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Dr. Vollmer’s Wörterbuch der Mythologie aller Völker. 3. Aufl. Stuttgart, 1874.

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der tübetanischen Mythologie an; auch er ist Bisnae-Taengri's Reitthier; so lange dieser ihn jedoch nicht braucht, ruht er auf dem Baum Pausengi, auf welchen er auch ganze Heerden Elephanten, Tiger und Rhinoceros, zum Futter für seine Jungen, trägt. Ein Ei, das einst aus dem Neste fiel, überschwemmte die halbe Erde, und die Schale bildete eine Halbkugel über dieselbe, unter der alle Städte und Länder in ewiger Finsterniss begraben lagen.


Gasar Ese Barildak (Lamaismus), Geister, welche weder den Himmel, noch die Erde bewohnen, sondern 80,000 Meilen über den höchsten Luftregionen ein ausgedehntes Reich inne haben.


Gasar Sakikjin Kowen (Lamaismus), der ungeheure, dreiköpfige Elephant, auf dessen mittelstem Kopfe der grosse Schutzgeist der Erde, Churmustu Taengri, reitet. Er ist ganz weiss und glänzt von dem feurigen Scheine, welchen der Schutzgeist von sich gibt; seine Grösse ist so ungeheuer, dass, um einen seiner Rüssel auszumessen, alle Seide der Erde nicht hinreichend wäre, um ein hinreichend langes Seil daraus zu fertigen.


Gaschib (Ind. M.), der dritte der bis jetzt erschienenen Buddhas, der Lichtbewahrer, welcher auf die Welt kam, als die Menschen nur noch 20,000 Jahre alt wurden; es werden solcher Buddhas bis zu dem Zeitraume, da die Welt in Nichts aufgelöst wird, 1000 erscheinen. Er ist identisch mit dem Gäräle Sakiktschi der Mongolen.


Gasto (Slav. M.), ein bösartiger Kobold, der das sogenannte Alpdrücken verursacht; er soll Kopf und Rachen eines Wolfes haben, sonst aber bei menschenähnlicher Form mit Schuppen und Federn bedeckt sein.


Gatahs (Pers. M.), die zehn letzten Tage des Jahres, deren zweite Hälfte Farwardians heisst. In der ersten Hälfte nähern sich die Geister der Verstorbenen ihren Verwandten, um sie zu besuchen, doch können sie nicht weiter, als bis auf drei Bogenschüsse, zur Erde kommen; in der andern Hälfte besuchen sie ihre Freunde. Während dieser Zeit werden die Todtenfeste, welche auch G. heissen, gefeiert.


Gaudma (Ind. M.), Name des Buddha, welcher im Land der Birmanen (Halbinsel jenseits des Ganges) mehr verehrt wird, als in Vorderindien. Die Birmanen beten in ihm ihren höchsten Gott an, und bilden ihn auf einer Lotosblume mit unterschlagenen Beinen sitzend, fast ganz unbekleidet, ab; nur ein Tuch ist um die Hüften und die Braminenschnur um die Schultern geschlungen; an dem verzerrten Gesicht erscheinen die Ohren durchbohrt und auffallend lang gezogen.


Gaue, (Frau), (Deutsche M.), eine Göttin der fruchttragenden Erde. Noch im vorigen Jahrhundert waren in einigen niederdeutschen Gegenden Spuren des Glaubens an sie zu finden. Wenn die Schnitter, heisst es, daselbst den Roggen mähen, lassen sie etliche Halme stehen und binden Blumen dazwischen, und nach vollendeter Arbeit sammeln sie sich um die stehen gebliebenen Büschel, fassen die Roggenähren an und haben dreimal zu rufen: "Frau Gaue, holt Euch Futter, diess Jahr auf dem Wagen, das andere Jahr auf dem Karren." In der Umgegend von Hameln herrschte die Gewohnheit, dass, wenn ein Schnitter beim Binden eine Garbe überging, oder sonst auf dem Acker etwas stehen liess, ihm spottweise zugerufen wurde: "Soll das die F. G. haben?" - Manche zweifeln übrigens, ob der alte Ausdruck Fru oder Fro wirklich ein weibliches Wesen und nicht vielmehr einen Herrn anzeige, und ob Gaue nicht bloss eine mundartliche Abänderung von Wodan (s. d.) sei.


Gaugatas (Gr. M.), Heerführer der Sicaner; er fiel nebst fünf anderen Heroen gegen Hercules, als dieser mit den Rindern des Geryon durch Sicilien zog.


Gaule (Nord. M.), Name einer der Schlachtgöttinnen oder Walküren.


Gaumul (Nord. M.), einer der zweiunddreissig Höllenflüsse, welche aus dem Brunnen Hwergelmer entspringen.


Gaundler (Nord. M.), einer von den vielen Beinamen des obersten Gottes Odin.


Gaupul (Nord. M.), einer der zweiunddreissig Höllenflüsse, welche aus dem Brunnen Hwergelmer entspringen.


Gautiubobis, ein Gott der heidnischen Preussen, gewissermassen ihr Pan, ihr Feld- und Fluren-Gott.


Gawaradi (Ind. M.), Gattin des Darmen, des Heerführers der Pandus, war aus göttlichem Geschlecht entsprossen, und gebar ihrem Gatten zwei Söhne, Dawagen und Wimen.


Gayatri (Ind. M.), Gebete oder Sentenzen der Vedas, drei an der Zahl, von zauberischer Wirkung. Wer diese drei Sprüche drei Jahre lang unaufhörlich wiederholt, nähert sich dem Wesen der Gottheit, kann durch die Luft fliegen, erhält einen unkörperlichen Körper, einen reinen, aus Aether gebildeten Leib, Verzeihung aller begangenen Sünden, und wird durch diese Reinigung eben zu einem göttlichen Wesen.


Gazoria (Gr. M.), die zu Gazorus in Macedonien Verehrte, Beiname der Diana.


Gedje-muga-schurin (Ind. M.), die Ratte, welche das Reitthier des Ganesha, des indischen Gottes mit dem Elephantenrüssel, ist. G. etc. war ein Riese von ungheurer Grösse, den der Sohn Schiwa's, der mächtige Ganesha, überwand. (S. Pulear.)


Geflon (Nord. M.), eine Asenjungfrau, Beschützerin der Jungfrauen und ihrer Tugend, allwissend, wie Odin selbst. Zu ihr wandeln die Mädchen, welche als Jungfrauen sterben, und sie nimmt dieselben in ihren Palast auf, dessen Schönheit Alles übertrifft, was ein Mensch sich denken kann. Ihre eigene Reinheit wird durch zwei Begebenheiten zweifelhaft gemacht: erstens musste sie bei Aegirsdrekka (Aegirs Trinkgelag), wo sie durch freundliche Worte Braga mit dem schmähenden Loke zu versöhnen suchte, sich von diesem nicht besonders ehrende Dinge nachsagen lassen; zweitens, als sie von Odin zu Gylfe, König in Schweden, gesandt ward, ihn um Land zu bitten, und der König ihr wegen ihres schönen Gesanges ungefordert so viel Land versprach, als sie in einem Tage und einer Nacht würde umpflügen können, nahm sie vier mächtig starke Stiere, ihre Söhne von einem Riesen, spannte sie vor einen Pflug, und schnitt ein grosses Stück ab, die Insel Seeland, welche weit in's Meer geschoben wurde. Sie ward dafür mit Skiold, dem Sohne Odins, vermählt, und so Stamm-Mutter der dänischen Könige.


Gegenu (Lamaismus), identisch mit Bogdo Lama (s. d.).


Gehennem (Muham.), sowohl die Hölle, in welche die Seele des Sünders nach dem Tage des grossen Gerichts kommen soll, als der Zustand der Verstorbenen bis zu diesem Tage hin, welcher entsetzlich geschildert wird, indem sich mit der Leiche, die volles Bewusstsein behält, ein böser Dämon in das Grab legt, um sie unaufhörlich zu quälen.


Gejrroed (Nord. M.), 1) ein mächtiger Riese, der einst den listigen Loke überlistete. Dieser hatte in Freia's Falkengewand eine kleine Vergnügungsreise gemacht, und kam dabei an ein hoch ummauertes Schloos Gejrrödsgard. Auf eine der mächtigen Zinnen setzte er sich, und sah neugierig in die Fenster. Der Riese befahl einem seiner Diener, ihm den seltenen grossen Vogel herabzubringen, und mit unsäglicher Mühe klomm dieser an der schroffen Mauer empor. Der schadenfrohe Loke lachte innerlich über des Burschen Dummheit, der einen Vogel mit blossen Händen greifen wollte, und liess ihn seine beschwerliche Arbeit ganz vollenden, dann erhob er seine gewaltigen Fittiche, um zu entfliehen, doch er war diessmal der Betrogene, denn er sass an der Mauer fest, und musste sich geduldig durch den Verhöhnten fesseln und in G.'s Palast bringen lassen. Dem sonderbaren Vogel in die Augen schauend, meinte der Riese, dass er wohl ein verwandelter Mensch sein könne, befahl ihm zu sprechen, und sperrte, da er diess nicht that, ihn drei Monate lange in einen Käfig, ohne ihm Futter zu geben. Nach dieser Hungerkur entschloss sich Loke, zu sagen wer er sei, und um sein Leben zu retten, versprach er dem Riesen, Thor ohne Mjölner und Kraftgürtel nach Gejrrödsgard zu bringen. Wirklich beredete er den mächtigsten Asen zu einem Spaziergange und zur Zurücklassung seiner einzigen Waffe, und sagte ihm dabei, dass es sehr verdienstlich sein würde, den Riesen so ungerüstet zu besuchen. Thor, in seiner Ehrlichkeit und auf seine Stärke vertrauend, machte sich dahin auf, kehrte aber unterwegs bei der Riesenfrau Gridr, der Mutter des stummen Vidar, ein; diese machte ihn darauf aufmerksam, dass G. ein schlauer und eben so mächtiger Mann sei, rieth ihm, sich vorzusehen, lieh ihm auch ein

der tübetanischen Mythologie an; auch er ist Bisnae-Taengri's Reitthier; so lange dieser ihn jedoch nicht braucht, ruht er auf dem Baum Pausengi, auf welchen er auch ganze Heerden Elephanten, Tiger und Rhinoceros, zum Futter für seine Jungen, trägt. Ein Ei, das einst aus dem Neste fiel, überschwemmte die halbe Erde, und die Schale bildete eine Halbkugel über dieselbe, unter der alle Städte und Länder in ewiger Finsterniss begraben lagen.


Gasar Ese Barildak (Lamaismus), Geister, welche weder den Himmel, noch die Erde bewohnen, sondern 80,000 Meilen über den höchsten Luftregionen ein ausgedehntes Reich inne haben.


Gasar Sakikjin Kowen (Lamaismus), der ungeheure, dreiköpfige Elephant, auf dessen mittelstem Kopfe der grosse Schutzgeist der Erde, Churmustu Taengri, reitet. Er ist ganz weiss und glänzt von dem feurigen Scheine, welchen der Schutzgeist von sich gibt; seine Grösse ist so ungeheuer, dass, um einen seiner Rüssel auszumessen, alle Seide der Erde nicht hinreichend wäre, um ein hinreichend langes Seil daraus zu fertigen.


Gaschib (Ind. M.), der dritte der bis jetzt erschienenen Buddhas, der Lichtbewahrer, welcher auf die Welt kam, als die Menschen nur noch 20,000 Jahre alt wurden; es werden solcher Buddhas bis zu dem Zeitraume, da die Welt in Nichts aufgelöst wird, 1000 erscheinen. Er ist identisch mit dem Gäräle Sakiktschi der Mongolen.


Gasto (Slav. M.), ein bösartiger Kobold, der das sogenannte Alpdrücken verursacht; er soll Kopf und Rachen eines Wolfes haben, sonst aber bei menschenähnlicher Form mit Schuppen und Federn bedeckt sein.


Gatahs (Pers. M.), die zehn letzten Tage des Jahres, deren zweite Hälfte Farwardians heisst. In der ersten Hälfte nähern sich die Geister der Verstorbenen ihren Verwandten, um sie zu besuchen, doch können sie nicht weiter, als bis auf drei Bogenschüsse, zur Erde kommen; in der andern Hälfte besuchen sie ihre Freunde. Während dieser Zeit werden die Todtenfeste, welche auch G. heissen, gefeiert.


Gaudma (Ind. M.), Name des Buddha, welcher im Land der Birmanen (Halbinsel jenseits des Ganges) mehr verehrt wird, als in Vorderindien. Die Birmanen beten in ihm ihren höchsten Gott an, und bilden ihn auf einer Lotosblume mit unterschlagenen Beinen sitzend, fast ganz unbekleidet, ab; nur ein Tuch ist um die Hüften und die Braminenschnur um die Schultern geschlungen; an dem verzerrten Gesicht erscheinen die Ohren durchbohrt und auffallend lang gezogen.


Gaue, (Frau), (Deutsche M.), eine Göttin der fruchttragenden Erde. Noch im vorigen Jahrhundert waren in einigen niederdeutschen Gegenden Spuren des Glaubens an sie zu finden. Wenn die Schnitter, heisst es, daselbst den Roggen mähen, lassen sie etliche Halme stehen und binden Blumen dazwischen, und nach vollendeter Arbeit sammeln sie sich um die stehen gebliebenen Büschel, fassen die Roggenähren an und haben dreimal zu rufen: »Frau Gaue, holt Euch Futter, diess Jahr auf dem Wagen, das andere Jahr auf dem Karren.« In der Umgegend von Hameln herrschte die Gewohnheit, dass, wenn ein Schnitter beim Binden eine Garbe überging, oder sonst auf dem Acker etwas stehen liess, ihm spottweise zugerufen wurde: »Soll das die F. G. haben?« – Manche zweifeln übrigens, ob der alte Ausdruck Fru oder Fro wirklich ein weibliches Wesen und nicht vielmehr einen Herrn anzeige, und ob Gaue nicht bloss eine mundartliche Abänderung von Wodan (s. d.) sei.


Gaugatas (Gr. M.), Heerführer der Sicaner; er fiel nebst fünf anderen Heroen gegen Hercules, als dieser mit den Rindern des Geryon durch Sicilien zog.


Gaule (Nord. M.), Name einer der Schlachtgöttinnen oder Walküren.


Gaumul (Nord. M.), einer der zweiunddreissig Höllenflüsse, welche aus dem Brunnen Hwergelmer entspringen.


Gaundler (Nord. M.), einer von den vielen Beinamen des obersten Gottes Odin.


Gaupul (Nord. M.), einer der zweiunddreissig Höllenflüsse, welche aus dem Brunnen Hwergelmer entspringen.


Gautiubobis, ein Gott der heidnischen Preussen, gewissermassen ihr Pan, ihr Feld- und Fluren-Gott.


Gawaradi (Ind. M.), Gattin des Darmen, des Heerführers der Pandus, war aus göttlichem Geschlecht entsprossen, und gebar ihrem Gatten zwei Söhne, Dawagen und Wimen.


Gayatri (Ind. M.), Gebete oder Sentenzen der Vedas, drei an der Zahl, von zauberischer Wirkung. Wer diese drei Sprüche drei Jahre lang unaufhörlich wiederholt, nähert sich dem Wesen der Gottheit, kann durch die Luft fliegen, erhält einen unkörperlichen Körper, einen reinen, aus Aether gebildeten Leib, Verzeihung aller begangenen Sünden, und wird durch diese Reinigung eben zu einem göttlichen Wesen.


Gazoria (Gr. M.), die zu Gazorus in Macedonien Verehrte, Beiname der Diana.


Gedje-muga-schurin (Ind. M.), die Ratte, welche das Reitthier des Ganesha, des indischen Gottes mit dem Elephantenrüssel, ist. G. etc. war ein Riese von ungheurer Grösse, den der Sohn Schiwa's, der mächtige Ganesha, überwand. (S. Pulear.)


Geflon (Nord. M.), eine Asenjungfrau, Beschützerin der Jungfrauen und ihrer Tugend, allwissend, wie Odin selbst. Zu ihr wandeln die Mädchen, welche als Jungfrauen sterben, und sie nimmt dieselben in ihren Palast auf, dessen Schönheit Alles übertrifft, was ein Mensch sich denken kann. Ihre eigene Reinheit wird durch zwei Begebenheiten zweifelhaft gemacht: erstens musste sie bei Aegirsdrekka (Aegirs Trinkgelag), wo sie durch freundliche Worte Braga mit dem schmähenden Loke zu versöhnen suchte, sich von diesem nicht besonders ehrende Dinge nachsagen lassen; zweitens, als sie von Odin zu Gylfe, König in Schweden, gesandt ward, ihn um Land zu bitten, und der König ihr wegen ihres schönen Gesanges ungefordert so viel Land versprach, als sie in einem Tage und einer Nacht würde umpflügen können, nahm sie vier mächtig starke Stiere, ihre Söhne von einem Riesen, spannte sie vor einen Pflug, und schnitt ein grosses Stück ab, die Insel Seeland, welche weit in's Meer geschoben wurde. Sie ward dafür mit Skiold, dem Sohne Odins, vermählt, und so Stamm-Mutter der dänischen Könige.


Gegenu (Lamaismus), identisch mit Bogdo Lama (s. d.).


Gehennem (Muham.), sowohl die Hölle, in welche die Seele des Sünders nach dem Tage des grossen Gerichts kommen soll, als der Zustand der Verstorbenen bis zu diesem Tage hin, welcher entsetzlich geschildert wird, indem sich mit der Leiche, die volles Bewusstsein behält, ein böser Dämon in das Grab legt, um sie unaufhörlich zu quälen.


Gejrroed (Nord. M.), 1) ein mächtiger Riese, der einst den listigen Loke überlistete. Dieser hatte in Freia's Falkengewand eine kleine Vergnügungsreise gemacht, und kam dabei an ein hoch ummauertes Schloos Gejrrödsgard. Auf eine der mächtigen Zinnen setzte er sich, und sah neugierig in die Fenster. Der Riese befahl einem seiner Diener, ihm den seltenen grossen Vogel herabzubringen, und mit unsäglicher Mühe klomm dieser an der schroffen Mauer empor. Der schadenfrohe Loke lachte innerlich über des Burschen Dummheit, der einen Vogel mit blossen Händen greifen wollte, und liess ihn seine beschwerliche Arbeit ganz vollenden, dann erhob er seine gewaltigen Fittiche, um zu entfliehen, doch er war diessmal der Betrogene, denn er sass an der Mauer fest, und musste sich geduldig durch den Verhöhnten fesseln und in G.'s Palast bringen lassen. Dem sonderbaren Vogel in die Augen schauend, meinte der Riese, dass er wohl ein verwandelter Mensch sein könne, befahl ihm zu sprechen, und sperrte, da er diess nicht that, ihn drei Monate lange in einen Käfig, ohne ihm Futter zu geben. Nach dieser Hungerkur entschloss sich Loke, zu sagen wer er sei, und um sein Leben zu retten, versprach er dem Riesen, Thor ohne Mjölner und Kraftgürtel nach Gejrrödsgard zu bringen. Wirklich beredete er den mächtigsten Asen zu einem Spaziergange und zur Zurücklassung seiner einzigen Waffe, und sagte ihm dabei, dass es sehr verdienstlich sein würde, den Riesen so ungerüstet zu besuchen. Thor, in seiner Ehrlichkeit und auf seine Stärke vertrauend, machte sich dahin auf, kehrte aber unterwegs bei der Riesenfrau Gridr, der Mutter des stummen Vidar, ein; diese machte ihn darauf aufmerksam, dass G. ein schlauer und eben so mächtiger Mann sei, rieth ihm, sich vorzusehen, lieh ihm auch ein

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[213/0283] der tübetanischen Mythologie an; auch er ist Bisnae-Taengri's Reitthier; so lange dieser ihn jedoch nicht braucht, ruht er auf dem Baum Pausengi, auf welchen er auch ganze Heerden Elephanten, Tiger und Rhinoceros, zum Futter für seine Jungen, trägt. Ein Ei, das einst aus dem Neste fiel, überschwemmte die halbe Erde, und die Schale bildete eine Halbkugel über dieselbe, unter der alle Städte und Länder in ewiger Finsterniss begraben lagen. Gasar Ese Barildak (Lamaismus), Geister, welche weder den Himmel, noch die Erde bewohnen, sondern 80,000 Meilen über den höchsten Luftregionen ein ausgedehntes Reich inne haben. Gasar Sakikjin Kowen (Lamaismus), der ungeheure, dreiköpfige Elephant, auf dessen mittelstem Kopfe der grosse Schutzgeist der Erde, Churmustu Taengri, reitet. Er ist ganz weiss und glänzt von dem feurigen Scheine, welchen der Schutzgeist von sich gibt; seine Grösse ist so ungeheuer, dass, um einen seiner Rüssel auszumessen, alle Seide der Erde nicht hinreichend wäre, um ein hinreichend langes Seil daraus zu fertigen. Gaschib (Ind. M.), der dritte der bis jetzt erschienenen Buddhas, der Lichtbewahrer, welcher auf die Welt kam, als die Menschen nur noch 20,000 Jahre alt wurden; es werden solcher Buddhas bis zu dem Zeitraume, da die Welt in Nichts aufgelöst wird, 1000 erscheinen. Er ist identisch mit dem Gäräle Sakiktschi der Mongolen. Gasto (Slav. M.), ein bösartiger Kobold, der das sogenannte Alpdrücken verursacht; er soll Kopf und Rachen eines Wolfes haben, sonst aber bei menschenähnlicher Form mit Schuppen und Federn bedeckt sein. Gatahs (Pers. M.), die zehn letzten Tage des Jahres, deren zweite Hälfte Farwardians heisst. In der ersten Hälfte nähern sich die Geister der Verstorbenen ihren Verwandten, um sie zu besuchen, doch können sie nicht weiter, als bis auf drei Bogenschüsse, zur Erde kommen; in der andern Hälfte besuchen sie ihre Freunde. Während dieser Zeit werden die Todtenfeste, welche auch G. heissen, gefeiert. Gaudma (Ind. M.), Name des Buddha, welcher im Land der Birmanen (Halbinsel jenseits des Ganges) mehr verehrt wird, als in Vorderindien. Die Birmanen beten in ihm ihren höchsten Gott an, und bilden ihn auf einer Lotosblume mit unterschlagenen Beinen sitzend, fast ganz unbekleidet, ab; nur ein Tuch ist um die Hüften und die Braminenschnur um die Schultern geschlungen; an dem verzerrten Gesicht erscheinen die Ohren durchbohrt und auffallend lang gezogen. Gaue, (Frau), (Deutsche M.), eine Göttin der fruchttragenden Erde. Noch im vorigen Jahrhundert waren in einigen niederdeutschen Gegenden Spuren des Glaubens an sie zu finden. Wenn die Schnitter, heisst es, daselbst den Roggen mähen, lassen sie etliche Halme stehen und binden Blumen dazwischen, und nach vollendeter Arbeit sammeln sie sich um die stehen gebliebenen Büschel, fassen die Roggenähren an und haben dreimal zu rufen: »Frau Gaue, holt Euch Futter, diess Jahr auf dem Wagen, das andere Jahr auf dem Karren.« In der Umgegend von Hameln herrschte die Gewohnheit, dass, wenn ein Schnitter beim Binden eine Garbe überging, oder sonst auf dem Acker etwas stehen liess, ihm spottweise zugerufen wurde: »Soll das die F. G. haben?« – Manche zweifeln übrigens, ob der alte Ausdruck Fru oder Fro wirklich ein weibliches Wesen und nicht vielmehr einen Herrn anzeige, und ob Gaue nicht bloss eine mundartliche Abänderung von Wodan (s. d.) sei. Gaugatas (Gr. M.), Heerführer der Sicaner; er fiel nebst fünf anderen Heroen gegen Hercules, als dieser mit den Rindern des Geryon durch Sicilien zog. Gaule (Nord. M.), Name einer der Schlachtgöttinnen oder Walküren. Gaumul (Nord. M.), einer der zweiunddreissig Höllenflüsse, welche aus dem Brunnen Hwergelmer entspringen. Gaundler (Nord. M.), einer von den vielen Beinamen des obersten Gottes Odin. Gaupul (Nord. M.), einer der zweiunddreissig Höllenflüsse, welche aus dem Brunnen Hwergelmer entspringen. Gautiubobis, ein Gott der heidnischen Preussen, gewissermassen ihr Pan, ihr Feld- und Fluren-Gott. Gawaradi (Ind. M.), Gattin des Darmen, des Heerführers der Pandus, war aus göttlichem Geschlecht entsprossen, und gebar ihrem Gatten zwei Söhne, Dawagen und Wimen. Gayatri (Ind. M.), Gebete oder Sentenzen der Vedas, drei an der Zahl, von zauberischer Wirkung. Wer diese drei Sprüche drei Jahre lang unaufhörlich wiederholt, nähert sich dem Wesen der Gottheit, kann durch die Luft fliegen, erhält einen unkörperlichen Körper, einen reinen, aus Aether gebildeten Leib, Verzeihung aller begangenen Sünden, und wird durch diese Reinigung eben zu einem göttlichen Wesen. Gazoria (Gr. M.), die zu Gazorus in Macedonien Verehrte, Beiname der Diana. Gedje-muga-schurin (Ind. M.), die Ratte, welche das Reitthier des Ganesha, des indischen Gottes mit dem Elephantenrüssel, ist. G. etc. war ein Riese von ungheurer Grösse, den der Sohn Schiwa's, der mächtige Ganesha, überwand. (S. Pulear.) Geflon (Nord. M.), eine Asenjungfrau, Beschützerin der Jungfrauen und ihrer Tugend, allwissend, wie Odin selbst. Zu ihr wandeln die Mädchen, welche als Jungfrauen sterben, und sie nimmt dieselben in ihren Palast auf, dessen Schönheit Alles übertrifft, was ein Mensch sich denken kann. Ihre eigene Reinheit wird durch zwei Begebenheiten zweifelhaft gemacht: erstens musste sie bei Aegirsdrekka (Aegirs Trinkgelag), wo sie durch freundliche Worte Braga mit dem schmähenden Loke zu versöhnen suchte, sich von diesem nicht besonders ehrende Dinge nachsagen lassen; zweitens, als sie von Odin zu Gylfe, König in Schweden, gesandt ward, ihn um Land zu bitten, und der König ihr wegen ihres schönen Gesanges ungefordert so viel Land versprach, als sie in einem Tage und einer Nacht würde umpflügen können, nahm sie vier mächtig starke Stiere, ihre Söhne von einem Riesen, spannte sie vor einen Pflug, und schnitt ein grosses Stück ab, die Insel Seeland, welche weit in's Meer geschoben wurde. Sie ward dafür mit Skiold, dem Sohne Odins, vermählt, und so Stamm-Mutter der dänischen Könige. Gegenu (Lamaismus), identisch mit Bogdo Lama (s. d.). Gehennem (Muham.), sowohl die Hölle, in welche die Seele des Sünders nach dem Tage des grossen Gerichts kommen soll, als der Zustand der Verstorbenen bis zu diesem Tage hin, welcher entsetzlich geschildert wird, indem sich mit der Leiche, die volles Bewusstsein behält, ein böser Dämon in das Grab legt, um sie unaufhörlich zu quälen. Gejrroed (Nord. M.), 1) ein mächtiger Riese, der einst den listigen Loke überlistete. Dieser hatte in Freia's Falkengewand eine kleine Vergnügungsreise gemacht, und kam dabei an ein hoch ummauertes Schloos Gejrrödsgard. Auf eine der mächtigen Zinnen setzte er sich, und sah neugierig in die Fenster. Der Riese befahl einem seiner Diener, ihm den seltenen grossen Vogel herabzubringen, und mit unsäglicher Mühe klomm dieser an der schroffen Mauer empor. Der schadenfrohe Loke lachte innerlich über des Burschen Dummheit, der einen Vogel mit blossen Händen greifen wollte, und liess ihn seine beschwerliche Arbeit ganz vollenden, dann erhob er seine gewaltigen Fittiche, um zu entfliehen, doch er war diessmal der Betrogene, denn er sass an der Mauer fest, und musste sich geduldig durch den Verhöhnten fesseln und in G.'s Palast bringen lassen. Dem sonderbaren Vogel in die Augen schauend, meinte der Riese, dass er wohl ein verwandelter Mensch sein könne, befahl ihm zu sprechen, und sperrte, da er diess nicht that, ihn drei Monate lange in einen Käfig, ohne ihm Futter zu geben. Nach dieser Hungerkur entschloss sich Loke, zu sagen wer er sei, und um sein Leben zu retten, versprach er dem Riesen, Thor ohne Mjölner und Kraftgürtel nach Gejrrödsgard zu bringen. Wirklich beredete er den mächtigsten Asen zu einem Spaziergange und zur Zurücklassung seiner einzigen Waffe, und sagte ihm dabei, dass es sehr verdienstlich sein würde, den Riesen so ungerüstet zu besuchen. Thor, in seiner Ehrlichkeit und auf seine Stärke vertrauend, machte sich dahin auf, kehrte aber unterwegs bei der Riesenfrau Gridr, der Mutter des stummen Vidar, ein; diese machte ihn darauf aufmerksam, dass G. ein schlauer und eben so mächtiger Mann sei, rieth ihm, sich vorzusehen, lieh ihm auch ein

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Zitationshilfe: Dr. Vollmer’s Wörterbuch der Mythologie aller Völker. 3. Aufl. Stuttgart, 1874, S. 213. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/vollmer_mythologie_1874/283>, abgerufen am 22.12.2024.