Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Dr. Vollmer’s Wörterbuch der Mythologie aller Völker. 3. Aufl. Stuttgart, 1874.

Bild:
<< vorherige Seite

er von dem Eber getödtet wurde. - 2) A., aus Pleuron gebürtig. Als Amarynceus, König der Epeer, zu Buprasion in Elis starb, hielten seine Söhne ihm prächtige Leichenspiele, grosse Preise den Kämpfern aussetzend. Dort ward dieser A. von Nestor im Ringen überwunden. - 3) A., Sohn Neptuns und der Astypalaea, einer Tochter des Phönix, König der Leleger. Er hatte Reben gepflanzt, und ein Seher weissagte ihm, er werde nicht von dem Safte seiner Reben trinken. Als nun der Weinberg die ersten Trauben trug, liess er den Saft davon in einen Becher drücken, und setzte diesen, indem er den Seher verspottete, an die Lippen. Da sagte dieser: "Vieles ist zwischen dem Becher und zwischen dem Rande der Lippen." In demselben Augenblick kam die Nachricht, dass ein wilder Eber seine Fluren verwüste. A. setzte den Becher nieder, zog gegen das Thier aus und ward von demselben getödtet. Da wurde jener Spruch des Sehers zu einem Sprüchwort für unerwartete Ereignisse. - Die Söhne des A. waren Stammhelden der Samier, sie hiessen: Alitherses, Enudus, Perilaus und Samus; mit seiner Tochter Parthenope erzeugte Apollo den Lycomedes.


Anbert (Ind. M.), die Frucht des ewigen Lebens von dem Baume Parajeti, welcher auf dem Berge Meru wächst.


Ancha Dijan, nach dem Glauben der Bewohner von Thibet wohlthätige Geister, welche in den drei Himmeln herrschen.


Ancharia (Röm. M.), eine Localgottheit der Bewohner von Fäsulä in Etrurien, vielleicht der Nemesis entsprechend.


Anchesmius (Gr. M.), Beiname des Jupiter, von dem Hügel Anchesmus in Attica, auf welchem er verehrt wurde.


Anchiale (Gr. M.), Tochter des Japetus, Mutter des Stromgottes Cydnus. In der Nähe dieses cilicischen Flusses lag die Stadt A., welche von ihr erbaut und benannt sein sollte.


Anchialus (Gr. M.), 1) ein griechischer Held, welcher vor Troja von Hector erschlagen wurde. - 2) A., einer der Phäaken, welche bei den Spielen, die Alcinous dem Ulysses zu Ehren gab, sich durch ihre Schnellfüssigkeit auszeichneten, und Vater des Mentes, Königs des ruderliebenden Taphos, ein Freund des Ulysses.


Anchinoe (Gr. M.), Tochter des Flussgottes Nilus, welche mit dem ägyptischen Könige Belus vermählt wurde, und ihm die in der mythischen Geschichte Griechenlands berühmten Söhne Danaus und Aegyptus (s. dd.) gebar. Sie heisst auch Anchiroe, darf dann jedoch nicht verwechselt werden mit der Tochter des Erasinus (s. Anchiroe).


Anchiroe (Gr. M.), Tochter des Erasinus in Argos, Schwester der Byze, Melite und Mära. Zu diesen Schwestern kam die cretische Nymphe Britomartis, Tochter des Jupiter und der Carme, als sie vor den stürmischen Zumuthungen des Minos entfliehen musste.


Anchises (Gr. M.), Sohn des dardanischen Königs Capys und der Themis, des Ilus Tochter, hütete, wie so häufig die königlichen Helden des Alterthums, die Rinderheerden seines Vaters am Ida. Jupiter selbst legte ihm und der Venus sehnsüchtiges Verlangen in die Herzen, und die Frucht ihrer Neigung war Aeneas (s. d.). Die Göttin weissagte dem A. das Schicksal dieses ihres Sohnes, und verlangte, dass er ihn für den Sohn einer Nymphe ausgebe, wenn er nicht wolle, dass Jupiters Blitz ihn zerschmettere. A. verschaffte sich heimlich sechs Füllen von den Pferden, welche Jupiter dem Trojaner-Könige Laomedon zum Ersatz für den geraubten Ganymedes gegeben, und erzog zwei dieser Thiere zu Schlachtrossen, welche er später dem Aeneas als sein Gespann für den Streitwagen gab. Die Liebe der Göttin verschloss er lange in seiner Brust, bis er einst, vom Weine erhitzt, ausplauderte, was am Ida geschehen; Venus eilte zu Jupiter, dieser schleuderte seinen Donnerkeil nach dem Frevler, allein die liebende Göttin hielt noch seinen Arm auf, so dass nur Lähmung, nicht Tod, die Wirkung des schrecklichen Geschosses war. Ueber seinen Tod und den Ort, wo er begraben wurde, sind die Schriftsteller uneins; in Sicilien stiftete Aeneas seinem Vater feierliche Leichenspiele. Eine Tochter des A., doch von einer andern Mutter, war Hippodamia, Gemahlin des Trojaners Alcathous, welchen Idomeneus tödtete.


Anchisiades (Gr. M.), Benennung des Aeneas, vom Namen seines Vaters Anchises abgeleitet.


Anchius (Gr. M.), ein Centaur. Als Hercules auf dem Woge, den erymanthischen Eber zu erlegen, in Thessalien war, kam er zu dem Centauren Pholus, welcher auf dem Berge Pholoe wohnte; bei diesem übernachtend, ward er von den in Thessalien wohnenden Centauren überfallen, unter denen auch A. war. Die meisten, so auch dieser, wurden von Hercules mit Feuerbränden, die indem mit seinen vergifteten Pfeilen erlegt oder verjagt.


Anchurus (Gr. M.), Sohn des Königs Midas in Phrygien. Die Stadt Celänä kam durch ein furchtbares Erdbeben in grosse Noth: es öffnete sich ein breiter Spalt, welcher viele Häuser in die Tiefe riss. Das Orakel sagte, diess würde nicht aufhören, bevor man das Kostbarste in den Schlund geworfen hätte. Nachdem diess vergeblich mit vielem Golde und Silber versucht worden war, stürzte sich A. in den Abgrund, weil er schloss, ein Menschenleben sei das Kostbarste: eine That, welche späterhin auch der Jüngling Curtius in Rom vollbrachte.


Ancile (Röm. M.), nannte man in Rom den kleinen, ovalen, aber an den Seiten eingeschnittenen Schild, welcher unter Numa's Regierung vom Himmel gefallen sein sollte, und an dessen Erhaltung die Nymphe Egeria und die Musen das Wohl der Stadt geknüpft hatten, daher derselbe in einem besonderen Heiligthum auf dem palatinischen oder capitolinischen Berge aufbewahrt wurde. Mamurius Veturius musste elf andere, diesem ersten ganz gleiche Schilde verfertigen, damit der ächte nicht herausgefunden und entwendet werden könnte. Diese zwölf Schilde wurden jährlich einmal von den salischen Priestern (s. d.) in feierlichem Aufzuge durch die Stadt getragen.


Anculi und Anculae (Röm. M.), hiessen die Schutzgötter der Sklaven und Sklavinnen in Rom.


Ancylometes (Gr. M.), "der Verschlagene, Ränke Aussinnende", Beiname des griechischen Kronos, den die Römer mit ihrem Saturn identificirten.


Ancyor (Gr. M.), einer der Söhne des arcadischen Königs Lycaon, welchen Jupiter in einen Wolf verwandelte, während er seine Söhne alle, bis auf einen, den Nyctimus, mit dem Blitz erschlug.


Andate oder Andraste (Brit. M.), eine Göttin des Sieges, welche die alten Britannier besonders verehrt haben sollen. Im Lande der Trinobanten (ein Volk der Grafschaft Essex) war ihr aus unbehauenen Baumstämmen ein grosser Tempel erbaut, den ein weiter Hain umgab; dorthin wurden die Kriegsgefangenen gebracht und geopfert.


Ander (Pers. M.), ein Geschöpf Ahrimans, einer der höchsten bösen Geister, ward dem Amschaspand Ardibehescht, dem Genius des reinen Feuers, entgegengesetzt und bedeutet mithin das rauchende, dunkle, irdische Feuer.


Andes (Gr. M.), einer der Titanen, Sohn des Uranus und der Gaea (s. dd.).


Andeschan (Chald.-Pers. Religionsdienst), Name des ersten Opfer- und Hohenpriesters, den Nimrod zu seinem Feuerdienst anstellte. Er soll es gewesen sein, welcher auf Nimrods Befehl den Abraham in einen Feuerofen werfen liess, indem derselbe den König von seinem Götzendienst zum wahren Gottesdienst führen wollte. Das Feuer aber liebkoste den heiligen Mann, statt ihn zu verletzen, und diess Wunder bekehrte selbst das Herz des verstockten Priesters.


Andhatasmira (Ind. M.), eine der einundzwanzig Unterabtheilungen des Nark der Indier oder ihrer Hölle, welcher der finstere Gott Dschama vorsteht, der durch einen Spiegel alle Thaten der Menschen sieht.


Andhrimner (Nord. M.), der Koch, der in Walhalla den Eber Sährimner für die Einheriar zubereitet. Sein Kessel heisst Eldhrimner und ist so gross, dass die ganze Göttersippschaft an einer solchen Mahlzeit genug hat; der Eber besitzt die Eigenschaft, dass er an jedem Abend, nachdem er verzehrt worden, aus den übrig gebliebenen Knochen wieder lebendig wird, um sich am nächsten Tage von neuem schlachten und speisen zu lassen.


Andigaren (Ind. M.), ein Fürst aus der Dynastie der Mondskinder, Vater des Helden Sumadi.


Andirena (Gr. M.), Beiname der Cybele von der Stadt Andira in Troas, wo sie einen Tempel von ausgezeichneter Pracht besass. Dieser Bau lag unterhalb der

er von dem Eber getödtet wurde. – 2) A., aus Pleuron gebürtig. Als Amarynceus, König der Epeer, zu Buprasion in Elis starb, hielten seine Söhne ihm prächtige Leichenspiele, grosse Preise den Kämpfern aussetzend. Dort ward dieser A. von Nestor im Ringen überwunden. – 3) A., Sohn Neptuns und der Astypalaea, einer Tochter des Phönix, König der Leleger. Er hatte Reben gepflanzt, und ein Seher weissagte ihm, er werde nicht von dem Safte seiner Reben trinken. Als nun der Weinberg die ersten Trauben trug, liess er den Saft davon in einen Becher drücken, und setzte diesen, indem er den Seher verspottete, an die Lippen. Da sagte dieser: »Vieles ist zwischen dem Becher und zwischen dem Rande der Lippen.« In demselben Augenblick kam die Nachricht, dass ein wilder Eber seine Fluren verwüste. A. setzte den Becher nieder, zog gegen das Thier aus und ward von demselben getödtet. Da wurde jener Spruch des Sehers zu einem Sprüchwort für unerwartete Ereignisse. – Die Söhne des A. waren Stammhelden der Samier, sie hiessen: Alitherses, Enudus, Perilaus und Samus; mit seiner Tochter Parthenope erzeugte Apollo den Lycomedes.


Anbert (Ind. M.), die Frucht des ewigen Lebens von dem Baume Parajeti, welcher auf dem Berge Meru wächst.


Ancha Dijan, nach dem Glauben der Bewohner von Thibet wohlthätige Geister, welche in den drei Himmeln herrschen.


Ancharia (Röm. M.), eine Localgottheit der Bewohner von Fäsulä in Etrurien, vielleicht der Nemesis entsprechend.


Anchesmius (Gr. M.), Beiname des Jupiter, von dem Hügel Anchesmus in Attica, auf welchem er verehrt wurde.


Anchiale (Gr. M.), Tochter des Japetus, Mutter des Stromgottes Cydnus. In der Nähe dieses cilicischen Flusses lag die Stadt A., welche von ihr erbaut und benannt sein sollte.


Anchialus (Gr. M.), 1) ein griechischer Held, welcher vor Troja von Hector erschlagen wurde. – 2) A., einer der Phäaken, welche bei den Spielen, die Alcinous dem Ulysses zu Ehren gab, sich durch ihre Schnellfüssigkeit auszeichneten, und Vater des Mentes, Königs des ruderliebenden Taphos, ein Freund des Ulysses.


Anchinoë (Gr. M.), Tochter des Flussgottes Nilus, welche mit dem ägyptischen Könige Belus vermählt wurde, und ihm die in der mythischen Geschichte Griechenlands berühmten Söhne Danaus und Aegyptus (s. dd.) gebar. Sie heisst auch Anchiroë, darf dann jedoch nicht verwechselt werden mit der Tochter des Erasinus (s. Anchiroë).


Anchiroë (Gr. M.), Tochter des Erasinus in Argos, Schwester der Byze, Melite und Mära. Zu diesen Schwestern kam die cretische Nymphe Britomartis, Tochter des Jupiter und der Carme, als sie vor den stürmischen Zumuthungen des Minos entfliehen musste.


Anchises (Gr. M.), Sohn des dardanischen Königs Capys und der Themis, des Ilus Tochter, hütete, wie so häufig die königlichen Helden des Alterthums, die Rinderheerden seines Vaters am Ida. Jupiter selbst legte ihm und der Venus sehnsüchtiges Verlangen in die Herzen, und die Frucht ihrer Neigung war Aeneas (s. d.). Die Göttin weissagte dem A. das Schicksal dieses ihres Sohnes, und verlangte, dass er ihn für den Sohn einer Nymphe ausgebe, wenn er nicht wolle, dass Jupiters Blitz ihn zerschmettere. A. verschaffte sich heimlich sechs Füllen von den Pferden, welche Jupiter dem Trojaner-Könige Laomedon zum Ersatz für den geraubten Ganymedes gegeben, und erzog zwei dieser Thiere zu Schlachtrossen, welche er später dem Aeneas als sein Gespann für den Streitwagen gab. Die Liebe der Göttin verschloss er lange in seiner Brust, bis er einst, vom Weine erhitzt, ausplauderte, was am Ida geschehen; Venus eilte zu Jupiter, dieser schleuderte seinen Donnerkeil nach dem Frevler, allein die liebende Göttin hielt noch seinen Arm auf, so dass nur Lähmung, nicht Tod, die Wirkung des schrecklichen Geschosses war. Ueber seinen Tod und den Ort, wo er begraben wurde, sind die Schriftsteller uneins; in Sicilien stiftete Aeneas seinem Vater feierliche Leichenspiele. Eine Tochter des A., doch von einer andern Mutter, war Hippodamia, Gemahlin des Trojaners Alcathous, welchen Idomeneus tödtete.


Anchisiades (Gr. M.), Benennung des Aeneas, vom Namen seines Vaters Anchises abgeleitet.


Anchius (Gr. M.), ein Centaur. Als Hercules auf dem Woge, den erymanthischen Eber zu erlegen, in Thessalien war, kam er zu dem Centauren Pholus, welcher auf dem Berge Pholoë wohnte; bei diesem übernachtend, ward er von den in Thessalien wohnenden Centauren überfallen, unter denen auch A. war. Die meisten, so auch dieser, wurden von Hercules mit Feuerbränden, die indem mit seinen vergifteten Pfeilen erlegt oder verjagt.


Anchurus (Gr. M.), Sohn des Königs Midas in Phrygien. Die Stadt Celänä kam durch ein furchtbares Erdbeben in grosse Noth: es öffnete sich ein breiter Spalt, welcher viele Häuser in die Tiefe riss. Das Orakel sagte, diess würde nicht aufhören, bevor man das Kostbarste in den Schlund geworfen hätte. Nachdem diess vergeblich mit vielem Golde und Silber versucht worden war, stürzte sich A. in den Abgrund, weil er schloss, ein Menschenleben sei das Kostbarste: eine That, welche späterhin auch der Jüngling Curtius in Rom vollbrachte.


Ancile (Röm. M.), nannte man in Rom den kleinen, ovalen, aber an den Seiten eingeschnittenen Schild, welcher unter Numa's Regierung vom Himmel gefallen sein sollte, und an dessen Erhaltung die Nymphe Egeria und die Musen das Wohl der Stadt geknüpft hatten, daher derselbe in einem besonderen Heiligthum auf dem palatinischen oder capitolinischen Berge aufbewahrt wurde. Mamurius Veturius musste elf andere, diesem ersten ganz gleiche Schilde verfertigen, damit der ächte nicht herausgefunden und entwendet werden könnte. Diese zwölf Schilde wurden jährlich einmal von den salischen Priestern (s. d.) in feierlichem Aufzuge durch die Stadt getragen.


Anculi und Anculae (Röm. M.), hiessen die Schutzgötter der Sklaven und Sklavinnen in Rom.


Ancylometes (Gr. M.), »der Verschlagene, Ränke Aussinnende«, Beiname des griechischen Kronos, den die Römer mit ihrem Saturn identificirten.


Ancyor (Gr. M.), einer der Söhne des arcadischen Königs Lycaon, welchen Jupiter in einen Wolf verwandelte, während er seine Söhne alle, bis auf einen, den Nyctimus, mit dem Blitz erschlug.


Andate oder Andraste (Brit. M.), eine Göttin des Sieges, welche die alten Britannier besonders verehrt haben sollen. Im Lande der Trinobanten (ein Volk der Grafschaft Essex) war ihr aus unbehauenen Baumstämmen ein grosser Tempel erbaut, den ein weiter Hain umgab; dorthin wurden die Kriegsgefangenen gebracht und geopfert.


Ander (Pers. M.), ein Geschöpf Ahrimans, einer der höchsten bösen Geister, ward dem Amschaspand Ardibehescht, dem Genius des reinen Feuers, entgegengesetzt und bedeutet mithin das rauchende, dunkle, irdische Feuer.


Andes (Gr. M.), einer der Titanen, Sohn des Uranus und der Gaea (s. dd.).


Andeschan (Chald.-Pers. Religionsdienst), Name des ersten Opfer- und Hohenpriesters, den Nimrod zu seinem Feuerdienst anstellte. Er soll es gewesen sein, welcher auf Nimrods Befehl den Abraham in einen Feuerofen werfen liess, indem derselbe den König von seinem Götzendienst zum wahren Gottesdienst führen wollte. Das Feuer aber liebkoste den heiligen Mann, statt ihn zu verletzen, und diess Wunder bekehrte selbst das Herz des verstockten Priesters.


Andhatasmira (Ind. M.), eine der einundzwanzig Unterabtheilungen des Nark der Indier oder ihrer Hölle, welcher der finstere Gott Dschama vorsteht, der durch einen Spiegel alle Thaten der Menschen sieht.


Andhrimner (Nord. M.), der Koch, der in Walhalla den Eber Sährimner für die Einheriar zubereitet. Sein Kessel heisst Eldhrimner und ist so gross, dass die ganze Göttersippschaft an einer solchen Mahlzeit genug hat; der Eber besitzt die Eigenschaft, dass er an jedem Abend, nachdem er verzehrt worden, aus den übrig gebliebenen Knochen wieder lebendig wird, um sich am nächsten Tage von neuem schlachten und speisen zu lassen.


Andigaren (Ind. M.), ein Fürst aus der Dynastie der Mondskinder, Vater des Helden Sumadi.


Andirena (Gr. M.), Beiname der Cybele von der Stadt Andira in Troas, wo sie einen Tempel von ausgezeichneter Pracht besass. Dieser Bau lag unterhalb der

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p><pb facs="#f0114" n="44"/>
er von dem Eber getödtet wurde. &#x2013; 2) A., aus Pleuron gebürtig. Als Amarynceus, König der Epeer, zu Buprasion in Elis starb, hielten seine Söhne ihm prächtige Leichenspiele, grosse Preise den Kämpfern aussetzend. Dort ward dieser A. von Nestor im Ringen überwunden. &#x2013; 3) A., Sohn Neptuns und der Astypalaea, einer Tochter des Phönix, König der Leleger. Er hatte Reben gepflanzt, und ein Seher weissagte ihm, er werde nicht von dem Safte seiner Reben trinken. Als nun der Weinberg die ersten Trauben trug, liess er den Saft davon in einen Becher drücken, und setzte diesen, indem er den Seher verspottete, an die Lippen. Da sagte dieser: »Vieles ist zwischen dem Becher und zwischen dem Rande der Lippen.« In demselben Augenblick kam die Nachricht, dass ein wilder Eber seine Fluren verwüste. A. setzte den Becher nieder, zog gegen das Thier aus und ward von demselben getödtet. Da wurde jener Spruch des Sehers zu einem Sprüchwort für unerwartete Ereignisse. &#x2013; Die Söhne des A. waren Stammhelden der Samier, sie hiessen: Alitherses, Enudus, Perilaus und Samus; mit seiner Tochter Parthenope erzeugte Apollo den Lycomedes.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p><hi rendition="#b">Anbert</hi> (Ind. M.), die Frucht des ewigen Lebens von dem Baume Parajeti, welcher auf dem Berge Meru wächst.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p><hi rendition="#b">Ancha Dijan</hi>, nach dem Glauben der Bewohner von Thibet wohlthätige Geister, welche in den drei Himmeln herrschen.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p><hi rendition="#b">Ancharia</hi> (Röm. M.), eine Localgottheit der Bewohner von Fäsulä in Etrurien, vielleicht der Nemesis entsprechend.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p><hi rendition="#b">Anchesmius</hi> (Gr. M.), Beiname des Jupiter, von dem Hügel Anchesmus in Attica, auf welchem er verehrt wurde.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p><hi rendition="#b">Anchiale</hi> (Gr. M.), Tochter des Japetus, Mutter des Stromgottes Cydnus. In der Nähe dieses cilicischen Flusses lag die Stadt A., welche von ihr erbaut und benannt sein sollte.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p><hi rendition="#b">Anchialus</hi> (Gr. M.), 1) ein griechischer Held, welcher vor Troja von Hector erschlagen wurde. &#x2013; 2) A., einer der Phäaken, welche bei den Spielen, die Alcinous dem Ulysses zu Ehren gab, sich durch ihre Schnellfüssigkeit auszeichneten, und Vater des Mentes, Königs des ruderliebenden Taphos, ein Freund des Ulysses.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p><hi rendition="#b">Anchinoë</hi> (Gr. M.), Tochter des Flussgottes Nilus, welche mit dem ägyptischen Könige Belus vermählt wurde, und ihm die in der mythischen Geschichte Griechenlands berühmten Söhne Danaus und Aegyptus (s. dd.) gebar. Sie heisst auch Anchiroë, darf dann jedoch nicht verwechselt werden mit der Tochter des Erasinus (s. <hi rendition="#g">Anchiroë</hi>).</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p><hi rendition="#b">Anchiroë</hi> (Gr. M.), Tochter des Erasinus in Argos, Schwester der Byze, Melite und Mära. Zu diesen Schwestern kam die cretische Nymphe Britomartis, Tochter des Jupiter und der Carme, als sie vor den stürmischen Zumuthungen des Minos entfliehen musste.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p><hi rendition="#b">Anchises</hi> (Gr. M.), Sohn des dardanischen Königs Capys und der Themis, des Ilus Tochter, hütete, wie so häufig die königlichen Helden des Alterthums, die Rinderheerden seines Vaters am Ida. Jupiter selbst legte ihm und der Venus sehnsüchtiges Verlangen in die Herzen, und die Frucht ihrer Neigung war Aeneas (s. d.). Die Göttin weissagte dem A. das Schicksal dieses ihres Sohnes, und verlangte, dass er ihn für den Sohn einer Nymphe ausgebe, wenn er nicht wolle, dass Jupiters Blitz ihn zerschmettere. A. verschaffte sich heimlich sechs Füllen von den Pferden, welche Jupiter dem Trojaner-Könige Laomedon zum Ersatz für den geraubten Ganymedes gegeben, und erzog zwei dieser Thiere zu Schlachtrossen, welche er später dem Aeneas als sein Gespann für den Streitwagen gab. Die Liebe der Göttin verschloss er lange in seiner Brust, bis er einst, vom Weine erhitzt, ausplauderte, was am Ida geschehen; Venus eilte zu Jupiter, dieser schleuderte seinen Donnerkeil nach dem Frevler, allein die liebende Göttin hielt noch seinen Arm auf, so dass nur Lähmung, nicht Tod, die Wirkung des schrecklichen Geschosses war. Ueber seinen Tod und den Ort, wo er begraben wurde, sind die Schriftsteller uneins; in Sicilien stiftete Aeneas seinem Vater feierliche Leichenspiele. Eine Tochter des A., doch von einer andern Mutter, war Hippodamia, Gemahlin des Trojaners Alcathous, welchen Idomeneus tödtete.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p><hi rendition="#b">Anchisiades</hi> (Gr. M.), Benennung des Aeneas, vom Namen seines Vaters Anchises abgeleitet.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p><hi rendition="#b">Anchius</hi> (Gr. M.), ein Centaur. Als Hercules auf dem Woge, den erymanthischen Eber zu erlegen, in Thessalien war, kam er zu dem Centauren Pholus, welcher auf dem Berge Pholoë wohnte; bei diesem übernachtend, ward er von den in Thessalien wohnenden Centauren überfallen, unter denen auch A. war. Die meisten, so auch dieser, wurden von Hercules mit Feuerbränden, die indem mit seinen vergifteten Pfeilen erlegt oder verjagt.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p><hi rendition="#b">Anchurus</hi> (Gr. M.), Sohn des Königs Midas in Phrygien. Die Stadt Celänä kam durch ein furchtbares Erdbeben in grosse Noth: es öffnete sich ein breiter Spalt, welcher viele Häuser in die Tiefe riss. Das Orakel sagte, diess würde nicht aufhören, bevor man das Kostbarste in den Schlund geworfen hätte. Nachdem diess vergeblich mit vielem Golde und Silber versucht worden war, stürzte sich A. in den Abgrund, weil er schloss, ein Menschenleben sei das Kostbarste: eine That, welche späterhin auch der Jüngling Curtius in Rom vollbrachte.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p><hi rendition="#b">Ancile</hi> (Röm. M.), nannte man in Rom den kleinen, ovalen, aber an den Seiten eingeschnittenen Schild, welcher unter Numa's Regierung vom Himmel gefallen sein sollte, und an dessen Erhaltung die Nymphe Egeria und die Musen das Wohl der Stadt geknüpft hatten, daher derselbe in einem besonderen Heiligthum auf dem palatinischen oder capitolinischen Berge aufbewahrt wurde. Mamurius Veturius musste elf andere, diesem ersten ganz gleiche Schilde verfertigen, damit der ächte nicht herausgefunden und entwendet werden könnte. Diese zwölf Schilde wurden jährlich einmal von den salischen Priestern (s. d.) in feierlichem Aufzuge durch die Stadt getragen.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p><hi rendition="#b">Anculi</hi> und <hi rendition="#b">Anculae</hi> (Röm. M.), hiessen die Schutzgötter der Sklaven und Sklavinnen in Rom.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p><hi rendition="#b">Ancylometes</hi> (Gr. M.), »der Verschlagene, Ränke Aussinnende«, Beiname des griechischen Kronos, den die Römer mit ihrem Saturn identificirten.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p><hi rendition="#b">Ancyor</hi> (Gr. M.), einer der Söhne des arcadischen Königs Lycaon, welchen Jupiter in einen Wolf verwandelte, während er seine Söhne alle, bis auf einen, den Nyctimus, mit dem Blitz erschlug.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p><hi rendition="#b">Andate</hi> oder <hi rendition="#b">Andraste</hi> (Brit. M.), eine Göttin des Sieges, welche die alten Britannier besonders verehrt haben sollen. Im Lande der Trinobanten (ein Volk der Grafschaft Essex) war ihr aus unbehauenen Baumstämmen ein grosser Tempel erbaut, den ein weiter Hain umgab; dorthin wurden die Kriegsgefangenen gebracht und geopfert.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p><hi rendition="#b">Ander</hi> (Pers. M.), ein Geschöpf Ahrimans, einer der höchsten bösen Geister, ward dem Amschaspand Ardibehescht, dem Genius des reinen Feuers, entgegengesetzt und bedeutet mithin das rauchende, dunkle, irdische Feuer.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p><hi rendition="#b">Andes</hi> (Gr. M.), einer der Titanen, Sohn des Uranus und der Gaea (s. dd.).</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p><hi rendition="#b">Andeschan</hi> (Chald.-Pers. Religionsdienst), Name des ersten Opfer- und Hohenpriesters, den Nimrod zu seinem Feuerdienst anstellte. Er soll es gewesen sein, welcher auf Nimrods Befehl den Abraham in einen Feuerofen werfen liess, indem derselbe den König von seinem Götzendienst zum wahren Gottesdienst führen wollte. Das Feuer aber liebkoste den heiligen Mann, statt ihn zu verletzen, und diess Wunder bekehrte selbst das Herz des verstockten Priesters.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p><hi rendition="#b">Andhatasmira</hi> (Ind. M.), eine der einundzwanzig Unterabtheilungen des Nark der Indier oder ihrer Hölle, welcher der finstere Gott Dschama vorsteht, der durch einen Spiegel alle Thaten der Menschen sieht.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p><hi rendition="#b">Andhrimner</hi> (Nord. M.), der Koch, der in Walhalla den Eber Sährimner für die Einheriar zubereitet. Sein Kessel heisst Eldhrimner und ist so gross, dass die ganze Göttersippschaft an einer solchen Mahlzeit genug hat; der Eber besitzt die Eigenschaft, dass er an jedem Abend, nachdem er verzehrt worden, aus den übrig gebliebenen Knochen wieder lebendig wird, um sich am nächsten Tage von neuem schlachten und speisen zu lassen.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p><hi rendition="#b">Andigaren</hi> (Ind. M.), ein Fürst aus der Dynastie der Mondskinder, Vater des Helden Sumadi.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p><hi rendition="#b">Andirena</hi> (Gr. M.), Beiname der Cybele von der Stadt Andira in Troas, wo sie einen Tempel von ausgezeichneter Pracht besass. Dieser Bau lag unterhalb der
</p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[44/0114] er von dem Eber getödtet wurde. – 2) A., aus Pleuron gebürtig. Als Amarynceus, König der Epeer, zu Buprasion in Elis starb, hielten seine Söhne ihm prächtige Leichenspiele, grosse Preise den Kämpfern aussetzend. Dort ward dieser A. von Nestor im Ringen überwunden. – 3) A., Sohn Neptuns und der Astypalaea, einer Tochter des Phönix, König der Leleger. Er hatte Reben gepflanzt, und ein Seher weissagte ihm, er werde nicht von dem Safte seiner Reben trinken. Als nun der Weinberg die ersten Trauben trug, liess er den Saft davon in einen Becher drücken, und setzte diesen, indem er den Seher verspottete, an die Lippen. Da sagte dieser: »Vieles ist zwischen dem Becher und zwischen dem Rande der Lippen.« In demselben Augenblick kam die Nachricht, dass ein wilder Eber seine Fluren verwüste. A. setzte den Becher nieder, zog gegen das Thier aus und ward von demselben getödtet. Da wurde jener Spruch des Sehers zu einem Sprüchwort für unerwartete Ereignisse. – Die Söhne des A. waren Stammhelden der Samier, sie hiessen: Alitherses, Enudus, Perilaus und Samus; mit seiner Tochter Parthenope erzeugte Apollo den Lycomedes. Anbert (Ind. M.), die Frucht des ewigen Lebens von dem Baume Parajeti, welcher auf dem Berge Meru wächst. Ancha Dijan, nach dem Glauben der Bewohner von Thibet wohlthätige Geister, welche in den drei Himmeln herrschen. Ancharia (Röm. M.), eine Localgottheit der Bewohner von Fäsulä in Etrurien, vielleicht der Nemesis entsprechend. Anchesmius (Gr. M.), Beiname des Jupiter, von dem Hügel Anchesmus in Attica, auf welchem er verehrt wurde. Anchiale (Gr. M.), Tochter des Japetus, Mutter des Stromgottes Cydnus. In der Nähe dieses cilicischen Flusses lag die Stadt A., welche von ihr erbaut und benannt sein sollte. Anchialus (Gr. M.), 1) ein griechischer Held, welcher vor Troja von Hector erschlagen wurde. – 2) A., einer der Phäaken, welche bei den Spielen, die Alcinous dem Ulysses zu Ehren gab, sich durch ihre Schnellfüssigkeit auszeichneten, und Vater des Mentes, Königs des ruderliebenden Taphos, ein Freund des Ulysses. Anchinoë (Gr. M.), Tochter des Flussgottes Nilus, welche mit dem ägyptischen Könige Belus vermählt wurde, und ihm die in der mythischen Geschichte Griechenlands berühmten Söhne Danaus und Aegyptus (s. dd.) gebar. Sie heisst auch Anchiroë, darf dann jedoch nicht verwechselt werden mit der Tochter des Erasinus (s. Anchiroë). Anchiroë (Gr. M.), Tochter des Erasinus in Argos, Schwester der Byze, Melite und Mära. Zu diesen Schwestern kam die cretische Nymphe Britomartis, Tochter des Jupiter und der Carme, als sie vor den stürmischen Zumuthungen des Minos entfliehen musste. Anchises (Gr. M.), Sohn des dardanischen Königs Capys und der Themis, des Ilus Tochter, hütete, wie so häufig die königlichen Helden des Alterthums, die Rinderheerden seines Vaters am Ida. Jupiter selbst legte ihm und der Venus sehnsüchtiges Verlangen in die Herzen, und die Frucht ihrer Neigung war Aeneas (s. d.). Die Göttin weissagte dem A. das Schicksal dieses ihres Sohnes, und verlangte, dass er ihn für den Sohn einer Nymphe ausgebe, wenn er nicht wolle, dass Jupiters Blitz ihn zerschmettere. A. verschaffte sich heimlich sechs Füllen von den Pferden, welche Jupiter dem Trojaner-Könige Laomedon zum Ersatz für den geraubten Ganymedes gegeben, und erzog zwei dieser Thiere zu Schlachtrossen, welche er später dem Aeneas als sein Gespann für den Streitwagen gab. Die Liebe der Göttin verschloss er lange in seiner Brust, bis er einst, vom Weine erhitzt, ausplauderte, was am Ida geschehen; Venus eilte zu Jupiter, dieser schleuderte seinen Donnerkeil nach dem Frevler, allein die liebende Göttin hielt noch seinen Arm auf, so dass nur Lähmung, nicht Tod, die Wirkung des schrecklichen Geschosses war. Ueber seinen Tod und den Ort, wo er begraben wurde, sind die Schriftsteller uneins; in Sicilien stiftete Aeneas seinem Vater feierliche Leichenspiele. Eine Tochter des A., doch von einer andern Mutter, war Hippodamia, Gemahlin des Trojaners Alcathous, welchen Idomeneus tödtete. Anchisiades (Gr. M.), Benennung des Aeneas, vom Namen seines Vaters Anchises abgeleitet. Anchius (Gr. M.), ein Centaur. Als Hercules auf dem Woge, den erymanthischen Eber zu erlegen, in Thessalien war, kam er zu dem Centauren Pholus, welcher auf dem Berge Pholoë wohnte; bei diesem übernachtend, ward er von den in Thessalien wohnenden Centauren überfallen, unter denen auch A. war. Die meisten, so auch dieser, wurden von Hercules mit Feuerbränden, die indem mit seinen vergifteten Pfeilen erlegt oder verjagt. Anchurus (Gr. M.), Sohn des Königs Midas in Phrygien. Die Stadt Celänä kam durch ein furchtbares Erdbeben in grosse Noth: es öffnete sich ein breiter Spalt, welcher viele Häuser in die Tiefe riss. Das Orakel sagte, diess würde nicht aufhören, bevor man das Kostbarste in den Schlund geworfen hätte. Nachdem diess vergeblich mit vielem Golde und Silber versucht worden war, stürzte sich A. in den Abgrund, weil er schloss, ein Menschenleben sei das Kostbarste: eine That, welche späterhin auch der Jüngling Curtius in Rom vollbrachte. Ancile (Röm. M.), nannte man in Rom den kleinen, ovalen, aber an den Seiten eingeschnittenen Schild, welcher unter Numa's Regierung vom Himmel gefallen sein sollte, und an dessen Erhaltung die Nymphe Egeria und die Musen das Wohl der Stadt geknüpft hatten, daher derselbe in einem besonderen Heiligthum auf dem palatinischen oder capitolinischen Berge aufbewahrt wurde. Mamurius Veturius musste elf andere, diesem ersten ganz gleiche Schilde verfertigen, damit der ächte nicht herausgefunden und entwendet werden könnte. Diese zwölf Schilde wurden jährlich einmal von den salischen Priestern (s. d.) in feierlichem Aufzuge durch die Stadt getragen. Anculi und Anculae (Röm. M.), hiessen die Schutzgötter der Sklaven und Sklavinnen in Rom. Ancylometes (Gr. M.), »der Verschlagene, Ränke Aussinnende«, Beiname des griechischen Kronos, den die Römer mit ihrem Saturn identificirten. Ancyor (Gr. M.), einer der Söhne des arcadischen Königs Lycaon, welchen Jupiter in einen Wolf verwandelte, während er seine Söhne alle, bis auf einen, den Nyctimus, mit dem Blitz erschlug. Andate oder Andraste (Brit. M.), eine Göttin des Sieges, welche die alten Britannier besonders verehrt haben sollen. Im Lande der Trinobanten (ein Volk der Grafschaft Essex) war ihr aus unbehauenen Baumstämmen ein grosser Tempel erbaut, den ein weiter Hain umgab; dorthin wurden die Kriegsgefangenen gebracht und geopfert. Ander (Pers. M.), ein Geschöpf Ahrimans, einer der höchsten bösen Geister, ward dem Amschaspand Ardibehescht, dem Genius des reinen Feuers, entgegengesetzt und bedeutet mithin das rauchende, dunkle, irdische Feuer. Andes (Gr. M.), einer der Titanen, Sohn des Uranus und der Gaea (s. dd.). Andeschan (Chald.-Pers. Religionsdienst), Name des ersten Opfer- und Hohenpriesters, den Nimrod zu seinem Feuerdienst anstellte. Er soll es gewesen sein, welcher auf Nimrods Befehl den Abraham in einen Feuerofen werfen liess, indem derselbe den König von seinem Götzendienst zum wahren Gottesdienst führen wollte. Das Feuer aber liebkoste den heiligen Mann, statt ihn zu verletzen, und diess Wunder bekehrte selbst das Herz des verstockten Priesters. Andhatasmira (Ind. M.), eine der einundzwanzig Unterabtheilungen des Nark der Indier oder ihrer Hölle, welcher der finstere Gott Dschama vorsteht, der durch einen Spiegel alle Thaten der Menschen sieht. Andhrimner (Nord. M.), der Koch, der in Walhalla den Eber Sährimner für die Einheriar zubereitet. Sein Kessel heisst Eldhrimner und ist so gross, dass die ganze Göttersippschaft an einer solchen Mahlzeit genug hat; der Eber besitzt die Eigenschaft, dass er an jedem Abend, nachdem er verzehrt worden, aus den übrig gebliebenen Knochen wieder lebendig wird, um sich am nächsten Tage von neuem schlachten und speisen zu lassen. Andigaren (Ind. M.), ein Fürst aus der Dynastie der Mondskinder, Vater des Helden Sumadi. Andirena (Gr. M.), Beiname der Cybele von der Stadt Andira in Troas, wo sie einen Tempel von ausgezeichneter Pracht besass. Dieser Bau lag unterhalb der

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

zeno.org – Contumax GmbH & Co. KG: Bereitstellung der Texttranskription. (2020-09-11T12:20:05Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Andreas Nolda: Bearbeitung der digitalen Edition. (2020-09-11T12:20:05Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: nicht übernommen; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): gekennzeichnet; Hervorhebungen I/J in Fraktur: keine Angabe; i/j in Fraktur: keine Angabe; Kolumnentitel: nicht übernommen; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): keine Angabe; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: keine Angabe; Zeichensetzung: keine Angabe; Zeilenumbrüche markiert: nein;




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/vollmer_mythologie_1874
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/vollmer_mythologie_1874/114
Zitationshilfe: Dr. Vollmer’s Wörterbuch der Mythologie aller Völker. 3. Aufl. Stuttgart, 1874, S. 44. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/vollmer_mythologie_1874/114>, abgerufen am 03.12.2024.