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Dr. Vollmer’s Wörterbuch der Mythologie aller Völker. 3. Aufl. Stuttgart, 1874.

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die Spindel und den Webestuhl; der Oelbaum ist ihr Geschenk; sie lehrt Stiere anjochen und Rosse zügeln; erfindet die Flöte und die Trompete; ist die Schutzgöttin der den Staat bildenden Geschlechter (s. Apaturia) und der Gerichtshöfe; sie hat den Areopag zu Athen gegründet. - Gewiss gereicht es dem griechischen Volksgeist zu hoher Ehre, zum äusseren Gefäss dieses so kräftigen und edel wirkenden göttlichen Geistes gerade die Person einer Jungfrau gewählt zu haben. Diese Jungfräulichkeit bildet denn auch den Grundzug aller


Fig. 223.
der Sagen, die von ihr erzählen. Sie ist die Tochter des höchsten Jupiter, aus seinem Haupte geboren. Nach Späteren hatte Jupiter zuvor seine mit M. schwangere Gemahlin Metis in seinem eigenen Leibe eingekerkert, und musste nun ihr Kind aus seinem Haupte gebären. M. beschirmte alle Helden, die mit kühnem Muthe auch kluge Besinnung verbanden, den Hercules, Perseus, Bellerophon, Achilles, Diomedes, und vor Allen den Ulysses. Im Gigantenkampfe steht sie dem Jupiter und dem Hercules mit klugem Rathe bei, und nimmt selbst Theil daran. Als Jungfrau blendet sie den Tiresias, der sie nackt im Bade gesehen, flieht den Vulcan, der ihr Gewalt anthun will (s. Erichthonius), und kommt nur bekleidet zu Paris im Streite der drei Göttinnen. - M. war in ganz Griechenland hoch verehrt, aber ganz vorzüglich zu Athen, wo sie die allerälteste Stadtgottheit war. Hier wurden ihr die schönsten Feste gefeiert, die

Fig. 224.

Fig. 225.
Arrhephorien (s. d.), die Scirophorien (von Sciron, Sonnenschirm, weil ein weisser Sonnenschirm von ihren Priesterinnen von der Burg herab in ihren Tempel im Stadtviertel Sciron in feierlichem Aufzug getragen wurde, im Monat Scirophorion, der Mitte Juni's begann); und das

die Spindel und den Webestuhl; der Oelbaum ist ihr Geschenk; sie lehrt Stiere anjochen und Rosse zügeln; erfindet die Flöte und die Trompete; ist die Schutzgöttin der den Staat bildenden Geschlechter (s. Apaturia) und der Gerichtshöfe; sie hat den Areopag zu Athen gegründet. – Gewiss gereicht es dem griechischen Volksgeist zu hoher Ehre, zum äusseren Gefäss dieses so kräftigen und edel wirkenden göttlichen Geistes gerade die Person einer Jungfrau gewählt zu haben. Diese Jungfräulichkeit bildet denn auch den Grundzug aller


Fig. 223.
der Sagen, die von ihr erzählen. Sie ist die Tochter des höchsten Jupiter, aus seinem Haupte geboren. Nach Späteren hatte Jupiter zuvor seine mit M. schwangere Gemahlin Metis in seinem eigenen Leibe eingekerkert, und musste nun ihr Kind aus seinem Haupte gebären. M. beschirmte alle Helden, die mit kühnem Muthe auch kluge Besinnung verbanden, den Hercules, Perseus, Bellerophon, Achilles, Diomedes, und vor Allen den Ulysses. Im Gigantenkampfe steht sie dem Jupiter und dem Hercules mit klugem Rathe bei, und nimmt selbst Theil daran. Als Jungfrau blendet sie den Tiresias, der sie nackt im Bade gesehen, flieht den Vulcan, der ihr Gewalt anthun will (s. Erichthonius), und kommt nur bekleidet zu Paris im Streite der drei Göttinnen. – M. war in ganz Griechenland hoch verehrt, aber ganz vorzüglich zu Athen, wo sie die allerälteste Stadtgottheit war. Hier wurden ihr die schönsten Feste gefeiert, die

Fig. 224.

Fig. 225.
Arrhephorien (s. d.), die Scirophorien (von Sciron, Sonnenschirm, weil ein weisser Sonnenschirm von ihren Priesterinnen von der Burg herab in ihren Tempel im Stadtviertel Sciron in feierlichem Aufzug getragen wurde, im Monat Scirophorion, der Mitte Juni's begann); und das

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[337/0407] die Spindel und den Webestuhl; der Oelbaum ist ihr Geschenk; sie lehrt Stiere anjochen und Rosse zügeln; erfindet die Flöte und die Trompete; ist die Schutzgöttin der den Staat bildenden Geschlechter (s. Apaturia) und der Gerichtshöfe; sie hat den Areopag zu Athen gegründet. – Gewiss gereicht es dem griechischen Volksgeist zu hoher Ehre, zum äusseren Gefäss dieses so kräftigen und edel wirkenden göttlichen Geistes gerade die Person einer Jungfrau gewählt zu haben. Diese Jungfräulichkeit bildet denn auch den Grundzug aller [Abbildung Fig. 223. ] der Sagen, die von ihr erzählen. Sie ist die Tochter des höchsten Jupiter, aus seinem Haupte geboren. Nach Späteren hatte Jupiter zuvor seine mit M. schwangere Gemahlin Metis in seinem eigenen Leibe eingekerkert, und musste nun ihr Kind aus seinem Haupte gebären. M. beschirmte alle Helden, die mit kühnem Muthe auch kluge Besinnung verbanden, den Hercules, Perseus, Bellerophon, Achilles, Diomedes, und vor Allen den Ulysses. Im Gigantenkampfe steht sie dem Jupiter und dem Hercules mit klugem Rathe bei, und nimmt selbst Theil daran. Als Jungfrau blendet sie den Tiresias, der sie nackt im Bade gesehen, flieht den Vulcan, der ihr Gewalt anthun will (s. Erichthonius), und kommt nur bekleidet zu Paris im Streite der drei Göttinnen. – M. war in ganz Griechenland hoch verehrt, aber ganz vorzüglich zu Athen, wo sie die allerälteste Stadtgottheit war. Hier wurden ihr die schönsten Feste gefeiert, die [Abbildung Fig. 224. ] [Abbildung Fig. 225. ] Arrhephorien (s. d.), die Scirophorien (von Sciron, Sonnenschirm, weil ein weisser Sonnenschirm von ihren Priesterinnen von der Burg herab in ihren Tempel im Stadtviertel Sciron in feierlichem Aufzug getragen wurde, im Monat Scirophorion, der Mitte Juni's begann); und das

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Zitationshilfe: Dr. Vollmer’s Wörterbuch der Mythologie aller Völker. 3. Aufl. Stuttgart, 1874, S. 337. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/vollmer_mythologie_1874/407>, abgerufen am 22.11.2024.