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Dr. Vollmer’s Wörterbuch der Mythologie aller Völker. 3. Aufl. Stuttgart, 1874.

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Uebermuth zu hoch, der Sonne zu nahe; diese schmolz das Wachs, und so stürzte er in das Meer, das von ihm den Namen des icarischen empfing. D. kam nach Sicilien zum König Cocalus, der ihn gleichfalls freundschaftlich empfing, und auch Ursache hatte, die Anwesenheit des Künstlers zu loben, denn die grössten Kunstwerke dankten seinem Geiste ihr Entstehen: so die unbezwingliche Feste bei Agrigent, in welcher der König seine Schätze aufbewahrte; dann die natürlichen Dampfbäder, in einer Höhle bei Selinus; der Tempel der Venus auf dem Gipfel des Berges Eryx etc. Er stand bis zu seinem Tode in grösstem Ansehen bei dem Könige, so dass dieser lieber den Minos umbrachte, als dass er den Künstler an diesen, der ihm nachgefolgt war, ausgeliefert hätte. Kunstdarstellungen des D. geben unsere beiden Abbildungen: Fig. 89, wo er sich und seinem Sohne Flügel macht, und 90, wo er sich mit Pasiphae über die Vollendung der hölzernen Kuh bespricht.


Dadgah (Pers. M.), der Ort der Gerechtigkeit, ein kleiner Feuertempel der Guebern (der grosse heisst Derimher); in einem solchen befindet sich keine Feuerkapelle mit eigenem Altar für das Heiligthum, sondern das Feuer brennt auf der blossen Erde, auch bedarf es keines besonders geweihten oder ausgesuchten Platzes, um diesen Tempel anzulegen, er kann an jedem Orte stehen, was mit dem grösseren nicht der Fall ist.


Daduchos (Gr. M.) , lateinisch Lucifera, "die Fackelträgerin", Beiname der Diana, wenn sie als Mondgöttin erscheint; sie wird mit zwei Fackeln in den Händen abgebildet; s. Diana.


Dagon (Phön. M.). Eine Gottheit, welcher wir nur im alten Testamente erwähnt finden z. B. 1. Sam. 5, 1, fgg.; Richter 16, 23. Da das Wort Dag im Hebräischen Fisch heisst, so ist D. ohne Zweifel theilweise in Fischgestalt dargestellt gewesen, und gesellt sich so zu Atargatis oder Derketo (s. d.), und möchte neben jenem weiblichen ein männliches Princip des Lebens und der unendlichen Fortpflanzung gewesen sein, auch vielleicht mit dem fabelhaften Nannes (s. d.) zusammenhängen.


Dagum (Lam. Religionswesen,), nennen die Mongolen das Amtskleid ihrer Lamapriester (Gellongs); es ist ein grosser Mantel von gelber Seide, mit rothen Quadraten besetzt und einem eben solchen Kragen versehen.


Dagur oder Dag, nach der nordischen Mythologie Tag (physischer Begriff), Sohn des Dellingur (Dämmerung), des dritten Mannes der Not (Nacht), Tochter Niörfs (Finsterniss), eines Riesen, der seine Wohnung in Jotunheim hatte. D. und Not nahm Alfadur auf, gab ihnen zwei Hengste und zwei Wagen, um damit jeden Tag die Erde zu umfahren. Not fährt mit ihrem Rosse Rhimfaxi (Dunkelmähne) voran; von dem herabtriefenden Schaum seines Gebisses wird die Erde jeden Morgen bethaut. D.s Ross heisst Skinfaxi (Scheinmähne); von dessen strahlender Mähne wird Alles erleuchtet.


Dahak. S. Zohak.


Dahman (Pers. M.), ein reiner und heiliger Genius, welcher nicht durch Opfer, wohl aber durch Gebete und gute Thaten gewonnen werden kann. Die Perser brachten diesem Ized für ihre Verwandten dreissig Gebete dar, wodurch denselben sechzig Todsünden vergeben wurden. D. ist der edelste Beglücker der Himmelsbewohner und der dahin kommenden menschlichen Seelen, welche er aus den Händen des Serosch empfängt, vor den Thron des Höchsten und von da zur ewigen Seligkeit führt, deren erste Stufe schon das Beschauen Gottes ist, weil diesen kein Verdammter schauen kann, und weil keiner, der ihn geschauet, verdammt werden kann.


Daidias (Ind. M.), die beiden Söhne der Didy (der Nacht, Schwester von Adidy. der Helle, des Tags) und des Kasyapa (Sohn des Maritschi und Enkel Brama's), furchtbare, finstere Riesen-Dämonen; sie heissen Eruniakschen und Erunien. Der Erstere war der bösere; er zog die Erde in den Abgrund des Meeres und veranlasste Wischnu zu seiner Verkörperung als Eber, indem der Gott in dieser Gestalt die Erde aus dem Abgrund mit den Spitzen seiner Hauer erhob und dem Riesen, welcher ihm diess wehren wollte und mit einer Keule nach ihm schlug, mit den Zähnen den Leib aufschlitzte. Der Andere, nur wenig besser, schwur, seines Bruders Tod an Wischnu zu rächen, und ergab sich, um hierzu die Macht zu erlangen, einer ausserordentlichen Frömmigkeit in der Anbetung Brama's. Dieser Gott versprach ihm dafür, er solle weder bei Tag noch bei Nacht, weder von Menschen, noch Thieren, noch Göttern, weder in noch ausser seinem Hause getödtet werden können. Jetzt überliess er sich der angeborenen und lange nur mühsam unterdrückten Bosheit; Alles, selbst Wischnu, musste sich vor seiner durch die Frömmigkeit erlangten Macht verbergen; endlich errichtete er sich selbst Pagoden und liess sich als Gott verehren, woran indessen sein Sohn nicht Theil nahm, welcher gut war und Wischnu als Gott erkannte, auch durch Bitten so wenig wie durch Martern von dem rechten Wege abzubringen war. Als einst der Vater, voll Zorn über des Sohnes festen Glauben, dass Gott überall sei, auf eine eiserne Säule schlug und ausrief: Ist Wischnu denn auch hierin? da sprang aus der Säule Wischnu hervor, und eingedenk der Bedingungen, unter denen der Riese nicht getödtet werden konnte, war er weder Thier noch Mensch, sondern beides halb, Löwe und Mensch; er fasste den Riesen, der weder am Tage noch bei Nacht sterben konnte, in der Dämmerung, und schleppte ihn auf die Thürschwelle zwischen dem Innern und dem Aeussern des Hauses, woselbst er ihn erwürgte. - D. hiessen übrigens noch alle bösen Dämonen, die von Atri und Barhischads stammen.


Daikoku (Jap. M.), einer der vier Götter des Reichthums; er verleiht Glückseligkeit und Wohlleben, denn mit dem Hammer, den er führt, kann er Alles, was er berührt, verwandeln, Alles, was er begehrt, hervorbringen; er sitzt auf einem Fasse mit Reis, und hat neben sich einen Sack, in welchem er seine Schätze aufbewahrt, oder aus welchem er seinen Verehrern mittheilt, was sie brauchen.


Dai Nitz No Rai (Jap. M.), die grosse Sonnengestalt, ein Gott der Luft und des Lichtes, derjenige, von welchem alles Leuchten, selbst das der Sonne und der Gestirne, ausgeht; er wird auf einer Kuh sitzend abgebildet. (Vergl. Amano Watta.)


Dains-leif (Nord. M.), das Schwert des Königs Högni, Vaters der Zauberin Hildur. Das Schwert hatte von den Zwergen, die es geschmiedet, die böse Eigenschaft empfangen, dass es, einmal entblösst, Blut sehen musste, und dass die mit ihm geschlagenen Wunden unheilbar waren. Der Krieg, welcher durch den Raub der Hildur zwischen Högni und Hedin entstand, dauert durch dieses Schwertes Kraft und Hildurs Kunst bis zum Weltuntergange fort.


Daira (Gr. M.), "die Wissende", ein göttliches Wesen aus der eleusinischen Geheimlehre, von Mercur Mutter des Eleusis, wird für Eins erklärt bald mit Venus, bald mit Ceres, bald mit Juno, bald mit Proserpina.


Dairi, das geistliche Oberhaupt der Japaner. Ehemals war die Kaiserwürde damit verknüpft; vor ungefähr sieben Jahrhunderten brachte eine grosse Staatsumwälzung die weltliche Herrschaft an einen Anführer der Kriegsmacht, Yori-Tomo; seit dieser Zeit ist der D. ein heiliger Gefangener, welcher in der Hauptstadt von Japan residirt, jedoch von einem Statthalter des Kaisers auf's Strengste bewacht wird. Er verlässt seinen Palast nie, wird darin geboren und stirbt darin, ohne mehr als jährlich einmal in's Freie, nämlich in seinen Garten zu kommen, welches allem Volke verkündet wird, nicht, damit dasselbe ihn sehe, sondern damit es sich verberge, um ihn nicht zu sehen. Er geniesst scheinbare Vorrechte in Menge, doch in der That nichts, was ihn für seine Einkerkerung entschädigen könnte. Zu seinem Unterhalt ist eine ganze Provinz bestimmt, doch leidet er und sein Hof oft drückenden Mangel, weil die Unterbeamten des Kaisers den grössten Theil des für ihn Bestimmten an sich ziehen, und keine seiner Klagen des Herrschers Ohr erreichen kann. Der Name D. bedeutet eigentlich den Hof des Kaisers; er selbst heisst Oo Dai Sin Oo. Sein ganzes Geschlecht ist überaus heilig und macht, obgleich es zum grössten Theile aus Bedienten des D. besteht, doch auf die höchste Achtung Anspruch. - Der D. hat zwölf Frauen, und eines seiner Kinder erbt den Thron, doch nicht das älteste, sondern dasjenige, welches die ihn umgebenden Priester wählen. Nach seiner Thronbesteigung ist er ein lebendiger Gott, und viele Götter sind seinen Befehlen unmittelbar unterworfen, ja sie alle müssen einen Monat im Jahre bei ihm bleiben, welcher daher Kame Natsuli heisst, der Monat ohne Götter, indem alsdann alle Tempel verlassen sind, weil ihre Bewohner dem D. ihre Aufwartung machen. Solche Heiligkeit kann nur

Uebermuth zu hoch, der Sonne zu nahe; diese schmolz das Wachs, und so stürzte er in das Meer, das von ihm den Namen des icarischen empfing. D. kam nach Sicilien zum König Cocalus, der ihn gleichfalls freundschaftlich empfing, und auch Ursache hatte, die Anwesenheit des Künstlers zu loben, denn die grössten Kunstwerke dankten seinem Geiste ihr Entstehen: so die unbezwingliche Feste bei Agrigent, in welcher der König seine Schätze aufbewahrte; dann die natürlichen Dampfbäder, in einer Höhle bei Selinus; der Tempel der Venus auf dem Gipfel des Berges Eryx etc. Er stand bis zu seinem Tode in grösstem Ansehen bei dem Könige, so dass dieser lieber den Minos umbrachte, als dass er den Künstler an diesen, der ihm nachgefolgt war, ausgeliefert hätte. Kunstdarstellungen des D. geben unsere beiden Abbildungen: Fig. 89, wo er sich und seinem Sohne Flügel macht, und 90, wo er sich mit Pasiphaë über die Vollendung der hölzernen Kuh bespricht.


Dadgah (Pers. M.), der Ort der Gerechtigkeit, ein kleiner Feuertempel der Guebern (der grosse heisst Derimher); in einem solchen befindet sich keine Feuerkapelle mit eigenem Altar für das Heiligthum, sondern das Feuer brennt auf der blossen Erde, auch bedarf es keines besonders geweihten oder ausgesuchten Platzes, um diesen Tempel anzulegen, er kann an jedem Orte stehen, was mit dem grösseren nicht der Fall ist.


Daduchos (Gr. M.) , lateinisch Lucifera, »die Fackelträgerin«, Beiname der Diana, wenn sie als Mondgöttin erscheint; sie wird mit zwei Fackeln in den Händen abgebildet; s. Diana.


Dagon (Phön. M.). Eine Gottheit, welcher wir nur im alten Testamente erwähnt finden z. B. 1. Sam. 5, 1, fgg.; Richter 16, 23. Da das Wort Dag im Hebräischen Fisch heisst, so ist D. ohne Zweifel theilweise in Fischgestalt dargestellt gewesen, und gesellt sich so zu Atargatis oder Derketo (s. d.), und möchte neben jenem weiblichen ein männliches Princip des Lebens und der unendlichen Fortpflanzung gewesen sein, auch vielleicht mit dem fabelhaften Nannes (s. d.) zusammenhängen.


Dagum (Lam. Religionswesen,), nennen die Mongolen das Amtskleid ihrer Lamapriester (Gellongs); es ist ein grosser Mantel von gelber Seide, mit rothen Quadraten besetzt und einem eben solchen Kragen versehen.


Dagur oder Dag, nach der nordischen Mythologie Tag (physischer Begriff), Sohn des Dellingur (Dämmerung), des dritten Mannes der Not (Nacht), Tochter Niörfs (Finsterniss), eines Riesen, der seine Wohnung in Jotunheim hatte. D. und Not nahm Alfadur auf, gab ihnen zwei Hengste und zwei Wagen, um damit jeden Tag die Erde zu umfahren. Not fährt mit ihrem Rosse Rhimfaxi (Dunkelmähne) voran; von dem herabtriefenden Schaum seines Gebisses wird die Erde jeden Morgen bethaut. D.s Ross heisst Skinfaxi (Scheinmähne); von dessen strahlender Mähne wird Alles erleuchtet.


Dahak. S. Zohak.


Dahman (Pers. M.), ein reiner und heiliger Genius, welcher nicht durch Opfer, wohl aber durch Gebete und gute Thaten gewonnen werden kann. Die Perser brachten diesem Ized für ihre Verwandten dreissig Gebete dar, wodurch denselben sechzig Todsünden vergeben wurden. D. ist der edelste Beglücker der Himmelsbewohner und der dahin kommenden menschlichen Seelen, welche er aus den Händen des Serosch empfängt, vor den Thron des Höchsten und von da zur ewigen Seligkeit führt, deren erste Stufe schon das Beschauen Gottes ist, weil diesen kein Verdammter schauen kann, und weil keiner, der ihn geschauet, verdammt werden kann.


Daidias (Ind. M.), die beiden Söhne der Didy (der Nacht, Schwester von Adidy. der Helle, des Tags) und des Kasyapa (Sohn des Maritschi und Enkel Brama's), furchtbare, finstere Riesen-Dämonen; sie heissen Eruniakschen und Erunien. Der Erstere war der bösere; er zog die Erde in den Abgrund des Meeres und veranlasste Wischnu zu seiner Verkörperung als Eber, indem der Gott in dieser Gestalt die Erde aus dem Abgrund mit den Spitzen seiner Hauer erhob und dem Riesen, welcher ihm diess wehren wollte und mit einer Keule nach ihm schlug, mit den Zähnen den Leib aufschlitzte. Der Andere, nur wenig besser, schwur, seines Bruders Tod an Wischnu zu rächen, und ergab sich, um hierzu die Macht zu erlangen, einer ausserordentlichen Frömmigkeit in der Anbetung Brama's. Dieser Gott versprach ihm dafür, er solle weder bei Tag noch bei Nacht, weder von Menschen, noch Thieren, noch Göttern, weder in noch ausser seinem Hause getödtet werden können. Jetzt überliess er sich der angeborenen und lange nur mühsam unterdrückten Bosheit; Alles, selbst Wischnu, musste sich vor seiner durch die Frömmigkeit erlangten Macht verbergen; endlich errichtete er sich selbst Pagoden und liess sich als Gott verehren, woran indessen sein Sohn nicht Theil nahm, welcher gut war und Wischnu als Gott erkannte, auch durch Bitten so wenig wie durch Martern von dem rechten Wege abzubringen war. Als einst der Vater, voll Zorn über des Sohnes festen Glauben, dass Gott überall sei, auf eine eiserne Säule schlug und ausrief: Ist Wischnu denn auch hierin? da sprang aus der Säule Wischnu hervor, und eingedenk der Bedingungen, unter denen der Riese nicht getödtet werden konnte, war er weder Thier noch Mensch, sondern beides halb, Löwe und Mensch; er fasste den Riesen, der weder am Tage noch bei Nacht sterben konnte, in der Dämmerung, und schleppte ihn auf die Thürschwelle zwischen dem Innern und dem Aeussern des Hauses, woselbst er ihn erwürgte. – D. hiessen übrigens noch alle bösen Dämonen, die von Atri und Barhischads stammen.


Daikoku (Jap. M.), einer der vier Götter des Reichthums; er verleiht Glückseligkeit und Wohlleben, denn mit dem Hammer, den er führt, kann er Alles, was er berührt, verwandeln, Alles, was er begehrt, hervorbringen; er sitzt auf einem Fasse mit Reis, und hat neben sich einen Sack, in welchem er seine Schätze aufbewahrt, oder aus welchem er seinen Verehrern mittheilt, was sie brauchen.


Dai Nitz No Rai (Jap. M.), die grosse Sonnengestalt, ein Gott der Luft und des Lichtes, derjenige, von welchem alles Leuchten, selbst das der Sonne und der Gestirne, ausgeht; er wird auf einer Kuh sitzend abgebildet. (Vergl. Amano Watta.)


Dains-leif (Nord. M.), das Schwert des Königs Högni, Vaters der Zauberin Hildur. Das Schwert hatte von den Zwergen, die es geschmiedet, die böse Eigenschaft empfangen, dass es, einmal entblösst, Blut sehen musste, und dass die mit ihm geschlagenen Wunden unheilbar waren. Der Krieg, welcher durch den Raub der Hildur zwischen Högni und Hedin entstand, dauert durch dieses Schwertes Kraft und Hildurs Kunst bis zum Weltuntergange fort.


Daira (Gr. M.), »die Wissende«, ein göttliches Wesen aus der eleusinischen Geheimlehre, von Mercur Mutter des Eleusis, wird für Eins erklärt bald mit Venus, bald mit Ceres, bald mit Juno, bald mit Proserpina.


Dairi, das geistliche Oberhaupt der Japaner. Ehemals war die Kaiserwürde damit verknüpft; vor ungefähr sieben Jahrhunderten brachte eine grosse Staatsumwälzung die weltliche Herrschaft an einen Anführer der Kriegsmacht, Yori-Tomo; seit dieser Zeit ist der D. ein heiliger Gefangener, welcher in der Hauptstadt von Japan residirt, jedoch von einem Statthalter des Kaisers auf's Strengste bewacht wird. Er verlässt seinen Palast nie, wird darin geboren und stirbt darin, ohne mehr als jährlich einmal in's Freie, nämlich in seinen Garten zu kommen, welches allem Volke verkündet wird, nicht, damit dasselbe ihn sehe, sondern damit es sich verberge, um ihn nicht zu sehen. Er geniesst scheinbare Vorrechte in Menge, doch in der That nichts, was ihn für seine Einkerkerung entschädigen könnte. Zu seinem Unterhalt ist eine ganze Provinz bestimmt, doch leidet er und sein Hof oft drückenden Mangel, weil die Unterbeamten des Kaisers den grössten Theil des für ihn Bestimmten an sich ziehen, und keine seiner Klagen des Herrschers Ohr erreichen kann. Der Name D. bedeutet eigentlich den Hof des Kaisers; er selbst heisst Oo Dai Sin Oo. Sein ganzes Geschlecht ist überaus heilig und macht, obgleich es zum grössten Theile aus Bedienten des D. besteht, doch auf die höchste Achtung Anspruch. – Der D. hat zwölf Frauen, und eines seiner Kinder erbt den Thron, doch nicht das älteste, sondern dasjenige, welches die ihn umgebenden Priester wählen. Nach seiner Thronbesteigung ist er ein lebendiger Gott, und viele Götter sind seinen Befehlen unmittelbar unterworfen, ja sie alle müssen einen Monat im Jahre bei ihm bleiben, welcher daher Kame Natsuli heisst, der Monat ohne Götter, indem alsdann alle Tempel verlassen sind, weil ihre Bewohner dem D. ihre Aufwartung machen. Solche Heiligkeit kann nur

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M.), der Ort der Gerechtigkeit, ein kleiner Feuertempel der Guebern (der grosse heisst Derimher); in einem solchen befindet sich keine Feuerkapelle mit eigenem Altar für das Heiligthum, sondern das Feuer brennt auf der blossen Erde, auch bedarf es keines besonders geweihten oder ausgesuchten Platzes, um diesen Tempel anzulegen, er kann an jedem Orte stehen, was mit dem grösseren nicht der Fall ist. Daduchos (Gr. M.) , lateinisch Lucifera, »die Fackelträgerin«, Beiname der Diana, wenn sie als Mondgöttin erscheint; sie wird mit zwei Fackeln in den Händen abgebildet; s. Diana. Dagon (Phön. M.). Eine Gottheit, welcher wir nur im alten Testamente erwähnt finden z. B. 1. Sam. 5, 1, fgg.; Richter 16, 23. Da das Wort Dag im Hebräischen Fisch heisst, so ist D. ohne Zweifel theilweise in Fischgestalt dargestellt gewesen, und gesellt sich so zu Atargatis oder Derketo (s. d.), und möchte neben jenem weiblichen ein männliches Princip des Lebens und der unendlichen Fortpflanzung gewesen sein, auch vielleicht mit dem fabelhaften Nannes (s. d.) zusammenhängen. Dagum (Lam. Religionswesen,), nennen die Mongolen das Amtskleid ihrer Lamapriester (Gellongs); es ist ein grosser Mantel von gelber Seide, mit rothen Quadraten besetzt und einem eben solchen Kragen versehen. Dagur oder Dag, nach der nordischen Mythologie Tag (physischer Begriff), Sohn des Dellingur (Dämmerung), des dritten Mannes der Not (Nacht), Tochter Niörfs (Finsterniss), eines Riesen, der seine Wohnung in Jotunheim hatte. D. und Not nahm Alfadur auf, gab ihnen zwei Hengste und zwei Wagen, um damit jeden Tag die Erde zu umfahren. Not fährt mit ihrem Rosse Rhimfaxi (Dunkelmähne) voran; von dem herabtriefenden Schaum seines Gebisses wird die Erde jeden Morgen bethaut. D.s Ross heisst Skinfaxi (Scheinmähne); von dessen strahlender Mähne wird Alles erleuchtet. Dahak. S. Zohak. Dahman (Pers. M.), ein reiner und heiliger Genius, welcher nicht durch Opfer, wohl aber durch Gebete und gute Thaten gewonnen werden kann. Die Perser brachten diesem Ized für ihre Verwandten dreissig Gebete dar, wodurch denselben sechzig Todsünden vergeben wurden. D. ist der edelste Beglücker der Himmelsbewohner und der dahin kommenden menschlichen Seelen, welche er aus den Händen des Serosch empfängt, vor den Thron des Höchsten und von da zur ewigen Seligkeit führt, deren erste Stufe schon das Beschauen Gottes ist, weil diesen kein Verdammter schauen kann, und weil keiner, der ihn geschauet, verdammt werden kann. Daidias (Ind. M.), die beiden Söhne der Didy (der Nacht, Schwester von Adidy. der Helle, des Tags) und des Kasyapa (Sohn des Maritschi und Enkel Brama's), furchtbare, finstere Riesen-Dämonen; sie heissen Eruniakschen und Erunien. Der Erstere war der bösere; er zog die Erde in den Abgrund des Meeres und veranlasste Wischnu zu seiner Verkörperung als Eber, indem der Gott in dieser Gestalt die Erde aus dem Abgrund mit den Spitzen seiner Hauer erhob und dem Riesen, welcher ihm diess wehren wollte und mit einer Keule nach ihm schlug, mit den Zähnen den Leib aufschlitzte. Der Andere, nur wenig besser, schwur, seines Bruders Tod an Wischnu zu rächen, und ergab sich, um hierzu die Macht zu erlangen, einer ausserordentlichen Frömmigkeit in der Anbetung Brama's. Dieser Gott versprach ihm dafür, er solle weder bei Tag noch bei Nacht, weder von Menschen, noch Thieren, noch Göttern, weder in noch ausser seinem Hause getödtet werden können. Jetzt überliess er sich der angeborenen und lange nur mühsam unterdrückten Bosheit; Alles, selbst Wischnu, musste sich vor seiner durch die Frömmigkeit erlangten Macht verbergen; endlich errichtete er sich selbst Pagoden und liess sich als Gott verehren, woran indessen sein Sohn nicht Theil nahm, welcher gut war und Wischnu als Gott erkannte, auch durch Bitten so wenig wie durch Martern von dem rechten Wege abzubringen war. Als einst der Vater, voll Zorn über des Sohnes festen Glauben, dass Gott überall sei, auf eine eiserne Säule schlug und ausrief: Ist Wischnu denn auch hierin? da sprang aus der Säule Wischnu hervor, und eingedenk der Bedingungen, unter denen der Riese nicht getödtet werden konnte, war er weder Thier noch Mensch, sondern beides halb, Löwe und Mensch; er fasste den Riesen, der weder am Tage noch bei Nacht sterben konnte, in der Dämmerung, und schleppte ihn auf die Thürschwelle zwischen dem Innern und dem Aeussern des Hauses, woselbst er ihn erwürgte. – D. hiessen übrigens noch alle bösen Dämonen, die von Atri und Barhischads stammen. Daikoku (Jap. M.), einer der vier Götter des Reichthums; er verleiht Glückseligkeit und Wohlleben, denn mit dem Hammer, den er führt, kann er Alles, was er berührt, verwandeln, Alles, was er begehrt, hervorbringen; er sitzt auf einem Fasse mit Reis, und hat neben sich einen Sack, in welchem er seine Schätze aufbewahrt, oder aus welchem er seinen Verehrern mittheilt, was sie brauchen. Dai Nitz No Rai (Jap. M.), die grosse Sonnengestalt, ein Gott der Luft und des Lichtes, derjenige, von welchem alles Leuchten, selbst das der Sonne und der Gestirne, ausgeht; er wird auf einer Kuh sitzend abgebildet. (Vergl. Amano Watta.) Dains-leif (Nord. M.), das Schwert des Königs Högni, Vaters der Zauberin Hildur. Das Schwert hatte von den Zwergen, die es geschmiedet, die böse Eigenschaft empfangen, dass es, einmal entblösst, Blut sehen musste, und dass die mit ihm geschlagenen Wunden unheilbar waren. Der Krieg, welcher durch den Raub der Hildur zwischen Högni und Hedin entstand, dauert durch dieses Schwertes Kraft und Hildurs Kunst bis zum Weltuntergange fort. Daira (Gr. M.), »die Wissende«, ein göttliches Wesen aus der eleusinischen Geheimlehre, von Mercur Mutter des Eleusis, wird für Eins erklärt bald mit Venus, bald mit Ceres, bald mit Juno, bald mit Proserpina. Dairi, das geistliche Oberhaupt der Japaner. Ehemals war die Kaiserwürde damit verknüpft; vor ungefähr sieben Jahrhunderten brachte eine grosse Staatsumwälzung die weltliche Herrschaft an einen Anführer der Kriegsmacht, Yori-Tomo; seit dieser Zeit ist der D. ein heiliger Gefangener, welcher in der Hauptstadt von Japan residirt, jedoch von einem Statthalter des Kaisers auf's Strengste bewacht wird. Er verlässt seinen Palast nie, wird darin geboren und stirbt darin, ohne mehr als jährlich einmal in's Freie, nämlich in seinen Garten zu kommen, welches allem Volke verkündet wird, nicht, damit dasselbe ihn sehe, sondern damit es sich verberge, um ihn nicht zu sehen. Er geniesst scheinbare Vorrechte in Menge, doch in der That nichts, was ihn für seine Einkerkerung entschädigen könnte. Zu seinem Unterhalt ist eine ganze Provinz bestimmt, doch leidet er und sein Hof oft drückenden Mangel, weil die Unterbeamten des Kaisers den grössten Theil des für ihn Bestimmten an sich ziehen, und keine seiner Klagen des Herrschers Ohr erreichen kann. Der Name D. bedeutet eigentlich den Hof des Kaisers; er selbst heisst Oo Dai Sin Oo. Sein ganzes Geschlecht ist überaus heilig und macht, obgleich es zum grössten Theile aus Bedienten des D. besteht, doch auf die höchste Achtung Anspruch. – Der D. hat zwölf Frauen, und eines seiner Kinder erbt den Thron, doch nicht das älteste, sondern dasjenige, welches die ihn umgebenden Priester wählen. Nach seiner Thronbesteigung ist er ein lebendiger Gott, und viele Götter sind seinen Befehlen unmittelbar unterworfen, ja sie alle müssen einen Monat im Jahre bei ihm bleiben, welcher daher Kame Natsuli heisst, der Monat ohne Götter, indem alsdann alle Tempel verlassen sind, weil ihre Bewohner dem D. ihre Aufwartung machen. Solche Heiligkeit kann nur

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Zitationshilfe: Dr. Vollmer’s Wörterbuch der Mythologie aller Völker. 3. Aufl. Stuttgart, 1874, S. 155. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/vollmer_mythologie_1874/225>, abgerufen am 22.12.2024.