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Dr. Vollmer’s Wörterbuch der Mythologie aller Völker. 3. Aufl. Stuttgart, 1874.

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die Zunge. Eine Art hat einen zugewachsenen Mund und keine Nase, soll durch eine einzige Oeffnung athmen, trinkt vermittelst eines Haferhalmes und zieht durch denselben auch die Körner dieses Hafers, der wild wächst, als Nahrung in sich. Einige winken, statt zu sprechen, oder machen mit den Gliedern eine Bewegung. Nach einigen Schriftstellern wohnen zwischen den Sümpfen, aus welchen der Nil entspringt, die Völker der Pygmäen: auf der Küste aber, wo wir stehen, liegen Gebirge, die so roth aussehen, als stünden sie im Brande. Die Troglodyten und das rothe Meer schliessen die ganze Strecke von Meroe ein. - Die Insel der Semberriten im Nil steht unter der Herrschaft einer Königin, und acht Tagreisen von ihr wohnen die nubischen Aethiopier; auf der Seite von Africa die Ptoembarer und Ptoemphaner. Die Letzteren haben einen Hund zu ihrem Könige, und schliessen aus seiner Bewegung auf seine Befehle. - Gegen Abend liegen die Nigröer, ihr König hat ein Auge vor der Stirn; die Agriophagen, die von Panther- und Löwen-Fleisch leben; die Pamphagen, die Alles, und die Anthropophagen, die Menschen-Fleisch essen; die Cynamolger mit Hundsköpfen; die Artabatiten, welche wie wilde vierfüssige Thiere herumlaufen; ferner die Hesperier und Perorser, welche wir an der Grenze von Mauritanien anführten. Die Schiffe, welche aus dem rothen Meere auslaufen, sollen, der Hitze wegen, über gewisse Inseln nicht fortkommen können.


Aethiopia (Gr. M.), "Göttin des feurigen Angesichts", Beiname der Diana, sofern sie als einerlei mit der Hecate oder Mondgöttin gedacht wurde.


Aethiops (Röm. M.), 1) Beiname des Jupiter, unter welchem derselbe bei den Bewohnern von Chios verehrt worden sein soll. - 2) A., eines der Sonnenpferde, dem die Alten das Reifen der Früchte zuschrieben. - 3) A., Sohn des Vulcan, von welchem die Aethiopier ihren Namen haben.


Athis (Gr. M.), ein junger Indier, den die Tochter des Ganges, Lemnate, in crystallener Grotte gebar; er wird als ausserordentlich schön, als trefflicher Speerwerfer und noch besserer Bogenschütze beschrieben, war mit Phineus zur Hochzeit des Perseus und der Andromeda gekommen, und spannte seinen nie fehlenden Bogen gegen Perseus; doch der Held nahm einen Feuerbrand von dem Opferaltar in der grossen Halle, und zerschmetterte damit das Antlitz des Jünglings. Er war des Assyriers Lycabas Liebling; dieser versuchte es, ihn zu rächen, doch sein Pfeil traf Perseus nicht, und er ward von dem Helden mit der krummen Wehr, die der Medusa Blut gekostet, durchstochen.


Aethon (Gr. M.), Vater des bekannten Königs von Phrygien, Tantalus, dessen Geschlecht jedoch häufig verändert und ganz abweichend angegeben wird. Die Odyssee belehrt uns, dass der umherirrende Held Ulysses, endlich auf Ithaca landend und vor Penelope erscheinend, ihr sagt: "sein rühmlicher Name sei A." Uebrigens führen noch verschiedene Thiere diesen Namen, wie das Leibpferd des Pallas, Sohnes von Evander, ein Pferd der Aurora, des Pluto, des Hector, der Adler, welcher Prometheus' Leber frass etc.


Athor oder Athyr (Aegypt. M.), eine Göttin, "die Urnacht", die als solche zugleich der verborgene Ursprung aller Dinge war. Sie wurde hauptsächlich zu Athribis im Delta verehrt, welche Stadt von ihr den Namen haben sollte. Auf Münzen von Athribis kommt sie vor als weibliche Figur mit einem Spiess in der Linken, einem Vogel in der Rechten. Die Aegypter erklärten ihre A. für die Aphrodite der Griechen, die Venus der Römer. Daher ist der Vogel in ihrer Hand ohne Zweifel die auch der Venus geheiligte Taube, als Symbol fruchtbarer Bebrütung.


Athos (Gr. M.), einer jener furchtbaren Giganten, welche einen Empörungskrieg gegen die Götter führten. Sie waren Söhne der Erde, erzeugt durch das Blut, welches dem von seinem Sohne Saturnus verstümmelten Uranus entfloss. Ein Berg, den er bei jenem Kriege gegen den Himmel warf, der aber, durch Jupiters Blitze zurückgeschleudert, auf seine jetzige Stelle fiel, erhielt von ihm den Namen.


Athous (Gr. M.), Beiname des Jupiter von dem berühmten Tempel, der ihm zur Erinnerung an seinen Kampf mit den Giganten auf dem Berge Athos erbaut wurde.


Aethra (Gr. M.), Tochter des Pittheus, war die Braut des Bellerophon, doch dieser musste eines unvorsätzlichen Mordes wegen flüchtig werden, und so blieb die Tochter daheim. Aegeus kam, um sich eines Orakels wegen Bathes bei Pittheus zu erholen; dieser legte dem Gastfreunde die eigene Tochter bei, und sie gebar von ihm den Theseus. Pittheus erzog diesen bis zum reifen Alter, als aber derselbe Helena entführte, und ihre Brüder, die Dioscuren, sie wieder befreiten, gerieth die Mutter des Theseus in Gefangenschaft, in welcher sie bei der Helena in allen Lagen ihres wechselvollen Lebens verweilte, bis bei der Eroberung von Troja einer ihrer Enkel sie befreite.


Aethrius (Gr. M.), Beiname des Jupiter, von seinem Wohnsitze, "dem heitern Himmel".


Aethusa (Gr. M.), Tochter Neptuns von Alcyone (Tochter des Atlas und der Pleione). Ihre Brüder waren Hyrieus, Vater des Orion, Hyperenor, Anthas und Hyperes. Von Apollo gebar sie den Eleuther.


Athvian (Pers. M.), neun Nachkommen des uralten Königs Dschemschid, deren jeder hundert Jahre regierte, also zusammen, einschliesslich des Urvaters, tausend Jahre. Der Sohn des neunten war Feridun. Die neun Herrscher gehören ganz zur Mythologie, so wie die Beschreibung ihres Reichthums an das hohe Alter der Fabel erinnert, denn sie werden besonders ihrer grossen Rinderheerden wegen gepriesen. Während ihrer Herrschaft ward Persien (Iran) durch Zohak unterdrückt und tributpflichtig erhalten.


Aethyia (Gr. M.), ein Name, unter welchem in Megara die Minerva als Erfinderin der Schifffahrt verehrt wurde. Das Wort heisst "Tancher", ein Vogel, in dessen Gestalt Minerva selbst sich verwandelt haben sollte.


Atla (Nord. M.), eine Riesenjungfrau, welche mit ihren acht Schwestern, am Rande des Meeres schlummernd, von Odin überrascht und durch ihn Mutter wurde; sie alle neun gebaren den Gott Heimdal.


Atlaibos (Slav. M.), ein Hausgott der heidnischen Polen, zu ihren Laren und Penaten gehörig.


Atlantiden (Gr. M.), s. Plejaden. Von ihrem Vater Atlas hatten sie den ersten, von Pleione, ihrer Mutter, den letzten Namen.


Atlantis, eine Insel im Ocean, westlich von den Säulen des Hercules, reich bevölkert und mit allen Seligkeiten eines goldenen Zeitalters begabt. Die mächtigen Fürsten von A. sollen die Herrschaft über Libyen und einen Theil von Europa erlangt haben, bis sie durch die Athener vertrieben wurden. Später versanken die Bewohner in Laster; ein Erdbeben, mit Ueberschwemmungen verbunden, begrub in Einem Tage und Einer Nacht die ganze Insel im Meere, daher der Ocean an jener Stelle schlammig und nicht schiffbar ist. Neuere halten die Azoren und Canarien für Ueberbleibsel jenes versunkenen Welttheils; Andere benützten die Sage zur Ausschmückung ihrer Allegorieen, unter denen "die neue Atlantis" des Baco von Verulam die merkwürdigste ist. Letzterer gab vor, er sei auf eine Insel des atlantischen Oceans verschlagen worden, und habe dort eine Gesellschaft grosser Naturforscher gefunden, welche den Verein der sechs Tagewerke oder das salomonische Haus gestiftet.


Atlantius (Gr. M.), Sohn des Mercur und der Venus, gewöhnlich Hermaphroditus genannt.


Atlas (Gr. M.), 1) Sohn des Titanen Iapetus und der Clymene (Tochter des Oceanus und der Tethys), Bruder des Prometheus und Epimetheus, theilte die Empörung der Titanen gegen die Götter, und diese legten ihm zur Strafe die ganze Last des Himmels auf. - Die Fabellehre weist ihm am Ende der Welt, d. h. am nordwestlichsten Ende von Africa, seinen Sitz an; diess war für die Alten ein unerforschtes Gebiet; über die Meerenge von Gibraltar, die Säulen des Hercules, hinaus wagten sich in dem Zeitalter, worin die griechischen Mythen entstanden sind, nur phönicische Schiffer, und diese verbreiteten die allerwunderlichsten und schrecklichsten Erzählungen über das Land, damit Niemand es wagen möge, ihnen zu folgen und ihre vortheilhaften Handelsunternehmungen zu theilen. Dort stand nun ein gewaltiger Berg, der höchste der bekannten Erde, daher sich denn sehr leicht die Idee, er stütze den Himmel, an diese Beobachtung knüpfte. Seine Kinder sind die Hyaden, die Plejaden oder Atlantiden, und viele Einzelne, wie Calypso, Hyas, Hesperus etc. Die Fabel macht

die Zunge. Eine Art hat einen zugewachsenen Mund und keine Nase, soll durch eine einzige Oeffnung athmen, trinkt vermittelst eines Haferhalmes und zieht durch denselben auch die Körner dieses Hafers, der wild wächst, als Nahrung in sich. Einige winken, statt zu sprechen, oder machen mit den Gliedern eine Bewegung. Nach einigen Schriftstellern wohnen zwischen den Sümpfen, aus welchen der Nil entspringt, die Völker der Pygmäen: auf der Küste aber, wo wir stehen, liegen Gebirge, die so roth aussehen, als stünden sie im Brande. Die Troglodyten und das rothe Meer schliessen die ganze Strecke von Meroë ein. – Die Insel der Semberriten im Nil steht unter der Herrschaft einer Königin, und acht Tagreisen von ihr wohnen die nubischen Aethiopier; auf der Seite von Africa die Ptoembarer und Ptoemphaner. Die Letzteren haben einen Hund zu ihrem Könige, und schliessen aus seiner Bewegung auf seine Befehle. – Gegen Abend liegen die Nigröer, ihr König hat ein Auge vor der Stirn; die Agriophagen, die von Panther- und Löwen-Fleisch leben; die Pamphagen, die Alles, und die Anthropophagen, die Menschen-Fleisch essen; die Cynamolger mit Hundsköpfen; die Artabatiten, welche wie wilde vierfüssige Thiere herumlaufen; ferner die Hesperier und Perorser, welche wir an der Grenze von Mauritanien anführten. Die Schiffe, welche aus dem rothen Meere auslaufen, sollen, der Hitze wegen, über gewisse Inseln nicht fortkommen können.


Aethiopia (Gr. M.), »Göttin des feurigen Angesichts«, Beiname der Diana, sofern sie als einerlei mit der Hecate oder Mondgöttin gedacht wurde.


Aethiops (Röm. M.), 1) Beiname des Jupiter, unter welchem derselbe bei den Bewohnern von Chios verehrt worden sein soll. – 2) A., eines der Sonnenpferde, dem die Alten das Reifen der Früchte zuschrieben. – 3) A., Sohn des Vulcan, von welchem die Aethiopier ihren Namen haben.


Athis (Gr. M.), ein junger Indier, den die Tochter des Ganges, Lemnate, in crystallener Grotte gebar; er wird als ausserordentlich schön, als trefflicher Speerwerfer und noch besserer Bogenschütze beschrieben, war mit Phineus zur Hochzeit des Perseus und der Andromeda gekommen, und spannte seinen nie fehlenden Bogen gegen Perseus; doch der Held nahm einen Feuerbrand von dem Opferaltar in der grossen Halle, und zerschmetterte damit das Antlitz des Jünglings. Er war des Assyriers Lycabas Liebling; dieser versuchte es, ihn zu rächen, doch sein Pfeil traf Perseus nicht, und er ward von dem Helden mit der krummen Wehr, die der Medusa Blut gekostet, durchstochen.


Aethon (Gr. M.), Vater des bekannten Königs von Phrygien, Tantalus, dessen Geschlecht jedoch häufig verändert und ganz abweichend angegeben wird. Die Odyssee belehrt uns, dass der umherirrende Held Ulysses, endlich auf Ithaca landend und vor Penelope erscheinend, ihr sagt: »sein rühmlicher Name sei A.« Uebrigens führen noch verschiedene Thiere diesen Namen, wie das Leibpferd des Pallas, Sohnes von Evander, ein Pferd der Aurora, des Pluto, des Hector, der Adler, welcher Prometheus' Leber frass etc.


Athor oder Athyr (Aegypt. M.), eine Göttin, »die Urnacht«, die als solche zugleich der verborgene Ursprung aller Dinge war. Sie wurde hauptsächlich zu Athribis im Delta verehrt, welche Stadt von ihr den Namen haben sollte. Auf Münzen von Athribis kommt sie vor als weibliche Figur mit einem Spiess in der Linken, einem Vogel in der Rechten. Die Aegypter erklärten ihre A. für die Aphrodite der Griechen, die Venus der Römer. Daher ist der Vogel in ihrer Hand ohne Zweifel die auch der Venus geheiligte Taube, als Symbol fruchtbarer Bebrütung.


Athos (Gr. M.), einer jener furchtbaren Giganten, welche einen Empörungskrieg gegen die Götter führten. Sie waren Söhne der Erde, erzeugt durch das Blut, welches dem von seinem Sohne Saturnus verstümmelten Uranus entfloss. Ein Berg, den er bei jenem Kriege gegen den Himmel warf, der aber, durch Jupiters Blitze zurückgeschleudert, auf seine jetzige Stelle fiel, erhielt von ihm den Namen.


Athous (Gr. M.), Beiname des Jupiter von dem berühmten Tempel, der ihm zur Erinnerung an seinen Kampf mit den Giganten auf dem Berge Athos erbaut wurde.


Aethra (Gr. M.), Tochter des Pittheus, war die Braut des Bellerophon, doch dieser musste eines unvorsätzlichen Mordes wegen flüchtig werden, und so blieb die Tochter daheim. Aegeus kam, um sich eines Orakels wegen Bathes bei Pittheus zu erholen; dieser legte dem Gastfreunde die eigene Tochter bei, und sie gebar von ihm den Theseus. Pittheus erzog diesen bis zum reifen Alter, als aber derselbe Helena entführte, und ihre Brüder, die Dioscuren, sie wieder befreiten, gerieth die Mutter des Theseus in Gefangenschaft, in welcher sie bei der Helena in allen Lagen ihres wechselvollen Lebens verweilte, bis bei der Eroberung von Troja einer ihrer Enkel sie befreite.


Aethrius (Gr. M.), Beiname des Jupiter, von seinem Wohnsitze, »dem heitern Himmel«.


Aethusa (Gr. M.), Tochter Neptuns von Alcyone (Tochter des Atlas und der Pleïone). Ihre Brüder waren Hyrieus, Vater des Orion, Hyperenor, Anthas und Hyperes. Von Apollo gebar sie den Eleuther.


Athvian (Pers. M.), neun Nachkommen des uralten Königs Dschemschid, deren jeder hundert Jahre regierte, also zusammen, einschliesslich des Urvaters, tausend Jahre. Der Sohn des neunten war Feridun. Die neun Herrscher gehören ganz zur Mythologie, so wie die Beschreibung ihres Reichthums an das hohe Alter der Fabel erinnert, denn sie werden besonders ihrer grossen Rinderheerden wegen gepriesen. Während ihrer Herrschaft ward Persien (Iran) durch Zohak unterdrückt und tributpflichtig erhalten.


Aethyia (Gr. M.), ein Name, unter welchem in Megara die Minerva als Erfinderin der Schifffahrt verehrt wurde. Das Wort heisst »Tancher«, ein Vogel, in dessen Gestalt Minerva selbst sich verwandelt haben sollte.


Atla (Nord. M.), eine Riesenjungfrau, welche mit ihren acht Schwestern, am Rande des Meeres schlummernd, von Odin überrascht und durch ihn Mutter wurde; sie alle neun gebaren den Gott Heimdal.


Atlaibos (Slav. M.), ein Hausgott der heidnischen Polen, zu ihren Laren und Penaten gehörig.


Atlantiden (Gr. M.), s. Plejaden. Von ihrem Vater Atlas hatten sie den ersten, von Pleïone, ihrer Mutter, den letzten Namen.


Atlantis, eine Insel im Ocean, westlich von den Säulen des Hercules, reich bevölkert und mit allen Seligkeiten eines goldenen Zeitalters begabt. Die mächtigen Fürsten von A. sollen die Herrschaft über Libyen und einen Theil von Europa erlangt haben, bis sie durch die Athener vertrieben wurden. Später versanken die Bewohner in Laster; ein Erdbeben, mit Ueberschwemmungen verbunden, begrub in Einem Tage und Einer Nacht die ganze Insel im Meere, daher der Ocean an jener Stelle schlammig und nicht schiffbar ist. Neuere halten die Azoren und Canarien für Ueberbleibsel jenes versunkenen Welttheils; Andere benützten die Sage zur Ausschmückung ihrer Allegorieen, unter denen »die neue Atlantis« des Baco von Verulam die merkwürdigste ist. Letzterer gab vor, er sei auf eine Insel des atlantischen Oceans verschlagen worden, und habe dort eine Gesellschaft grosser Naturforscher gefunden, welche den Verein der sechs Tagewerke oder das salomonische Haus gestiftet.


Atlantius (Gr. M.), Sohn des Mercur und der Venus, gewöhnlich Hermaphroditus genannt.


Atlas (Gr. M.), 1) Sohn des Titanen Iapetus und der Clymene (Tochter des Oceanus und der Tethys), Bruder des Prometheus und Epimetheus, theilte die Empörung der Titanen gegen die Götter, und diese legten ihm zur Strafe die ganze Last des Himmels auf. – Die Fabellehre weist ihm am Ende der Welt, d. h. am nordwestlichsten Ende von Africa, seinen Sitz an; diess war für die Alten ein unerforschtes Gebiet; über die Meerenge von Gibraltar, die Säulen des Hercules, hinaus wagten sich in dem Zeitalter, worin die griechischen Mythen entstanden sind, nur phönicische Schiffer, und diese verbreiteten die allerwunderlichsten und schrecklichsten Erzählungen über das Land, damit Niemand es wagen möge, ihnen zu folgen und ihre vortheilhaften Handelsunternehmungen zu theilen. Dort stand nun ein gewaltiger Berg, der höchste der bekannten Erde, daher sich denn sehr leicht die Idee, er stütze den Himmel, an diese Beobachtung knüpfte. Seine Kinder sind die Hyaden, die Plejaden oder Atlantiden, und viele Einzelne, wie Calypso, Hyas, Hesperus etc. Die Fabel macht

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Die Letzteren haben einen Hund zu ihrem Könige, und schliessen aus seiner Bewegung auf seine Befehle. – Gegen Abend liegen die Nigröer, ihr König hat ein Auge vor der Stirn; die Agriophagen, die von Panther- und Löwen-Fleisch leben; die Pamphagen, die Alles, und die Anthropophagen, die Menschen-Fleisch essen; die Cynamolger mit Hundsköpfen; die Artabatiten, welche wie wilde vierfüssige Thiere herumlaufen; ferner die Hesperier und Perorser, welche wir an der Grenze von Mauritanien anführten. Die Schiffe, welche aus dem rothen Meere auslaufen, sollen, der Hitze wegen, über gewisse Inseln nicht fortkommen können. Aethiopia (Gr. M.), »Göttin des feurigen Angesichts«, Beiname der Diana, sofern sie als einerlei mit der Hecate oder Mondgöttin gedacht wurde. Aethiops (Röm. M.), 1) Beiname des Jupiter, unter welchem derselbe bei den Bewohnern von Chios verehrt worden sein soll. – 2) A., eines der Sonnenpferde, dem die Alten das Reifen der Früchte zuschrieben. – 3) A., Sohn des Vulcan, von welchem die Aethiopier ihren Namen haben. Athis (Gr. M.), ein junger Indier, den die Tochter des Ganges, Lemnate, in crystallener Grotte gebar; er wird als ausserordentlich schön, als trefflicher Speerwerfer und noch besserer Bogenschütze beschrieben, war mit Phineus zur Hochzeit des Perseus und der Andromeda gekommen, und spannte seinen nie fehlenden Bogen gegen Perseus; doch der Held nahm einen Feuerbrand von dem Opferaltar in der grossen Halle, und zerschmetterte damit das Antlitz des Jünglings. Er war des Assyriers Lycabas Liebling; dieser versuchte es, ihn zu rächen, doch sein Pfeil traf Perseus nicht, und er ward von dem Helden mit der krummen Wehr, die der Medusa Blut gekostet, durchstochen. Aethon (Gr. M.), Vater des bekannten Königs von Phrygien, Tantalus, dessen Geschlecht jedoch häufig verändert und ganz abweichend angegeben wird. Die Odyssee belehrt uns, dass der umherirrende Held Ulysses, endlich auf Ithaca landend und vor Penelope erscheinend, ihr sagt: »sein rühmlicher Name sei A.« Uebrigens führen noch verschiedene Thiere diesen Namen, wie das Leibpferd des Pallas, Sohnes von Evander, ein Pferd der Aurora, des Pluto, des Hector, der Adler, welcher Prometheus' Leber frass etc. Athor oder Athyr (Aegypt. M.), eine Göttin, »die Urnacht«, die als solche zugleich der verborgene Ursprung aller Dinge war. Sie wurde hauptsächlich zu Athribis im Delta verehrt, welche Stadt von ihr den Namen haben sollte. Auf Münzen von Athribis kommt sie vor als weibliche Figur mit einem Spiess in der Linken, einem Vogel in der Rechten. Die Aegypter erklärten ihre A. für die Aphrodite der Griechen, die Venus der Römer. Daher ist der Vogel in ihrer Hand ohne Zweifel die auch der Venus geheiligte Taube, als Symbol fruchtbarer Bebrütung. Athos (Gr. M.), einer jener furchtbaren Giganten, welche einen Empörungskrieg gegen die Götter führten. Sie waren Söhne der Erde, erzeugt durch das Blut, welches dem von seinem Sohne Saturnus verstümmelten Uranus entfloss. Ein Berg, den er bei jenem Kriege gegen den Himmel warf, der aber, durch Jupiters Blitze zurückgeschleudert, auf seine jetzige Stelle fiel, erhielt von ihm den Namen. Athous (Gr. M.), Beiname des Jupiter von dem berühmten Tempel, der ihm zur Erinnerung an seinen Kampf mit den Giganten auf dem Berge Athos erbaut wurde. Aethra (Gr. M.), Tochter des Pittheus, war die Braut des Bellerophon, doch dieser musste eines unvorsätzlichen Mordes wegen flüchtig werden, und so blieb die Tochter daheim. Aegeus kam, um sich eines Orakels wegen Bathes bei Pittheus zu erholen; dieser legte dem Gastfreunde die eigene Tochter bei, und sie gebar von ihm den Theseus. Pittheus erzog diesen bis zum reifen Alter, als aber derselbe Helena entführte, und ihre Brüder, die Dioscuren, sie wieder befreiten, gerieth die Mutter des Theseus in Gefangenschaft, in welcher sie bei der Helena in allen Lagen ihres wechselvollen Lebens verweilte, bis bei der Eroberung von Troja einer ihrer Enkel sie befreite. Aethrius (Gr. M.), Beiname des Jupiter, von seinem Wohnsitze, »dem heitern Himmel«. Aethusa (Gr. M.), Tochter Neptuns von Alcyone (Tochter des Atlas und der Pleïone). Ihre Brüder waren Hyrieus, Vater des Orion, Hyperenor, Anthas und Hyperes. Von Apollo gebar sie den Eleuther. Athvian (Pers. M.), neun Nachkommen des uralten Königs Dschemschid, deren jeder hundert Jahre regierte, also zusammen, einschliesslich des Urvaters, tausend Jahre. Der Sohn des neunten war Feridun. Die neun Herrscher gehören ganz zur Mythologie, so wie die Beschreibung ihres Reichthums an das hohe Alter der Fabel erinnert, denn sie werden besonders ihrer grossen Rinderheerden wegen gepriesen. Während ihrer Herrschaft ward Persien (Iran) durch Zohak unterdrückt und tributpflichtig erhalten. Aethyia (Gr. M.), ein Name, unter welchem in Megara die Minerva als Erfinderin der Schifffahrt verehrt wurde. Das Wort heisst »Tancher«, ein Vogel, in dessen Gestalt Minerva selbst sich verwandelt haben sollte. Atla (Nord. M.), eine Riesenjungfrau, welche mit ihren acht Schwestern, am Rande des Meeres schlummernd, von Odin überrascht und durch ihn Mutter wurde; sie alle neun gebaren den Gott Heimdal. Atlaibos (Slav. M.), ein Hausgott der heidnischen Polen, zu ihren Laren und Penaten gehörig. Atlantiden (Gr. M.), s. Plejaden. Von ihrem Vater Atlas hatten sie den ersten, von Pleïone, ihrer Mutter, den letzten Namen. Atlantis, eine Insel im Ocean, westlich von den Säulen des Hercules, reich bevölkert und mit allen Seligkeiten eines goldenen Zeitalters begabt. Die mächtigen Fürsten von A. sollen die Herrschaft über Libyen und einen Theil von Europa erlangt haben, bis sie durch die Athener vertrieben wurden. Später versanken die Bewohner in Laster; ein Erdbeben, mit Ueberschwemmungen verbunden, begrub in Einem Tage und Einer Nacht die ganze Insel im Meere, daher der Ocean an jener Stelle schlammig und nicht schiffbar ist. Neuere halten die Azoren und Canarien für Ueberbleibsel jenes versunkenen Welttheils; Andere benützten die Sage zur Ausschmückung ihrer Allegorieen, unter denen »die neue Atlantis« des Baco von Verulam die merkwürdigste ist. Letzterer gab vor, er sei auf eine Insel des atlantischen Oceans verschlagen worden, und habe dort eine Gesellschaft grosser Naturforscher gefunden, welche den Verein der sechs Tagewerke oder das salomonische Haus gestiftet. Atlantius (Gr. M.), Sohn des Mercur und der Venus, gewöhnlich Hermaphroditus genannt. Atlas (Gr. M.), 1) Sohn des Titanen Iapetus und der Clymene (Tochter des Oceanus und der Tethys), Bruder des Prometheus und Epimetheus, theilte die Empörung der Titanen gegen die Götter, und diese legten ihm zur Strafe die ganze Last des Himmels auf. – Die Fabellehre weist ihm am Ende der Welt, d. h. am nordwestlichsten Ende von Africa, seinen Sitz an; diess war für die Alten ein unerforschtes Gebiet; über die Meerenge von Gibraltar, die Säulen des Hercules, hinaus wagten sich in dem Zeitalter, worin die griechischen Mythen entstanden sind, nur phönicische Schiffer, und diese verbreiteten die allerwunderlichsten und schrecklichsten Erzählungen über das Land, damit Niemand es wagen möge, ihnen zu folgen und ihre vortheilhaften Handelsunternehmungen zu theilen. Dort stand nun ein gewaltiger Berg, der höchste der bekannten Erde, daher sich denn sehr leicht die Idee, er stütze den Himmel, an diese Beobachtung knüpfte. Seine Kinder sind die Hyaden, die Plejaden oder Atlantiden, und viele Einzelne, wie Calypso, Hyas, Hesperus etc. Die Fabel macht

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Zitationshilfe: Dr. Vollmer’s Wörterbuch der Mythologie aller Völker. 3. Aufl. Stuttgart, 1874, S. 80. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/vollmer_mythologie_1874/150>, abgerufen am 22.11.2024.