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Dr. Vollmer’s Wörterbuch der Mythologie aller Völker. 3. Aufl. Stuttgart, 1874.

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zu bestimmten Tempeln, besonders des Schiwa, und müssen zum Behuf der Festfreude ihre Reize preisgeben. Ueberhaupt sind die Braminen, da die Feste ihren Tempeln Einkünfte bringen, sehr bemüht, sie sowohl durch geräuschvolle Vergnügungen, als durch Erdichtungen über die Wunderkraft ihres Götzenbildes recht besucht zu machen. - Die andere Seite des religiösen Lebens, die Erkenntniss der Gottheit, ist Sache der auserwählten Weisen, welche namentlich unter den Braminen sich finden. Ihnen sind die Werke etwas Gemeines; durch stete Betrachtung des eigenen Wesens und Versenkung in die Tiefen des Geistes glauben sie die wahre Erlösung, die Vereinigung mit Gott (joga, jungere) zu erreichen, und wer auf diesem Wege danach strebt, ist ein Jogi. Auch er nimmt Bussübungen an sich selbst vor, aber nicht als ein gutes Werk, sondern um damit die Sinnlichkeit zu ertödten. - Hat der Jogi alle Sinnlichkeit abgetödtet, so fängt er nicht etwa an, zu studieren oder in verständiger Weise nachzudenken, um zur göttlichen Erkenntniss zu gelangen, sondern er kommt zur unmittelbaren Anschauung der eigenen Seele, und zugleich zur Erkenntniss, dass Alles in Gott und Gott in Allem ist, und dass es eine beklagenswerthe Täuschung wäre, zu meinen, es könne irgend etwas ausser Gott existiren. Durch die Erkenntniss Gottes geht er selbst in das göttliche Wesen über, und hat davon ein dreifaches Heil: 1) schon im Leben Antheil an dem Wissen und der Macht Gottes, - 2) nach dem Leben zuerst den Eintritt in den Himmel Brama's, - 3) später aber das vollständige Aufgehen in Gott, das nir-vanam, die Verwehung. - Gegen diese ganze bramanische Religionsform nun erhob sich seit ungefähr 500 v. Chr. eine sehr bedeutende Opposition, die sich an die Person des Gautama knüpft. Dieser, gestorben 543, trat als Reformator auf und bekämpfte sowohl die bramanische Lehre, als die Macht ihrer Hauptrepräsentanten, der Braminen. Seine Verehrer nannten ihn Buddha, d. h. der Weise, und von jedem seiner Anhänger wurde verlangt, dass er ebenfalls ein Buddha werde, ja, die Gottheit selbst wurde jetzt der Adhi-Buddha (Ober-Buddha), und desswegen heisst diese Religion der Buddhaismus. Er gewann immer mehr Anhang, am meisten auf der Insel Ceylon, und so konnte ihn der indische Kaiser Asokas 250 v. Chr. zur Staatsreligion des indischen Volkes erheben. Damit beginnt also die dritte Periode der indischen Religionsgeschichte. - Die Veränderung der Glaubenslehre bestand hauptsächlich darin, dass der persönliche Gott ganz geläugnet und die Weltordnung wirklich für die einzige Gottheit erklärt wurde, daher die Buddhisten auch als Atheisten verdammt wurden. Allem Anschein nach haben sie aber damit nur öffentlich ausgesprochen, was längst die Geheimlehre der Braminen selbst war. Alte Dinge sind nach ihrer Lehre vollendet und beherrscht durch Swabhava (eigenes Sein, inneres Gesetz), welcher regiert in dem Akasas, d. h. im leeren Raum; dadurch ist dieser unendlich und intellectuell, und aus ihm gehen alle Dinge hervor, welche wiederum den Swabhava als ihre eigene Kraft und Natur in sich haben. Alles wechselt zwischen Entstehen und Vergeben, nur dem Menschen ist möglich, aus dieser Welt ewiger Veränderungen in die selige Ruhe des Nichtseins sich zu versenken. Die Mittel dazu sind: tapas, d. h. Büssung, und dhjanam, d. h. Nachdenken; Aber die Büssung besteht hier durchaus in keinen positiven Leiden, die der Buddha übernehmen müsste, sondern nur in der Enthaltung von allem Ueberflüssigen. Sobald indessen diese neue Religion wirklich populär wurde, konnte es nicht ausbleiben, dass auch mit ihr sich sinnliche Vorstellungen vermischten, und wieder viele zum Theil sichtbare und körperliche, theilweise auch aus der frühern Lehre herübergenommene Götter verehrt wurden. So kennt die Buddhalehre in Nepal 44 verschiedene Welten, die oberste ist die Feuerwelt, worin Adhi-Buddha thront, dann kommen 13 Welten der vollendeten Buddha's, dann 18 des Brahma, 6 des Wischnu u. s. f. Die Buddhisten in Siam dagegen lehren 22 Welten, in den 6 niedrigsten findet Fortpflanzung der himmlischen Geister statt: in zwei nach Art der Menschen, in einer durch Umarmung, in der nächsten durch blosse Berührung mit der Hand, in der nächsten durch das Gespräch, endlich gar durch den Blick. Auch eine Art Dreieinigkeit hat dieser Buddha-Glaube dem brahmanischen nachgebildet, obwohl sie mehr philosophischer als religiöser Natur ist. Es soll nämlich Buddha die Weltordnung, erfasst im denkenden Geiste des Menschen, Dharma die Weltordnung an sich, und Sangha (Haufen) die durch die Weltordnung in Eins zusammengefasste Vielheit unauflöslich miteinander verbunden und die dreieinige Gottheit sein. - Weit wichtiger aber, als diese Veränderungen in der Glaubenslehre, waren diejenigen, welche der Buddhaismus im practischen Leben eintreten liess. Vor Allem erwies er sich dadurch als durchgreifende Reformation, dass er allen Unterschied der Kasten aufgehoben wissen wollte. Diess war auch der Hauptgrund, dass die grosse Menge des Volks der neuen Lehre zufiel, während umgekehrt die Braminen mit aller Zähigkeit und Hartnäckigkeit diesem Umsturz ihrer Macht und ihres Ansehens widerstanden. Für's Zweite aber stellte Buddha eine neue, allem Volk verständliche und zugängliche Sittenlehre auf. Derselbe Dharma, welcher die ganze Natur regelt und in Schranken hält, sollte als Richtschnur des Handelns für das sittliche Leben des Menschen gelten. Weiter ausgeführt finden wir diese Grundsätze in den zehn Geboten der Buddhisten. - I. Auf das Handeln beziehen sich drei Gebote: 1) nicht die geringste Creatur zu tödten; - 2) sich keines fremden Eigenthums zu bemächtigen; - 3) die Pflichten der Keuschheit nicht zu verletzen. - II. Dem Reden gelten vier Gebote: - 4) nicht lügen; - 5) nicht verläumden; - 6) nicht beleidigen; - 7) durch Klatschereien nicht zu Zank und Streit Gelegenheit geben. - III. Für das Denken sind wieder drei Gebote vorgeschrieben: - 8) nicht hassen; - 9) nicht an den heiligen Schriften zweifeln; 10) an die Unsterblichkeit glauben. - Dass jeder Handlung ihre bestimmte Vergeltung nachfolge, ist buddhistische wie bramanische Lehre, ebenso, dass nach dem Tode das Gericht komme, welches mit Gerechtigkeit Lohn und Strafe verhänge. Auch in glänzenden Festen mit Musik und Processionen stand die neue Religion hinter der alten nicht zurück. Endlich wurde Fasten und überhaupt ascetische Lebensweise auch hier für heilig gehalten, und als neue Einrichtung kam das Zusammenleben frommer Buddhisten in Manns- und Frauen-Klöstern hinzu. - Der Buddhaismus herrschte ungefähr 1000 Jahre in Indien; aber neben ihm erhielten sich die Braminen in ihrem Ansehen, und hörten nicht auf, ihm unter dem Volk entgegenzuwirken und die Verehrung des Brama in den Gemüthern zu erhalten. Erst im 9. Jahrhundert n. Chr. gelang es ihnen, ihren Feinden den Sieg zu entreissen und zuletzt durch blutige Verfolgungen alle Buddhisten aus Indien zu vertreiben. Damit beginnt denn die vierte und letzte Periode, welche noch fortdauert und den Brahmanismus wieder zur herrschenden Religion hat. Der Unterschied der Kasten war in das Volk von Uralters her zu tief eingedrungen, als dass seine Aufhebung hätte durchgeführt werden können. Die Läugnung des persönlichen Gottes widerstrebte ohnehin dem Verstand des gemeinen Volkes, und so konnten die Braminen dasselbe am Ende wohl überzeugen, dass das Ganze nur Täuschung und Sünde gewesen, und das einzige Heil die Rückkehr zum alten Glauben sei. Dieser wurde aufs Neue ausgeschmückt, z. B. für die göttliche Dreieinigkeit des Brama, Wischnu und Schiwa der neue Name Trimurti geschaffen, neue Feste und Gebräuche eingeführt, und wenn auch nicht die alten vier Kasten wiederhergestellt, doch die der Braminen durch heiligen Wandel als Gegenstand hoher Verehrung hingestellt. In Hamiltons "Beschreibung von Indien" sind von der einzigen Landschaft Burdwan mit 26 Ortschaften 46 Kasten aufgezählt, und von diesen zählt die der Braminen 7000, die der Kschatrias 27, die der Schreiber 2000, die der Aerzte 124 Individuen u. s. f. Der Buddhaismus aber, aus Hindostan verbannt, hat sich über einen grossen Theil von Asien ausgebreitet, und ist jetzt in Hinter-Indien, China, Tübet, bei den Mongolen die herrschende Religion, obwohl er überall sich den Eigenthümlichkeiten der verschiedenen Völker accommodirt und daher auch allerlei Formen angenommen hat. Der einzige Theil von Vorder-Indien, in welchem er herrschend geblieben ist, ist das Fürstenthum Nepal am Fusse des Himalaya. Dagegen ist noch eine Secte, die der Daschaina's, geduldet, welche die buddhistische Religion mit der bramanischen zu verschmelzen wusste. - Eine ganz eigenthümliche Religion haben endlich die Sikhs im Pendjab, welche aus bramanischem und muhamedanischem Glauben gemischt ist. Sie sind reine Deisten, erkennen nur Einen unsichtbaren Gott als Weltregenten an, verdammen alle Bilder-Verehrung und fordern allgemeine

zu bestimmten Tempeln, besonders des Schiwa, und müssen zum Behuf der Festfreude ihre Reize preisgeben. Ueberhaupt sind die Braminen, da die Feste ihren Tempeln Einkünfte bringen, sehr bemüht, sie sowohl durch geräuschvolle Vergnügungen, als durch Erdichtungen über die Wunderkraft ihres Götzenbildes recht besucht zu machen. – Die andere Seite des religiösen Lebens, die Erkenntniss der Gottheit, ist Sache der auserwählten Weisen, welche namentlich unter den Braminen sich finden. Ihnen sind die Werke etwas Gemeines; durch stete Betrachtung des eigenen Wesens und Versenkung in die Tiefen des Geistes glauben sie die wahre Erlösung, die Vereinigung mit Gott (jôga, jungere) zu erreichen, und wer auf diesem Wege danach strebt, ist ein Jôgi. Auch er nimmt Bussübungen an sich selbst vor, aber nicht als ein gutes Werk, sondern um damit die Sinnlichkeit zu ertödten. – Hat der Jogi alle Sinnlichkeit abgetödtet, so fängt er nicht etwa an, zu studieren oder in verständiger Weise nachzudenken, um zur göttlichen Erkenntniss zu gelangen, sondern er kommt zur unmittelbaren Anschauung der eigenen Seele, und zugleich zur Erkenntniss, dass Alles in Gott und Gott in Allem ist, und dass es eine beklagenswerthe Täuschung wäre, zu meinen, es könne irgend etwas ausser Gott existiren. Durch die Erkenntniss Gottes geht er selbst in das göttliche Wesen über, und hat davon ein dreifaches Heil: 1) schon im Leben Antheil an dem Wissen und der Macht Gottes, – 2) nach dem Leben zuerst den Eintritt in den Himmel Brama's, – 3) später aber das vollständige Aufgehen in Gott, das nir-vânam, die Verwehung. – Gegen diese ganze bramanische Religionsform nun erhob sich seit ungefähr 500 v. Chr. eine sehr bedeutende Opposition, die sich an die Person des Gautama knüpft. Dieser, gestorben 543, trat als Reformator auf und bekämpfte sowohl die bramanische Lehre, als die Macht ihrer Hauptrepräsentanten, der Braminen. Seine Verehrer nannten ihn Buddha, d. h. der Weise, und von jedem seiner Anhänger wurde verlangt, dass er ebenfalls ein Buddha werde, ja, die Gottheit selbst wurde jetzt der Adhi-Buddha (Ober-Buddha), und desswegen heisst diese Religion der Buddhaismus. Er gewann immer mehr Anhang, am meisten auf der Insel Ceylon, und so konnte ihn der indische Kaiser Asokas 250 v. Chr. zur Staatsreligion des indischen Volkes erheben. Damit beginnt also die dritte Periode der indischen Religionsgeschichte. – Die Veränderung der Glaubenslehre bestand hauptsächlich darin, dass der persönliche Gott ganz geläugnet und die Weltordnung wirklich für die einzige Gottheit erklärt wurde, daher die Buddhisten auch als Atheisten verdammt wurden. Allem Anschein nach haben sie aber damit nur öffentlich ausgesprochen, was längst die Geheimlehre der Braminen selbst war. Alte Dinge sind nach ihrer Lehre vollendet und beherrscht durch Swabhâva (eigenes Sein, inneres Gesetz), welcher regiert in dem Akasas, d. h. im leeren Raum; dadurch ist dieser unendlich und intellectuell, und aus ihm gehen alle Dinge hervor, welche wiederum den Swabhâva als ihre eigene Kraft und Natur in sich haben. Alles wechselt zwischen Entstehen und Vergeben, nur dem Menschen ist möglich, aus dieser Welt ewiger Veränderungen in die selige Ruhe des Nichtseins sich zu versenken. Die Mittel dazu sind: tapas, d. h. Büssung, und dhjanam, d. h. Nachdenken; Aber die Büssung besteht hier durchaus in keinen positiven Leiden, die der Buddha übernehmen müsste, sondern nur in der Enthaltung von allem Ueberflüssigen. Sobald indessen diese neue Religion wirklich populär wurde, konnte es nicht ausbleiben, dass auch mit ihr sich sinnliche Vorstellungen vermischten, und wieder viele zum Theil sichtbare und körperliche, theilweise auch aus der frühern Lehre herübergenommene Götter verehrt wurden. So kennt die Buddhalehre in Nepal 44 verschiedene Welten, die oberste ist die Feuerwelt, worin Adhi-Buddha thront, dann kommen 13 Welten der vollendeten Buddha's, dann 18 des Brahma, 6 des Wischnu u. s. f. Die Buddhisten in Siam dagegen lehren 22 Welten, in den 6 niedrigsten findet Fortpflanzung der himmlischen Geister statt: in zwei nach Art der Menschen, in einer durch Umarmung, in der nächsten durch blosse Berührung mit der Hand, in der nächsten durch das Gespräch, endlich gar durch den Blick. Auch eine Art Dreieinigkeit hat dieser Buddha-Glaube dem brahmanischen nachgebildet, obwohl sie mehr philosophischer als religiöser Natur ist. Es soll nämlich Buddha die Weltordnung, erfasst im denkenden Geiste des Menschen, Dharma die Weltordnung an sich, und Sangha (Haufen) die durch die Weltordnung in Eins zusammengefasste Vielheit unauflöslich miteinander verbunden und die dreieinige Gottheit sein. – Weit wichtiger aber, als diese Veränderungen in der Glaubenslehre, waren diejenigen, welche der Buddhaismus im practischen Leben eintreten liess. Vor Allem erwies er sich dadurch als durchgreifende Reformation, dass er allen Unterschied der Kasten aufgehoben wissen wollte. Diess war auch der Hauptgrund, dass die grosse Menge des Volks der neuen Lehre zufiel, während umgekehrt die Braminen mit aller Zähigkeit und Hartnäckigkeit diesem Umsturz ihrer Macht und ihres Ansehens widerstanden. Für's Zweite aber stellte Buddha eine neue, allem Volk verständliche und zugängliche Sittenlehre auf. Derselbe Dharma, welcher die ganze Natur regelt und in Schranken hält, sollte als Richtschnur des Handelns für das sittliche Leben des Menschen gelten. Weiter ausgeführt finden wir diese Grundsätze in den zehn Geboten der Buddhisten. – I. Auf das Handeln beziehen sich drei Gebote: 1) nicht die geringste Creatur zu tödten; – 2) sich keines fremden Eigenthums zu bemächtigen; – 3) die Pflichten der Keuschheit nicht zu verletzen. – II. Dem Reden gelten vier Gebote: – 4) nicht lügen; – 5) nicht verläumden; – 6) nicht beleidigen; – 7) durch Klatschereien nicht zu Zank und Streit Gelegenheit geben. – III. Für das Denken sind wieder drei Gebote vorgeschrieben: – 8) nicht hassen; – 9) nicht an den heiligen Schriften zweifeln; 10) an die Unsterblichkeit glauben. – Dass jeder Handlung ihre bestimmte Vergeltung nachfolge, ist buddhistische wie bramanische Lehre, ebenso, dass nach dem Tode das Gericht komme, welches mit Gerechtigkeit Lohn und Strafe verhänge. Auch in glänzenden Festen mit Musik und Processionen stand die neue Religion hinter der alten nicht zurück. Endlich wurde Fasten und überhaupt ascetische Lebensweise auch hier für heilig gehalten, und als neue Einrichtung kam das Zusammenleben frommer Buddhisten in Manns- und Frauen-Klöstern hinzu. – Der Buddhaismus herrschte ungefähr 1000 Jahre in Indien; aber neben ihm erhielten sich die Braminen in ihrem Ansehen, und hörten nicht auf, ihm unter dem Volk entgegenzuwirken und die Verehrung des Brama in den Gemüthern zu erhalten. Erst im 9. Jahrhundert n. Chr. gelang es ihnen, ihren Feinden den Sieg zu entreissen und zuletzt durch blutige Verfolgungen alle Buddhisten aus Indien zu vertreiben. Damit beginnt denn die vierte und letzte Periode, welche noch fortdauert und den Brahmanismus wieder zur herrschenden Religion hat. Der Unterschied der Kasten war in das Volk von Uralters her zu tief eingedrungen, als dass seine Aufhebung hätte durchgeführt werden können. Die Läugnung des persönlichen Gottes widerstrebte ohnehin dem Verstand des gemeinen Volkes, und so konnten die Braminen dasselbe am Ende wohl überzeugen, dass das Ganze nur Täuschung und Sünde gewesen, und das einzige Heil die Rückkehr zum alten Glauben sei. Dieser wurde aufs Neue ausgeschmückt, z. B. für die göttliche Dreieinigkeit des Brama, Wischnu und Schiwa der neue Name Trimurti geschaffen, neue Feste und Gebräuche eingeführt, und wenn auch nicht die alten vier Kasten wiederhergestellt, doch die der Braminen durch heiligen Wandel als Gegenstand hoher Verehrung hingestellt. In Hamiltons »Beschreibung von Indien« sind von der einzigen Landschaft Burdwan mit 26 Ortschaften 46 Kasten aufgezählt, und von diesen zählt die der Braminen 7000, die der Kschatrias 27, die der Schreiber 2000, die der Aerzte 124 Individuen u. s. f. Der Buddhaismus aber, aus Hindostan verbannt, hat sich über einen grossen Theil von Asien ausgebreitet, und ist jetzt in Hinter-Indien, China, Tübet, bei den Mongolen die herrschende Religion, obwohl er überall sich den Eigenthümlichkeiten der verschiedenen Völker accommodirt und daher auch allerlei Formen angenommen hat. Der einzige Theil von Vorder-Indien, in welchem er herrschend geblieben ist, ist das Fürstenthum Nepal am Fusse des Himalaya. Dagegen ist noch eine Secte, die der Daschaina's, geduldet, welche die buddhistische Religion mit der bramanischen zu verschmelzen wusste. – Eine ganz eigenthümliche Religion haben endlich die Sikhs im Pendjab, welche aus bramanischem und muhamedanischem Glauben gemischt ist. Sie sind reine Deisten, erkennen nur Einen unsichtbaren Gott als Weltregenten an, verdammen alle Bilder-Verehrung und fordern allgemeine

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Auch er nimmt Bussübungen an sich selbst vor, aber nicht als ein gutes Werk, sondern um damit die Sinnlichkeit zu ertödten. &#x2013; Hat der Jogi alle Sinnlichkeit abgetödtet, so fängt er nicht etwa an, zu studieren oder in verständiger Weise nachzudenken, um zur göttlichen Erkenntniss zu gelangen, sondern er kommt zur unmittelbaren Anschauung der eigenen Seele, und zugleich zur Erkenntniss, dass Alles in Gott und Gott in Allem ist, und dass es eine beklagenswerthe Täuschung wäre, zu meinen, es könne irgend etwas ausser Gott existiren. Durch die Erkenntniss Gottes geht er selbst in das göttliche Wesen über, und hat davon ein dreifaches Heil: 1) schon im Leben Antheil an dem Wissen und der Macht Gottes, &#x2013; 2) nach dem Leben zuerst den Eintritt in den Himmel Brama's, &#x2013; 3) später aber das vollständige Aufgehen in Gott, das nir-vânam, die Verwehung. &#x2013; Gegen diese ganze bramanische Religionsform nun erhob sich seit ungefähr 500 v. Chr. eine sehr bedeutende Opposition, die sich an die Person des Gautama knüpft. Dieser, gestorben 543, trat als Reformator auf und bekämpfte sowohl die bramanische Lehre, als die Macht ihrer Hauptrepräsentanten, der Braminen. Seine Verehrer nannten ihn Buddha, d. h. der Weise, und von jedem seiner Anhänger wurde verlangt, dass er ebenfalls ein Buddha werde, ja, die Gottheit selbst wurde jetzt der Adhi-Buddha (Ober-Buddha), und desswegen heisst diese Religion der Buddhaismus. Er gewann immer mehr Anhang, am meisten auf der Insel Ceylon, und so konnte ihn der indische Kaiser Asokas 250 v. Chr. zur Staatsreligion des indischen Volkes erheben. Damit beginnt also die <hi rendition="#g">dritte Periode</hi> der indischen Religionsgeschichte. &#x2013; Die Veränderung der Glaubenslehre bestand hauptsächlich darin, dass der persönliche Gott ganz geläugnet und die Weltordnung wirklich für die einzige Gottheit erklärt wurde, daher die Buddhisten auch als Atheisten verdammt wurden. Allem Anschein nach haben sie aber damit nur öffentlich ausgesprochen, was längst die Geheimlehre der Braminen selbst war. Alte Dinge sind nach ihrer Lehre vollendet und beherrscht durch Swabhâva (eigenes Sein, inneres Gesetz), welcher regiert in dem Akasas, d. h. im leeren Raum; dadurch ist dieser unendlich und intellectuell, und aus ihm gehen alle Dinge hervor, welche wiederum den Swabhâva als ihre eigene Kraft und Natur in sich haben. Alles wechselt zwischen Entstehen und Vergeben, nur dem Menschen ist möglich, aus dieser Welt ewiger Veränderungen in die selige Ruhe des Nichtseins sich zu versenken. Die Mittel dazu sind: tapas, d. h. Büssung, und dhjanam, d. h. Nachdenken; Aber die Büssung besteht hier durchaus in keinen positiven Leiden, die der Buddha übernehmen müsste, sondern nur in der Enthaltung von allem Ueberflüssigen. Sobald indessen diese neue Religion wirklich populär wurde, konnte es nicht ausbleiben, dass auch mit ihr sich sinnliche Vorstellungen vermischten, und wieder viele zum Theil sichtbare und körperliche, theilweise auch aus der frühern Lehre herübergenommene Götter verehrt wurden. So kennt die Buddhalehre in Nepal 44 verschiedene Welten, die oberste ist die Feuerwelt, worin Adhi-Buddha thront, dann kommen 13 Welten der vollendeten Buddha's, dann 18 des Brahma, 6 des Wischnu u. s. f. Die Buddhisten in Siam dagegen lehren 22 Welten, in den 6 niedrigsten findet Fortpflanzung der himmlischen Geister statt: in zwei nach Art der Menschen, in einer durch Umarmung, in der nächsten durch blosse Berührung mit der Hand, in der nächsten durch das Gespräch, endlich gar durch den Blick. Auch eine Art Dreieinigkeit hat dieser Buddha-Glaube dem brahmanischen nachgebildet, obwohl sie mehr philosophischer als religiöser Natur ist. Es soll nämlich Buddha die Weltordnung, erfasst im denkenden Geiste des Menschen, Dharma die Weltordnung an sich, und Sangha (Haufen) die durch die Weltordnung in Eins zusammengefasste Vielheit unauflöslich miteinander verbunden und die dreieinige Gottheit sein. &#x2013; Weit wichtiger aber, als diese Veränderungen in der Glaubenslehre, waren diejenigen, welche der Buddhaismus im practischen Leben eintreten liess. Vor Allem erwies er sich dadurch als durchgreifende Reformation, dass er allen Unterschied der Kasten aufgehoben wissen wollte. Diess war auch der Hauptgrund, dass die grosse Menge des Volks der neuen Lehre zufiel, während umgekehrt die Braminen mit aller Zähigkeit und Hartnäckigkeit diesem Umsturz ihrer Macht und ihres Ansehens widerstanden. Für's Zweite aber stellte Buddha eine neue, allem Volk verständliche und zugängliche Sittenlehre auf. Derselbe Dharma, welcher die ganze Natur regelt und in Schranken hält, sollte als Richtschnur des Handelns für das sittliche Leben des Menschen gelten. Weiter ausgeführt finden wir diese Grundsätze in den zehn Geboten der Buddhisten. &#x2013; I. Auf das Handeln beziehen sich drei Gebote: 1) nicht die geringste Creatur zu tödten; &#x2013; 2) sich keines fremden Eigenthums zu bemächtigen; &#x2013; 3) die Pflichten der Keuschheit nicht zu verletzen. &#x2013; II. Dem Reden gelten vier Gebote: &#x2013; 4) nicht lügen; &#x2013; 5) nicht verläumden; &#x2013; 6) nicht beleidigen; &#x2013; 7) durch Klatschereien nicht zu Zank und Streit Gelegenheit geben. &#x2013; III. Für das Denken sind wieder drei Gebote vorgeschrieben: &#x2013; 8) nicht hassen; &#x2013; 9) nicht an den heiligen Schriften zweifeln; 10) an die Unsterblichkeit glauben. &#x2013; Dass jeder Handlung ihre bestimmte Vergeltung nachfolge, ist buddhistische wie bramanische Lehre, ebenso, dass nach dem Tode das Gericht komme, welches mit Gerechtigkeit Lohn und Strafe verhänge. Auch in glänzenden Festen mit Musik und Processionen stand die neue Religion hinter der alten nicht zurück. Endlich wurde Fasten und überhaupt ascetische Lebensweise auch hier für heilig gehalten, und als neue Einrichtung kam das Zusammenleben frommer Buddhisten in Manns- und Frauen-Klöstern hinzu. &#x2013; Der Buddhaismus herrschte ungefähr 1000 Jahre in Indien; aber neben ihm erhielten sich die Braminen in ihrem Ansehen, und hörten nicht auf, ihm unter dem Volk entgegenzuwirken und die Verehrung des Brama in den Gemüthern zu erhalten. Erst im 9. Jahrhundert n. Chr. gelang es ihnen, ihren Feinden den Sieg zu entreissen und zuletzt durch blutige Verfolgungen alle Buddhisten aus Indien zu vertreiben. Damit beginnt denn die <hi rendition="#g">vierte</hi> und letzte Periode, welche noch fortdauert und den Brahmanismus wieder zur herrschenden Religion hat. Der Unterschied der Kasten war in das Volk von Uralters her zu tief eingedrungen, als dass seine Aufhebung hätte durchgeführt werden können. Die Läugnung des persönlichen Gottes widerstrebte ohnehin dem Verstand des gemeinen Volkes, und so konnten die Braminen dasselbe am Ende wohl überzeugen, dass das Ganze nur Täuschung und Sünde gewesen, und das einzige Heil die Rückkehr zum alten Glauben sei. Dieser wurde aufs Neue ausgeschmückt, z. B. für die göttliche Dreieinigkeit des Brama, Wischnu und Schiwa der neue Name Trimurti geschaffen, neue Feste und Gebräuche eingeführt, und wenn auch nicht die alten vier Kasten wiederhergestellt, doch die der Braminen durch heiligen Wandel als Gegenstand hoher Verehrung hingestellt. In Hamiltons »Beschreibung von Indien« sind von der einzigen Landschaft Burdwan mit 26 Ortschaften 46 Kasten aufgezählt, und von diesen zählt die der Braminen 7000, die der Kschatrias 27, die der Schreiber 2000, die der Aerzte 124 Individuen u. s. f. Der Buddhaismus aber, aus Hindostan verbannt, hat sich über einen grossen Theil von Asien ausgebreitet, und ist jetzt in Hinter-Indien, China, Tübet, bei den Mongolen die herrschende Religion, obwohl er überall sich den Eigenthümlichkeiten der verschiedenen Völker accommodirt und daher auch allerlei Formen angenommen hat. Der einzige Theil von Vorder-Indien, in welchem er herrschend geblieben ist, ist das Fürstenthum Nepal am Fusse des Himalaya. Dagegen ist noch eine Secte, die der Daschaina's, geduldet, welche die buddhistische Religion mit der bramanischen zu verschmelzen wusste. &#x2013; Eine ganz eigenthümliche Religion haben endlich die Sikhs im Pendjab, welche aus bramanischem und muhamedanischem Glauben gemischt ist. Sie sind reine Deisten, erkennen nur Einen unsichtbaren Gott als Weltregenten an, verdammen alle Bilder-Verehrung und fordern allgemeine
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[276/0346] zu bestimmten Tempeln, besonders des Schiwa, und müssen zum Behuf der Festfreude ihre Reize preisgeben. Ueberhaupt sind die Braminen, da die Feste ihren Tempeln Einkünfte bringen, sehr bemüht, sie sowohl durch geräuschvolle Vergnügungen, als durch Erdichtungen über die Wunderkraft ihres Götzenbildes recht besucht zu machen. – Die andere Seite des religiösen Lebens, die Erkenntniss der Gottheit, ist Sache der auserwählten Weisen, welche namentlich unter den Braminen sich finden. Ihnen sind die Werke etwas Gemeines; durch stete Betrachtung des eigenen Wesens und Versenkung in die Tiefen des Geistes glauben sie die wahre Erlösung, die Vereinigung mit Gott (jôga, jungere) zu erreichen, und wer auf diesem Wege danach strebt, ist ein Jôgi. Auch er nimmt Bussübungen an sich selbst vor, aber nicht als ein gutes Werk, sondern um damit die Sinnlichkeit zu ertödten. – Hat der Jogi alle Sinnlichkeit abgetödtet, so fängt er nicht etwa an, zu studieren oder in verständiger Weise nachzudenken, um zur göttlichen Erkenntniss zu gelangen, sondern er kommt zur unmittelbaren Anschauung der eigenen Seele, und zugleich zur Erkenntniss, dass Alles in Gott und Gott in Allem ist, und dass es eine beklagenswerthe Täuschung wäre, zu meinen, es könne irgend etwas ausser Gott existiren. Durch die Erkenntniss Gottes geht er selbst in das göttliche Wesen über, und hat davon ein dreifaches Heil: 1) schon im Leben Antheil an dem Wissen und der Macht Gottes, – 2) nach dem Leben zuerst den Eintritt in den Himmel Brama's, – 3) später aber das vollständige Aufgehen in Gott, das nir-vânam, die Verwehung. – Gegen diese ganze bramanische Religionsform nun erhob sich seit ungefähr 500 v. Chr. eine sehr bedeutende Opposition, die sich an die Person des Gautama knüpft. Dieser, gestorben 543, trat als Reformator auf und bekämpfte sowohl die bramanische Lehre, als die Macht ihrer Hauptrepräsentanten, der Braminen. Seine Verehrer nannten ihn Buddha, d. h. der Weise, und von jedem seiner Anhänger wurde verlangt, dass er ebenfalls ein Buddha werde, ja, die Gottheit selbst wurde jetzt der Adhi-Buddha (Ober-Buddha), und desswegen heisst diese Religion der Buddhaismus. Er gewann immer mehr Anhang, am meisten auf der Insel Ceylon, und so konnte ihn der indische Kaiser Asokas 250 v. Chr. zur Staatsreligion des indischen Volkes erheben. Damit beginnt also die dritte Periode der indischen Religionsgeschichte. – Die Veränderung der Glaubenslehre bestand hauptsächlich darin, dass der persönliche Gott ganz geläugnet und die Weltordnung wirklich für die einzige Gottheit erklärt wurde, daher die Buddhisten auch als Atheisten verdammt wurden. Allem Anschein nach haben sie aber damit nur öffentlich ausgesprochen, was längst die Geheimlehre der Braminen selbst war. Alte Dinge sind nach ihrer Lehre vollendet und beherrscht durch Swabhâva (eigenes Sein, inneres Gesetz), welcher regiert in dem Akasas, d. h. im leeren Raum; dadurch ist dieser unendlich und intellectuell, und aus ihm gehen alle Dinge hervor, welche wiederum den Swabhâva als ihre eigene Kraft und Natur in sich haben. Alles wechselt zwischen Entstehen und Vergeben, nur dem Menschen ist möglich, aus dieser Welt ewiger Veränderungen in die selige Ruhe des Nichtseins sich zu versenken. Die Mittel dazu sind: tapas, d. h. Büssung, und dhjanam, d. h. Nachdenken; Aber die Büssung besteht hier durchaus in keinen positiven Leiden, die der Buddha übernehmen müsste, sondern nur in der Enthaltung von allem Ueberflüssigen. Sobald indessen diese neue Religion wirklich populär wurde, konnte es nicht ausbleiben, dass auch mit ihr sich sinnliche Vorstellungen vermischten, und wieder viele zum Theil sichtbare und körperliche, theilweise auch aus der frühern Lehre herübergenommene Götter verehrt wurden. So kennt die Buddhalehre in Nepal 44 verschiedene Welten, die oberste ist die Feuerwelt, worin Adhi-Buddha thront, dann kommen 13 Welten der vollendeten Buddha's, dann 18 des Brahma, 6 des Wischnu u. s. f. Die Buddhisten in Siam dagegen lehren 22 Welten, in den 6 niedrigsten findet Fortpflanzung der himmlischen Geister statt: in zwei nach Art der Menschen, in einer durch Umarmung, in der nächsten durch blosse Berührung mit der Hand, in der nächsten durch das Gespräch, endlich gar durch den Blick. Auch eine Art Dreieinigkeit hat dieser Buddha-Glaube dem brahmanischen nachgebildet, obwohl sie mehr philosophischer als religiöser Natur ist. Es soll nämlich Buddha die Weltordnung, erfasst im denkenden Geiste des Menschen, Dharma die Weltordnung an sich, und Sangha (Haufen) die durch die Weltordnung in Eins zusammengefasste Vielheit unauflöslich miteinander verbunden und die dreieinige Gottheit sein. – Weit wichtiger aber, als diese Veränderungen in der Glaubenslehre, waren diejenigen, welche der Buddhaismus im practischen Leben eintreten liess. Vor Allem erwies er sich dadurch als durchgreifende Reformation, dass er allen Unterschied der Kasten aufgehoben wissen wollte. Diess war auch der Hauptgrund, dass die grosse Menge des Volks der neuen Lehre zufiel, während umgekehrt die Braminen mit aller Zähigkeit und Hartnäckigkeit diesem Umsturz ihrer Macht und ihres Ansehens widerstanden. Für's Zweite aber stellte Buddha eine neue, allem Volk verständliche und zugängliche Sittenlehre auf. Derselbe Dharma, welcher die ganze Natur regelt und in Schranken hält, sollte als Richtschnur des Handelns für das sittliche Leben des Menschen gelten. Weiter ausgeführt finden wir diese Grundsätze in den zehn Geboten der Buddhisten. – I. Auf das Handeln beziehen sich drei Gebote: 1) nicht die geringste Creatur zu tödten; – 2) sich keines fremden Eigenthums zu bemächtigen; – 3) die Pflichten der Keuschheit nicht zu verletzen. – II. Dem Reden gelten vier Gebote: – 4) nicht lügen; – 5) nicht verläumden; – 6) nicht beleidigen; – 7) durch Klatschereien nicht zu Zank und Streit Gelegenheit geben. – III. Für das Denken sind wieder drei Gebote vorgeschrieben: – 8) nicht hassen; – 9) nicht an den heiligen Schriften zweifeln; 10) an die Unsterblichkeit glauben. – Dass jeder Handlung ihre bestimmte Vergeltung nachfolge, ist buddhistische wie bramanische Lehre, ebenso, dass nach dem Tode das Gericht komme, welches mit Gerechtigkeit Lohn und Strafe verhänge. Auch in glänzenden Festen mit Musik und Processionen stand die neue Religion hinter der alten nicht zurück. Endlich wurde Fasten und überhaupt ascetische Lebensweise auch hier für heilig gehalten, und als neue Einrichtung kam das Zusammenleben frommer Buddhisten in Manns- und Frauen-Klöstern hinzu. – Der Buddhaismus herrschte ungefähr 1000 Jahre in Indien; aber neben ihm erhielten sich die Braminen in ihrem Ansehen, und hörten nicht auf, ihm unter dem Volk entgegenzuwirken und die Verehrung des Brama in den Gemüthern zu erhalten. Erst im 9. Jahrhundert n. Chr. gelang es ihnen, ihren Feinden den Sieg zu entreissen und zuletzt durch blutige Verfolgungen alle Buddhisten aus Indien zu vertreiben. Damit beginnt denn die vierte und letzte Periode, welche noch fortdauert und den Brahmanismus wieder zur herrschenden Religion hat. Der Unterschied der Kasten war in das Volk von Uralters her zu tief eingedrungen, als dass seine Aufhebung hätte durchgeführt werden können. Die Läugnung des persönlichen Gottes widerstrebte ohnehin dem Verstand des gemeinen Volkes, und so konnten die Braminen dasselbe am Ende wohl überzeugen, dass das Ganze nur Täuschung und Sünde gewesen, und das einzige Heil die Rückkehr zum alten Glauben sei. Dieser wurde aufs Neue ausgeschmückt, z. B. für die göttliche Dreieinigkeit des Brama, Wischnu und Schiwa der neue Name Trimurti geschaffen, neue Feste und Gebräuche eingeführt, und wenn auch nicht die alten vier Kasten wiederhergestellt, doch die der Braminen durch heiligen Wandel als Gegenstand hoher Verehrung hingestellt. In Hamiltons »Beschreibung von Indien« sind von der einzigen Landschaft Burdwan mit 26 Ortschaften 46 Kasten aufgezählt, und von diesen zählt die der Braminen 7000, die der Kschatrias 27, die der Schreiber 2000, die der Aerzte 124 Individuen u. s. f. Der Buddhaismus aber, aus Hindostan verbannt, hat sich über einen grossen Theil von Asien ausgebreitet, und ist jetzt in Hinter-Indien, China, Tübet, bei den Mongolen die herrschende Religion, obwohl er überall sich den Eigenthümlichkeiten der verschiedenen Völker accommodirt und daher auch allerlei Formen angenommen hat. Der einzige Theil von Vorder-Indien, in welchem er herrschend geblieben ist, ist das Fürstenthum Nepal am Fusse des Himalaya. Dagegen ist noch eine Secte, die der Daschaina's, geduldet, welche die buddhistische Religion mit der bramanischen zu verschmelzen wusste. – Eine ganz eigenthümliche Religion haben endlich die Sikhs im Pendjab, welche aus bramanischem und muhamedanischem Glauben gemischt ist. Sie sind reine Deisten, erkennen nur Einen unsichtbaren Gott als Weltregenten an, verdammen alle Bilder-Verehrung und fordern allgemeine

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Zitationshilfe: Dr. Vollmer’s Wörterbuch der Mythologie aller Völker. 3. Aufl. Stuttgart, 1874, S. 276. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/vollmer_mythologie_1874/346>, abgerufen am 23.11.2024.