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Dr. Vollmer’s Wörterbuch der Mythologie aller Völker. 3. Aufl. Stuttgart, 1874.

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in der alten nordischen Natur-Religion eigentlich Mondgöttin; im Fortschritt der ursprünglichen Lehre zu persönlicherer Entwicklung ihrer Gottheiten ward sie die Göttin der Liebe. Sie ist allen Liebenden günstig und findet besonderes Wohlgefallen an Liebes-Gesängen, die sie auch den Skalden eingibt. Sie liebt den Frühling und die Blumen, und ist besonders den Elfen hold. Zu grösserer Eile bedient sie sich eines Paares Falkenflügel, welches sie auch den andern Göttern willig zur Benützung überlässt. Brising heisst der blitzende Halsschmuck, den ihr einige Zwerge verehrt haben; doch sagt man ihr nach, sie habe, als sie diesen Schmuck schmieden sah, aus Begierde nach demselben den Arbeitern eine Nacht hindurch den Genuss ihrer Reize geschenkt, um ihn zu bekommen, wie auch beim Gastmahl Aegers Loke, der den ganzen Götterkreis mit Anzüglichkeiten überhäufte, ihr Schuld gab, dass sie jedem Asen oder Alfen ihre Gunst gesckenkt habe. F. war mit Odur vermählt, und hatte aus dieser Ehe zwei Töchter: Hnos (schön) und Gersemi (anmuthig, einnehmend). Nach einiger Zeit machte Odur eine Reise, und da er nicht zurückkehrte, wollte ihn F. aufsuchen, wesshalb sie durch viele Länder reiste, und überall einen andern Namen annahm: Mardöl, Horn, Gefion, Syr, Vanadys, doch überall vergebens ihn suchte, und desshalb die bittersten Thränen vergoss, welche sich aber in durchsichtiges Gold verwandelten (Bernstein). Ihre Reisen hatten zur Folge, dass man sie weit und breit als gute Göttin kennen lernte, ihr Verwechseln des Namens jedoch zugleich, dass man sie überall unter anderer Gestalt anbetete. In Norddeutschland, Dänemark, Friesland, Sachsen, behielt sie übrigens den Namen F. Man stellte sie mit Helm und Harnisch, Bogen und Schwert bewaffnet dar, oben herab in männlicher, unten in weiblicher Kleidung. - Während Odin die eine Hälfte der Menschen, die für die Geliebte oder für's Vaterland gefallenen Streiter in Walhalla aufnimmt, empfängt F. die andere Hälfte, nämlich alle edeln und schönen Frauen, in ihrer himmlischen Wohnung Folkvangur. Sie selbst weilt am liebsten in ihrem Saale Sesrumner, und gibt sich wehmüthigen Betrachtungen im Gedanken an ihren entflohenen Gatten Odur hin. - Die Schweden hatten ihr mehrere Tempel gebaut, unter denen der zu Upsala besonders berühmt war; zu Freienwalde in der Mark soll sie gleichfalls einen Tempel gehabt haben, auch die Sachsen beteten sie an, und Carl der Grosse zerstörte ihren Tempel zu Magdeburg. Ihr Name hängt zusammen mit dem deutschen Zeitwort: "freien"; auch ist der sechste Tag der Woche, der Freitag, nach ihr benannt.


Freier der Helena (Gr. M.). Leda ward von Jupiter in Gestalt eines Schwanes, und in derselben Nacht von Tyndareus besucht, und gebar vom Erstern Helena und Pollux, vom Zweiten aber Castor und Clytämnestra. Helena ward ausgezeichnet schön, und desshalb von Theseus geraubt, von ihren Brüdern aber, als Theseus im Hades war, zurückgebracht, und des Helden Mutter als Gefangene mit fortgeführt. Darauf versammelten sich zur Bewerbung um die weit gepriesene Schönheit in Sparta die meisten Fürsten Griechenlands: Ulysses von Ithaca; Diomedes, Sohn des Tydeus; Antilochus, Sohn des Nestor; Agapenor, Sohn des Ancäus; Sthenelus, Sohn des Capaneus; Amphimachus, Sohn des Cteatus; Thalpius, Sohn des Eurytus; Meges, Sohn des Phyleus; Amphilochus, Sohn des Amphiaraus; Menestheus, Sohn des Peteos; Schedius, Sohn des Epistrophus; Polyxenus, Sohn des Agasthenes; Peneleos, Sohn des Leitus; Ajax, Sohn des Oileus; Ascalaphus und Ialmenus, Söhne des Mars; Elephenor, Sohn des Chalcodon; Eumelus, Sohn des Admetus; Polypötes, Sohn des Pirithous; Leonteus, Sohn des Coronus; Padalirius und Machaon, Söhne des Aesculap; Philoctetes, Sohn des Pöas; Eurypylus, Sohn des Evämon; Protesilaus, Sohn des Iphiclus; Menelaus, Sohn des Atreus; Ajax und Teucer, Söhne des Telamon, und endlich Patroclus, Sohn des Menötius. Tyndareus fürchtete, welchen dieser Helden er auch zum Eidam wählen möchte, die anderen sich zu erbitterten Feinden zu machen. Der listige Ulysses, um von seiner Verlegenheit Nutzen zu ziehen, sagte ihm, er wisse ein Mittel, das ihn dieser Sorgen enthöbe, und wolle es ihm mittheilen, wenn er ihm verspreche, um Penelope für ihn zu werben. Tyndareus gelobte diess; da gab Ulysses an, er solle die Freier schwören lassen, wem auch die Hand der reizenden Helena werde, denselben nicht anzufeinden, sondern den Erwählten im Besitz zu schützen. Dieses Mittel ergriff der Vater, und wählte dann den Menelaus. Als daher späterhin Helena von Paris geraubt wurde, zogen die genannten Helden alle vor Troja.


Freier der Penelope (Gr. M.). Ulysses war mit dem Heere der Griechen nach Troja gezogen, und hatte seine Gattin mit dem kaum geborenen Sohn Telemachus auf Ithaca zurückgelassen. Die lange Abwesenheit des Helden liess Viele glauben, er werde sein Ende in dem blutigen Kampfe gefunden haben, und so versammelte sich eine Schaar von jungen Leuten um die schöne vermeinte Wittwe, die sie durch manche Ungebühr nöthigen wollten, sich einem von ihnen als Gattin zu ergeben; es waren ihrer mehr als hundert, und namentlich werden in der Odysse angeführt: Antinous, Solin des Eupithes; Eurymachus, Sohn des Polybus; Leocritus, Sohn des Evenor; Amphinomus, Sohn des Nisus; Ctesippus, Sohn des Polytherses aus Samos; Agelaus, Sohn des Damastor; Leodes, Sohn des Oenops; Amphimedon, Sohn des Melaneus; Demoptolemus; Pisander, Sohn des Polyctor; Euryades, Elatus, Eurydamas, Eurynomus, Sohn des Aegyptius. Penelope erklärte sich nämlich dahin, dass derjenige, welcher ihres Gatten Bogen spannen und, wie er, mit einem Pfeil durch zwölf hinter einander gestellte Axteisen schiessen würde, so dass der Pfeil durch alle Löcher derselben flöge, ihre Hand erhalten solle. Als diess nun die Freier vergeblich versucht, nahm auch Ulysses, der als Bettler in sein Haus zurückgekommen war, den Bogen, spannte ihn, und traf das vorgesteckte Ziel; darauf schüttete er die Pfeile aus dem Köcher und erschoss von der Höhe der Schwelle herab, mit Hülfe seines Sohnes Telemachus und einiger treuen Diener, einen der Freier nach dem andern.


Freir oder Frey (Nord. M.), Sohn des Niord; Niord ward unter die Asen aufgenommen, als er, von den Vanen ihnen als Geisel übergeben, seine Trefflichkeit durch Thaten bekundet hatte. F.s Mutter war Skade. Wie seine Schwester Freia der Mond, so ist F. ursprünglich die Sonne. Man nennt F. den vorzüglichsten der Asen; er herrscht über Regen und Sonnenschein und die Erdgewächse, und ihn muss man anrufen um gute Jahre und Frieden; er waltet auch über die güterreichen Menschen, gibt den verlobten Mädchen ihre Geliebten und den Frauen ihre Gatten wieder, wenn sie in der Schlacht gefangen worden sind. F. ging einst auf den Thron Hlidskialf, von welchem man die ganze Welt überschauen konnte, doch war dieser nur für Odin bestimmt, desshalb ward F. sogleich für seine Dreistigkeit dadurch bestraft, dass er in Liebessehnsucht zu einem Jotenmädchen versank. Er schauete nämlich dort die Tochter des Bergriesen Gymer und der Aurboda, die schöne Gerdur, welche so anmuthig und leuchtend war, dass, als sie die Hände erhob, um die Thüre von ihres Vaters Haus zu verschliessen, Luft und Wasser davon auf das Heiterste erglänzten. Als er nach Hause zurückkehrte, sprach, trank und speiste er nicht; ein verzehrender Unmuth ergriff ihn, und Niemand wagte mit ihm zu reden; selbst sein Vater Niord wandte sich nur an seinen Diener Skirner, welcher ihn auszuforschen versprach, doch wenig Hoffnung zeigte. F. liess sich williger finden, als Skirner gedacht, er sagte ihm, dass er das schöne Jotenmädchen liebe, und nicht ohne dasselbe leben wolle und könne. Zufrieden damit, dass nichts Aergeres ihn verstimme, unterzog sich Skirner dem Auftrage, für ihn um Gerdur zu werben, doch nur unter der Bedingung, dass F. ihm sein treffliches Schwert mitgäbe, welches von Zwergen mit tiefer Zauberkunst geschmiedet war, und die Eigenschaft hatte, dass es von selbst tödtete, wenn es einmal gezogen war. F. gab es unbesonnen hinweg, und gerieth dadurch in die Nothwendigkeit, den starken Beli, der ihn angriff, waffenlos zu bekämpfen, und ihn mit einem Hirschgeweih zu erschlagen, das er von der Wand des Saales herabnahm, worin sie sich begegneten. Noch schlimmer wird's ihm bei dem Weltuntergang Ragnarokr ergehen, denn die Söhne von Muspelheim sind nicht so leicht ohne Schwert zu bekämpfen, als der starke Beli. Skirner erhielt die günstige Antwort, dass F. die Hand der schönen Gerdur bekommen solle, und dass sie sich nach neun Nächten bei ihm einstellen werde, um die Vermählung zu feiern; da sprach Freir: "Das ertrage ich nicht, denn auch nur eine halbe Sehnsuchtsnacht ist länger, als sonst ein ganzer Monat." - In Gerdur ist das Nordlicht

in der alten nordischen Natur-Religion eigentlich Mondgöttin; im Fortschritt der ursprünglichen Lehre zu persönlicherer Entwicklung ihrer Gottheiten ward sie die Göttin der Liebe. Sie ist allen Liebenden günstig und findet besonderes Wohlgefallen an Liebes-Gesängen, die sie auch den Skalden eingibt. Sie liebt den Frühling und die Blumen, und ist besonders den Elfen hold. Zu grösserer Eile bedient sie sich eines Paares Falkenflügel, welches sie auch den andern Göttern willig zur Benützung überlässt. Brising heisst der blitzende Halsschmuck, den ihr einige Zwerge verehrt haben; doch sagt man ihr nach, sie habe, als sie diesen Schmuck schmieden sah, aus Begierde nach demselben den Arbeitern eine Nacht hindurch den Genuss ihrer Reize geschenkt, um ihn zu bekommen, wie auch beim Gastmahl Aegers Loke, der den ganzen Götterkreis mit Anzüglichkeiten überhäufte, ihr Schuld gab, dass sie jedem Asen oder Alfen ihre Gunst gesckenkt habe. F. war mit Odur vermählt, und hatte aus dieser Ehe zwei Töchter: Hnos (schön) und Gersemi (anmuthig, einnehmend). Nach einiger Zeit machte Odur eine Reise, und da er nicht zurückkehrte, wollte ihn F. aufsuchen, wesshalb sie durch viele Länder reiste, und überall einen andern Namen annahm: Mardöl, Horn, Gefion, Syr, Vanadys, doch überall vergebens ihn suchte, und desshalb die bittersten Thränen vergoss, welche sich aber in durchsichtiges Gold verwandelten (Bernstein). Ihre Reisen hatten zur Folge, dass man sie weit und breit als gute Göttin kennen lernte, ihr Verwechseln des Namens jedoch zugleich, dass man sie überall unter anderer Gestalt anbetete. In Norddeutschland, Dänemark, Friesland, Sachsen, behielt sie übrigens den Namen F. Man stellte sie mit Helm und Harnisch, Bogen und Schwert bewaffnet dar, oben herab in männlicher, unten in weiblicher Kleidung. – Während Odin die eine Hälfte der Menschen, die für die Geliebte oder für's Vaterland gefallenen Streiter in Walhalla aufnimmt, empfängt F. die andere Hälfte, nämlich alle edeln und schönen Frauen, in ihrer himmlischen Wohnung Folkvangur. Sie selbst weilt am liebsten in ihrem Saale Sesrumner, und gibt sich wehmüthigen Betrachtungen im Gedanken an ihren entflohenen Gatten Odur hin. – Die Schweden hatten ihr mehrere Tempel gebaut, unter denen der zu Upsala besonders berühmt war; zu Freienwalde in der Mark soll sie gleichfalls einen Tempel gehabt haben, auch die Sachsen beteten sie an, und Carl der Grosse zerstörte ihren Tempel zu Magdeburg. Ihr Name hängt zusammen mit dem deutschen Zeitwort: »freien«; auch ist der sechste Tag der Woche, der Freitag, nach ihr benannt.


Freier der Helena (Gr. M.). Leda ward von Jupiter in Gestalt eines Schwanes, und in derselben Nacht von Tyndareus besucht, und gebar vom Erstern Helena und Pollux, vom Zweiten aber Castor und Clytämnestra. Helena ward ausgezeichnet schön, und desshalb von Theseus geraubt, von ihren Brüdern aber, als Theseus im Hades war, zurückgebracht, und des Helden Mutter als Gefangene mit fortgeführt. Darauf versammelten sich zur Bewerbung um die weit gepriesene Schönheit in Sparta die meisten Fürsten Griechenlands: Ulysses von Ithaca; Diomedes, Sohn des Tydeus; Antilochus, Sohn des Nestor; Agapenor, Sohn des Ancäus; Sthenelus, Sohn des Capaneus; Amphimachus, Sohn des Cteatus; Thalpius, Sohn des Eurytus; Meges, Sohn des Phyleus; Amphilochus, Sohn des Amphiaraus; Menestheus, Sohn des Peteos; Schedius, Sohn des Epistrophus; Polyxenus, Sohn des Agasthenes; Peneleos, Sohn des Leïtus; Ajax, Sohn des Oileus; Ascalaphus und Ialmenus, Söhne des Mars; Elephenor, Sohn des Chalcodon; Eumelus, Sohn des Admetus; Polypötes, Sohn des Pirithous; Leonteus, Sohn des Coronus; Padalirius und Machaon, Söhne des Aesculap; Philoctetes, Sohn des Pöas; Eurypylus, Sohn des Evämon; Protesilaus, Sohn des Iphiclus; Menelaus, Sohn des Atreus; Ajax und Teucer, Söhne des Telamon, und endlich Patroclus, Sohn des Menötius. Tyndareus fürchtete, welchen dieser Helden er auch zum Eidam wählen möchte, die anderen sich zu erbitterten Feinden zu machen. Der listige Ulysses, um von seiner Verlegenheit Nutzen zu ziehen, sagte ihm, er wisse ein Mittel, das ihn dieser Sorgen enthöbe, und wolle es ihm mittheilen, wenn er ihm verspreche, um Penelope für ihn zu werben. Tyndareus gelobte diess; da gab Ulysses an, er solle die Freier schwören lassen, wem auch die Hand der reizenden Helena werde, denselben nicht anzufeinden, sondern den Erwählten im Besitz zu schützen. Dieses Mittel ergriff der Vater, und wählte dann den Menelaus. Als daher späterhin Helena von Paris geraubt wurde, zogen die genannten Helden alle vor Troja.


Freier der Penelope (Gr. M.). Ulysses war mit dem Heere der Griechen nach Troja gezogen, und hatte seine Gattin mit dem kaum geborenen Sohn Telemachus auf Ithaca zurückgelassen. Die lange Abwesenheit des Helden liess Viele glauben, er werde sein Ende in dem blutigen Kampfe gefunden haben, und so versammelte sich eine Schaar von jungen Leuten um die schöne vermeinte Wittwe, die sie durch manche Ungebühr nöthigen wollten, sich einem von ihnen als Gattin zu ergeben; es waren ihrer mehr als hundert, und namentlich werden in der Odysse angeführt: Antinous, Solin des Eupithes; Eurymachus, Sohn des Polybus; Leocritus, Sohn des Evenor; Amphinomus, Sohn des Nisus; Ctesippus, Sohn des Polytherses aus Samos; Agelaus, Sohn des Damastor; Leodes, Sohn des Oenops; Amphimedon, Sohn des Melaneus; Demoptolemus; Pisander, Sohn des Polyctor; Euryades, Elatus, Eurydamas, Eurynomus, Sohn des Aegyptius. Penelope erklärte sich nämlich dahin, dass derjenige, welcher ihres Gatten Bogen spannen und, wie er, mit einem Pfeil durch zwölf hinter einander gestellte Axteisen schiessen würde, so dass der Pfeil durch alle Löcher derselben flöge, ihre Hand erhalten solle. Als diess nun die Freier vergeblich versucht, nahm auch Ulysses, der als Bettler in sein Haus zurückgekommen war, den Bogen, spannte ihn, und traf das vorgesteckte Ziel; darauf schüttete er die Pfeile aus dem Köcher und erschoss von der Höhe der Schwelle herab, mit Hülfe seines Sohnes Telemachus und einiger treuen Diener, einen der Freier nach dem andern.


Freir oder Frey (Nord. M.), Sohn des Niord; Niord ward unter die Asen aufgenommen, als er, von den Vanen ihnen als Geisel übergeben, seine Trefflichkeit durch Thaten bekundet hatte. F.s Mutter war Skade. Wie seine Schwester Freia der Mond, so ist F. ursprünglich die Sonne. Man nennt F. den vorzüglichsten der Asen; er herrscht über Regen und Sonnenschein und die Erdgewächse, und ihn muss man anrufen um gute Jahre und Frieden; er waltet auch über die güterreichen Menschen, gibt den verlobten Mädchen ihre Geliebten und den Frauen ihre Gatten wieder, wenn sie in der Schlacht gefangen worden sind. F. ging einst auf den Thron Hlidskialf, von welchem man die ganze Welt überschauen konnte, doch war dieser nur für Odin bestimmt, desshalb ward F. sogleich für seine Dreistigkeit dadurch bestraft, dass er in Liebessehnsucht zu einem Jotenmädchen versank. Er schauete nämlich dort die Tochter des Bergriesen Gymer und der Aurboda, die schöne Gerdur, welche so anmuthig und leuchtend war, dass, als sie die Hände erhob, um die Thüre von ihres Vaters Haus zu verschliessen, Luft und Wasser davon auf das Heiterste erglänzten. Als er nach Hause zurückkehrte, sprach, trank und speiste er nicht; ein verzehrender Unmuth ergriff ihn, und Niemand wagte mit ihm zu reden; selbst sein Vater Niord wandte sich nur an seinen Diener Skirner, welcher ihn auszuforschen versprach, doch wenig Hoffnung zeigte. F. liess sich williger finden, als Skirner gedacht, er sagte ihm, dass er das schöne Jotenmädchen liebe, und nicht ohne dasselbe leben wolle und könne. Zufrieden damit, dass nichts Aergeres ihn verstimme, unterzog sich Skirner dem Auftrage, für ihn um Gerdur zu werben, doch nur unter der Bedingung, dass F. ihm sein treffliches Schwert mitgäbe, welches von Zwergen mit tiefer Zauberkunst geschmiedet war, und die Eigenschaft hatte, dass es von selbst tödtete, wenn es einmal gezogen war. F. gab es unbesonnen hinweg, und gerieth dadurch in die Nothwendigkeit, den starken Beli, der ihn angriff, waffenlos zu bekämpfen, und ihn mit einem Hirschgeweih zu erschlagen, das er von der Wand des Saales herabnahm, worin sie sich begegneten. Noch schlimmer wird's ihm bei dem Weltuntergang Ragnarokr ergehen, denn die Söhne von Muspelheim sind nicht so leicht ohne Schwert zu bekämpfen, als der starke Beli. Skirner erhielt die günstige Antwort, dass F. die Hand der schönen Gerdur bekommen solle, und dass sie sich nach neun Nächten bei ihm einstellen werde, um die Vermählung zu feiern; da sprach Freir: »Das ertrage ich nicht, denn auch nur eine halbe Sehnsuchtsnacht ist länger, als sonst ein ganzer Monat.« – In Gerdur ist das Nordlicht

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in der alten nordischen Natur-Religion eigentlich Mondgöttin; im Fortschritt der ursprünglichen Lehre zu persönlicherer Entwicklung ihrer Gottheiten ward sie die Göttin der Liebe. Sie ist allen Liebenden günstig und findet besonderes Wohlgefallen an Liebes-Gesängen, die sie auch den Skalden eingibt. Sie liebt den Frühling und die Blumen, und ist besonders den Elfen hold. Zu grösserer Eile bedient sie sich eines Paares Falkenflügel, welches sie auch den andern Göttern willig zur Benützung überlässt. Brising heisst der blitzende Halsschmuck, den ihr einige Zwerge verehrt haben; doch sagt man ihr nach, sie habe, als sie diesen Schmuck schmieden sah, aus Begierde nach demselben den Arbeitern eine Nacht hindurch den Genuss ihrer Reize geschenkt, um ihn zu bekommen, wie auch beim Gastmahl Aegers Loke, der den ganzen Götterkreis mit Anzüglichkeiten überhäufte, ihr Schuld gab, dass sie jedem Asen oder Alfen ihre Gunst gesckenkt habe. F. war mit Odur vermählt, und hatte aus dieser Ehe zwei Töchter: Hnos (schön) und Gersemi (anmuthig, einnehmend). Nach einiger Zeit machte Odur eine Reise, und da er nicht zurückkehrte, wollte ihn F. aufsuchen, wesshalb sie durch viele Länder reiste, und überall einen andern Namen annahm: Mardöl, Horn, Gefion, Syr, Vanadys, doch überall vergebens ihn suchte, und desshalb die bittersten Thränen vergoss, welche sich aber in durchsichtiges Gold verwandelten (Bernstein). Ihre Reisen hatten zur Folge, dass man sie weit und breit als gute Göttin kennen lernte, ihr Verwechseln des Namens jedoch zugleich, dass man sie überall unter anderer Gestalt anbetete. In Norddeutschland, Dänemark, Friesland, Sachsen, behielt sie übrigens den Namen F. Man stellte sie mit Helm und Harnisch, Bogen und Schwert bewaffnet dar, oben herab in männlicher, unten in weiblicher Kleidung. &#x2013; Während Odin die eine Hälfte der Menschen, die für die Geliebte oder für's Vaterland gefallenen Streiter in Walhalla aufnimmt, empfängt F. die andere Hälfte, nämlich alle edeln und schönen Frauen, in ihrer himmlischen Wohnung Folkvangur. Sie selbst weilt am liebsten in ihrem Saale Sesrumner, und gibt sich wehmüthigen Betrachtungen im Gedanken an ihren entflohenen Gatten Odur hin. &#x2013; Die Schweden hatten ihr mehrere Tempel gebaut, unter denen der zu Upsala besonders berühmt war; zu Freienwalde in der Mark soll sie gleichfalls einen Tempel gehabt haben, auch die Sachsen beteten sie an, und Carl der Grosse zerstörte ihren Tempel zu Magdeburg. Ihr Name hängt zusammen mit dem deutschen Zeitwort: »freien«; auch ist der sechste Tag der Woche, der Freitag, nach ihr benannt.</p><lb/>
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[208/0278] in der alten nordischen Natur-Religion eigentlich Mondgöttin; im Fortschritt der ursprünglichen Lehre zu persönlicherer Entwicklung ihrer Gottheiten ward sie die Göttin der Liebe. Sie ist allen Liebenden günstig und findet besonderes Wohlgefallen an Liebes-Gesängen, die sie auch den Skalden eingibt. Sie liebt den Frühling und die Blumen, und ist besonders den Elfen hold. Zu grösserer Eile bedient sie sich eines Paares Falkenflügel, welches sie auch den andern Göttern willig zur Benützung überlässt. Brising heisst der blitzende Halsschmuck, den ihr einige Zwerge verehrt haben; doch sagt man ihr nach, sie habe, als sie diesen Schmuck schmieden sah, aus Begierde nach demselben den Arbeitern eine Nacht hindurch den Genuss ihrer Reize geschenkt, um ihn zu bekommen, wie auch beim Gastmahl Aegers Loke, der den ganzen Götterkreis mit Anzüglichkeiten überhäufte, ihr Schuld gab, dass sie jedem Asen oder Alfen ihre Gunst gesckenkt habe. F. war mit Odur vermählt, und hatte aus dieser Ehe zwei Töchter: Hnos (schön) und Gersemi (anmuthig, einnehmend). Nach einiger Zeit machte Odur eine Reise, und da er nicht zurückkehrte, wollte ihn F. aufsuchen, wesshalb sie durch viele Länder reiste, und überall einen andern Namen annahm: Mardöl, Horn, Gefion, Syr, Vanadys, doch überall vergebens ihn suchte, und desshalb die bittersten Thränen vergoss, welche sich aber in durchsichtiges Gold verwandelten (Bernstein). Ihre Reisen hatten zur Folge, dass man sie weit und breit als gute Göttin kennen lernte, ihr Verwechseln des Namens jedoch zugleich, dass man sie überall unter anderer Gestalt anbetete. In Norddeutschland, Dänemark, Friesland, Sachsen, behielt sie übrigens den Namen F. Man stellte sie mit Helm und Harnisch, Bogen und Schwert bewaffnet dar, oben herab in männlicher, unten in weiblicher Kleidung. – Während Odin die eine Hälfte der Menschen, die für die Geliebte oder für's Vaterland gefallenen Streiter in Walhalla aufnimmt, empfängt F. die andere Hälfte, nämlich alle edeln und schönen Frauen, in ihrer himmlischen Wohnung Folkvangur. Sie selbst weilt am liebsten in ihrem Saale Sesrumner, und gibt sich wehmüthigen Betrachtungen im Gedanken an ihren entflohenen Gatten Odur hin. – Die Schweden hatten ihr mehrere Tempel gebaut, unter denen der zu Upsala besonders berühmt war; zu Freienwalde in der Mark soll sie gleichfalls einen Tempel gehabt haben, auch die Sachsen beteten sie an, und Carl der Grosse zerstörte ihren Tempel zu Magdeburg. Ihr Name hängt zusammen mit dem deutschen Zeitwort: »freien«; auch ist der sechste Tag der Woche, der Freitag, nach ihr benannt. Freier der Helena (Gr. M.). Leda ward von Jupiter in Gestalt eines Schwanes, und in derselben Nacht von Tyndareus besucht, und gebar vom Erstern Helena und Pollux, vom Zweiten aber Castor und Clytämnestra. Helena ward ausgezeichnet schön, und desshalb von Theseus geraubt, von ihren Brüdern aber, als Theseus im Hades war, zurückgebracht, und des Helden Mutter als Gefangene mit fortgeführt. Darauf versammelten sich zur Bewerbung um die weit gepriesene Schönheit in Sparta die meisten Fürsten Griechenlands: Ulysses von Ithaca; Diomedes, Sohn des Tydeus; Antilochus, Sohn des Nestor; Agapenor, Sohn des Ancäus; Sthenelus, Sohn des Capaneus; Amphimachus, Sohn des Cteatus; Thalpius, Sohn des Eurytus; Meges, Sohn des Phyleus; Amphilochus, Sohn des Amphiaraus; Menestheus, Sohn des Peteos; Schedius, Sohn des Epistrophus; Polyxenus, Sohn des Agasthenes; Peneleos, Sohn des Leïtus; Ajax, Sohn des Oileus; Ascalaphus und Ialmenus, Söhne des Mars; Elephenor, Sohn des Chalcodon; Eumelus, Sohn des Admetus; Polypötes, Sohn des Pirithous; Leonteus, Sohn des Coronus; Padalirius und Machaon, Söhne des Aesculap; Philoctetes, Sohn des Pöas; Eurypylus, Sohn des Evämon; Protesilaus, Sohn des Iphiclus; Menelaus, Sohn des Atreus; Ajax und Teucer, Söhne des Telamon, und endlich Patroclus, Sohn des Menötius. Tyndareus fürchtete, welchen dieser Helden er auch zum Eidam wählen möchte, die anderen sich zu erbitterten Feinden zu machen. Der listige Ulysses, um von seiner Verlegenheit Nutzen zu ziehen, sagte ihm, er wisse ein Mittel, das ihn dieser Sorgen enthöbe, und wolle es ihm mittheilen, wenn er ihm verspreche, um Penelope für ihn zu werben. Tyndareus gelobte diess; da gab Ulysses an, er solle die Freier schwören lassen, wem auch die Hand der reizenden Helena werde, denselben nicht anzufeinden, sondern den Erwählten im Besitz zu schützen. Dieses Mittel ergriff der Vater, und wählte dann den Menelaus. Als daher späterhin Helena von Paris geraubt wurde, zogen die genannten Helden alle vor Troja. Freier der Penelope (Gr. M.). Ulysses war mit dem Heere der Griechen nach Troja gezogen, und hatte seine Gattin mit dem kaum geborenen Sohn Telemachus auf Ithaca zurückgelassen. Die lange Abwesenheit des Helden liess Viele glauben, er werde sein Ende in dem blutigen Kampfe gefunden haben, und so versammelte sich eine Schaar von jungen Leuten um die schöne vermeinte Wittwe, die sie durch manche Ungebühr nöthigen wollten, sich einem von ihnen als Gattin zu ergeben; es waren ihrer mehr als hundert, und namentlich werden in der Odysse angeführt: Antinous, Solin des Eupithes; Eurymachus, Sohn des Polybus; Leocritus, Sohn des Evenor; Amphinomus, Sohn des Nisus; Ctesippus, Sohn des Polytherses aus Samos; Agelaus, Sohn des Damastor; Leodes, Sohn des Oenops; Amphimedon, Sohn des Melaneus; Demoptolemus; Pisander, Sohn des Polyctor; Euryades, Elatus, Eurydamas, Eurynomus, Sohn des Aegyptius. Penelope erklärte sich nämlich dahin, dass derjenige, welcher ihres Gatten Bogen spannen und, wie er, mit einem Pfeil durch zwölf hinter einander gestellte Axteisen schiessen würde, so dass der Pfeil durch alle Löcher derselben flöge, ihre Hand erhalten solle. Als diess nun die Freier vergeblich versucht, nahm auch Ulysses, der als Bettler in sein Haus zurückgekommen war, den Bogen, spannte ihn, und traf das vorgesteckte Ziel; darauf schüttete er die Pfeile aus dem Köcher und erschoss von der Höhe der Schwelle herab, mit Hülfe seines Sohnes Telemachus und einiger treuen Diener, einen der Freier nach dem andern. Freir oder Frey (Nord. M.), Sohn des Niord; Niord ward unter die Asen aufgenommen, als er, von den Vanen ihnen als Geisel übergeben, seine Trefflichkeit durch Thaten bekundet hatte. F.s Mutter war Skade. Wie seine Schwester Freia der Mond, so ist F. ursprünglich die Sonne. Man nennt F. den vorzüglichsten der Asen; er herrscht über Regen und Sonnenschein und die Erdgewächse, und ihn muss man anrufen um gute Jahre und Frieden; er waltet auch über die güterreichen Menschen, gibt den verlobten Mädchen ihre Geliebten und den Frauen ihre Gatten wieder, wenn sie in der Schlacht gefangen worden sind. F. ging einst auf den Thron Hlidskialf, von welchem man die ganze Welt überschauen konnte, doch war dieser nur für Odin bestimmt, desshalb ward F. sogleich für seine Dreistigkeit dadurch bestraft, dass er in Liebessehnsucht zu einem Jotenmädchen versank. Er schauete nämlich dort die Tochter des Bergriesen Gymer und der Aurboda, die schöne Gerdur, welche so anmuthig und leuchtend war, dass, als sie die Hände erhob, um die Thüre von ihres Vaters Haus zu verschliessen, Luft und Wasser davon auf das Heiterste erglänzten. Als er nach Hause zurückkehrte, sprach, trank und speiste er nicht; ein verzehrender Unmuth ergriff ihn, und Niemand wagte mit ihm zu reden; selbst sein Vater Niord wandte sich nur an seinen Diener Skirner, welcher ihn auszuforschen versprach, doch wenig Hoffnung zeigte. F. liess sich williger finden, als Skirner gedacht, er sagte ihm, dass er das schöne Jotenmädchen liebe, und nicht ohne dasselbe leben wolle und könne. Zufrieden damit, dass nichts Aergeres ihn verstimme, unterzog sich Skirner dem Auftrage, für ihn um Gerdur zu werben, doch nur unter der Bedingung, dass F. ihm sein treffliches Schwert mitgäbe, welches von Zwergen mit tiefer Zauberkunst geschmiedet war, und die Eigenschaft hatte, dass es von selbst tödtete, wenn es einmal gezogen war. F. gab es unbesonnen hinweg, und gerieth dadurch in die Nothwendigkeit, den starken Beli, der ihn angriff, waffenlos zu bekämpfen, und ihn mit einem Hirschgeweih zu erschlagen, das er von der Wand des Saales herabnahm, worin sie sich begegneten. Noch schlimmer wird's ihm bei dem Weltuntergang Ragnarokr ergehen, denn die Söhne von Muspelheim sind nicht so leicht ohne Schwert zu bekämpfen, als der starke Beli. Skirner erhielt die günstige Antwort, dass F. die Hand der schönen Gerdur bekommen solle, und dass sie sich nach neun Nächten bei ihm einstellen werde, um die Vermählung zu feiern; da sprach Freir: »Das ertrage ich nicht, denn auch nur eine halbe Sehnsuchtsnacht ist länger, als sonst ein ganzer Monat.« – In Gerdur ist das Nordlicht

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Zitationshilfe: Dr. Vollmer’s Wörterbuch der Mythologie aller Völker. 3. Aufl. Stuttgart, 1874, S. 208. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/vollmer_mythologie_1874/278>, abgerufen am 23.11.2024.