse, von welcher sie glauben, dass sie der Weg sei, auf welchem die Seelen zum Himmel wandern. Ottar (Nord. M.), Sohn des Königs Innstein und der schönen Hledis, berühmt durch seine Verehrung und unwandelbare Liebe zu den Asen, welche so weit ging, dass er der Freia einen Tempel bauete von geschliffenen Steinen und so schön glänzend wie polirtes Glas. O. und Angantyr hatten eine Erbschaft gemacht, die demjenigen zufallen sollte, der die Geschichte seines Hauses am höchsten hinaufführen würde; da flehete O. zur schönen Freia, welche ihm zum Siege verhalf; siehe das Fernere unter Hyndla. Otter, s. Hreidmar. Otus (Gr. M.), einer der beiden Aloaden, Bruder des Ephialtes (s. d.). Oxiderces (Gr. M.), »die Scharfsichtige«, Beiname der Minerva. Oxylus (Gr. M.), 1) Sohn des Mars und der Protogenia. – 2) O., der dreiäugige Feldherr der Heracliden, s. Hercules. – 3) O., Sohn des Orius und Bruder der Hamadryas, mit welcher er acht Töchter, die Hamadryaden, erzeugte, welche alle die Namen von Bäumen haben. Oxynius (Gr. M.), soll ein Sohn des Hector geheissen haben, der mit seinem Bruder, dem Scamander, von dem verderblichen Kriege fortgeschickt, also am Leben erhalten wurde. Nach der Zerstörung von Troja soll er zurückgekehrt sein, und das Reich seines Grossvaters Priamus regiert haben. Oxyporus (Gr. M.), Sohn des Cinyras und der Metharme, Bruder des Adonis, der Orsadice etc. Ozomene (Gr. M.), soll nach Einigen das Weib des Thaumas, die Mutter der Harpyien, geheissen haben; gewöhnlich nennt man als solche Electra. P. Paean (Gr. M.), »der Heilende«, Beiname der Götter, denen man heilende Kräfte zuschrieb, vorzüglich des Aesculap, dann auch des Apollo. Pachakamak (M. der Andesvölker), bei den alten Peruanern der Gott, welcher die Welt schuf und dem All Leben einhauchte, aber weder je sichtbar, noch hörbar ward. Ihm entgegengesetzt ist Rimak »der Gott, welcher spricht,« der sich den Urbewohnern einst persönlich offenbarte. Pactolus (Gr. M.), Vater der Euryanassa, der Gattin des Tantalus. Pagasaeus (Gr. M.), Beiname des Apollo und des Jason, von Pagasä in Thessalien. Pagoden, die Tempel der indischen Götter, meistens nach riesigen Ideen erbaut. Das, was man in der Regel für das Hauptgebäude ansieht, ist nur die 200 bis 300 Fuss hohe Pyramide, welche das äusserste Eingangsthor überragt. Von demselben zieht sich rechts und links in gleicher Weite eine starke Mauer, welche eine Seite des Quadrats bildet, das den ganzen geheiligten Raum einschliesst. Meistentheils sind sieben solche concentrische Mauern in einander eingeschachtelt, sie umschliessen Gebäude, Wohnungen der Braminen, der Dewedaschies (s. d.), Badeteiche; endlich im innersten Raum sind die Tempel des Gottes, pyramidal wie das Eingangsthor, doch kleiner; in diesen sitzt oder steht der zu Verehrende, von Holz oder Stein, mehr oder minder kostbar verziert; die Pyramide ist stets mehr obeliskenartig, langsam verjüngt und erweitert sich ganz oben etwas, läuft dann halbmondförmig in zwei Spitzen aus, und besteht aus vielen über einander liegenden Stockwerken; das Eingangsthor ist stets nach Osten gerichtet. In jeder Umgürtung ist ein heiliger Gegenstand angebracht, eine liegende Kuh, ein Lingam etc. Die P. sind gewöhnlich ausserordentlich reich, indem sie durch die Pilger ungeheure Einkünfte haben. Pagodi (Ind. M.), der unter dem Volke übliche Name der Göttin Bhawani. 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Als Ursache des Hasses des Ulysses wird angegeben, entweder weil dieser von P. wider seinen Willen genöthigt worden sei den Zug mitzumachen, oder, weil P. einst während des Krieges vor Troja, mit reicher Beute aus einer benachbarten Gegend zurückgekehrt, den zu gleicher Zeit mit leeren Händen zurückgekommenen Ulysses verspottet habe. Darum bereitete ihm Ulysses, oder mit ihm auch die beiden anderen genannten Helden, von Eifersucht über den Kriegsruhm des P. entflammt, auf hinterlistige Weise das Verderben. Man liess einen Brief, wie von Priamus an P. gerichtet, schreiben, verbarg diesen mit einer Summe Goldes im Zelte des Helden, klagte ihn nun der Verrätherei an, überführte ihn mittelst einer Durchsuchung seines Zeltes und verurtheilte ihn zum Tode. Bei der Hinführung sprach er: »Ich beklage dich, Wahrheit, denn du starbst schon vor mir!« Die ganze Sage ist nachhomerisch, Homer kennt den Namen P. nicht. An der äolischen Küste Kleinasiens, gegenüber von

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Zitationshilfe: Dr. Vollmer’s Wörterbuch der Mythologie aller Völker. 3. Aufl. Stuttgart, 1874, S. 365. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/vollmer_mythologie_1874/435>, abgerufen am 22.11.2024.