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Dr. Vollmer’s Wörterbuch der Mythologie aller Völker. 3. Aufl. Stuttgart, 1874.

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dort gefunden und in den Nil geworfen. Die bekümmerte Mutter fand ihn wieder, gab ihm durch ihre Kenntnisse das Leben und gar die Unsterblichkeit, unterrichtete ihn in den oben angeführten Künsten und forderte ihn dann auf, seines Vaters Tod zu rächen; dieser selbst stieg aus dem Grabe herauf, um ihn die Kriegskunst zu lehren. Nun zog er gegen den Verräther und Mörder des Osiris, überwand ihn und brachte ihn gefangen seiner Mutter; diese, aus Edelmuth und angeborner Grossherzigkeit, schenkte ihm die Freiheit, worüber H. so erzürnt war, dass er der Isis die Krone abriss. Was er befürchtet, geschah; gegen den Schlechten hilft Grossmuth nicht; Typhon erschien mit einem neuen Heer, um dem H. die Herrschaft streitig zu machen, unter dem Vorwande, dass er ein von Isis unterschobenes, nicht Osiris' ächtes Kind sei. Ein gewaltiger Krieg und zwei mächtige Schlachten waren hievon die Folge; in der letzten bei Antäum verlor Typhon Krone und Leben. So Diodor. Nach der ursprünglich ägyptischen Idee, nach welcher Isis die grosse Mutter Natur, Osiris die diese befruchtende Kraft der Sonne und des Nils ist, kann H., beider Sohn, nichts anderes sein, als der Frucht-Segen, der alle Jahre dem Lande von Neuem geboren wird.


Hosios (Gr. Rel.), "der Heilige oder Fromme", hiessen in Delphi die lebenslänglich gewählten Apollopriester, deren fünfe waren, welche mit den Propheten die gottesdienstlichen Verrichtungen theilten, und für Nachkommen des Deukalion galten.


Hospita, s. Xene.


Hospitales Dii (Röm. M.), Götter der gastlichen Verbindungen, welche so heilig waren, dass, wie wir aus Homer erfahren, der wilde Diomedes mit dem nie gesehenen Sohne eines Gastfreundes seines Vaters nicht kämpfen will.


Hospitales, s. Xenios.


Hostilina (Röm. M.), eine ländliche Gottheit, welche man anrief, damit sie den Aehren des Getreides gleiche Schwere schenke.


Hostin (Slav. M.), ein Berg in Mähren, auf welchem Tempel und Altar eines ganz unbekannten Götzen, H., gestanden haben soll, der dem Berge den Namen gab. Es ist wahrscheinlich diess ein Irrthum, aus Unkunde der slavischen Sprache entstanden: Radhost ist der mährische Name des Radegast, und die Ableitung von diesem weit einfacher, als die von einem Gotte, den sonst Niemand kennt. Eine Sage erzählt, dass dieser Gott den Bewohnern des Landes in einer grossen Tatarenschlacht beigestanden: die Mähren flüchteten auf den Berg H. und wurden von den Tataren ganz eingeschlossen; furchtbarer Durst quälte die halb Verschmachteten; da brach plötzlich eine Quelle aus dem Boden hervor, zugleich richtete ein wunderbares Gewitter unter den feindlichen Horden eine schreckliche Verwirrung an; diese benützend, stürzten sich die Mähren unter jene, und in wenig Stunden waren die Tataren völlig geschlagen, ihr Heer vernichtet. Noch jetzt nicht selten aufgefundene Waffen bestätigen das Historische an der Sache, dem Gotte Radhorst aber schrieben die Mähren diesen wunderbaren Beistand zu, und dankten ihm durch häufige Gastmähler auf dem Gipfel jenes Berges. (Radhorst heisst: Gäste liebend.)


Hother (Nord. M.), ein schwedischer König aus der Urzeit dieses Landes, dem die Nornen einen Zaubergürtel schenkten, welchen er nur anzulegen brauchte, um seine Feinde in jedem Kampfe zu besiegen.


Houjou, der Sonnengott der Karaiben.


Hrafnagud (Nord. M.), Beiname des Odin, von seinen beiden Raben - Rabengott.


Hraeswelgur (Nord. M.), ein riesiger Adler, welcher am Rande der Erde sitzt und durch das Schwingen seiner Flügel den Wind hervorbringt; er lebt von Leichen (daher sein Name Leichenschwelger) und freut sich auf den Weltuntergang, welcher ihm deren genug bringen wird.


Hraun (Nord. M.), einer von den 37 Höllenflüssen.


Hreidmar (Nord. M.), eine wunderbare, der Edda entlehnte Sage, der Schlüssel zu vielen andern, welche ganz hier Platz finden soll, weil in vielen andern Artikeln, um Wiederholungen zu vermeiden, auf sie zurückgewiesen werden muss. - "Als die Asen durch die Welt reisten, um dieselbe näher kennen zu lernen, kamen Odin, Häner und Loke zu einem Flusse mit einem Wasserfall; dort fanden sie eine Otter, welche einen Lachs gefangen hatte, und mit geschlossenen Augen denselben zu verzehren begann. Loke nahm einen Stein, verwundete die Otter damit am Kopf und rühmte sich seiner guten Jagd, indem er zwei Thiere mit einem Wurf erlegt. Die Beute ward von den Asen nach einem Dorfe gebracht, in welchem sie einen Bauern H., der ein gewaltiger Zauberer war, um Nachtlager baten, dasselbe auch erhielten, und nun ihren Mundvorrath hervorholten, um ihn zum Abendessen zu bereiten. Kaum sah H. die Otter, als er seine beiden Söhne, Fofner und Reigen, herbeirief und ihnen sagte, dass die Fremden Otter, ihren Bruder, getödtet hätten; er war ein grosser Jäger, glücklicher als andere Menschen, und ging gewöhnlich in Gestalt einer Fischotter an den Fluss, um für seinen Vater Fische zu fangen. H. ging nun mit seinen anderen Söhnen zu den Asen, fasste sie bei den Händen und erklärte, dass sie ihnen durch Blutschuld zur Rache verfallen seien, indem Otter H.s Sohn und ihr Bruder gewesen, und dass sie sich aus dieser Schuld lösen müssten. Die Asen versicherten die Absichtslosigkeit der That, und boten Lösegeld, so viel H. verlangen würde; diess Versprechen ward mit Eiden bestätigt, und nun zog der Zauberer dem getödteten Sohne die Haut ab und sagte, diese Haut sollten sie mit rothem Golde ausfüllen, und ihn auch ganz damit bedecken, dann solle Friede zwischen ihnen sein. Loke, der die That vollbracht, musste nun auch Rath schaffen. Odin schickte ihn in das Land der Schwarzelfen, um Gold zu suchen; dort fand er den Zwerg Andwari, der in Gestalt eines Fisches im Wasser spielte; Loke ergriff ihn und hiess ihn zum Lösegeld seiner Freiheit alles Gold hergeben, das er in seinem Felsen habe. Hiezu verstand sich der Zwerg; er brachte alles Gold aus seiner Wohnung hervor; allein Loke bemerkte, dass der Alfe einen kleinen Ring in der Hand verberge, hiess ihn daher denselben noch zu dem Golde legen. Der Zwerg bat, ihn behalten zu dürfen, weil er in diesem Falle so viel Gold erhalten könne als er wolle; allein Loke sagte, er solle keinen Pfennig behalten, nahm den Ring und entfernte sich, worauf Andwari rief: ""Der Ring soll desjenigen Mörder sein, der ihn besitzt!"" Dem schadenfrohen Loke war diess ganz recht, und er nahm ihn nur desto sicherer mit, weil Unglück zu stiften seine liebste Beschäftigung war, erwiderte jedoch auf den angehängten Fluch, er werde es dem künftigen Eigner sagen. Als nun Loke zu H. kam, fand Odin den Ring ausserordentlich schön und nahm ihn von dem Haufen, H. aber füllte den Otternbalg recht voll, stellte ihn dann aufrecht, und Odin bedeckte ihn mit Gold, fragte auch H., ob er nichts mehr von dem Balg sähe; da fand sich ein einziges Haar an der Schnauze noch unbedeckt, und um dieses zu bedecken, musste sich Odin bequemen, den zurückbehaltenen Ring herzugeben. - Jetzt waren die Asen frei, bekamen auch die als Pfand ihnen abgenommenen Schuhe und Waffen zurück, und nun sagte Odin, der Fluch, welchen Andwari auf diesen Ring gelegt, solle in Erfüllung gehen. Dieser trat alsbald in Wirkung, denn vom Golde, das H. zur Sühne für seinen erschlagenen Sohn nahm, wollten die beiden Brüder auch ihr Theil, welches ihnen der Vater verweigerte; darauf beredeten sie sich, dass sie ihn erschlagen wollten, und diess geschah alsbald. Nun gedachte Reigen, die Hälfte des Goldes zu nehmen; allein Fofner sprach, er könne ihm unmöglich Gold geben, da er des Goldes wegen seinen Vater getödtet; darauf setzte er sich des Vaters furchtbaren Helm, der Aegirs-Helm hiess, und den Besitzer aller Menschen entsetzlich machte, auf, ergriff des Vaters Schwert, Hrotte, und hiess Reigen sich sogleich von dannen machen, oder es solle ihm ergehen wie seinem Vater. Reigen flüchtete mit seinem Schwert Reffel, kam zu König Hialfrek und ward sein Schmied, Fofner aber zog mit seinen Schätzen nach der Heide, welche Gnytaheide heisst, verwandelte sich in eine mächtige Schlange und legte sich dort auf das Gold, um es zu bewachen. - Der Schmied erzog sich in Sigurd, dem Sohne Sigmunds (des Sohnes Volsungs) und der Hjordisur (einer Tochter Elyma's) einen Rächer; Sigurd Sigmundsohn war mit seiner Mutter an Hialfreks Hof gekommen, der König hatte die Mutter geehlicht und liebte den Knaben wie seinen Sohn, und er ward der wackerste aller Heerkönige an Geschlecht, Kraft und Sinn. Reigen sagte diesem, wo Fofner liege, und ermunterte ihn, das Gold zu suchen, machte auch aus den Stücken

dort gefunden und in den Nil geworfen. Die bekümmerte Mutter fand ihn wieder, gab ihm durch ihre Kenntnisse das Leben und gar die Unsterblichkeit, unterrichtete ihn in den oben angeführten Künsten und forderte ihn dann auf, seines Vaters Tod zu rächen; dieser selbst stieg aus dem Grabe herauf, um ihn die Kriegskunst zu lehren. Nun zog er gegen den Verräther und Mörder des Osiris, überwand ihn und brachte ihn gefangen seiner Mutter; diese, aus Edelmuth und angeborner Grossherzigkeit, schenkte ihm die Freiheit, worüber H. so erzürnt war, dass er der Isis die Krone abriss. Was er befürchtet, geschah; gegen den Schlechten hilft Grossmuth nicht; Typhon erschien mit einem neuen Heer, um dem H. die Herrschaft streitig zu machen, unter dem Vorwande, dass er ein von Isis unterschobenes, nicht Osiris' ächtes Kind sei. Ein gewaltiger Krieg und zwei mächtige Schlachten waren hievon die Folge; in der letzten bei Antäum verlor Typhon Krone und Leben. So Diodor. Nach der ursprünglich ägyptischen Idee, nach welcher Isis die grosse Mutter Natur, Osiris die diese befruchtende Kraft der Sonne und des Nils ist, kann H., beider Sohn, nichts anderes sein, als der Frucht-Segen, der alle Jahre dem Lande von Neuem geboren wird.


Hosios (Gr. Rel.), »der Heilige oder Fromme«, hiessen in Delphi die lebenslänglich gewählten Apollopriester, deren fünfe waren, welche mit den Propheten die gottesdienstlichen Verrichtungen theilten, und für Nachkommen des Deukalion galten.


Hospita, s. Xene.


Hospitales Dii (Röm. M.), Götter der gastlichen Verbindungen, welche so heilig waren, dass, wie wir aus Homer erfahren, der wilde Diomedes mit dem nie gesehenen Sohne eines Gastfreundes seines Vaters nicht kämpfen will.


Hospitales, s. Xenios.


Hostilina (Röm. M.), eine ländliche Gottheit, welche man anrief, damit sie den Aehren des Getreides gleiche Schwere schenke.


Hostin (Slav. M.), ein Berg in Mähren, auf welchem Tempel und Altar eines ganz unbekannten Götzen, H., gestanden haben soll, der dem Berge den Namen gab. Es ist wahrscheinlich diess ein Irrthum, aus Unkunde der slavischen Sprache entstanden: Radhost ist der mährische Name des Radegast, und die Ableitung von diesem weit einfacher, als die von einem Gotte, den sonst Niemand kennt. Eine Sage erzählt, dass dieser Gott den Bewohnern des Landes in einer grossen Tatarenschlacht beigestanden: die Mähren flüchteten auf den Berg H. und wurden von den Tataren ganz eingeschlossen; furchtbarer Durst quälte die halb Verschmachteten; da brach plötzlich eine Quelle aus dem Boden hervor, zugleich richtete ein wunderbares Gewitter unter den feindlichen Horden eine schreckliche Verwirrung an; diese benützend, stürzten sich die Mähren unter jene, und in wenig Stunden waren die Tataren völlig geschlagen, ihr Heer vernichtet. Noch jetzt nicht selten aufgefundene Waffen bestätigen das Historische an der Sache, dem Gotte Radhorst aber schrieben die Mähren diesen wunderbaren Beistand zu, und dankten ihm durch häufige Gastmähler auf dem Gipfel jenes Berges. (Radhorst heisst: Gäste liebend.)


Hother (Nord. M.), ein schwedischer König aus der Urzeit dieses Landes, dem die Nornen einen Zaubergürtel schenkten, welchen er nur anzulegen brauchte, um seine Feinde in jedem Kampfe zu besiegen.


Houjou, der Sonnengott der Karaiben.


Hrafnagud (Nord. M.), Beiname des Odin, von seinen beiden Raben – Rabengott.


Hraeswelgur (Nord. M.), ein riesiger Adler, welcher am Rande der Erde sitzt und durch das Schwingen seiner Flügel den Wind hervorbringt; er lebt von Leichen (daher sein Name Leichenschwelger) und freut sich auf den Weltuntergang, welcher ihm deren genug bringen wird.


Hraun (Nord. M.), einer von den 37 Höllenflüssen.


Hreidmar (Nord. M.), eine wunderbare, der Edda entlehnte Sage, der Schlüssel zu vielen andern, welche ganz hier Platz finden soll, weil in vielen andern Artikeln, um Wiederholungen zu vermeiden, auf sie zurückgewiesen werden muss. – »Als die Asen durch die Welt reisten, um dieselbe näher kennen zu lernen, kamen Odin, Häner und Loke zu einem Flusse mit einem Wasserfall; dort fanden sie eine Otter, welche einen Lachs gefangen hatte, und mit geschlossenen Augen denselben zu verzehren begann. Loke nahm einen Stein, verwundete die Otter damit am Kopf und rühmte sich seiner guten Jagd, indem er zwei Thiere mit einem Wurf erlegt. Die Beute ward von den Asen nach einem Dorfe gebracht, in welchem sie einen Bauern H., der ein gewaltiger Zauberer war, um Nachtlager baten, dasselbe auch erhielten, und nun ihren Mundvorrath hervorholten, um ihn zum Abendessen zu bereiten. Kaum sah H. die Otter, als er seine beiden Söhne, Fofner und Reigen, herbeirief und ihnen sagte, dass die Fremden Otter, ihren Bruder, getödtet hätten; er war ein grosser Jäger, glücklicher als andere Menschen, und ging gewöhnlich in Gestalt einer Fischotter an den Fluss, um für seinen Vater Fische zu fangen. H. ging nun mit seinen anderen Söhnen zu den Asen, fasste sie bei den Händen und erklärte, dass sie ihnen durch Blutschuld zur Rache verfallen seien, indem Otter H.s Sohn und ihr Bruder gewesen, und dass sie sich aus dieser Schuld lösen müssten. Die Asen versicherten die Absichtslosigkeit der That, und boten Lösegeld, so viel H. verlangen würde; diess Versprechen ward mit Eiden bestätigt, und nun zog der Zauberer dem getödteten Sohne die Haut ab und sagte, diese Haut sollten sie mit rothem Golde ausfüllen, und ihn auch ganz damit bedecken, dann solle Friede zwischen ihnen sein. Loke, der die That vollbracht, musste nun auch Rath schaffen. Odin schickte ihn in das Land der Schwarzelfen, um Gold zu suchen; dort fand er den Zwerg Andwari, der in Gestalt eines Fisches im Wasser spielte; Loke ergriff ihn und hiess ihn zum Lösegeld seiner Freiheit alles Gold hergeben, das er in seinem Felsen habe. Hiezu verstand sich der Zwerg; er brachte alles Gold aus seiner Wohnung hervor; allein Loke bemerkte, dass der Alfe einen kleinen Ring in der Hand verberge, hiess ihn daher denselben noch zu dem Golde legen. Der Zwerg bat, ihn behalten zu dürfen, weil er in diesem Falle so viel Gold erhalten könne als er wolle; allein Loke sagte, er solle keinen Pfennig behalten, nahm den Ring und entfernte sich, worauf Andwari rief: »»Der Ring soll desjenigen Mörder sein, der ihn besitzt!«« Dem schadenfrohen Loke war diess ganz recht, und er nahm ihn nur desto sicherer mit, weil Unglück zu stiften seine liebste Beschäftigung war, erwiderte jedoch auf den angehängten Fluch, er werde es dem künftigen Eigner sagen. Als nun Loke zu H. kam, fand Odin den Ring ausserordentlich schön und nahm ihn von dem Haufen, H. aber füllte den Otternbalg recht voll, stellte ihn dann aufrecht, und Odin bedeckte ihn mit Gold, fragte auch H., ob er nichts mehr von dem Balg sähe; da fand sich ein einziges Haar an der Schnauze noch unbedeckt, und um dieses zu bedecken, musste sich Odin bequemen, den zurückbehaltenen Ring herzugeben. – Jetzt waren die Asen frei, bekamen auch die als Pfand ihnen abgenommenen Schuhe und Waffen zurück, und nun sagte Odin, der Fluch, welchen Andwari auf diesen Ring gelegt, solle in Erfüllung gehen. Dieser trat alsbald in Wirkung, denn vom Golde, das H. zur Sühne für seinen erschlagenen Sohn nahm, wollten die beiden Brüder auch ihr Theil, welches ihnen der Vater verweigerte; darauf beredeten sie sich, dass sie ihn erschlagen wollten, und diess geschah alsbald. Nun gedachte Reigen, die Hälfte des Goldes zu nehmen; allein Fofner sprach, er könne ihm unmöglich Gold geben, da er des Goldes wegen seinen Vater getödtet; darauf setzte er sich des Vaters furchtbaren Helm, der Aegirs-Helm hiess, und den Besitzer aller Menschen entsetzlich machte, auf, ergriff des Vaters Schwert, Hrotte, und hiess Reigen sich sogleich von dannen machen, oder es solle ihm ergehen wie seinem Vater. Reigen flüchtete mit seinem Schwert Reffel, kam zu König Hialfrek und ward sein Schmied, Fofner aber zog mit seinen Schätzen nach der Heide, welche Gnytaheide heisst, verwandelte sich in eine mächtige Schlange und legte sich dort auf das Gold, um es zu bewachen. – Der Schmied erzog sich in Sigurd, dem Sohne Sigmunds (des Sohnes Volsungs) und der Hjordisur (einer Tochter Elyma's) einen Rächer; Sigurd Sigmundsohn war mit seiner Mutter an Hialfreks Hof gekommen, der König hatte die Mutter geehlicht und liebte den Knaben wie seinen Sohn, und er ward der wackerste aller Heerkönige an Geschlecht, Kraft und Sinn. Reigen sagte diesem, wo Fofner liege, und ermunterte ihn, das Gold zu suchen, machte auch aus den Stücken

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[256/0326] dort gefunden und in den Nil geworfen. Die bekümmerte Mutter fand ihn wieder, gab ihm durch ihre Kenntnisse das Leben und gar die Unsterblichkeit, unterrichtete ihn in den oben angeführten Künsten und forderte ihn dann auf, seines Vaters Tod zu rächen; dieser selbst stieg aus dem Grabe herauf, um ihn die Kriegskunst zu lehren. Nun zog er gegen den Verräther und Mörder des Osiris, überwand ihn und brachte ihn gefangen seiner Mutter; diese, aus Edelmuth und angeborner Grossherzigkeit, schenkte ihm die Freiheit, worüber H. so erzürnt war, dass er der Isis die Krone abriss. Was er befürchtet, geschah; gegen den Schlechten hilft Grossmuth nicht; Typhon erschien mit einem neuen Heer, um dem H. die Herrschaft streitig zu machen, unter dem Vorwande, dass er ein von Isis unterschobenes, nicht Osiris' ächtes Kind sei. Ein gewaltiger Krieg und zwei mächtige Schlachten waren hievon die Folge; in der letzten bei Antäum verlor Typhon Krone und Leben. So Diodor. Nach der ursprünglich ägyptischen Idee, nach welcher Isis die grosse Mutter Natur, Osiris die diese befruchtende Kraft der Sonne und des Nils ist, kann H., beider Sohn, nichts anderes sein, als der Frucht-Segen, der alle Jahre dem Lande von Neuem geboren wird. Hosios (Gr. Rel.), »der Heilige oder Fromme«, hiessen in Delphi die lebenslänglich gewählten Apollopriester, deren fünfe waren, welche mit den Propheten die gottesdienstlichen Verrichtungen theilten, und für Nachkommen des Deukalion galten. Hospita, s. Xene. Hospitales Dii (Röm. M.), Götter der gastlichen Verbindungen, welche so heilig waren, dass, wie wir aus Homer erfahren, der wilde Diomedes mit dem nie gesehenen Sohne eines Gastfreundes seines Vaters nicht kämpfen will. Hospitales, s. Xenios. Hostilina (Röm. M.), eine ländliche Gottheit, welche man anrief, damit sie den Aehren des Getreides gleiche Schwere schenke. Hostin (Slav. M.), ein Berg in Mähren, auf welchem Tempel und Altar eines ganz unbekannten Götzen, H., gestanden haben soll, der dem Berge den Namen gab. Es ist wahrscheinlich diess ein Irrthum, aus Unkunde der slavischen Sprache entstanden: Radhost ist der mährische Name des Radegast, und die Ableitung von diesem weit einfacher, als die von einem Gotte, den sonst Niemand kennt. Eine Sage erzählt, dass dieser Gott den Bewohnern des Landes in einer grossen Tatarenschlacht beigestanden: die Mähren flüchteten auf den Berg H. und wurden von den Tataren ganz eingeschlossen; furchtbarer Durst quälte die halb Verschmachteten; da brach plötzlich eine Quelle aus dem Boden hervor, zugleich richtete ein wunderbares Gewitter unter den feindlichen Horden eine schreckliche Verwirrung an; diese benützend, stürzten sich die Mähren unter jene, und in wenig Stunden waren die Tataren völlig geschlagen, ihr Heer vernichtet. Noch jetzt nicht selten aufgefundene Waffen bestätigen das Historische an der Sache, dem Gotte Radhorst aber schrieben die Mähren diesen wunderbaren Beistand zu, und dankten ihm durch häufige Gastmähler auf dem Gipfel jenes Berges. (Radhorst heisst: Gäste liebend.) Hother (Nord. M.), ein schwedischer König aus der Urzeit dieses Landes, dem die Nornen einen Zaubergürtel schenkten, welchen er nur anzulegen brauchte, um seine Feinde in jedem Kampfe zu besiegen. Houjou, der Sonnengott der Karaiben. Hrafnagud (Nord. M.), Beiname des Odin, von seinen beiden Raben – Rabengott. Hraeswelgur (Nord. M.), ein riesiger Adler, welcher am Rande der Erde sitzt und durch das Schwingen seiner Flügel den Wind hervorbringt; er lebt von Leichen (daher sein Name Leichenschwelger) und freut sich auf den Weltuntergang, welcher ihm deren genug bringen wird. Hraun (Nord. M.), einer von den 37 Höllenflüssen. Hreidmar (Nord. M.), eine wunderbare, der Edda entlehnte Sage, der Schlüssel zu vielen andern, welche ganz hier Platz finden soll, weil in vielen andern Artikeln, um Wiederholungen zu vermeiden, auf sie zurückgewiesen werden muss. – »Als die Asen durch die Welt reisten, um dieselbe näher kennen zu lernen, kamen Odin, Häner und Loke zu einem Flusse mit einem Wasserfall; dort fanden sie eine Otter, welche einen Lachs gefangen hatte, und mit geschlossenen Augen denselben zu verzehren begann. Loke nahm einen Stein, verwundete die Otter damit am Kopf und rühmte sich seiner guten Jagd, indem er zwei Thiere mit einem Wurf erlegt. Die Beute ward von den Asen nach einem Dorfe gebracht, in welchem sie einen Bauern H., der ein gewaltiger Zauberer war, um Nachtlager baten, dasselbe auch erhielten, und nun ihren Mundvorrath hervorholten, um ihn zum Abendessen zu bereiten. Kaum sah H. die Otter, als er seine beiden Söhne, Fofner und Reigen, herbeirief und ihnen sagte, dass die Fremden Otter, ihren Bruder, getödtet hätten; er war ein grosser Jäger, glücklicher als andere Menschen, und ging gewöhnlich in Gestalt einer Fischotter an den Fluss, um für seinen Vater Fische zu fangen. H. ging nun mit seinen anderen Söhnen zu den Asen, fasste sie bei den Händen und erklärte, dass sie ihnen durch Blutschuld zur Rache verfallen seien, indem Otter H.s Sohn und ihr Bruder gewesen, und dass sie sich aus dieser Schuld lösen müssten. Die Asen versicherten die Absichtslosigkeit der That, und boten Lösegeld, so viel H. verlangen würde; diess Versprechen ward mit Eiden bestätigt, und nun zog der Zauberer dem getödteten Sohne die Haut ab und sagte, diese Haut sollten sie mit rothem Golde ausfüllen, und ihn auch ganz damit bedecken, dann solle Friede zwischen ihnen sein. Loke, der die That vollbracht, musste nun auch Rath schaffen. Odin schickte ihn in das Land der Schwarzelfen, um Gold zu suchen; dort fand er den Zwerg Andwari, der in Gestalt eines Fisches im Wasser spielte; Loke ergriff ihn und hiess ihn zum Lösegeld seiner Freiheit alles Gold hergeben, das er in seinem Felsen habe. Hiezu verstand sich der Zwerg; er brachte alles Gold aus seiner Wohnung hervor; allein Loke bemerkte, dass der Alfe einen kleinen Ring in der Hand verberge, hiess ihn daher denselben noch zu dem Golde legen. Der Zwerg bat, ihn behalten zu dürfen, weil er in diesem Falle so viel Gold erhalten könne als er wolle; allein Loke sagte, er solle keinen Pfennig behalten, nahm den Ring und entfernte sich, worauf Andwari rief: »»Der Ring soll desjenigen Mörder sein, der ihn besitzt!«« Dem schadenfrohen Loke war diess ganz recht, und er nahm ihn nur desto sicherer mit, weil Unglück zu stiften seine liebste Beschäftigung war, erwiderte jedoch auf den angehängten Fluch, er werde es dem künftigen Eigner sagen. Als nun Loke zu H. kam, fand Odin den Ring ausserordentlich schön und nahm ihn von dem Haufen, H. aber füllte den Otternbalg recht voll, stellte ihn dann aufrecht, und Odin bedeckte ihn mit Gold, fragte auch H., ob er nichts mehr von dem Balg sähe; da fand sich ein einziges Haar an der Schnauze noch unbedeckt, und um dieses zu bedecken, musste sich Odin bequemen, den zurückbehaltenen Ring herzugeben. – Jetzt waren die Asen frei, bekamen auch die als Pfand ihnen abgenommenen Schuhe und Waffen zurück, und nun sagte Odin, der Fluch, welchen Andwari auf diesen Ring gelegt, solle in Erfüllung gehen. Dieser trat alsbald in Wirkung, denn vom Golde, das H. zur Sühne für seinen erschlagenen Sohn nahm, wollten die beiden Brüder auch ihr Theil, welches ihnen der Vater verweigerte; darauf beredeten sie sich, dass sie ihn erschlagen wollten, und diess geschah alsbald. Nun gedachte Reigen, die Hälfte des Goldes zu nehmen; allein Fofner sprach, er könne ihm unmöglich Gold geben, da er des Goldes wegen seinen Vater getödtet; darauf setzte er sich des Vaters furchtbaren Helm, der Aegirs-Helm hiess, und den Besitzer aller Menschen entsetzlich machte, auf, ergriff des Vaters Schwert, Hrotte, und hiess Reigen sich sogleich von dannen machen, oder es solle ihm ergehen wie seinem Vater. Reigen flüchtete mit seinem Schwert Reffel, kam zu König Hialfrek und ward sein Schmied, Fofner aber zog mit seinen Schätzen nach der Heide, welche Gnytaheide heisst, verwandelte sich in eine mächtige Schlange und legte sich dort auf das Gold, um es zu bewachen. – Der Schmied erzog sich in Sigurd, dem Sohne Sigmunds (des Sohnes Volsungs) und der Hjordisur (einer Tochter Elyma's) einen Rächer; Sigurd Sigmundsohn war mit seiner Mutter an Hialfreks Hof gekommen, der König hatte die Mutter geehlicht und liebte den Knaben wie seinen Sohn, und er ward der wackerste aller Heerkönige an Geschlecht, Kraft und Sinn. Reigen sagte diesem, wo Fofner liege, und ermunterte ihn, das Gold zu suchen, machte auch aus den Stücken

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Zitationshilfe: Dr. Vollmer’s Wörterbuch der Mythologie aller Völker. 3. Aufl. Stuttgart, 1874, S. 256. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/vollmer_mythologie_1874/326>, abgerufen am 21.11.2024.