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Dr. Vollmer’s Wörterbuch der Mythologie aller Völker. 3. Aufl. Stuttgart, 1874.

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unter allen Zauberern die gefürchtetsten, denn sie konnten die Schiffe auf fernem Meere untergehen lassen, Stürme erregen, Schlachten durch ihre Gesänge leiten, im Kampfe die Schwerter stumpf, die Panzer weich und durchdringlich machen, und wurden desshalb oft von den Heerführern mit in die Schlacht genommen.


Galli (Röm. M.), die entmannten Priester der Cybele, welche unter wilden, begeisternden Gesängen durch die Strassen der Stadt zogen, und unter ärgerlichen Ausschweifungen das Fest ihrer Göttin begingen. Ihr Oberpriester wurde Archigallus genannt. Sie waren sämmtlich Phrygier und hatten den Namen G. nach Einigen von dem Flusse Gallus, dessen Wasser die Begeisterung hervorbringen sollte, in der sie daherstürmten; nach Andern ist das Wort asiatischen Ursprungs und bezeichnet ihre rasenden Tänze.


Galliar (Nord. M.), Odins Trinkhorn; es war aus dem linken Horn der Kuh Audumbla gemacht, und ganz mit Gold überzogen.


Gamelia und Gamelius (Gr. M.), Beinamen des Jupiter und der Juno, als Vorsteher der Ehen, auch der Venus und der Diana.


Gamla Upsala (Nord. M.), der ehemalige Sitz der mächtigen Könige von Schweden, Hauptsitz des Asendienstes; dort stand der berühmte Nationaltempel des Thor, Odin und der Freia. Es liegt unweit des jetzigen Upsala, und soll noch Ruinen, ähnlich denen der cyclopischen Bauten in Griechenland, aufzuweisen haben.


Gan und Tyre (M. der Lappen), Zauberknoten, welche die Zauberer jenes Volkes knüpfen zu können versichern, und mit denen sie jeden für sie günstigen, für Andere ungünstigen Wind verkaufen zu können vorgeben.


Gaenaegaemuni (Ind. M.), der Buddha, welcher zur Zeit des 30,000jährigen Alters der Menschen erschien, um die Völker zu beglücken und von der Sündenschuld zu erlösen. In der mongolischen Mythologie heisst dieser Buddha Tschidaktschi, der goldene Vermögende. Vergl. Buddha.


Gandalfur (Nord. M.), einer der aus Erde geschaffenen, in der Erde wohnenden Zwerge.


Gandharwa oder Gandherp (Ind. M.), eine Heiraths-Ceremonie, die darin besteht, dass zwei Liebende ihre Armspangen, Halsbänder und Blumenkränze austauschen, dass das Mädchen sagt: ich bin dein Weib geworden, und der Mann zum Himmel blickend antwortet: es ist wahr!


Gandharwas (Ind. M.), die himmlischen Heerschaaren, welche in grösseren und kleineren Gruppen Dews heissen, hier alle aber zusammen genommen unter Einem Namen vereinigt sind; sie wohnen auf dem Gebirge Hemakuta, dem indischen Paradies. Zu den G. gehören alle grossen und kleinen Gottheiten, Indra, Aditi, Diti und Kasyapa etc. nicht ausgenommen. Die indische Dreieinigkeit, Brama, Wischnu und Schiwa, steht allein als dreieiniger Gott unendlich erhaben über den andern.


Gandschur (Ind. M.), ein hochheiliges Buch, das der Gott Dschakschiamuni in Indien verfasste, und das aus 116 Bänden besteht, die durch die dazu gehörigen Erklärungen auf die doppelte Zahl anwuchsen. Der letzte chinesische Khan liess das ganze Werk in das Altmongolische übersetzen, in Holz schneiden und drucken; doch darf es nicht ohne kaiserliche Erlaubniss verkauft werden.


Ganesha, s. Pulear.


Ganga (Ind. M.), die liebste Gemahlin des Gottes Schiwa, aus deren Schweisstropfen der Ganges entstanden ist. Sie hatte, mit dem geliebten Gatten scherzend, einst ihre Hände einen Augenblick auf seine Augen gedrückt; dieser Moment dauerte mehrere Weltalter für die Erde, und in dieser schrecklichen Zeit, da Schiwa's Augen, bedeckt durch die Hände der G., der Erde nicht leuchteten, ging Alles in Finsterniss und grauser Zerstörung unter. Schiwa bemerkte sogleich (in eben dem Sinne zu nehmen, wie der obige Augenblick), was vorging, und da er die geliebte Gattin in ihrem Scherze nicht stören wollte, erschuf er sich ein drittes Auge auf der Stirne, und bald war Alles durch den wohlthätigen Einfluss des Lichtes wieder hergestellt. Parwati zog schnell ihre Hände zurück und schüttelte den Schweiss davon ab, - siehe! - da entsprang von jedem Finger ein mächtiger Strom, der die Welt zu verschlingen drohte. Da mussten denn die allgewaltigen Götter helfen; sie bändigten die Gewässer und nahmen sie für sich in ihre Reiche, daher die Heiligkeit des Ganges, der aus demjenigen Antheil entspringt, welchen Brama erhielt. Schiwa bedrohte G. wegen des Unheils, das sie angerichtet, doch die Dews baten für sie, und so setzte er die Gattin, um sie zu heiligen, auf sein Haupt, wo sie nun schäckernd und spielend mit ihren Wellen in seinen Haarlocken umhereilt. - G. wird abgebildet als eine auf dem Wasser wandelnde Frau, oder als Sirene, halb Fisch, halb Mädchen; die Verehrung, welche man ihr widmet, besteht hauptsächlich in häufigem Baden im Ganges (s. d.).


Ganges (Ind. M.), der heilige Fluss in Indien; er entspringt unmittelbar aus den Füssen des Brama, und wird daher für durchaus heilig gehalten (doch sind einige Secten, welche den eben dort entspringenden Brahmaputer für noch heiliger ansehen), und es ist ein Religionsgesetz, sich mit dem Wasser des G. an gewissen Tagen zu waschen und Almosen auszutheilen. So ist denn das Wasser dieses Flusses ein wichtiger Handelsartikel, und zwar wird es, wie leicht auch Betrügerei wäre, doch überall rein verkauft, weil man es für eine Sünde hält, damit Verfälschung zu treiben; auch besitzen die Braminen chemische Reagentien, welche vollkommen sicher stellen. Wer in diesem Flusse stirbt, oder nur vor seinem Tode noch davon trinkt, kommt unmittelbar zu Brama, und darf nicht wieder auf die Erde zurück. So besitzt denn Jedermann ein kupfernes, wohl verschlossenes Gefäss, in welchem für die Waschungen und für die Todesfälle das heilige Wasser bewahrt wird. Wer in der Nähe des G. wohnt, wird in der Todesstunde dahin getragen, es wird ihm Wasser eingeflösst, er wird in den Fluss getaucht, ja nicht selten darin ertränkt; viele Menschen sogar stürzen sich freiwillig hinein, um ihr Leben in seinen Wellen zu enden. Die Asche der verbrannten menschlichen Körper bewahren die Angehörigen sorgfältig, um dieselbe bei der nächsten Gelegenheit in den G. zu schütten, in welchem Falle auch der Gestorbene nicht zur Erde wiederzukehren braucht.


Ganges (Gr. M.), der personificirte Gangesfluss, Vater der Nymphe Limnate, deren Sohn Athis, erst sechszehn Jahre alt, auf Perseus' Hochzeit im Gefolge des Phineus erschien; er ward von Perseus mit einem Feuerbrande erschlagen.


Ganglate (Nord. M.), Diener der Hela. Der Name bedeutet: "gehe langsam". Er ist scheusslich von Gestalt, hat eisernes Blut in den Adern, und sitzt auf einem schreienden Stuhle.


Gangler (Nord. M.), der Name, den sich der weise Gylfe aus Schweden beilegte, als er nach Asgard reiste, um das Wesen der Götter zu erforschen, wo er von König Har auch wirklich ausführliche Antwort auf alle seine Fragen erhielt.


Gangloet (Nord. M.), Dienerin der Hela. Der Name bedeutet: "Trägetritt". Vergl. Ganglate.


Gangur (Nord. M ), Sohn des Riesen Oelwald, Bruder des Thiassi und Idi; alle drei waren gewaltige Riesen, wie ihr Vater; als derselbe starb, theilten sie seine Schätze unter sich, und das sie kein Gefäss hatten, womit sie messen konnten, nahm Jeder so viel, als er auf einmal in seinem Munde bergen konnte; davon heisst das Gold in den nordischen Gesängen häufig des Riesen Rede.


Ganna (Germ. M.), eine der vielen weisen Frauen, welche die alten Germanen hatten. Sie soll nach Weleda (s. d.) die Erste gewesen, und ihr Ruf so hoch gestiegen sein, dass Kaiser Domitian in Rom sie mit den grössten Ehrenbezeugungen empfing, als sie dorthin gebracht wurde. Sie soll dem grausamen Herrscher vorausgesagt haben, dass ihn seine Gattin tödten werde.


Ganymede (Gr. M.), identisch mit Hebe (s. d.).


Ganymedes, Fig. 119 - 121 (Gr. M.), Sohn des Tros, ältesten Königs von Troja, war von so ausserordentlicher Schönheit, dass Jupiter ihn durch seinen Adler entführen liess, oder sich selbst in einen Adler verwandelte, um ihn zu rauben. Er führte denselben zum Olymp hinauf, wo er der Lieblingsknabe und Mundschenk des Gottes ward. Der trostlose Vater ward von Jupiter auf manchfache Weise ausgezeichnet; das berühmteste Geschenk aber, das ihm für seinen entrissenen Knaben ward, sind die unsterblichen Pferde, welche, später in Laomedons Besitz, den Anlass zum ersten trojanischen Kriege mit Hercules gaben. - Vielfach ist dieser Mythus zu Darstellungen der bildenden Künste gebraucht worden: Fig. 119 zeigt G., dem Adler in einer Schale Ambrosia reichend,

unter allen Zauberern die gefürchtetsten, denn sie konnten die Schiffe auf fernem Meere untergehen lassen, Stürme erregen, Schlachten durch ihre Gesänge leiten, im Kampfe die Schwerter stumpf, die Panzer weich und durchdringlich machen, und wurden desshalb oft von den Heerführern mit in die Schlacht genommen.


Galli (Röm. M.), die entmannten Priester der Cybele, welche unter wilden, begeisternden Gesängen durch die Strassen der Stadt zogen, und unter ärgerlichen Ausschweifungen das Fest ihrer Göttin begingen. Ihr Oberpriester wurde Archigallus genannt. Sie waren sämmtlich Phrygier und hatten den Namen G. nach Einigen von dem Flusse Gallus, dessen Wasser die Begeisterung hervorbringen sollte, in der sie daherstürmten; nach Andern ist das Wort asiatischen Ursprungs und bezeichnet ihre rasenden Tänze.


Galliar (Nord. M.), Odins Trinkhorn; es war aus dem linken Horn der Kuh Audumbla gemacht, und ganz mit Gold überzogen.


Gamelia und Gamelius (Gr. M.), Beinamen des Jupiter und der Juno, als Vorsteher der Ehen, auch der Venus und der Diana.


Gamla Upsala (Nord. M.), der ehemalige Sitz der mächtigen Könige von Schweden, Hauptsitz des Asendienstes; dort stand der berühmte Nationaltempel des Thor, Odin und der Freia. Es liegt unweit des jetzigen Upsala, und soll noch Ruinen, ähnlich denen der cyclopischen Bauten in Griechenland, aufzuweisen haben.


Gan und Tyre (M. der Lappen), Zauberknoten, welche die Zauberer jenes Volkes knüpfen zu können versichern, und mit denen sie jeden für sie günstigen, für Andere ungünstigen Wind verkaufen zu können vorgeben.


Gaenaegaemuni (Ind. M.), der Buddha, welcher zur Zeit des 30,000jährigen Alters der Menschen erschien, um die Völker zu beglücken und von der Sündenschuld zu erlösen. In der mongolischen Mythologie heisst dieser Buddha Tschidaktschi, der goldene Vermögende. Vergl. Buddha.


Gandalfur (Nord. M.), einer der aus Erde geschaffenen, in der Erde wohnenden Zwerge.


Gandharwa oder Gandherp (Ind. M.), eine Heiraths-Ceremonie, die darin besteht, dass zwei Liebende ihre Armspangen, Halsbänder und Blumenkränze austauschen, dass das Mädchen sagt: ich bin dein Weib geworden, und der Mann zum Himmel blickend antwortet: es ist wahr!


Gandharwas (Ind. M.), die himmlischen Heerschaaren, welche in grösseren und kleineren Gruppen Dews heissen, hier alle aber zusammen genommen unter Einem Namen vereinigt sind; sie wohnen auf dem Gebirge Hemakuta, dem indischen Paradies. Zu den G. gehören alle grossen und kleinen Gottheiten, Indra, Aditi, Diti und Kasyapa etc. nicht ausgenommen. Die indische Dreieinigkeit, Brama, Wischnu und Schiwa, steht allein als dreieiniger Gott unendlich erhaben über den andern.


Gandschur (Ind. M.), ein hochheiliges Buch, das der Gott Dschakschiamuni in Indien verfasste, und das aus 116 Bänden besteht, die durch die dazu gehörigen Erklärungen auf die doppelte Zahl anwuchsen. Der letzte chinesische Khan liess das ganze Werk in das Altmongolische übersetzen, in Holz schneiden und drucken; doch darf es nicht ohne kaiserliche Erlaubniss verkauft werden.


Ganesha, s. Pulear.


Ganga (Ind. M.), die liebste Gemahlin des Gottes Schiwa, aus deren Schweisstropfen der Ganges entstanden ist. Sie hatte, mit dem geliebten Gatten scherzend, einst ihre Hände einen Augenblick auf seine Augen gedrückt; dieser Moment dauerte mehrere Weltalter für die Erde, und in dieser schrecklichen Zeit, da Schiwa's Augen, bedeckt durch die Hände der G., der Erde nicht leuchteten, ging Alles in Finsterniss und grauser Zerstörung unter. Schiwa bemerkte sogleich (in eben dem Sinne zu nehmen, wie der obige Augenblick), was vorging, und da er die geliebte Gattin in ihrem Scherze nicht stören wollte, erschuf er sich ein drittes Auge auf der Stirne, und bald war Alles durch den wohlthätigen Einfluss des Lichtes wieder hergestellt. Parwati zog schnell ihre Hände zurück und schüttelte den Schweiss davon ab, – siehe! – da entsprang von jedem Finger ein mächtiger Strom, der die Welt zu verschlingen drohte. Da mussten denn die allgewaltigen Götter helfen; sie bändigten die Gewässer und nahmen sie für sich in ihre Reiche, daher die Heiligkeit des Ganges, der aus demjenigen Antheil entspringt, welchen Brama erhielt. Schiwa bedrohte G. wegen des Unheils, das sie angerichtet, doch die Dews baten für sie, und so setzte er die Gattin, um sie zu heiligen, auf sein Haupt, wo sie nun schäckernd und spielend mit ihren Wellen in seinen Haarlocken umhereilt. – G. wird abgebildet als eine auf dem Wasser wandelnde Frau, oder als Sirene, halb Fisch, halb Mädchen; die Verehrung, welche man ihr widmet, besteht hauptsächlich in häufigem Baden im Ganges (s. d.).


Ganges (Ind. M.), der heilige Fluss in Indien; er entspringt unmittelbar aus den Füssen des Brama, und wird daher für durchaus heilig gehalten (doch sind einige Secten, welche den eben dort entspringenden Brahmaputer für noch heiliger ansehen), und es ist ein Religionsgesetz, sich mit dem Wasser des G. an gewissen Tagen zu waschen und Almosen auszutheilen. So ist denn das Wasser dieses Flusses ein wichtiger Handelsartikel, und zwar wird es, wie leicht auch Betrügerei wäre, doch überall rein verkauft, weil man es für eine Sünde hält, damit Verfälschung zu treiben; auch besitzen die Braminen chemische Reagentien, welche vollkommen sicher stellen. Wer in diesem Flusse stirbt, oder nur vor seinem Tode noch davon trinkt, kommt unmittelbar zu Brama, und darf nicht wieder auf die Erde zurück. So besitzt denn Jedermann ein kupfernes, wohl verschlossenes Gefäss, in welchem für die Waschungen und für die Todesfälle das heilige Wasser bewahrt wird. Wer in der Nähe des G. wohnt, wird in der Todesstunde dahin getragen, es wird ihm Wasser eingeflösst, er wird in den Fluss getaucht, ja nicht selten darin ertränkt; viele Menschen sogar stürzen sich freiwillig hinein, um ihr Leben in seinen Wellen zu enden. Die Asche der verbrannten menschlichen Körper bewahren die Angehörigen sorgfältig, um dieselbe bei der nächsten Gelegenheit in den G. zu schütten, in welchem Falle auch der Gestorbene nicht zur Erde wiederzukehren braucht.


Ganges (Gr. M.), der personificirte Gangesfluss, Vater der Nymphe Limnate, deren Sohn Athis, erst sechszehn Jahre alt, auf Perseus' Hochzeit im Gefolge des Phineus erschien; er ward von Perseus mit einem Feuerbrande erschlagen.


Ganglate (Nord. M.), Diener der Hela. Der Name bedeutet: »gehe langsam«. Er ist scheusslich von Gestalt, hat eisernes Blut in den Adern, und sitzt auf einem schreienden Stuhle.


Gangler (Nord. M.), der Name, den sich der weise Gylfe aus Schweden beilegte, als er nach Asgard reiste, um das Wesen der Götter zu erforschen, wo er von König Har auch wirklich ausführliche Antwort auf alle seine Fragen erhielt.


Gangloet (Nord. M.), Dienerin der Hela. Der Name bedeutet: »Trägetritt«. Vergl. Ganglate.


Gangur (Nord. M ), Sohn des Riesen Oelwald, Bruder des Thiassi und Idi; alle drei waren gewaltige Riesen, wie ihr Vater; als derselbe starb, theilten sie seine Schätze unter sich, und das sie kein Gefäss hatten, womit sie messen konnten, nahm Jeder so viel, als er auf einmal in seinem Munde bergen konnte; davon heisst das Gold in den nordischen Gesängen häufig des Riesen Rede.


Ganna (Germ. M.), eine der vielen weisen Frauen, welche die alten Germanen hatten. Sie soll nach Weleda (s. d.) die Erste gewesen, und ihr Ruf so hoch gestiegen sein, dass Kaiser Domitian in Rom sie mit den grössten Ehrenbezeugungen empfing, als sie dorthin gebracht wurde. Sie soll dem grausamen Herrscher vorausgesagt haben, dass ihn seine Gattin tödten werde.


Ganymede (Gr. M.), identisch mit Hebe (s. d.).


Ganymedes, Fig. 119 – 121 (Gr. M.), Sohn des Tros, ältesten Königs von Troja, war von so ausserordentlicher Schönheit, dass Jupiter ihn durch seinen Adler entführen liess, oder sich selbst in einen Adler verwandelte, um ihn zu rauben. Er führte denselben zum Olymp hinauf, wo er der Lieblingsknabe und Mundschenk des Gottes ward. Der trostlose Vater ward von Jupiter auf manchfache Weise ausgezeichnet; das berühmteste Geschenk aber, das ihm für seinen entrissenen Knaben ward, sind die unsterblichen Pferde, welche, später in Laomedons Besitz, den Anlass zum ersten trojanischen Kriege mit Hercules gaben. – Vielfach ist dieser Mythus zu Darstellungen der bildenden Künste gebraucht worden: Fig. 119 zeigt G., dem Adler in einer Schale Ambrosia reichend,

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[211/0281] unter allen Zauberern die gefürchtetsten, denn sie konnten die Schiffe auf fernem Meere untergehen lassen, Stürme erregen, Schlachten durch ihre Gesänge leiten, im Kampfe die Schwerter stumpf, die Panzer weich und durchdringlich machen, und wurden desshalb oft von den Heerführern mit in die Schlacht genommen. Galli (Röm. M.), die entmannten Priester der Cybele, welche unter wilden, begeisternden Gesängen durch die Strassen der Stadt zogen, und unter ärgerlichen Ausschweifungen das Fest ihrer Göttin begingen. Ihr Oberpriester wurde Archigallus genannt. Sie waren sämmtlich Phrygier und hatten den Namen G. nach Einigen von dem Flusse Gallus, dessen Wasser die Begeisterung hervorbringen sollte, in der sie daherstürmten; nach Andern ist das Wort asiatischen Ursprungs und bezeichnet ihre rasenden Tänze. Galliar (Nord. M.), Odins Trinkhorn; es war aus dem linken Horn der Kuh Audumbla gemacht, und ganz mit Gold überzogen. Gamelia und Gamelius (Gr. M.), Beinamen des Jupiter und der Juno, als Vorsteher der Ehen, auch der Venus und der Diana. Gamla Upsala (Nord. M.), der ehemalige Sitz der mächtigen Könige von Schweden, Hauptsitz des Asendienstes; dort stand der berühmte Nationaltempel des Thor, Odin und der Freia. Es liegt unweit des jetzigen Upsala, und soll noch Ruinen, ähnlich denen der cyclopischen Bauten in Griechenland, aufzuweisen haben. Gan und Tyre (M. der Lappen), Zauberknoten, welche die Zauberer jenes Volkes knüpfen zu können versichern, und mit denen sie jeden für sie günstigen, für Andere ungünstigen Wind verkaufen zu können vorgeben. Gaenaegaemuni (Ind. M.), der Buddha, welcher zur Zeit des 30,000jährigen Alters der Menschen erschien, um die Völker zu beglücken und von der Sündenschuld zu erlösen. In der mongolischen Mythologie heisst dieser Buddha Tschidaktschi, der goldene Vermögende. Vergl. Buddha. Gandalfur (Nord. M.), einer der aus Erde geschaffenen, in der Erde wohnenden Zwerge. Gandharwa oder Gandherp (Ind. M.), eine Heiraths-Ceremonie, die darin besteht, dass zwei Liebende ihre Armspangen, Halsbänder und Blumenkränze austauschen, dass das Mädchen sagt: ich bin dein Weib geworden, und der Mann zum Himmel blickend antwortet: es ist wahr! Gandharwas (Ind. M.), die himmlischen Heerschaaren, welche in grösseren und kleineren Gruppen Dews heissen, hier alle aber zusammen genommen unter Einem Namen vereinigt sind; sie wohnen auf dem Gebirge Hemakuta, dem indischen Paradies. Zu den G. gehören alle grossen und kleinen Gottheiten, Indra, Aditi, Diti und Kasyapa etc. nicht ausgenommen. Die indische Dreieinigkeit, Brama, Wischnu und Schiwa, steht allein als dreieiniger Gott unendlich erhaben über den andern. Gandschur (Ind. M.), ein hochheiliges Buch, das der Gott Dschakschiamuni in Indien verfasste, und das aus 116 Bänden besteht, die durch die dazu gehörigen Erklärungen auf die doppelte Zahl anwuchsen. Der letzte chinesische Khan liess das ganze Werk in das Altmongolische übersetzen, in Holz schneiden und drucken; doch darf es nicht ohne kaiserliche Erlaubniss verkauft werden. Ganesha, s. Pulear. Ganga (Ind. M.), die liebste Gemahlin des Gottes Schiwa, aus deren Schweisstropfen der Ganges entstanden ist. Sie hatte, mit dem geliebten Gatten scherzend, einst ihre Hände einen Augenblick auf seine Augen gedrückt; dieser Moment dauerte mehrere Weltalter für die Erde, und in dieser schrecklichen Zeit, da Schiwa's Augen, bedeckt durch die Hände der G., der Erde nicht leuchteten, ging Alles in Finsterniss und grauser Zerstörung unter. Schiwa bemerkte sogleich (in eben dem Sinne zu nehmen, wie der obige Augenblick), was vorging, und da er die geliebte Gattin in ihrem Scherze nicht stören wollte, erschuf er sich ein drittes Auge auf der Stirne, und bald war Alles durch den wohlthätigen Einfluss des Lichtes wieder hergestellt. Parwati zog schnell ihre Hände zurück und schüttelte den Schweiss davon ab, – siehe! – da entsprang von jedem Finger ein mächtiger Strom, der die Welt zu verschlingen drohte. Da mussten denn die allgewaltigen Götter helfen; sie bändigten die Gewässer und nahmen sie für sich in ihre Reiche, daher die Heiligkeit des Ganges, der aus demjenigen Antheil entspringt, welchen Brama erhielt. Schiwa bedrohte G. wegen des Unheils, das sie angerichtet, doch die Dews baten für sie, und so setzte er die Gattin, um sie zu heiligen, auf sein Haupt, wo sie nun schäckernd und spielend mit ihren Wellen in seinen Haarlocken umhereilt. – G. wird abgebildet als eine auf dem Wasser wandelnde Frau, oder als Sirene, halb Fisch, halb Mädchen; die Verehrung, welche man ihr widmet, besteht hauptsächlich in häufigem Baden im Ganges (s. d.). Ganges (Ind. M.), der heilige Fluss in Indien; er entspringt unmittelbar aus den Füssen des Brama, und wird daher für durchaus heilig gehalten (doch sind einige Secten, welche den eben dort entspringenden Brahmaputer für noch heiliger ansehen), und es ist ein Religionsgesetz, sich mit dem Wasser des G. an gewissen Tagen zu waschen und Almosen auszutheilen. So ist denn das Wasser dieses Flusses ein wichtiger Handelsartikel, und zwar wird es, wie leicht auch Betrügerei wäre, doch überall rein verkauft, weil man es für eine Sünde hält, damit Verfälschung zu treiben; auch besitzen die Braminen chemische Reagentien, welche vollkommen sicher stellen. Wer in diesem Flusse stirbt, oder nur vor seinem Tode noch davon trinkt, kommt unmittelbar zu Brama, und darf nicht wieder auf die Erde zurück. So besitzt denn Jedermann ein kupfernes, wohl verschlossenes Gefäss, in welchem für die Waschungen und für die Todesfälle das heilige Wasser bewahrt wird. Wer in der Nähe des G. wohnt, wird in der Todesstunde dahin getragen, es wird ihm Wasser eingeflösst, er wird in den Fluss getaucht, ja nicht selten darin ertränkt; viele Menschen sogar stürzen sich freiwillig hinein, um ihr Leben in seinen Wellen zu enden. Die Asche der verbrannten menschlichen Körper bewahren die Angehörigen sorgfältig, um dieselbe bei der nächsten Gelegenheit in den G. zu schütten, in welchem Falle auch der Gestorbene nicht zur Erde wiederzukehren braucht. Ganges (Gr. M.), der personificirte Gangesfluss, Vater der Nymphe Limnate, deren Sohn Athis, erst sechszehn Jahre alt, auf Perseus' Hochzeit im Gefolge des Phineus erschien; er ward von Perseus mit einem Feuerbrande erschlagen. Ganglate (Nord. M.), Diener der Hela. Der Name bedeutet: »gehe langsam«. Er ist scheusslich von Gestalt, hat eisernes Blut in den Adern, und sitzt auf einem schreienden Stuhle. Gangler (Nord. M.), der Name, den sich der weise Gylfe aus Schweden beilegte, als er nach Asgard reiste, um das Wesen der Götter zu erforschen, wo er von König Har auch wirklich ausführliche Antwort auf alle seine Fragen erhielt. Gangloet (Nord. M.), Dienerin der Hela. Der Name bedeutet: »Trägetritt«. Vergl. Ganglate. Gangur (Nord. M ), Sohn des Riesen Oelwald, Bruder des Thiassi und Idi; alle drei waren gewaltige Riesen, wie ihr Vater; als derselbe starb, theilten sie seine Schätze unter sich, und das sie kein Gefäss hatten, womit sie messen konnten, nahm Jeder so viel, als er auf einmal in seinem Munde bergen konnte; davon heisst das Gold in den nordischen Gesängen häufig des Riesen Rede. Ganna (Germ. M.), eine der vielen weisen Frauen, welche die alten Germanen hatten. Sie soll nach Weleda (s. d.) die Erste gewesen, und ihr Ruf so hoch gestiegen sein, dass Kaiser Domitian in Rom sie mit den grössten Ehrenbezeugungen empfing, als sie dorthin gebracht wurde. Sie soll dem grausamen Herrscher vorausgesagt haben, dass ihn seine Gattin tödten werde. Ganymede (Gr. M.), identisch mit Hebe (s. d.). Ganymedes, Fig. 119 – 121 (Gr. M.), Sohn des Tros, ältesten Königs von Troja, war von so ausserordentlicher Schönheit, dass Jupiter ihn durch seinen Adler entführen liess, oder sich selbst in einen Adler verwandelte, um ihn zu rauben. Er führte denselben zum Olymp hinauf, wo er der Lieblingsknabe und Mundschenk des Gottes ward. Der trostlose Vater ward von Jupiter auf manchfache Weise ausgezeichnet; das berühmteste Geschenk aber, das ihm für seinen entrissenen Knaben ward, sind die unsterblichen Pferde, welche, später in Laomedons Besitz, den Anlass zum ersten trojanischen Kriege mit Hercules gaben. – Vielfach ist dieser Mythus zu Darstellungen der bildenden Künste gebraucht worden: Fig. 119 zeigt G., dem Adler in einer Schale Ambrosia reichend,

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Zitationshilfe: Dr. Vollmer’s Wörterbuch der Mythologie aller Völker. 3. Aufl. Stuttgart, 1874, S. 211. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/vollmer_mythologie_1874/281>, abgerufen am 21.11.2024.