Vogt, Carl: Untersuchungen über Thierstaaten. Frankfurt (Main), 1851.Herr Rießer kam zum Vorparlamente drall und stramm genährt von kernigem Hamburger Rindfleische, von Seefischen und Caviar - er sprach mit Begeisterung für das allgemeine Stimmrecht. Er lebte längere Zeit in Frankfurt schwabbelig und wabbelig von Brühfleisch, Gänsleberpasteten und anderen geleeartig-zitternden Substanzen, von welchen die Frankfurter Küche überströmt - war es ein Wunder, daß er von Zittern und Furcht über die Zukunft des Staates befallen wurde, und nun gegen seine frühere Ansicht sprach? Er mußte es thun, seine durch die Frankfurter Nahrung veränderte Gehirnsekretion zwang ihn gebieterisch zu einer sogenannten Gesinnungsänderung! Wer will den Einfluß berechnen, welchen Austern und Champagner, vom Fürsten Lichnowsky geboten, auf den ausgehungerten, ausgedörrten Körper des Berliners Wilhelm Jordan hatten? Woher die vielen Klagen der Wahlbezirke, die Männer von ganz anderer Gesinnung gewählt zu haben glaubten, als sie nachher sich in Frankfurt zeigten? Diese Ehrenwerthen waren keine Ueberläufer, keine Schwachen, welche allenfalls durch Droysen oder Biedermann sich beschwatzen ließen - nein! die veränderte Lebensweise in Frankfurt änderte ihre Hirnsekretion und sie dachten in der That jetzt anders, als sie bei der Wahl gedacht hatten, während die Wähler, in denselben Verhältnissen verbleibend, stabil bei derselben Nahrung und denselben Gedanken verblieben und nun über Abfall, Täuschung, Verrath ihres Abgeordneten bittere Klagen erhoben.*) *) Die wenigen Grundsätze, welche hier ausgesprochen wurden, haben im Laufe der Zeit mannigfache Bestätigung erhalten. Ich erwähne nur einer brillanten Versuchsreihe. Mit fieberhafter Spannung,
Herr Rießer kam zum Vorparlamente drall und stramm genährt von kernigem Hamburger Rindfleische, von Seefischen und Caviar – er sprach mit Begeisterung für das allgemeine Stimmrecht. Er lebte längere Zeit in Frankfurt schwabbelig und wabbelig von Brühfleisch, Gänsleberpasteten und anderen geléeartig-zitternden Substanzen, von welchen die Frankfurter Küche überströmt – war es ein Wunder, daß er von Zittern und Furcht über die Zukunft des Staates befallen wurde, und nun gegen seine frühere Ansicht sprach? Er mußte es thun, seine durch die Frankfurter Nahrung veränderte Gehirnsekretion zwang ihn gebieterisch zu einer sogenannten Gesinnungsänderung! Wer will den Einfluß berechnen, welchen Austern und Champagner, vom Fürsten Lichnowsky geboten, auf den ausgehungerten, ausgedörrten Körper des Berliners Wilhelm Jordan hatten? Woher die vielen Klagen der Wahlbezirke, die Männer von ganz anderer Gesinnung gewählt zu haben glaubten, als sie nachher sich in Frankfurt zeigten? Diese Ehrenwerthen waren keine Ueberläufer, keine Schwachen, welche allenfalls durch Droysen oder Biedermann sich beschwatzen ließen – nein! die veränderte Lebensweise in Frankfurt änderte ihre Hirnsekretion und sie dachten in der That jetzt anders, als sie bei der Wahl gedacht hatten, während die Wähler, in denselben Verhältnissen verbleibend, stabil bei derselben Nahrung und denselben Gedanken verblieben und nun über Abfall, Täuschung, Verrath ihres Abgeordneten bittere Klagen erhoben.*) *) Die wenigen Grundsätze, welche hier ausgesprochen wurden, haben im Laufe der Zeit mannigfache Bestätigung erhalten. Ich erwähne nur einer brillanten Versuchsreihe. Mit fieberhafter Spannung,
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Herr Rießer kam zum Vorparlamente drall und stramm genährt von kernigem Hamburger Rindfleische, von Seefischen und Caviar – er sprach mit Begeisterung für das allgemeine Stimmrecht. Er lebte längere Zeit in Frankfurt schwabbelig und wabbelig von Brühfleisch, Gänsleberpasteten und anderen geléeartig-zitternden Substanzen, von welchen die Frankfurter Küche überströmt – war es ein Wunder, daß er von Zittern und Furcht über die Zukunft des Staates befallen wurde, und nun gegen seine frühere Ansicht sprach? Er mußte es thun, seine durch die Frankfurter Nahrung veränderte Gehirnsekretion zwang ihn gebieterisch zu einer sogenannten Gesinnungsänderung! Wer will den Einfluß berechnen, welchen Austern und Champagner, vom Fürsten Lichnowsky geboten, auf den ausgehungerten, ausgedörrten Körper des Berliners Wilhelm Jordan hatten? Woher die vielen Klagen der Wahlbezirke, die Männer von ganz anderer Gesinnung gewählt zu haben glaubten, als sie nachher sich in Frankfurt zeigten? Diese Ehrenwerthen waren keine Ueberläufer, keine Schwachen, welche allenfalls durch Droysen oder Biedermann sich beschwatzen ließen – nein! die veränderte Lebensweise in Frankfurt änderte ihre Hirnsekretion und sie dachten in der That jetzt anders, als sie bei der Wahl gedacht hatten, während die Wähler, in denselben Verhältnissen verbleibend, stabil bei derselben Nahrung und denselben Gedanken verblieben und nun über Abfall, Täuschung, Verrath ihres Abgeordneten bittere Klagen erhoben. *)
*) Die wenigen Grundsätze, welche hier ausgesprochen wurden, haben im Laufe der Zeit mannigfache Bestätigung erhalten. Ich erwähne nur einer brillanten Versuchsreihe. Mit fieberhafter Spannung,
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