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Dr. Vollmer’s Wörterbuch der Mythologie aller Völker. 3. Aufl. Stuttgart, 1874.

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voll Zorn darüber machte der Meerumstürmer ihn wüthend. Diesen also sollte H. fangen. Seiner gewaltigen Stärke gelang es, er setzte den Stier vor Eurystheus ab, liess ihn aber sodann frei, worauf er in den einzelnen Theilen von Griechenland umher stürmte, und viel Schaden that, bis ihn zu Marathon Theseus tödtete. Nun musste als achte Aufgabe H. die Menschenfleisch - fressenden Stuten des Diomedes nach Mycenä bringen. Der Held schiffte nach Thracien zu den Bistonen, deren Herrscher Diomedes war, erschlug die Wächter der Rosse, und brachte sie glücklich bis an's Meer; da eilte ihm Diomedes mit einem Heere nach, und nun übergab er seine Beute dem Abderus, welcher jedoch, während H. mit den Feinden kämpfte, von den Thieren gefressen ward. H. siegte, erschlug den Diomedes, erbaute dem Abderus zu Ehren eine Stadt, welche seinen Namen trug, und brachte die Rosse zu Eurystheus. Dieser sandte ihn jetzt zur neunten Arbeit zu den Amazonen, deren Königin Hippolyte er das von Mars ihr geschenkte Wehrgehenk abnehmen und ihm bringen sollte. Zu dem Ende nahm H. Kampfgenossen mit sich auf ein Schiff und landete auf der Insel Paros; dort wohnten vier Söhne des Königs Minos, welche die Fremdlinge nicht gastfrei aufnahmen, sondern zwei derselben tödteten. Auf der Stelle wurden die Thäter durch den Helden erschlagen, und die übrigen Bewohner schwer bedroht, bis sie ihn baten, als Ersatz für die umgekommenen Begleiter zwei aus ihrer Mitte zu wählen, was denn H. auch that; er nahm Alcäus und Sthenelus, Enkel des Minos, mit sich, begab sich dann nach Mysien zu Lycus, dem Sohne des Dascylua, der ihn freundlich aufnahm, und dem er dafür beistand, als der König der Bebryker, Amycus, ihn überfiel. Die Hauptstadt der Bebryker und ein bedeutender Theil ihres Landes ward erobert, welches H. dem Lycus überliess, der es dann Heraclea benannte. Jetzt kam H. nach Themiscyra in Scythien, dem Reiche der Amazonen. Hippolyte kam ihm selbst entgegen, fragte nach seinem Begehr, und versprach ihm dann friedlich den Gürtel; doch Juno, erzürnt, dass er so leichten Kaufes aus dieser schwierigen Angelegenheit kommen sollte, verwandelte sich in eine Amazone und reizte als solche die übrigen Heldinnen auf; sie warfen sich auf ihre Rosse und kamen in grossen Schaaren wohl bewaffnet auf den Landungsplatz. H. musste nun einen furchtbaren Kampf bestehen, in welchem er jedoch siegte: Hippolyte und die ersten, kräftigsten Amazonen blieben von des Helden Hand, er nahm den Gürtel der Königin und kehrte zurück. Jetzt kam der Held nach Troja, welches damals eben durch Apollo und Neptun schwer bedrängt war. Beide nämlich hatten für Laomedon um bedungenen Lohn die Mauern von Troja erbaut, der König aber ihnen denselben vorenthalten, und dafür sandte Apollo den Trojanern eine Pest, Neptun aber ein Seeungeheuer, welches Menschen und Thiere hinwegraubte. Das Orakel sagte, wenn Laomedon seine Tochter opfere, werde das Unheil des Landes aufhören. Die unglückliche Hesione ward nun an einen Felsen gefesselt, und stand dort, als H. mit seinem Schiffe von den Amazonen zurückkehrte. Der Held versprach Hesione zu retten, wenn Laomedon ihm die Stuten versprechen wollte, die Zeus dem Tros für den geraubten Ganymedes gegeben; der bedrängte König ging die Bedingung ein; H. sah das Ungeheuer heranschwimmen, fuhr mit einem Kahn in dessen Rachen, kam in den Bauch desselben und tödtete es, von innen, wo er drei Tage gewesen, sich heraus arbeitend; nun wollte aber der betrügerische König wieder nicht Wort halten, und H. musste abziehen; jedoch drohete er ihm, zurückzukommen und Rache zu nehmen. Von dort ging H. nach der Stadt Aenos, wo er von Poltys gastfrei empfangen wurde; er tödtete den Sarpedon, Sohn des Neptun und Bruder des Poltys, einen übermüthigen Frevler an Göttern und Menschen, unterjochte die Bewohner der Insel Thasos, und liess sie seinen Begleitern Alcäus und Sthenelus, tödtete dann im Ringkampfe den Polygonus und Telegonus, welche ihn herausgefordert hatten, und kam endlich nach Mycenä, dem Eurystheus den Gürtel der Hippolyte überbringend. Als zehnte Arbeit sollte er die Rinder des Geryon von der Insel Erythia holen. Geryon hatte einen aus drei Männern zusammengesetzten Körper, derselbe theilte sich nämlich von der Gegend des Magens nach oben und nach unten in drei Theile, so dass er sechs Füsse, sechs Hände und drei Köpfe hatte; seine wunderschönen braunrothen Rinderheerden wurden von dem mächtig starken Eurytion


Fig. 148.

voll Zorn darüber machte der Meerumstürmer ihn wüthend. Diesen also sollte H. fangen. Seiner gewaltigen Stärke gelang es, er setzte den Stier vor Eurystheus ab, liess ihn aber sodann frei, worauf er in den einzelnen Theilen von Griechenland umher stürmte, und viel Schaden that, bis ihn zu Marathon Theseus tödtete. Nun musste als achte Aufgabe H. die Menschenfleisch – fressenden Stuten des Diomedes nach Mycenä bringen. Der Held schiffte nach Thracien zu den Bistonen, deren Herrscher Diomedes war, erschlug die Wächter der Rosse, und brachte sie glücklich bis an's Meer; da eilte ihm Diomedes mit einem Heere nach, und nun übergab er seine Beute dem Abderus, welcher jedoch, während H. mit den Feinden kämpfte, von den Thieren gefressen ward. H. siegte, erschlug den Diomedes, erbaute dem Abderus zu Ehren eine Stadt, welche seinen Namen trug, und brachte die Rosse zu Eurystheus. Dieser sandte ihn jetzt zur neunten Arbeit zu den Amazonen, deren Königin Hippolyte er das von Mars ihr geschenkte Wehrgehenk abnehmen und ihm bringen sollte. Zu dem Ende nahm H. Kampfgenossen mit sich auf ein Schiff und landete auf der Insel Paros; dort wohnten vier Söhne des Königs Minos, welche die Fremdlinge nicht gastfrei aufnahmen, sondern zwei derselben tödteten. Auf der Stelle wurden die Thäter durch den Helden erschlagen, und die übrigen Bewohner schwer bedroht, bis sie ihn baten, als Ersatz für die umgekommenen Begleiter zwei aus ihrer Mitte zu wählen, was denn H. auch that; er nahm Alcäus und Sthenelus, Enkel des Minos, mit sich, begab sich dann nach Mysien zu Lycus, dem Sohne des Dascylua, der ihn freundlich aufnahm, und dem er dafür beistand, als der König der Bebryker, Amycus, ihn überfiel. Die Hauptstadt der Bebryker und ein bedeutender Theil ihres Landes ward erobert, welches H. dem Lycus überliess, der es dann Heraclea benannte. Jetzt kam H. nach Themiscyra in Scythien, dem Reiche der Amazonen. Hippolyte kam ihm selbst entgegen, fragte nach seinem Begehr, und versprach ihm dann friedlich den Gürtel; doch Juno, erzürnt, dass er so leichten Kaufes aus dieser schwierigen Angelegenheit kommen sollte, verwandelte sich in eine Amazone und reizte als solche die übrigen Heldinnen auf; sie warfen sich auf ihre Rosse und kamen in grossen Schaaren wohl bewaffnet auf den Landungsplatz. H. musste nun einen furchtbaren Kampf bestehen, in welchem er jedoch siegte: Hippolyte und die ersten, kräftigsten Amazonen blieben von des Helden Hand, er nahm den Gürtel der Königin und kehrte zurück. Jetzt kam der Held nach Troja, welches damals eben durch Apollo und Neptun schwer bedrängt war. Beide nämlich hatten für Laomedon um bedungenen Lohn die Mauern von Troja erbaut, der König aber ihnen denselben vorenthalten, und dafür sandte Apollo den Trojanern eine Pest, Neptun aber ein Seeungeheuer, welches Menschen und Thiere hinwegraubte. Das Orakel sagte, wenn Laomedon seine Tochter opfere, werde das Unheil des Landes aufhören. Die unglückliche Hesione ward nun an einen Felsen gefesselt, und stand dort, als H. mit seinem Schiffe von den Amazonen zurückkehrte. Der Held versprach Hesione zu retten, wenn Laomedon ihm die Stuten versprechen wollte, die Zeus dem Tros für den geraubten Ganymedes gegeben; der bedrängte König ging die Bedingung ein; H. sah das Ungeheuer heranschwimmen, fuhr mit einem Kahn in dessen Rachen, kam in den Bauch desselben und tödtete es, von innen, wo er drei Tage gewesen, sich heraus arbeitend; nun wollte aber der betrügerische König wieder nicht Wort halten, und H. musste abziehen; jedoch drohete er ihm, zurückzukommen und Rache zu nehmen. Von dort ging H. nach der Stadt Aenos, wo er von Poltys gastfrei empfangen wurde; er tödtete den Sarpedon, Sohn des Neptun und Bruder des Poltys, einen übermüthigen Frevler an Göttern und Menschen, unterjochte die Bewohner der Insel Thasos, und liess sie seinen Begleitern Alcäus und Sthenelus, tödtete dann im Ringkampfe den Polygonus und Telegonus, welche ihn herausgefordert hatten, und kam endlich nach Mycenä, dem Eurystheus den Gürtel der Hippolyte überbringend. Als zehnte Arbeit sollte er die Rinder des Geryon von der Insel Erythia holen. Geryon hatte einen aus drei Männern zusammengesetzten Körper, derselbe theilte sich nämlich von der Gegend des Magens nach oben und nach unten in drei Theile, so dass er sechs Füsse, sechs Hände und drei Köpfe hatte; seine wunderschönen braunrothen Rinderheerden wurden von dem mächtig starken Eurytion


Fig. 148.

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voll Zorn darüber machte der Meerumstürmer ihn wüthend. Diesen also sollte H. fangen. Seiner gewaltigen Stärke gelang es, er setzte den Stier vor Eurystheus ab, liess ihn aber sodann frei, worauf er in den einzelnen Theilen von Griechenland umher stürmte, und viel Schaden that, bis ihn zu Marathon Theseus tödtete. Nun musste als <hi rendition="#g">achte</hi> Aufgabe H. die Menschenfleisch &#x2013; fressenden Stuten des Diomedes nach Mycenä bringen. Der Held schiffte nach Thracien zu den Bistonen, deren Herrscher Diomedes war, erschlug die Wächter der Rosse, und brachte sie glücklich bis an's Meer; da eilte ihm Diomedes mit einem Heere nach, und nun übergab er seine Beute dem Abderus, welcher jedoch, während H. mit den Feinden kämpfte, von den Thieren gefressen ward. H. siegte, erschlug den Diomedes, erbaute dem Abderus zu Ehren eine Stadt, welche seinen Namen trug, und brachte die Rosse zu Eurystheus. Dieser sandte ihn jetzt zur <hi rendition="#g">neunten</hi> Arbeit zu den Amazonen, deren Königin Hippolyte er das von Mars ihr geschenkte Wehrgehenk abnehmen und ihm bringen sollte. Zu dem Ende nahm H. Kampfgenossen mit sich auf ein Schiff und landete auf der Insel Paros; dort wohnten vier Söhne des Königs Minos, welche die Fremdlinge nicht gastfrei aufnahmen, sondern zwei derselben tödteten. Auf der Stelle wurden die Thäter durch den Helden erschlagen, und die übrigen Bewohner schwer bedroht, bis sie ihn baten, als Ersatz für die umgekommenen Begleiter zwei aus ihrer Mitte zu wählen, was denn H. auch that; er nahm Alcäus und Sthenelus, Enkel des Minos, mit sich, begab sich dann nach Mysien zu Lycus, dem Sohne des Dascylua, der ihn freundlich aufnahm, und dem er dafür beistand, als der König der Bebryker, Amycus, ihn überfiel. Die Hauptstadt der Bebryker und ein bedeutender Theil ihres Landes ward erobert, welches H. dem Lycus überliess, der es dann Heraclea benannte. Jetzt kam H. nach Themiscyra in Scythien, dem Reiche der Amazonen. Hippolyte kam ihm selbst entgegen, fragte nach seinem Begehr, und versprach ihm dann friedlich den Gürtel; doch Juno, erzürnt, dass er so leichten Kaufes aus dieser schwierigen Angelegenheit kommen sollte, verwandelte sich in eine Amazone und reizte als solche die übrigen Heldinnen auf; sie warfen sich auf ihre Rosse und kamen in grossen Schaaren wohl bewaffnet auf den Landungsplatz. H. musste nun einen furchtbaren Kampf bestehen, in welchem er jedoch siegte: Hippolyte und die ersten, kräftigsten Amazonen blieben von des Helden Hand, er nahm den Gürtel der Königin und kehrte zurück. Jetzt kam der Held nach Troja, welches damals eben durch Apollo und Neptun schwer bedrängt war. Beide nämlich hatten für Laomedon um bedungenen Lohn die Mauern von Troja erbaut, der König aber ihnen denselben vorenthalten, und dafür sandte Apollo den Trojanern eine Pest, Neptun aber ein Seeungeheuer, welches Menschen und Thiere hinwegraubte. Das Orakel sagte, wenn Laomedon seine Tochter opfere, werde das Unheil des Landes aufhören. Die unglückliche Hesione ward nun an einen Felsen gefesselt, und stand dort, als H. mit seinem Schiffe von den Amazonen zurückkehrte. Der Held versprach Hesione zu retten, wenn Laomedon ihm die Stuten versprechen wollte, die Zeus dem Tros für den geraubten Ganymedes gegeben; der bedrängte König ging die Bedingung ein; H. sah das Ungeheuer heranschwimmen, fuhr mit einem Kahn in dessen Rachen, kam in den Bauch desselben und tödtete es, von innen, wo er drei Tage gewesen, sich heraus arbeitend; nun wollte aber der betrügerische König wieder nicht Wort halten, und H. musste abziehen; jedoch drohete er ihm, zurückzukommen und Rache zu nehmen. Von dort ging H. nach der Stadt Aenos, wo er von Poltys gastfrei empfangen wurde; er tödtete den Sarpedon, Sohn des Neptun und Bruder des Poltys, einen übermüthigen Frevler an Göttern und Menschen, unterjochte die Bewohner der Insel Thasos, und liess sie seinen Begleitern Alcäus und Sthenelus, tödtete dann im Ringkampfe den Polygonus und Telegonus, welche ihn herausgefordert hatten, und kam endlich nach Mycenä, dem Eurystheus den Gürtel der Hippolyte überbringend. Als <hi rendition="#g">zehnte</hi> Arbeit sollte er die Rinder des Geryon von der Insel Erythia holen. Geryon hatte einen aus drei Männern zusammengesetzten Körper, derselbe theilte sich nämlich von der Gegend des Magens nach oben und nach unten in drei Theile, so dass er sechs Füsse, sechs Hände und drei Köpfe hatte; seine wunderschönen braunrothen Rinderheerden wurden von dem mächtig starken Eurytion<lb/><figure facs="https://media.dwds.de/dta/images/vollmer_mythologie_1874/figures/vollmer_mythologie_1874_figure-0148.jpg" rendition="#c"><head>Fig. 148.</head><lb/></figure><lb/></p>
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[239/0309] voll Zorn darüber machte der Meerumstürmer ihn wüthend. Diesen also sollte H. fangen. Seiner gewaltigen Stärke gelang es, er setzte den Stier vor Eurystheus ab, liess ihn aber sodann frei, worauf er in den einzelnen Theilen von Griechenland umher stürmte, und viel Schaden that, bis ihn zu Marathon Theseus tödtete. Nun musste als achte Aufgabe H. die Menschenfleisch – fressenden Stuten des Diomedes nach Mycenä bringen. Der Held schiffte nach Thracien zu den Bistonen, deren Herrscher Diomedes war, erschlug die Wächter der Rosse, und brachte sie glücklich bis an's Meer; da eilte ihm Diomedes mit einem Heere nach, und nun übergab er seine Beute dem Abderus, welcher jedoch, während H. mit den Feinden kämpfte, von den Thieren gefressen ward. H. siegte, erschlug den Diomedes, erbaute dem Abderus zu Ehren eine Stadt, welche seinen Namen trug, und brachte die Rosse zu Eurystheus. Dieser sandte ihn jetzt zur neunten Arbeit zu den Amazonen, deren Königin Hippolyte er das von Mars ihr geschenkte Wehrgehenk abnehmen und ihm bringen sollte. Zu dem Ende nahm H. Kampfgenossen mit sich auf ein Schiff und landete auf der Insel Paros; dort wohnten vier Söhne des Königs Minos, welche die Fremdlinge nicht gastfrei aufnahmen, sondern zwei derselben tödteten. Auf der Stelle wurden die Thäter durch den Helden erschlagen, und die übrigen Bewohner schwer bedroht, bis sie ihn baten, als Ersatz für die umgekommenen Begleiter zwei aus ihrer Mitte zu wählen, was denn H. auch that; er nahm Alcäus und Sthenelus, Enkel des Minos, mit sich, begab sich dann nach Mysien zu Lycus, dem Sohne des Dascylua, der ihn freundlich aufnahm, und dem er dafür beistand, als der König der Bebryker, Amycus, ihn überfiel. Die Hauptstadt der Bebryker und ein bedeutender Theil ihres Landes ward erobert, welches H. dem Lycus überliess, der es dann Heraclea benannte. Jetzt kam H. nach Themiscyra in Scythien, dem Reiche der Amazonen. Hippolyte kam ihm selbst entgegen, fragte nach seinem Begehr, und versprach ihm dann friedlich den Gürtel; doch Juno, erzürnt, dass er so leichten Kaufes aus dieser schwierigen Angelegenheit kommen sollte, verwandelte sich in eine Amazone und reizte als solche die übrigen Heldinnen auf; sie warfen sich auf ihre Rosse und kamen in grossen Schaaren wohl bewaffnet auf den Landungsplatz. H. musste nun einen furchtbaren Kampf bestehen, in welchem er jedoch siegte: Hippolyte und die ersten, kräftigsten Amazonen blieben von des Helden Hand, er nahm den Gürtel der Königin und kehrte zurück. Jetzt kam der Held nach Troja, welches damals eben durch Apollo und Neptun schwer bedrängt war. Beide nämlich hatten für Laomedon um bedungenen Lohn die Mauern von Troja erbaut, der König aber ihnen denselben vorenthalten, und dafür sandte Apollo den Trojanern eine Pest, Neptun aber ein Seeungeheuer, welches Menschen und Thiere hinwegraubte. Das Orakel sagte, wenn Laomedon seine Tochter opfere, werde das Unheil des Landes aufhören. Die unglückliche Hesione ward nun an einen Felsen gefesselt, und stand dort, als H. mit seinem Schiffe von den Amazonen zurückkehrte. Der Held versprach Hesione zu retten, wenn Laomedon ihm die Stuten versprechen wollte, die Zeus dem Tros für den geraubten Ganymedes gegeben; der bedrängte König ging die Bedingung ein; H. sah das Ungeheuer heranschwimmen, fuhr mit einem Kahn in dessen Rachen, kam in den Bauch desselben und tödtete es, von innen, wo er drei Tage gewesen, sich heraus arbeitend; nun wollte aber der betrügerische König wieder nicht Wort halten, und H. musste abziehen; jedoch drohete er ihm, zurückzukommen und Rache zu nehmen. Von dort ging H. nach der Stadt Aenos, wo er von Poltys gastfrei empfangen wurde; er tödtete den Sarpedon, Sohn des Neptun und Bruder des Poltys, einen übermüthigen Frevler an Göttern und Menschen, unterjochte die Bewohner der Insel Thasos, und liess sie seinen Begleitern Alcäus und Sthenelus, tödtete dann im Ringkampfe den Polygonus und Telegonus, welche ihn herausgefordert hatten, und kam endlich nach Mycenä, dem Eurystheus den Gürtel der Hippolyte überbringend. Als zehnte Arbeit sollte er die Rinder des Geryon von der Insel Erythia holen. Geryon hatte einen aus drei Männern zusammengesetzten Körper, derselbe theilte sich nämlich von der Gegend des Magens nach oben und nach unten in drei Theile, so dass er sechs Füsse, sechs Hände und drei Köpfe hatte; seine wunderschönen braunrothen Rinderheerden wurden von dem mächtig starken Eurytion [Abbildung Fig. 148. ]

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Zitationshilfe: Dr. Vollmer’s Wörterbuch der Mythologie aller Völker. 3. Aufl. Stuttgart, 1874, S. 239. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/vollmer_mythologie_1874/309>, abgerufen am 28.11.2024.