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Dr. Vollmer’s Wörterbuch der Mythologie aller Völker. 3. Aufl. Stuttgart, 1874.

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führte ein anderes Mal die Trojaner wiederholt zum Kampfe um den Leichnam des Patroclus, tödtete den Leocritus, suchte die Rosse des Achilles zu fangen, und wagte sich zuletzt sogar an diesen Halbgott selbst, obwohl erst durch Apollo dazu ermuntert. Als jedoch Achilles zum Schwerte griff, da umgab Neptun ihn mit einer dichten Wolke und entführte ihn hinter die Reihen des trojanischen Heeres - A. war nach Hector der tapferste Streiter unter den Trojanern. Er suchte bei Eroberung der Stadt die Feinde noch zurückzutreiben, und als er diess unmöglich fand, zog er sich auf die Burg zurück und vertheidigte dieselbe so lange, bis er sah, dass ein bedeutender Theil der Bürger sich durch ein geheimes Thor auf das Idagebirge gerettet hatte; nun erst nahm er seinen kranken und völlig wehrlosen Vater auf die Schultern und floh aus der brennenden Stadt, zu der er dann noch einmal mit der augenscheinlichsten Lebensgefahr zurüchkehrte, um seine im Gedränge verlorene Gattin Creusa zu suchen. - Nach Virgil baute A. mit den Trojanern im ersten Jahre zwanzig Schiffe, segelte im zweiten Jahre aus dem Hafen Antandrus ab und suchte in Thracien eine Stadt zu gründen; allein die Götter wiesen ihn von dort hinweg, und er segelte im Frühjahr des dritten Jahres nach der Insel Delos, wo er, von dem Gastfreunde seines Vaters, Anius, freundlich aufgenommen, das Orakel über seine fernere Reise um Rath fragte. Die Antwort desselben missverstehend, ging er nach Creta, woselbst er eine Stadt, Pergamea, zu bauen anfing, bis ihn die Pest vertrieb. Nach einem fürchterlichen Sturme landete er bei den Strophaden, und endlich, im fünften Jahre seiner Reisen, bei dem Vorgebirge Actium, woselbst er dem Apollo zu Ehren Kampfspiele hielt, und den Winter über blieb, um im sechsten Jahre nach Buthrotum zu gehen, woselbst er Andromache (s. d.) wiederfand. Er setzte dann seine Reise nach Italien fort und landete bei Drepanum in Sicilien, wo Anchises stirbt. Im darauf folgenden Jahre wollte A. endlich das ihm zum Königreich verheissene Italien zu erreichen suchen, allein ihn trieb ein gewaltiger Sturm nach der Küste von Africa, nach Carthago. Dido, Königin von Carthago, nahm den fremden Helden huldvoll auf, und in beider Herzen entbrannte heisse Liebe. Unser Bild zeigt nach einem alten Gemälde, wie sie sich des Mahles freuen. Auf einer Jagdpartie überfiel sie ein Unwetter, sie suchten in einer Höhle Schutz, und Venus vereinigte hier die Liebenden, doch nur zu ihrem Unglück, denn Jupiter sandte Mercur an den in Carthago gerne säumenden Helden, und befahl ihm, seine Abreise zu beschleunigen. A. schied mit schwerem Herzen von der ihm unendlich theuer gewordenen Dido, und diese wollte seine Flucht nicht überleben: sie liess sich einen Scheiterhaufen errichten und erstach sich auf demselben mit dem Schwerte des Aeneas. Dieser ward abermals von Stürmen verfolgt, und musste auf Sicilien landen, wo ihn Acestes (s. d.) gastfreundlich aufnahm, und wo er zum Andenken seines Vaters Leichenspiele hielt. Die Weiber waren der langen Reise überdrüssig und steckten die Flotte in Brand, wobei vier Schiffe verloren gingen. A. sollte dadurch gezwungen werden, in Sicilien zu bleiben, doch liess er nur einen Theil seiner Trojaner hier, nachdem er für sie die Stadt Aceste (Segesta) gebaut; darauf ging er mit den übrigen nach Italien und landete bei Cumä, wo er mit der Sibylle durch den Schlund des Avernus zur Unterwelt hinabstieg. Er war jetzt dem Ziel seiner Reise nahe, und landete endlich in der Mündung der Tiber, woselbst sogleich eines der Orakel in Erfüllung ging, nach welchem er die Stelle erkennen sollte, die ihm vom Schicksal als sein künftiger Wohnsitz ausersehen sei. Eine Gesandtschaft an den König des Landes, Latinus, wird von diesem freundlich aufgenommen, und dem A. die Hand der Lavinia, der Tochter des Latinus, zugesagt. Allein Juno reizte durch die Furie Alecto des Königs Gemahlin Amata (s. d.) und den König der Rutuler in Ardea, Turnus, zum Widerstand auf. Beide Theile suchen sich Bundesgenossen und der Krieg entbrennt. In offenem Felde bleibt das Kriegsglück unentschieden, aber im Zweikampfe fällt Turnus durch A.' Hand. So weit Virgil. Nach weiteren Sagen vermählte sich A. mit Lavinia, baute eine Stadt, die er nach ihrem Namen Lavinium nannte, und vereinigte seine Trojaner und die Einwohner des Landes, die Aboriginer, zu einem Volke, das er Latiner nannte, und bis an seinen Tod glücklich beherrschte, nach welchem er vergöttert wurde. Seinen Sohn Ascanius, durch den er der Sage nach Ahnherr des Romulus, und somit Gründer des römischen Volkes, auch insbesondere der Familie des Julius Cäsar wurde (da Ascanius auch Julus hiess), hatte ihm nach Virgil seine erste Gattin Creusa, nach Andern die zweite, Lavinia, geboren.


Anebis (Phön. M.), Sohn des Königs Babius von Babylon, Enkel des Belus, lebte über 2000 Jahre v. Chr. und zwei Generationen vor dem Eroberer Ninus, welcher seinen Enkel Arbelus bekriegte und ihm das Reich abnahm, das er mit dem seinen zu dem assyrischen vereinigte.


Anemotis (Gr. M.), "die Beherrscherin der Winde". Unter diesem Beinamen baute Diomedes der Minerva einen Tempel zu Mothone in Messenien, weil furchtbare Stürme, welche lange Zeit das Land verwüsteten, durch seine Beschützerin Minerva beschwichtigt worden waren.


Anesidora (Gr. M.), Beiname der Ceres: "die Geschenke herauf Sendende" (nämlich aus dem Schoos der Erde).


Aenesius (Gr. M.), Beiname des Jupiter, von dem Berge Aenos in Cephalonia, woselbst ein prächtiger Tempel dieses Gottes stand.


Aenetus (Gr. M.), Sohn des Deion oder Deioneus, Königs in Phocis, und der Diomede, Tochter des Xuthus.


Angamarayen (Ind. M.), ein Herrscher, direct von Brama abstammend, Sohn des Puscheparana. Seiner Abstammung wegen gehört er in das erste Weltalter. Da er keine Kinder besass, die Götter also ihre Gegenwart zu dem grossen Opferfeste Jagam verweigerten, stellte er ein anderes an, worauf ihm von seiner Gattin Sunandi Wonan geboren ward und er nun das Opfer Jagam unter Beistand der Götter vollziehen konnte.


Angarassen. Nach der ind. Götterlehre schuf Menu Sayamo Huwa, ein Enkel Brama's, von dem Wunsche beseelt, Menschen hervorzubringen, zehn Rischi's oder Herren erschaffener Wesen, deren einer A. war. Des Letzteren Gattin gebar ihm vier Töchter und einen Sohn, welcher der Ahnherr der Kriegerkaste, der Kschatrias, ist.


Angarayen (Ind. M.), ein Fürst, von den Mondskindern abstammend. Seine Söhne Kalengan, Pandiren, Ankren und Wangaraschen beherrschten grosse Reiche, welche ihren Namen trugen.


Angas (Ind. M.), heilige Bücher, den Schastras zugehörig. Es sind deren sechs über die Aussprache der Vocale, über die religiösen Gebräuche, über Grammatik, über Zaubersprüche, über Sternkunde und eine Erklärung schwerer Ausdrücke der Veda's.


Angat, der Teufel der Bewohner von Madagaskar. Wenn sie Gott opfern, wird diesem bösen Geiste etwas von dem Opfer aufbewahrt.


Angekok, unter den Grönländern und Eskimo's die Aerzte, Zauberer und Geisterbeschwörer; Priester kann man sie nicht nennen, denn von einem eigentlichen Gottesdienst ist unter diesen Völkern nicht die Rede. Die A.s geben vor, mit den Geistern in einem Verständniss zu leben, und wissen durch mancherlei Ceremonien und Gebräuche dieses Vorgeben zu unterstützen, so dass man grosse Furcht vor ihnen hat und sie bei allen wichtigen Sachen zu Rathe zieht, auch sie nie ohne Geschenke entlässt. Um ein A. zu werden, bedarf es vieler Mühe und Umstände. Derjenige, welcher es werden will, muss den grossen Geist bitten, ihm einen Torngak, d. h. einen Genius (Spiritus familiaris) zu senden, und hierzu bereitet er sich vor, indem er ferne von allen menschlichen Wohnungen sich in eine öde Gegend begibt, wo er, ohne Schlaf und Nahrung, oft Wochen hindurch die Ankunft des Torngaks erwartet. - Einen der erschienenen Geister wählt der A. zu seinem steten Begleiter, und nunmehr hat er alle Weisheit, deren er bedarf; er kann Kranke heilen oder ihren Tod vorhersagen, Wetter machen, guten Fischfang geben, in den Himmel steigen und in die Unterwelt hinabfahren. Bei solchen Gelegenheiten zeigen die A.s gewöhnlich alle ihre Künste. Während der tiefsten Nacht, mitten im Winter, wenn nach ihrer Aussage die Geister alle in ihren Wohnungen sind und der Regenbogen, der niedrigste Himmel, ganz nahe an der Erde ist, versammeln sich die Angehörigen um denjenigen, für welchen eine Beschwörung angestellt wird; alle Lampen werden, bis auf eine, verlöscht, bei deren Schimmer sich der A.s nach vielem Trommeln, Schreien und Singen, von seinem Schüler den Kopf zwischen die Beine, die Hände

führte ein anderes Mal die Trojaner wiederholt zum Kampfe um den Leichnam des Patroclus, tödtete den Leocritus, suchte die Rosse des Achilles zu fangen, und wagte sich zuletzt sogar an diesen Halbgott selbst, obwohl erst durch Apollo dazu ermuntert. Als jedoch Achilles zum Schwerte griff, da umgab Neptun ihn mit einer dichten Wolke und entführte ihn hinter die Reihen des trojanischen Heeres – A. war nach Hector der tapferste Streiter unter den Trojanern. Er suchte bei Eroberung der Stadt die Feinde noch zurückzutreiben, und als er diess unmöglich fand, zog er sich auf die Burg zurück und vertheidigte dieselbe so lange, bis er sah, dass ein bedeutender Theil der Bürger sich durch ein geheimes Thor auf das Idagebirge gerettet hatte; nun erst nahm er seinen kranken und völlig wehrlosen Vater auf die Schultern und floh aus der brennenden Stadt, zu der er dann noch einmal mit der augenscheinlichsten Lebensgefahr zurüchkehrte, um seine im Gedränge verlorene Gattin Crëusa zu suchen. – Nach Virgil baute A. mit den Trojanern im ersten Jahre zwanzig Schiffe, segelte im zweiten Jahre aus dem Hafen Antandrus ab und suchte in Thracien eine Stadt zu gründen; allein die Götter wiesen ihn von dort hinweg, und er segelte im Frühjahr des dritten Jahres nach der Insel Delos, wo er, von dem Gastfreunde seines Vaters, Anius, freundlich aufgenommen, das Orakel über seine fernere Reise um Rath fragte. Die Antwort desselben missverstehend, ging er nach Creta, woselbst er eine Stadt, Pergamea, zu bauen anfing, bis ihn die Pest vertrieb. Nach einem fürchterlichen Sturme landete er bei den Strophaden, und endlich, im fünften Jahre seiner Reisen, bei dem Vorgebirge Actium, woselbst er dem Apollo zu Ehren Kampfspiele hielt, und den Winter über blieb, um im sechsten Jahre nach Buthrotum zu gehen, woselbst er Andromache (s. d.) wiederfand. Er setzte dann seine Reise nach Italien fort und landete bei Drepanum in Sicilien, wo Anchises stirbt. Im darauf folgenden Jahre wollte A. endlich das ihm zum Königreich verheissene Italien zu erreichen suchen, allein ihn trieb ein gewaltiger Sturm nach der Küste von Africa, nach Carthago. Dido, Königin von Carthago, nahm den fremden Helden huldvoll auf, und in beider Herzen entbrannte heisse Liebe. Unser Bild zeigt nach einem alten Gemälde, wie sie sich des Mahles freuen. Auf einer Jagdpartie überfiel sie ein Unwetter, sie suchten in einer Höhle Schutz, und Venus vereinigte hier die Liebenden, doch nur zu ihrem Unglück, denn Jupiter sandte Mercur an den in Carthago gerne säumenden Helden, und befahl ihm, seine Abreise zu beschleunigen. A. schied mit schwerem Herzen von der ihm unendlich theuer gewordenen Dido, und diese wollte seine Flucht nicht überleben: sie liess sich einen Scheiterhaufen errichten und erstach sich auf demselben mit dem Schwerte des Aeneas. Dieser ward abermals von Stürmen verfolgt, und musste auf Sicilien landen, wo ihn Acestes (s. d.) gastfreundlich aufnahm, und wo er zum Andenken seines Vaters Leichenspiele hielt. Die Weiber waren der langen Reise überdrüssig und steckten die Flotte in Brand, wobei vier Schiffe verloren gingen. A. sollte dadurch gezwungen werden, in Sicilien zu bleiben, doch liess er nur einen Theil seiner Trojaner hier, nachdem er für sie die Stadt Aceste (Segesta) gebaut; darauf ging er mit den übrigen nach Italien und landete bei Cumä, wo er mit der Sibylle durch den Schlund des Avernus zur Unterwelt hinabstieg. Er war jetzt dem Ziel seiner Reise nahe, und landete endlich in der Mündung der Tiber, woselbst sogleich eines der Orakel in Erfüllung ging, nach welchem er die Stelle erkennen sollte, die ihm vom Schicksal als sein künftiger Wohnsitz ausersehen sei. Eine Gesandtschaft an den König des Landes, Latinus, wird von diesem freundlich aufgenommen, und dem A. die Hand der Lavinia, der Tochter des Latinus, zugesagt. Allein Juno reizte durch die Furie Alecto des Königs Gemahlin Amata (s. d.) und den König der Rutuler in Ardea, Turnus, zum Widerstand auf. Beide Theile suchen sich Bundesgenossen und der Krieg entbrennt. In offenem Felde bleibt das Kriegsglück unentschieden, aber im Zweikampfe fällt Turnus durch A.' Hand. So weit Virgil. Nach weiteren Sagen vermählte sich A. mit Lavinia, baute eine Stadt, die er nach ihrem Namen Lavinium nannte, und vereinigte seine Trojaner und die Einwohner des Landes, die Aboriginer, zu einem Volke, das er Latiner nannte, und bis an seinen Tod glücklich beherrschte, nach welchem er vergöttert wurde. Seinen Sohn Ascanius, durch den er der Sage nach Ahnherr des Romulus, und somit Gründer des römischen Volkes, auch insbesondere der Familie des Julius Cäsar wurde (da Ascanius auch Julus hiess), hatte ihm nach Virgil seine erste Gattin Crëusa, nach Andern die zweite, Lavinia, geboren.


Anebis (Phön. M.), Sohn des Königs Babius von Babylon, Enkel des Belus, lebte über 2000 Jahre v. Chr. und zwei Generationen vor dem Eroberer Ninus, welcher seinen Enkel Arbelus bekriegte und ihm das Reich abnahm, das er mit dem seinen zu dem assyrischen vereinigte.


Anemotis (Gr. M.), »die Beherrscherin der Winde«. Unter diesem Beinamen baute Diomedes der Minerva einen Tempel zu Mothone in Messenien, weil furchtbare Stürme, welche lange Zeit das Land verwüsteten, durch seine Beschützerin Minerva beschwichtigt worden waren.


Anesidora (Gr. M.), Beiname der Ceres: »die Geschenke herauf Sendende« (nämlich aus dem Schoos der Erde).


Aenesius (Gr. M.), Beiname des Jupiter, von dem Berge Aenos in Cephalonia, woselbst ein prächtiger Tempel dieses Gottes stand.


Aenetus (Gr. M.), Sohn des Deïon oder Deïoneus, Königs in Phocis, und der Diomede, Tochter des Xuthus.


Angamarayen (Ind. M.), ein Herrscher, direct von Brama abstammend, Sohn des Puscheparana. Seiner Abstammung wegen gehört er in das erste Weltalter. Da er keine Kinder besass, die Götter also ihre Gegenwart zu dem grossen Opferfeste Jagam verweigerten, stellte er ein anderes an, worauf ihm von seiner Gattin Sunandi Wonan geboren ward und er nun das Opfer Jagam unter Beistand der Götter vollziehen konnte.


Angarassen. Nach der ind. Götterlehre schuf Menu Sayamo Huwa, ein Enkel Brama's, von dem Wunsche beseelt, Menschen hervorzubringen, zehn Rischi's oder Herren erschaffener Wesen, deren einer A. war. Des Letzteren Gattin gebar ihm vier Töchter und einen Sohn, welcher der Ahnherr der Kriegerkaste, der Kschatrias, ist.


Angarayen (Ind. M.), ein Fürst, von den Mondskindern abstammend. Seine Söhne Kalengan, Pandiren, Ankren und Wangaraschen beherrschten grosse Reiche, welche ihren Namen trugen.


Angas (Ind. M.), heilige Bücher, den Schastras zugehörig. Es sind deren sechs über die Aussprache der Vocale, über die religiösen Gebräuche, über Grammatik, über Zaubersprüche, über Sternkunde und eine Erklärung schwerer Ausdrücke der Veda's.


Angat, der Teufel der Bewohner von Madagaskar. Wenn sie Gott opfern, wird diesem bösen Geiste etwas von dem Opfer aufbewahrt.


Angekok, unter den Grönländern und Eskimo's die Aerzte, Zauberer und Geisterbeschwörer; Priester kann man sie nicht nennen, denn von einem eigentlichen Gottesdienst ist unter diesen Völkern nicht die Rede. Die A.s geben vor, mit den Geistern in einem Verständniss zu leben, und wissen durch mancherlei Ceremonien und Gebräuche dieses Vorgeben zu unterstützen, so dass man grosse Furcht vor ihnen hat und sie bei allen wichtigen Sachen zu Rathe zieht, auch sie nie ohne Geschenke entlässt. Um ein A. zu werden, bedarf es vieler Mühe und Umstände. Derjenige, welcher es werden will, muss den grossen Geist bitten, ihm einen Torngak, d. h. einen Genius (Spiritus familiaris) zu senden, und hierzu bereitet er sich vor, indem er ferne von allen menschlichen Wohnungen sich in eine öde Gegend begibt, wo er, ohne Schlaf und Nahrung, oft Wochen hindurch die Ankunft des Torngaks erwartet. – Einen der erschienenen Geister wählt der A. zu seinem steten Begleiter, und nunmehr hat er alle Weisheit, deren er bedarf; er kann Kranke heilen oder ihren Tod vorhersagen, Wetter machen, guten Fischfang geben, in den Himmel steigen und in die Unterwelt hinabfahren. Bei solchen Gelegenheiten zeigen die A.s gewöhnlich alle ihre Künste. Während der tiefsten Nacht, mitten im Winter, wenn nach ihrer Aussage die Geister alle in ihren Wohnungen sind und der Regenbogen, der niedrigste Himmel, ganz nahe an der Erde ist, versammeln sich die Angehörigen um denjenigen, für welchen eine Beschwörung angestellt wird; alle Lampen werden, bis auf eine, verlöscht, bei deren Schimmer sich der A.s nach vielem Trommeln, Schreien und Singen, von seinem Schüler den Kopf zwischen die Beine, die Hände

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[47/0117] führte ein anderes Mal die Trojaner wiederholt zum Kampfe um den Leichnam des Patroclus, tödtete den Leocritus, suchte die Rosse des Achilles zu fangen, und wagte sich zuletzt sogar an diesen Halbgott selbst, obwohl erst durch Apollo dazu ermuntert. Als jedoch Achilles zum Schwerte griff, da umgab Neptun ihn mit einer dichten Wolke und entführte ihn hinter die Reihen des trojanischen Heeres – A. war nach Hector der tapferste Streiter unter den Trojanern. Er suchte bei Eroberung der Stadt die Feinde noch zurückzutreiben, und als er diess unmöglich fand, zog er sich auf die Burg zurück und vertheidigte dieselbe so lange, bis er sah, dass ein bedeutender Theil der Bürger sich durch ein geheimes Thor auf das Idagebirge gerettet hatte; nun erst nahm er seinen kranken und völlig wehrlosen Vater auf die Schultern und floh aus der brennenden Stadt, zu der er dann noch einmal mit der augenscheinlichsten Lebensgefahr zurüchkehrte, um seine im Gedränge verlorene Gattin Crëusa zu suchen. – Nach Virgil baute A. mit den Trojanern im ersten Jahre zwanzig Schiffe, segelte im zweiten Jahre aus dem Hafen Antandrus ab und suchte in Thracien eine Stadt zu gründen; allein die Götter wiesen ihn von dort hinweg, und er segelte im Frühjahr des dritten Jahres nach der Insel Delos, wo er, von dem Gastfreunde seines Vaters, Anius, freundlich aufgenommen, das Orakel über seine fernere Reise um Rath fragte. Die Antwort desselben missverstehend, ging er nach Creta, woselbst er eine Stadt, Pergamea, zu bauen anfing, bis ihn die Pest vertrieb. Nach einem fürchterlichen Sturme landete er bei den Strophaden, und endlich, im fünften Jahre seiner Reisen, bei dem Vorgebirge Actium, woselbst er dem Apollo zu Ehren Kampfspiele hielt, und den Winter über blieb, um im sechsten Jahre nach Buthrotum zu gehen, woselbst er Andromache (s. d.) wiederfand. Er setzte dann seine Reise nach Italien fort und landete bei Drepanum in Sicilien, wo Anchises stirbt. Im darauf folgenden Jahre wollte A. endlich das ihm zum Königreich verheissene Italien zu erreichen suchen, allein ihn trieb ein gewaltiger Sturm nach der Küste von Africa, nach Carthago. Dido, Königin von Carthago, nahm den fremden Helden huldvoll auf, und in beider Herzen entbrannte heisse Liebe. Unser Bild zeigt nach einem alten Gemälde, wie sie sich des Mahles freuen. Auf einer Jagdpartie überfiel sie ein Unwetter, sie suchten in einer Höhle Schutz, und Venus vereinigte hier die Liebenden, doch nur zu ihrem Unglück, denn Jupiter sandte Mercur an den in Carthago gerne säumenden Helden, und befahl ihm, seine Abreise zu beschleunigen. A. schied mit schwerem Herzen von der ihm unendlich theuer gewordenen Dido, und diese wollte seine Flucht nicht überleben: sie liess sich einen Scheiterhaufen errichten und erstach sich auf demselben mit dem Schwerte des Aeneas. Dieser ward abermals von Stürmen verfolgt, und musste auf Sicilien landen, wo ihn Acestes (s. d.) gastfreundlich aufnahm, und wo er zum Andenken seines Vaters Leichenspiele hielt. Die Weiber waren der langen Reise überdrüssig und steckten die Flotte in Brand, wobei vier Schiffe verloren gingen. A. sollte dadurch gezwungen werden, in Sicilien zu bleiben, doch liess er nur einen Theil seiner Trojaner hier, nachdem er für sie die Stadt Aceste (Segesta) gebaut; darauf ging er mit den übrigen nach Italien und landete bei Cumä, wo er mit der Sibylle durch den Schlund des Avernus zur Unterwelt hinabstieg. Er war jetzt dem Ziel seiner Reise nahe, und landete endlich in der Mündung der Tiber, woselbst sogleich eines der Orakel in Erfüllung ging, nach welchem er die Stelle erkennen sollte, die ihm vom Schicksal als sein künftiger Wohnsitz ausersehen sei. Eine Gesandtschaft an den König des Landes, Latinus, wird von diesem freundlich aufgenommen, und dem A. die Hand der Lavinia, der Tochter des Latinus, zugesagt. Allein Juno reizte durch die Furie Alecto des Königs Gemahlin Amata (s. d.) und den König der Rutuler in Ardea, Turnus, zum Widerstand auf. Beide Theile suchen sich Bundesgenossen und der Krieg entbrennt. In offenem Felde bleibt das Kriegsglück unentschieden, aber im Zweikampfe fällt Turnus durch A.' Hand. So weit Virgil. Nach weiteren Sagen vermählte sich A. mit Lavinia, baute eine Stadt, die er nach ihrem Namen Lavinium nannte, und vereinigte seine Trojaner und die Einwohner des Landes, die Aboriginer, zu einem Volke, das er Latiner nannte, und bis an seinen Tod glücklich beherrschte, nach welchem er vergöttert wurde. Seinen Sohn Ascanius, durch den er der Sage nach Ahnherr des Romulus, und somit Gründer des römischen Volkes, auch insbesondere der Familie des Julius Cäsar wurde (da Ascanius auch Julus hiess), hatte ihm nach Virgil seine erste Gattin Crëusa, nach Andern die zweite, Lavinia, geboren. Anebis (Phön. M.), Sohn des Königs Babius von Babylon, Enkel des Belus, lebte über 2000 Jahre v. Chr. und zwei Generationen vor dem Eroberer Ninus, welcher seinen Enkel Arbelus bekriegte und ihm das Reich abnahm, das er mit dem seinen zu dem assyrischen vereinigte. Anemotis (Gr. M.), »die Beherrscherin der Winde«. Unter diesem Beinamen baute Diomedes der Minerva einen Tempel zu Mothone in Messenien, weil furchtbare Stürme, welche lange Zeit das Land verwüsteten, durch seine Beschützerin Minerva beschwichtigt worden waren. Anesidora (Gr. M.), Beiname der Ceres: »die Geschenke herauf Sendende« (nämlich aus dem Schoos der Erde). Aenesius (Gr. M.), Beiname des Jupiter, von dem Berge Aenos in Cephalonia, woselbst ein prächtiger Tempel dieses Gottes stand. Aenetus (Gr. M.), Sohn des Deïon oder Deïoneus, Königs in Phocis, und der Diomede, Tochter des Xuthus. Angamarayen (Ind. M.), ein Herrscher, direct von Brama abstammend, Sohn des Puscheparana. Seiner Abstammung wegen gehört er in das erste Weltalter. Da er keine Kinder besass, die Götter also ihre Gegenwart zu dem grossen Opferfeste Jagam verweigerten, stellte er ein anderes an, worauf ihm von seiner Gattin Sunandi Wonan geboren ward und er nun das Opfer Jagam unter Beistand der Götter vollziehen konnte. Angarassen. Nach der ind. Götterlehre schuf Menu Sayamo Huwa, ein Enkel Brama's, von dem Wunsche beseelt, Menschen hervorzubringen, zehn Rischi's oder Herren erschaffener Wesen, deren einer A. war. Des Letzteren Gattin gebar ihm vier Töchter und einen Sohn, welcher der Ahnherr der Kriegerkaste, der Kschatrias, ist. Angarayen (Ind. M.), ein Fürst, von den Mondskindern abstammend. Seine Söhne Kalengan, Pandiren, Ankren und Wangaraschen beherrschten grosse Reiche, welche ihren Namen trugen. Angas (Ind. M.), heilige Bücher, den Schastras zugehörig. Es sind deren sechs über die Aussprache der Vocale, über die religiösen Gebräuche, über Grammatik, über Zaubersprüche, über Sternkunde und eine Erklärung schwerer Ausdrücke der Veda's. Angat, der Teufel der Bewohner von Madagaskar. Wenn sie Gott opfern, wird diesem bösen Geiste etwas von dem Opfer aufbewahrt. Angekok, unter den Grönländern und Eskimo's die Aerzte, Zauberer und Geisterbeschwörer; Priester kann man sie nicht nennen, denn von einem eigentlichen Gottesdienst ist unter diesen Völkern nicht die Rede. Die A.s geben vor, mit den Geistern in einem Verständniss zu leben, und wissen durch mancherlei Ceremonien und Gebräuche dieses Vorgeben zu unterstützen, so dass man grosse Furcht vor ihnen hat und sie bei allen wichtigen Sachen zu Rathe zieht, auch sie nie ohne Geschenke entlässt. Um ein A. zu werden, bedarf es vieler Mühe und Umstände. Derjenige, welcher es werden will, muss den grossen Geist bitten, ihm einen Torngak, d. h. einen Genius (Spiritus familiaris) zu senden, und hierzu bereitet er sich vor, indem er ferne von allen menschlichen Wohnungen sich in eine öde Gegend begibt, wo er, ohne Schlaf und Nahrung, oft Wochen hindurch die Ankunft des Torngaks erwartet. – Einen der erschienenen Geister wählt der A. zu seinem steten Begleiter, und nunmehr hat er alle Weisheit, deren er bedarf; er kann Kranke heilen oder ihren Tod vorhersagen, Wetter machen, guten Fischfang geben, in den Himmel steigen und in die Unterwelt hinabfahren. Bei solchen Gelegenheiten zeigen die A.s gewöhnlich alle ihre Künste. Während der tiefsten Nacht, mitten im Winter, wenn nach ihrer Aussage die Geister alle in ihren Wohnungen sind und der Regenbogen, der niedrigste Himmel, ganz nahe an der Erde ist, versammeln sich die Angehörigen um denjenigen, für welchen eine Beschwörung angestellt wird; alle Lampen werden, bis auf eine, verlöscht, bei deren Schimmer sich der A.s nach vielem Trommeln, Schreien und Singen, von seinem Schüler den Kopf zwischen die Beine, die Hände

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Zitationshilfe: Dr. Vollmer’s Wörterbuch der Mythologie aller Völker. 3. Aufl. Stuttgart, 1874, S. 47. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/vollmer_mythologie_1874/117>, abgerufen am 22.12.2024.