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Dr. Vollmer’s Wörterbuch der Mythologie aller Völker. 3. Aufl. Stuttgart, 1874.

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Mercurs List: er spielte mit dem Monde im Brett, und gewann demselben von jedem Erscheinen über der Erdfläche den siebenzigsten Theil ab, diess macht in 360 Tagen grade 5 ganze Tage und 10/70. Diese 5 Tage schaltete Mercur nun je am Ende eines Jahres ein, und so konnte Rhea gebären, und zwar gebar sie am ersten Tage Osiris, am zweiten Arueris, Söhne des Sonnen-Gottes, am dritten Typhon, Sohn des Saturn, am vierten I., Tochter des Mercur, am fünften Nephthys, auch von Saturn." Nun folgt die Vermählung des Osiris mit I., der Heereszug des Erstern, die Herrschaft des Letztern, der Mord des Typhon an ihrem Gatten u. s. w. Osiris ward von Typhon in einen Kasten gepackt und in den Nil geworfen; dieser trug die Bürde in das Meer, bis nach Byblus in Phönicien, wo der Kasten auf einem jungen Baum sich niederliess, in den er so einwuchs, dass man ihn nicht mehr sah, worauf zufällig aus demselben eine Säule für den Palast des Königs gemacht wurde, die Osiris' Leiche umschloss. I. schiffte nun in Trauerkleidern umher, den Gatten suchend, und erfuhr dabei, dass derselbe vor seinem Zuge sich zu seiner andern Schwester Nephthys gesellt, wovon sie durch den Lotuskranz überzeugt ward, den Osiris bei der Geliebten zurückgelassen. Nephthys hatte aus Furcht vor Typhon, ihrem Gatten, das Kind ausgesetzt, I. nahm sich desselben an, und erzog es unter dem Namen Anubis, sich in demselben einen getreuen Freund erwerbend. Sie hatte unterdessen gehört, wohin der Kasten mit dem Leichnam des Gatten gekommen sei, eilte dahin, erwarb sich die Gunst der Königin, ward ihres Kindes Amme, und wollte es unsterblich machen, indem sie es Nachts in's Feuer legte, um das Irdische von demselben hinwegzubrennen, wobei die Mutter sie störte, dem Kinde die Unsterblichkeit raubte, aber auch die Entdeckung der Göttin veranlasste, die nun um die Säule bat, welche ihres Geliebten Hülle umschloss, die sie dann herausholte, das Holz der Königsfamilie zurücklassend, die es in einem Tempel verwahrte, woselbst es hoch verehrt wurde. - I. begab sich nun mit dem Sarge nach Buto in Aegypten zu ihrem Sohne Horus, doch Typhon fand den Sarg auf, erkannte den balsamirten Körper und raubte denselben der Unglücklichen; nun sollte sie ihn nicht wieder finden, darum zerriss er ihn in viele Stücke und streute dieselben in den Nilsümpfen umher; allein I. befuhr dieselben in einem Nachen aus Papyrus, und fand alle Theile bis auf den Phallus, an dessen Stelle sie ein anderes Glied aus Feigenholz machen liess, welches nun als Symbol der zeugenden Naturkraft Gegenstand der höchsten Verehrung ward. Die Liebe der Gattin bewog Osiris, aus jener Welt zurückzukehren; er unterrichtete Horus in der Kriegskunst, vermöge deren es ihm gelang, den Typhon zu besiegen, er zeugte als Verstorbener mit seiner Gattin den Harpocrates, und wirkte durch seinen Rath überall wohlthätig ein; doch vermochte er nicht zu hindern, dass Horus sich gegen die Mutter gröblich verging, indem er ihr voll Zorn die Krone vom Haupte riss, weil sie dem durch Horus gefangenen Typhon das Leben schenkte. Mercur aber setzte ihr an deren Stelle einen Kuhschädel auf, mit welchem wir sie hier abgebildet sehen. - Die Begriffe der I., als rein göttliches Wesen gedacht, haben sich zu einer fast unendlichen Mannigfaltigkeit gegliedert. Durch den Einfluss des syrischen Gestirn-Dienstes wurde sie zur Mondsgöttin; die Kuhhörner, die ihr zum Kopfschmuck gedient hatten, weil das fruchtbare Rind Symbol des fruchtbaren Nil-Landes war, deutete man nun als Hörner des Mondes. Als Erdgöttin wurde sie Göttin der Unterwelt, theils heilbringende, theils verderbliche. Nach der Gründung von Alexandria wird sie Beherrscherin des Meeres und der Schifffahrt: dann aber auch Beherrscherin des sittlichen Lebens, Gründerin des Staates und der Religion, Gesetzgeberin, Göttin der Ehe, aber auch der ungeregelten Geschlechtslust, daher ihre Tempel später oft Stätten der Unzucht waren; endlich bei den neupythagoreischen Philosophen die ganze unter der Sonne liegende Welt, die absolute Ursächlichkeit, die Alles gebärende Urnacht. In Aegypten war ihr berühmtester Tempel in Sais, wo ihre mächtige colossale Figur ganz verschleiert, inmitten einer grossen Rotunda, stand; der Schleier war, gleich der Figur, von Stein, und weit ausgebreitet um dieselbe hergelegt; das Bild trug die Inschrift: "ich bin, was da war, was ist und was sein wird; meinen Schleier hat noch kein Sterblicher gehoben." Durch die Ptolemäer, die griechischen Könige Aegyptens nach Alexander, verbreitete sich ihr Dienst über die ganze griechische Welt, nach dem Entstehen des römischen Weltreichs über alle Provinzen des letztern, wie man denn auch in Rottenburg am Neckar Reste eines I.-Tempels ausgegraben hat. Ihre Statuen trugen häufig das Sistrum, eine metallene Klapper, mit welcher sie einst den Typhon vertrieben hatte, und dieser Begebenheit wegen ward ihr grosses Fest sehr lärmend begangen. - In Rom artete ihr Dienst wiederholt in grobe Unordnungen aus; doch stand derselbe zu andern Zeiten wieder so hoch in Ehren, dass Kaiser, wie Domitian, Caracalla, Commodus, I.-Priester wurden, ihre Tempel sich mit Weihgeschenken füllten, und für hundert von ihrem Dienst Zurückgescheuchte sich tausend neue Diener derselben wieder fanden.


Isis. Die alten Sueven sollen nach Angabe des Tacitus diese ägyptische Gottheit verehrt haben, allein nichts ist gewisser, als dass hier der Römer nur einen, seinem Volke bekannten Namen wählte, um einen ähnlichen Begriff damit zu bezeichnen. Die Natur, in Cybele, Diana, I., personificirt, wurde auch in Deutschland als Frigga oder Jörd verehrt, und die von Tacitus gemeinte I. ist ohne Zweifel Eins mit der Göttin, die er später die Mutter Erde, nach gewöhnlicher Lesart Hertha (richtiger Nerthus) nennt.


Isi Tataki (Japan. M.), ein Vogel, welcher die Ursache der Fortpflanzung des Menschengeschlechts ward, indem das älteste Götterpaar durch ihn die Ehe kennen lernte.


Ismarus (Gr. M.), 1) einer der vier Söhne des Astacus, welche sich während des Krieges der Sieben gegen Theben als tapfere Leute auszeichneten. Von I.' Hand fiel Hippomedon. - 2) I., Sohn des Eumolpus, und einer der Töchter der Benthesicyme. Da Eumolpus einer andern Tochter derselben Gewalt anthun wollte, musste er entfliehen, nahm seinen Sohn mit sich und ging mit demselben zu dem thracischen Könige Tegyrius, welcher dem I. eine seiner Töchter zur Gattin gab.


Ismene (Gr. M.), 1) Tochter des Asopus, und vermählt mit Argus. Der Sohn dieses Paares hiess Iasus, und war der Vater der berühmten Io (s. d.). - 2) I., Tochter des Oedipus und seiner Mutter Jocaste; indess wird als ihre Mutter von Andern Eurygania (des Hyperphas Tochter) genannt.


Ismenius (Gr. M.), Sohn des Apollo und der Nymphe Melia, mit welcher der Gott, ausser diesem, noch einen Sohn Tenerus erzeugte. Von dem erstern erhielt der Fluss Ladon den Namen Ismenus, und dann wieder Apollo den Beinamen I.; sein Tempel lag bei Thebä in Böotien, auf einem Berge, vom Flusse umkreist; - man pflegte ihm jährlich den schönsten und stärksten Knaben als Oberpriester zu weihen, welcher, so lange er dieses war, den Titel Daphnephorus hatte, indem er stets einen Lorbeerkranz trug.


Ismenus (Gr. M.), der im vor. Art. angeführte Fluss, welcher früher Ladon hiess, Sohn des Asopus und der Metope; mit einer unbekannten Nymphe erzeugte er die Crocale, welche eine Nymphe im Gefolge der Diana ward.


Isparetta (Ind. M.), der höchste Gott der Bewohner der Küste Malabar. Als die Erde geschaffen werden sollte, verwandelte er sich in ein Ei, aus welchem der Himmel, die Erde und Alles, was dieselbe trägt, hervorging. Wie Alles aus ihm entsprang, so umfasst er auch Alles, und wird desshalb mit acht Händen und drei Augen vorgestellt.


Issa (Ind. M.), Beiname des Schiwa, unter welchem die Indier sich die ewigen Kräfte der Natur vorstellen, durch welche Alles aufgelöst und in andere Gestalt gebracht wird; in gewisser Beziehung auch das Schicksal. Die Gottheit wird dem Menschen in acht Gestalten offenbar: in Wasser, Feuer, Luft, Erde, Sonne, Mond, im Aether und im reinen Opfer. Natürlich scheint es, die Urkräfte des Weltalls in den Elementen und in den grössten sichtbaren Himmelskörpern zu suchen. I. und Iswara (Issi und Issuarai) sind beides Beinamen Schiwa's, und man meint darin Isis und Osiris der Aegypter wieder zu erkennen.


Isse (Gr. M.), Tochter des Macareus, welcher Jonier aus Achaja nach der Insel Lesbos führte und diese colonisirte. Sie soll eine Geliebte des Apollo gewesen und nach ihr die Stadt Issa auf Lesbos benannt worden sein.


Issora (Gr. M.), Beiname der Diana von dem laconischen Berge Issorium, wo sie ein Heiligthum hatte.


Mercurs List: er spielte mit dem Monde im Brett, und gewann demselben von jedem Erscheinen über der Erdfläche den siebenzigsten Theil ab, diess macht in 360 Tagen grade 5 ganze Tage und 10/70. Diese 5 Tage schaltete Mercur nun je am Ende eines Jahres ein, und so konnte Rhea gebären, und zwar gebar sie am ersten Tage Osiris, am zweiten Arueris, Söhne des Sonnen-Gottes, am dritten Typhon, Sohn des Saturn, am vierten I., Tochter des Mercur, am fünften Nephthys, auch von Saturn.« Nun folgt die Vermählung des Osiris mit I., der Heereszug des Erstern, die Herrschaft des Letztern, der Mord des Typhon an ihrem Gatten u. s. w. Osiris ward von Typhon in einen Kasten gepackt und in den Nil geworfen; dieser trug die Bürde in das Meer, bis nach Byblus in Phönicien, wo der Kasten auf einem jungen Baum sich niederliess, in den er so einwuchs, dass man ihn nicht mehr sah, worauf zufällig aus demselben eine Säule für den Palast des Königs gemacht wurde, die Osiris' Leiche umschloss. I. schiffte nun in Trauerkleidern umher, den Gatten suchend, und erfuhr dabei, dass derselbe vor seinem Zuge sich zu seiner andern Schwester Nephthys gesellt, wovon sie durch den Lotuskranz überzeugt ward, den Osiris bei der Geliebten zurückgelassen. Nephthys hatte aus Furcht vor Typhon, ihrem Gatten, das Kind ausgesetzt, I. nahm sich desselben an, und erzog es unter dem Namen Anubis, sich in demselben einen getreuen Freund erwerbend. Sie hatte unterdessen gehört, wohin der Kasten mit dem Leichnam des Gatten gekommen sei, eilte dahin, erwarb sich die Gunst der Königin, ward ihres Kindes Amme, und wollte es unsterblich machen, indem sie es Nachts in's Feuer legte, um das Irdische von demselben hinwegzubrennen, wobei die Mutter sie störte, dem Kinde die Unsterblichkeit raubte, aber auch die Entdeckung der Göttin veranlasste, die nun um die Säule bat, welche ihres Geliebten Hülle umschloss, die sie dann herausholte, das Holz der Königsfamilie zurücklassend, die es in einem Tempel verwahrte, woselbst es hoch verehrt wurde. – I. begab sich nun mit dem Sarge nach Buto in Aegypten zu ihrem Sohne Horus, doch Typhon fand den Sarg auf, erkannte den balsamirten Körper und raubte denselben der Unglücklichen; nun sollte sie ihn nicht wieder finden, darum zerriss er ihn in viele Stücke und streute dieselben in den Nilsümpfen umher; allein I. befuhr dieselben in einem Nachen aus Papyrus, und fand alle Theile bis auf den Phallus, an dessen Stelle sie ein anderes Glied aus Feigenholz machen liess, welches nun als Symbol der zeugenden Naturkraft Gegenstand der höchsten Verehrung ward. Die Liebe der Gattin bewog Osiris, aus jener Welt zurückzukehren; er unterrichtete Horus in der Kriegskunst, vermöge deren es ihm gelang, den Typhon zu besiegen, er zeugte als Verstorbener mit seiner Gattin den Harpocrates, und wirkte durch seinen Rath überall wohlthätig ein; doch vermochte er nicht zu hindern, dass Horus sich gegen die Mutter gröblich verging, indem er ihr voll Zorn die Krone vom Haupte riss, weil sie dem durch Horus gefangenen Typhon das Leben schenkte. Mercur aber setzte ihr an deren Stelle einen Kuhschädel auf, mit welchem wir sie hier abgebildet sehen. – Die Begriffe der I., als rein göttliches Wesen gedacht, haben sich zu einer fast unendlichen Mannigfaltigkeit gegliedert. Durch den Einfluss des syrischen Gestirn-Dienstes wurde sie zur Mondsgöttin; die Kuhhörner, die ihr zum Kopfschmuck gedient hatten, weil das fruchtbare Rind Symbol des fruchtbaren Nil-Landes war, deutete man nun als Hörner des Mondes. Als Erdgöttin wurde sie Göttin der Unterwelt, theils heilbringende, theils verderbliche. Nach der Gründung von Alexandria wird sie Beherrscherin des Meeres und der Schifffahrt: dann aber auch Beherrscherin des sittlichen Lebens, Gründerin des Staates und der Religion, Gesetzgeberin, Göttin der Ehe, aber auch der ungeregelten Geschlechtslust, daher ihre Tempel später oft Stätten der Unzucht waren; endlich bei den neupythagoreischen Philosophen die ganze unter der Sonne liegende Welt, die absolute Ursächlichkeit, die Alles gebärende Urnacht. In Aegypten war ihr berühmtester Tempel in Sais, wo ihre mächtige colossale Figur ganz verschleiert, inmitten einer grossen Rotunda, stand; der Schleier war, gleich der Figur, von Stein, und weit ausgebreitet um dieselbe hergelegt; das Bild trug die Inschrift: »ich bin, was da war, was ist und was sein wird; meinen Schleier hat noch kein Sterblicher gehoben.« Durch die Ptolemäer, die griechischen Könige Aegyptens nach Alexander, verbreitete sich ihr Dienst über die ganze griechische Welt, nach dem Entstehen des römischen Weltreichs über alle Provinzen des letztern, wie man denn auch in Rottenburg am Neckar Reste eines I.-Tempels ausgegraben hat. Ihre Statuen trugen häufig das Sistrum, eine metallene Klapper, mit welcher sie einst den Typhon vertrieben hatte, und dieser Begebenheit wegen ward ihr grosses Fest sehr lärmend begangen. – In Rom artete ihr Dienst wiederholt in grobe Unordnungen aus; doch stand derselbe zu andern Zeiten wieder so hoch in Ehren, dass Kaiser, wie Domitian, Caracalla, Commodus, I.-Priester wurden, ihre Tempel sich mit Weihgeschenken füllten, und für hundert von ihrem Dienst Zurückgescheuchte sich tausend neue Diener derselben wieder fanden.


Isis. Die alten Sueven sollen nach Angabe des Tacitus diese ägyptische Gottheit verehrt haben, allein nichts ist gewisser, als dass hier der Römer nur einen, seinem Volke bekannten Namen wählte, um einen ähnlichen Begriff damit zu bezeichnen. Die Natur, in Cybele, Diana, I., personificirt, wurde auch in Deutschland als Frigga oder Jörd verehrt, und die von Tacitus gemeinte I. ist ohne Zweifel Eins mit der Göttin, die er später die Mutter Erde, nach gewöhnlicher Lesart Hertha (richtiger Nerthus) nennt.


Isi Tataki (Japan. M.), ein Vogel, welcher die Ursache der Fortpflanzung des Menschengeschlechts ward, indem das älteste Götterpaar durch ihn die Ehe kennen lernte.


Ismarus (Gr. M.), 1) einer der vier Söhne des Astacus, welche sich während des Krieges der Sieben gegen Theben als tapfere Leute auszeichneten. Von I.' Hand fiel Hippomedon. – 2) I., Sohn des Eumolpus, und einer der Töchter der Benthesicyme. Da Eumolpus einer andern Tochter derselben Gewalt anthun wollte, musste er entfliehen, nahm seinen Sohn mit sich und ging mit demselben zu dem thracischen Könige Tegyrius, welcher dem I. eine seiner Töchter zur Gattin gab.


Ismene (Gr. M.), 1) Tochter des Asopus, und vermählt mit Argus. Der Sohn dieses Paares hiess Iasus, und war der Vater der berühmten Io (s. d.). – 2) I., Tochter des Oedipus und seiner Mutter Jocaste; indess wird als ihre Mutter von Andern Eurygania (des Hyperphas Tochter) genannt.


Ismenius (Gr. M.), Sohn des Apollo und der Nymphe Melia, mit welcher der Gott, ausser diesem, noch einen Sohn Tenerus erzeugte. Von dem erstern erhielt der Fluss Ladon den Namen Ismenus, und dann wieder Apollo den Beinamen I.; sein Tempel lag bei Thebä in Böotien, auf einem Berge, vom Flusse umkreist; – man pflegte ihm jährlich den schönsten und stärksten Knaben als Oberpriester zu weihen, welcher, so lange er dieses war, den Titel Daphnephorus hatte, indem er stets einen Lorbeerkranz trug.


Ismenus (Gr. M.), der im vor. Art. angeführte Fluss, welcher früher Ladon hiess, Sohn des Asopus und der Metope; mit einer unbekannten Nymphe erzeugte er die Crocale, welche eine Nymphe im Gefolge der Diana ward.


Isparetta (Ind. M.), der höchste Gott der Bewohner der Küste Malabar. Als die Erde geschaffen werden sollte, verwandelte er sich in ein Ei, aus welchem der Himmel, die Erde und Alles, was dieselbe trägt, hervorging. Wie Alles aus ihm entsprang, so umfasst er auch Alles, und wird desshalb mit acht Händen und drei Augen vorgestellt.


Issa (Ind. M.), Beiname des Schiwa, unter welchem die Indier sich die ewigen Kräfte der Natur vorstellen, durch welche Alles aufgelöst und in andere Gestalt gebracht wird; in gewisser Beziehung auch das Schicksal. Die Gottheit wird dem Menschen in acht Gestalten offenbar: in Wasser, Feuer, Luft, Erde, Sonne, Mond, im Aether und im reinen Opfer. Natürlich scheint es, die Urkräfte des Weltalls in den Elementen und in den grössten sichtbaren Himmelskörpern zu suchen. I. und Iswara (Issi und Issuarai) sind beides Beinamen Schiwa's, und man meint darin Isis und Osiris der Aegypter wieder zu erkennen.


Isse (Gr. M.), Tochter des Macareus, welcher Jonier aus Achaja nach der Insel Lesbos führte und diese colonisirte. Sie soll eine Geliebte des Apollo gewesen und nach ihr die Stadt Issa auf Lesbos benannt worden sein.


Issora (Gr. M.), Beiname der Diana von dem laconischen Berge Issorium, wo sie ein Heiligthum hatte.


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I. schiffte nun in Trauerkleidern umher, den Gatten suchend, und erfuhr dabei, dass derselbe vor seinem Zuge sich zu seiner andern Schwester Nephthys gesellt, wovon sie durch den Lotuskranz überzeugt ward, den Osiris bei der Geliebten zurückgelassen. Nephthys hatte aus Furcht vor Typhon, ihrem Gatten, das Kind ausgesetzt, I. nahm sich desselben an, und erzog es unter dem Namen Anubis, sich in demselben einen getreuen Freund erwerbend. Sie hatte unterdessen gehört, wohin der Kasten mit dem Leichnam des Gatten gekommen sei, eilte dahin, erwarb sich die Gunst der Königin, ward ihres Kindes Amme, und wollte es unsterblich machen, indem sie es Nachts in's Feuer legte, um das Irdische von demselben hinwegzubrennen, wobei die Mutter sie störte, dem Kinde die Unsterblichkeit raubte, aber auch die Entdeckung der Göttin veranlasste, die nun um die Säule bat, welche ihres Geliebten Hülle umschloss, die sie dann herausholte, das Holz der Königsfamilie zurücklassend, die es in einem Tempel verwahrte, woselbst es hoch verehrt wurde. &#x2013; I. begab sich nun mit dem Sarge nach Buto in Aegypten zu ihrem Sohne Horus, doch Typhon fand den Sarg auf, erkannte den balsamirten Körper und raubte denselben der Unglücklichen; nun sollte sie ihn nicht wieder finden, darum zerriss er ihn in viele Stücke und streute dieselben in den Nilsümpfen umher; allein I. befuhr dieselben in einem Nachen aus Papyrus, und fand alle Theile bis auf den Phallus, an dessen Stelle sie ein anderes Glied aus Feigenholz machen liess, welches nun als Symbol der zeugenden Naturkraft Gegenstand der höchsten Verehrung ward. Die Liebe der Gattin bewog Osiris, aus jener Welt zurückzukehren; er unterrichtete Horus in der Kriegskunst, vermöge deren es ihm gelang, den Typhon zu besiegen, er zeugte als Verstorbener mit seiner Gattin den Harpocrates, und wirkte durch seinen Rath überall wohlthätig ein; doch vermochte er nicht zu hindern, dass Horus sich gegen die Mutter gröblich verging, indem er ihr voll Zorn die Krone vom Haupte riss, weil sie dem durch Horus gefangenen Typhon das Leben schenkte. Mercur aber setzte ihr an deren Stelle einen Kuhschädel auf, mit welchem wir sie hier abgebildet sehen. &#x2013; Die Begriffe der I., als rein göttliches Wesen gedacht, haben sich zu einer fast unendlichen Mannigfaltigkeit gegliedert. Durch den Einfluss des syrischen Gestirn-Dienstes wurde sie zur Mondsgöttin; die Kuhhörner, die ihr zum Kopfschmuck gedient hatten, weil das fruchtbare Rind Symbol des fruchtbaren Nil-Landes war, deutete man nun als Hörner des Mondes. Als Erdgöttin wurde sie Göttin der Unterwelt, theils heilbringende, theils verderbliche. Nach der Gründung von Alexandria wird sie Beherrscherin des Meeres und der Schifffahrt: dann aber auch Beherrscherin des sittlichen Lebens, Gründerin des Staates und der Religion, Gesetzgeberin, Göttin der Ehe, aber auch der ungeregelten Geschlechtslust, daher ihre Tempel später oft Stätten der Unzucht waren; endlich bei den neupythagoreischen Philosophen die ganze unter der Sonne liegende Welt, die absolute Ursächlichkeit, die Alles gebärende Urnacht. In Aegypten war ihr berühmtester Tempel in Sais, wo ihre mächtige colossale Figur ganz verschleiert, inmitten einer grossen Rotunda, stand; der Schleier war, gleich der Figur, von Stein, und weit ausgebreitet um dieselbe hergelegt; das Bild trug die Inschrift: »ich bin, was da war, was ist und was sein wird; meinen Schleier hat noch kein Sterblicher gehoben.« Durch die Ptolemäer, die griechischen Könige Aegyptens nach Alexander, verbreitete sich ihr Dienst über die ganze griechische Welt, nach dem Entstehen des römischen Weltreichs über alle Provinzen des letztern, wie man denn auch in Rottenburg am Neckar Reste eines I.-Tempels ausgegraben hat. Ihre Statuen trugen häufig das Sistrum, eine metallene Klapper, mit welcher sie einst den Typhon vertrieben hatte, und dieser Begebenheit wegen ward ihr grosses Fest sehr lärmend begangen. &#x2013; In Rom artete ihr Dienst wiederholt in grobe Unordnungen aus; doch stand derselbe zu andern Zeiten wieder so hoch in Ehren, dass Kaiser, wie Domitian, Caracalla, Commodus, I.-Priester wurden, ihre Tempel sich mit Weihgeschenken füllten, und für hundert von ihrem Dienst Zurückgescheuchte sich tausend neue Diener derselben wieder fanden.</p><lb/>
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I. schiffte nun in Trauerkleidern umher, den Gatten suchend, und erfuhr dabei, dass derselbe vor seinem Zuge sich zu seiner andern Schwester Nephthys gesellt, wovon sie durch den Lotuskranz überzeugt ward, den Osiris bei der Geliebten zurückgelassen. Nephthys hatte aus Furcht vor Typhon, ihrem Gatten, das Kind ausgesetzt, I. nahm sich desselben an, und erzog es unter dem Namen Anubis, sich in demselben einen getreuen Freund erwerbend. Sie hatte unterdessen gehört, wohin der Kasten mit dem Leichnam des Gatten gekommen sei, eilte dahin, erwarb sich die Gunst der Königin, ward ihres Kindes Amme, und wollte es unsterblich machen, indem sie es Nachts in's Feuer legte, um das Irdische von demselben hinwegzubrennen, wobei die Mutter sie störte, dem Kinde die Unsterblichkeit raubte, aber auch die Entdeckung der Göttin veranlasste, die nun um die Säule bat, welche ihres Geliebten Hülle umschloss, die sie dann herausholte, das Holz der Königsfamilie zurücklassend, die es in einem Tempel verwahrte, woselbst es hoch verehrt wurde. – I. begab sich nun mit dem Sarge nach Buto in Aegypten zu ihrem Sohne Horus, doch Typhon fand den Sarg auf, erkannte den balsamirten Körper und raubte denselben der Unglücklichen; nun sollte sie ihn nicht wieder finden, darum zerriss er ihn in viele Stücke und streute dieselben in den Nilsümpfen umher; allein I. befuhr dieselben in einem Nachen aus Papyrus, und fand alle Theile bis auf den Phallus, an dessen Stelle sie ein anderes Glied aus Feigenholz machen liess, welches nun als Symbol der zeugenden Naturkraft Gegenstand der höchsten Verehrung ward. Die Liebe der Gattin bewog Osiris, aus jener Welt zurückzukehren; er unterrichtete Horus in der Kriegskunst, vermöge deren es ihm gelang, den Typhon zu besiegen, er zeugte als Verstorbener mit seiner Gattin den Harpocrates, und wirkte durch seinen Rath überall wohlthätig ein; doch vermochte er nicht zu hindern, dass Horus sich gegen die Mutter gröblich verging, indem er ihr voll Zorn die Krone vom Haupte riss, weil sie dem durch Horus gefangenen Typhon das Leben schenkte. Mercur aber setzte ihr an deren Stelle einen Kuhschädel auf, mit welchem wir sie hier abgebildet sehen. – Die Begriffe der I., als rein göttliches Wesen gedacht, haben sich zu einer fast unendlichen Mannigfaltigkeit gegliedert. Durch den Einfluss des syrischen Gestirn-Dienstes wurde sie zur Mondsgöttin; die Kuhhörner, die ihr zum Kopfschmuck gedient hatten, weil das fruchtbare Rind Symbol des fruchtbaren Nil-Landes war, deutete man nun als Hörner des Mondes. Als Erdgöttin wurde sie Göttin der Unterwelt, theils heilbringende, theils verderbliche. Nach der Gründung von Alexandria wird sie Beherrscherin des Meeres und der Schifffahrt: dann aber auch Beherrscherin des sittlichen Lebens, Gründerin des Staates und der Religion, Gesetzgeberin, Göttin der Ehe, aber auch der ungeregelten Geschlechtslust, daher ihre Tempel später oft Stätten der Unzucht waren; endlich bei den neupythagoreischen Philosophen die ganze unter der Sonne liegende Welt, die absolute Ursächlichkeit, die Alles gebärende Urnacht. In Aegypten war ihr berühmtester Tempel in Sais, wo ihre mächtige colossale Figur ganz verschleiert, inmitten einer grossen Rotunda, stand; der Schleier war, gleich der Figur, von Stein, und weit ausgebreitet um dieselbe hergelegt; das Bild trug die Inschrift: »ich bin, was da war, was ist und was sein wird; meinen Schleier hat noch kein Sterblicher gehoben.« Durch die Ptolemäer, die griechischen Könige Aegyptens nach Alexander, verbreitete sich ihr Dienst über die ganze griechische Welt, nach dem Entstehen des römischen Weltreichs über alle Provinzen des letztern, wie man denn auch in Rottenburg am Neckar Reste eines I.-Tempels ausgegraben hat. Ihre Statuen trugen häufig das Sistrum, eine metallene Klapper, mit welcher sie einst den Typhon vertrieben hatte, und dieser Begebenheit wegen ward ihr grosses Fest sehr lärmend begangen. – In Rom artete ihr Dienst wiederholt in grobe Unordnungen aus; doch stand derselbe zu andern Zeiten wieder so hoch in Ehren, dass Kaiser, wie Domitian, Caracalla, Commodus, I.-Priester wurden, ihre Tempel sich mit Weihgeschenken füllten, und für hundert von ihrem Dienst Zurückgescheuchte sich tausend neue Diener derselben wieder fanden. Isis. Die alten Sueven sollen nach Angabe des Tacitus diese ägyptische Gottheit verehrt haben, allein nichts ist gewisser, als dass hier der Römer nur einen, seinem Volke bekannten Namen wählte, um einen ähnlichen Begriff damit zu bezeichnen. Die Natur, in Cybele, Diana, I., personificirt, wurde auch in Deutschland als Frigga oder Jörd verehrt, und die von Tacitus gemeinte I. ist ohne Zweifel Eins mit der Göttin, die er später die Mutter Erde, nach gewöhnlicher Lesart Hertha (richtiger Nerthus) nennt. Isi Tataki (Japan. M.), ein Vogel, welcher die Ursache der Fortpflanzung des Menschengeschlechts ward, indem das älteste Götterpaar durch ihn die Ehe kennen lernte. Ismarus (Gr. M.), 1) einer der vier Söhne des Astacus, welche sich während des Krieges der Sieben gegen Theben als tapfere Leute auszeichneten. Von I.' Hand fiel Hippomedon. – 2) I., Sohn des Eumolpus, und einer der Töchter der Benthesicyme. Da Eumolpus einer andern Tochter derselben Gewalt anthun wollte, musste er entfliehen, nahm seinen Sohn mit sich und ging mit demselben zu dem thracischen Könige Tegyrius, welcher dem I. eine seiner Töchter zur Gattin gab. Ismene (Gr. M.), 1) Tochter des Asopus, und vermählt mit Argus. Der Sohn dieses Paares hiess Iasus, und war der Vater der berühmten Io (s. d.). – 2) I., Tochter des Oedipus und seiner Mutter Jocaste; indess wird als ihre Mutter von Andern Eurygania (des Hyperphas Tochter) genannt. Ismenius (Gr. M.), Sohn des Apollo und der Nymphe Melia, mit welcher der Gott, ausser diesem, noch einen Sohn Tenerus erzeugte. Von dem erstern erhielt der Fluss Ladon den Namen Ismenus, und dann wieder Apollo den Beinamen I.; sein Tempel lag bei Thebä in Böotien, auf einem Berge, vom Flusse umkreist; – man pflegte ihm jährlich den schönsten und stärksten Knaben als Oberpriester zu weihen, welcher, so lange er dieses war, den Titel Daphnephorus hatte, indem er stets einen Lorbeerkranz trug. Ismenus (Gr. M.), der im vor. Art. angeführte Fluss, welcher früher Ladon hiess, Sohn des Asopus und der Metope; mit einer unbekannten Nymphe erzeugte er die Crocale, welche eine Nymphe im Gefolge der Diana ward. Isparetta (Ind. M.), der höchste Gott der Bewohner der Küste Malabar. Als die Erde geschaffen werden sollte, verwandelte er sich in ein Ei, aus welchem der Himmel, die Erde und Alles, was dieselbe trägt, hervorging. Wie Alles aus ihm entsprang, so umfasst er auch Alles, und wird desshalb mit acht Händen und drei Augen vorgestellt. Issa (Ind. M.), Beiname des Schiwa, unter welchem die Indier sich die ewigen Kräfte der Natur vorstellen, durch welche Alles aufgelöst und in andere Gestalt gebracht wird; in gewisser Beziehung auch das Schicksal. Die Gottheit wird dem Menschen in acht Gestalten offenbar: in Wasser, Feuer, Luft, Erde, Sonne, Mond, im Aether und im reinen Opfer. Natürlich scheint es, die Urkräfte des Weltalls in den Elementen und in den grössten sichtbaren Himmelskörpern zu suchen. I. und Iswara (Issi und Issuarai) sind beides Beinamen Schiwa's, und man meint darin Isis und Osiris der Aegypter wieder zu erkennen. Isse (Gr. M.), Tochter des Macareus, welcher Jonier aus Achaja nach der Insel Lesbos führte und diese colonisirte. Sie soll eine Geliebte des Apollo gewesen und nach ihr die Stadt Issa auf Lesbos benannt worden sein. Issora (Gr. M.), Beiname der Diana von dem laconischen Berge Issorium, wo sie ein Heiligthum hatte.

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Zitationshilfe: Dr. Vollmer’s Wörterbuch der Mythologie aller Völker. 3. Aufl. Stuttgart, 1874, S. 283. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/vollmer_mythologie_1874/353>, abgerufen am 23.11.2024.