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Vogt, Carl: Untersuchungen über Thierstaaten. Frankfurt (Main), 1851.

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mit ihren unzähligen Rollranken, und es zu Boden ziehen unter dem Gewichte ihrer Last; sie verschmähen den Taumellolch und die Schäfertasche, das Königskraut und die Pfaffenwurz; der Landmann, der die Frucht seines Schweißes auch selbst genießen möchte, ohne daß Andere ihm den besten Theil wegnehmen, der Landmann würde die wühlenden Werren wie seine Helfer in der Noth begrüßen, wenn sie diese schädlichen Pflanzen benagen wollten, so daß sie trockneten und abstürben, ohne Samen zu tragen. Aber die Werre treibt ihre Gänge gerade nur unter die nützlichsten Pflanzen des Feldes und der Wiesen - Getreide und Gras greift sie am liebsten an - Königskraut und Pfaffenwurz, diese wuchernden Unkräuter, verpflanzt sie sogar dadurch weiter, daß sie die Tagwurzeln abbeißt und weiter schleppt, wo sie dann Boden fassen, Knospen und Schößlinge treiben und dem Getreide die Nahrung abschneiden, um es so langsam verkommen zu lassen.

Manchmal nur, nach Sonnenuntergang, kriecht die Werre aus ihrem Loche hervor und lauert an seinem Eingange. Ich habe sie öfter sitzen sehen, bei meinen Abendausflügen, stets einsam und allein, zuweilen mit rauher, unmelodischer Geigenmusik beschäftigt. Es gibt Insekten, welche gesellschaftlich wühlen, welche unter der Erde die Wurzeln des Bestehenden zerfleischen, so daß endlich selbst die Hochstämme des Waldes verdorren bis in ihre Krone hinein - aber diese Wühlinsekten lieben die Gesellschaft, sie leben zusammen in brüderlicher Einigkeit und arbeiten gemeinschaftlich zu einem solchen Zwecke hin, meist in der Absicht, ihren Kindern eine sorgenfreie Existenz in dem gefällten Baume zu schaffen. Diese Wühlinsekten greifen vorzugsweise jene stolzen Stämme an, deren Kronen einen

mit ihren unzähligen Rollranken, und es zu Boden ziehen unter dem Gewichte ihrer Last; sie verschmähen den Taumellolch und die Schäfertasche, das Königskraut und die Pfaffenwurz; der Landmann, der die Frucht seines Schweißes auch selbst genießen möchte, ohne daß Andere ihm den besten Theil wegnehmen, der Landmann würde die wühlenden Werren wie seine Helfer in der Noth begrüßen, wenn sie diese schädlichen Pflanzen benagen wollten, so daß sie trockneten und abstürben, ohne Samen zu tragen. Aber die Werre treibt ihre Gänge gerade nur unter die nützlichsten Pflanzen des Feldes und der Wiesen – Getreide und Gras greift sie am liebsten an – Königskraut und Pfaffenwurz, diese wuchernden Unkräuter, verpflanzt sie sogar dadurch weiter, daß sie die Tagwurzeln abbeißt und weiter schleppt, wo sie dann Boden fassen, Knospen und Schößlinge treiben und dem Getreide die Nahrung abschneiden, um es so langsam verkommen zu lassen.

Manchmal nur, nach Sonnenuntergang, kriecht die Werre aus ihrem Loche hervor und lauert an seinem Eingange. Ich habe sie öfter sitzen sehen, bei meinen Abendausflügen, stets einsam und allein, zuweilen mit rauher, unmelodischer Geigenmusik beschäftigt. Es gibt Insekten, welche gesellschaftlich wühlen, welche unter der Erde die Wurzeln des Bestehenden zerfleischen, so daß endlich selbst die Hochstämme des Waldes verdorren bis in ihre Krone hinein – aber diese Wühlinsekten lieben die Gesellschaft, sie leben zusammen in brüderlicher Einigkeit und arbeiten gemeinschaftlich zu einem solchen Zwecke hin, meist in der Absicht, ihren Kindern eine sorgenfreie Existenz in dem gefällten Baume zu schaffen. Diese Wühlinsekten greifen vorzugsweise jene stolzen Stämme an, deren Kronen einen

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mit ihren unzähligen Rollranken, und es zu Boden ziehen unter dem Gewichte ihrer Last; sie verschmähen den Taumellolch und die Schäfertasche, das Königskraut und die Pfaffenwurz; der Landmann, der die Frucht seines Schweißes auch selbst genießen möchte, ohne daß Andere ihm den besten Theil wegnehmen, der Landmann würde die wühlenden Werren wie seine Helfer in der Noth begrüßen, wenn sie diese schädlichen Pflanzen benagen wollten, so daß sie trockneten und abstürben, ohne Samen zu tragen. Aber die Werre treibt ihre Gänge gerade nur unter die nützlichsten Pflanzen des Feldes und der Wiesen &#x2013; Getreide und Gras greift sie am liebsten an &#x2013; Königskraut und Pfaffenwurz, diese wuchernden Unkräuter, verpflanzt sie sogar dadurch weiter, daß sie die Tagwurzeln abbeißt und weiter schleppt, wo sie dann Boden fassen, Knospen und Schößlinge treiben und dem Getreide die Nahrung abschneiden, um es so langsam verkommen zu lassen.</p>
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[148/0176] mit ihren unzähligen Rollranken, und es zu Boden ziehen unter dem Gewichte ihrer Last; sie verschmähen den Taumellolch und die Schäfertasche, das Königskraut und die Pfaffenwurz; der Landmann, der die Frucht seines Schweißes auch selbst genießen möchte, ohne daß Andere ihm den besten Theil wegnehmen, der Landmann würde die wühlenden Werren wie seine Helfer in der Noth begrüßen, wenn sie diese schädlichen Pflanzen benagen wollten, so daß sie trockneten und abstürben, ohne Samen zu tragen. Aber die Werre treibt ihre Gänge gerade nur unter die nützlichsten Pflanzen des Feldes und der Wiesen – Getreide und Gras greift sie am liebsten an – Königskraut und Pfaffenwurz, diese wuchernden Unkräuter, verpflanzt sie sogar dadurch weiter, daß sie die Tagwurzeln abbeißt und weiter schleppt, wo sie dann Boden fassen, Knospen und Schößlinge treiben und dem Getreide die Nahrung abschneiden, um es so langsam verkommen zu lassen. Manchmal nur, nach Sonnenuntergang, kriecht die Werre aus ihrem Loche hervor und lauert an seinem Eingange. Ich habe sie öfter sitzen sehen, bei meinen Abendausflügen, stets einsam und allein, zuweilen mit rauher, unmelodischer Geigenmusik beschäftigt. Es gibt Insekten, welche gesellschaftlich wühlen, welche unter der Erde die Wurzeln des Bestehenden zerfleischen, so daß endlich selbst die Hochstämme des Waldes verdorren bis in ihre Krone hinein – aber diese Wühlinsekten lieben die Gesellschaft, sie leben zusammen in brüderlicher Einigkeit und arbeiten gemeinschaftlich zu einem solchen Zwecke hin, meist in der Absicht, ihren Kindern eine sorgenfreie Existenz in dem gefällten Baume zu schaffen. Diese Wühlinsekten greifen vorzugsweise jene stolzen Stämme an, deren Kronen einen

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Zitationshilfe: Vogt, Carl: Untersuchungen über Thierstaaten. Frankfurt (Main), 1851, S. 148. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/vogt_thierstaaten_1851/176>, abgerufen am 25.11.2024.