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Vogt, Carl: Untersuchungen über Thierstaaten. Frankfurt (Main), 1851.

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Gleiche Arbeit, gleicher Lohn; - gleiches Bedürfniß, gleiche Befriedigung; eine herrliche Einförmigkeit, die das Individuum gänzlich aufhebt und es zu dem Gliede einer Kette macht, an der es sein ganzes Leben lang schleppt, bis es endlich in die Elemente aufgelöst wird. Schlucken und von-sich-geben, Junge zeugen und ausstoßen, die einzigen Aufgaben, welche das in solcher Weise beschränkte Leben zu lösen hat. Was brauchen diese Salpen auch mehr? Sie sind an ihre Kette so gewöhnt, daß sie zu Grunde gehen, wenn sie aus der Verbindung gelöst werden, ihr ganzer Ehrgeiz beschränkt sich darauf, recht lang Glied einer solchen Kette zu sein. Wie Schade, daß diese Thiere, so zart, so durchsichtig, so schwer aufzubewahren sind! Ich hätte gern, wie Diogenes dem Plato den gerupften Hahn, so dem kleinen Erfinder der neuen Welt eine solche Kette gesendet und ihm gesagt: "Brüderchen! Sieh hier deine brüderliche Assoziation!"

Abends verändert sich die Scene. Dieselben Krustenthierchen, welche den Aufgang der Sonne begrüßten, versammeln sich bei ihrem Scheiden noch einmal und bald gesellen sich zu ihnen die seltsamen Flossenfüßer, die nächtlichen Schmetterlinge des Meeres. Mit den ruderartigen Schwingen, die an dem Vorderende ihres Leibes wirbeln, heben sie sich langsam aus der Tiefe, ein gespenstischer Schwarm, und durchkreuzen lebhaft bei dem blassen Schimmer des Mondes das unbewegte Element, auf dessen Oberfläche sie sich um so mehr zu gefallen scheinen, je tiefer die Nacht, je sternloser der Himmel. Ihnen gesellen sich die zahllosen Leuchtthierchen, melonenförmige Schleimthiere mit peitschenförmigem Anhange, dessen schwingende Bewegungen den weichen Körper in unbestimmter Richtung fortschleudern. Zahllose Larven langsam kriechender Schnecken, jetzt in

Gleiche Arbeit, gleicher Lohn; – gleiches Bedürfniß, gleiche Befriedigung; eine herrliche Einförmigkeit, die das Individuum gänzlich aufhebt und es zu dem Gliede einer Kette macht, an der es sein ganzes Leben lang schleppt, bis es endlich in die Elemente aufgelöst wird. Schlucken und von-sich-geben, Junge zeugen und ausstoßen, die einzigen Aufgaben, welche das in solcher Weise beschränkte Leben zu lösen hat. Was brauchen diese Salpen auch mehr? Sie sind an ihre Kette so gewöhnt, daß sie zu Grunde gehen, wenn sie aus der Verbindung gelöst werden, ihr ganzer Ehrgeiz beschränkt sich darauf, recht lang Glied einer solchen Kette zu sein. Wie Schade, daß diese Thiere, so zart, so durchsichtig, so schwer aufzubewahren sind! Ich hätte gern, wie Diogenes dem Plato den gerupften Hahn, so dem kleinen Erfinder der neuen Welt eine solche Kette gesendet und ihm gesagt: „Brüderchen! Sieh hier deine brüderliche Assoziation!“

Abends verändert sich die Scene. Dieselben Krustenthierchen, welche den Aufgang der Sonne begrüßten, versammeln sich bei ihrem Scheiden noch einmal und bald gesellen sich zu ihnen die seltsamen Flossenfüßer, die nächtlichen Schmetterlinge des Meeres. Mit den ruderartigen Schwingen, die an dem Vorderende ihres Leibes wirbeln, heben sie sich langsam aus der Tiefe, ein gespenstischer Schwarm, und durchkreuzen lebhaft bei dem blassen Schimmer des Mondes das unbewegte Element, auf dessen Oberfläche sie sich um so mehr zu gefallen scheinen, je tiefer die Nacht, je sternloser der Himmel. Ihnen gesellen sich die zahllosen Leuchtthierchen, melonenförmige Schleimthiere mit peitschenförmigem Anhange, dessen schwingende Bewegungen den weichen Körper in unbestimmter Richtung fortschleudern. Zahllose Larven langsam kriechender Schnecken, jetzt in

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[181/0211] Gleiche Arbeit, gleicher Lohn; – gleiches Bedürfniß, gleiche Befriedigung; eine herrliche Einförmigkeit, die das Individuum gänzlich aufhebt und es zu dem Gliede einer Kette macht, an der es sein ganzes Leben lang schleppt, bis es endlich in die Elemente aufgelöst wird. Schlucken und von-sich-geben, Junge zeugen und ausstoßen, die einzigen Aufgaben, welche das in solcher Weise beschränkte Leben zu lösen hat. Was brauchen diese Salpen auch mehr? Sie sind an ihre Kette so gewöhnt, daß sie zu Grunde gehen, wenn sie aus der Verbindung gelöst werden, ihr ganzer Ehrgeiz beschränkt sich darauf, recht lang Glied einer solchen Kette zu sein. Wie Schade, daß diese Thiere, so zart, so durchsichtig, so schwer aufzubewahren sind! Ich hätte gern, wie Diogenes dem Plato den gerupften Hahn, so dem kleinen Erfinder der neuen Welt eine solche Kette gesendet und ihm gesagt: „Brüderchen! Sieh hier deine brüderliche Assoziation!“ Abends verändert sich die Scene. Dieselben Krustenthierchen, welche den Aufgang der Sonne begrüßten, versammeln sich bei ihrem Scheiden noch einmal und bald gesellen sich zu ihnen die seltsamen Flossenfüßer, die nächtlichen Schmetterlinge des Meeres. Mit den ruderartigen Schwingen, die an dem Vorderende ihres Leibes wirbeln, heben sie sich langsam aus der Tiefe, ein gespenstischer Schwarm, und durchkreuzen lebhaft bei dem blassen Schimmer des Mondes das unbewegte Element, auf dessen Oberfläche sie sich um so mehr zu gefallen scheinen, je tiefer die Nacht, je sternloser der Himmel. Ihnen gesellen sich die zahllosen Leuchtthierchen, melonenförmige Schleimthiere mit peitschenförmigem Anhange, dessen schwingende Bewegungen den weichen Körper in unbestimmter Richtung fortschleudern. Zahllose Larven langsam kriechender Schnecken, jetzt in

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Zitationshilfe: Vogt, Carl: Untersuchungen über Thierstaaten. Frankfurt (Main), 1851, S. 181. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/vogt_thierstaaten_1851/211>, abgerufen am 24.11.2024.