Vogt, Carl: Untersuchungen über Thierstaaten. Frankfurt (Main), 1851.nothwendig ein Prinz das monarchische Prinzip repräsentiren müsse. Sie wählen keinen Sprossen eines bisher absoluten Hauses - weder aus dem Grunde weil, noch obgleich er ein Fürst ist - sie wissen nur zu wohl, daß der absolut gewesene Fürst nie aufrichtig konstitutionell werden kann, und daß der Konstitutionalismus übel verwahrt ist, wenn er in früher absolute Hände gelegt wird. Sie wissen, daß ein so abstraktes, unnatürliches Wesen, wie der konstitutionelle Herrscher, von Jugend auf in eigener Weise erzogen sein muß, wenn er anders im Sinne des Systemes regieren soll. Deßhalb wählen, wenn keine Kronerben vorhanden sind, die Bienen aus ihren Proletarierjungen einige aus, die zum Regieren erzogen werden. Eine ungeheure Geschäftigkeit zeigt sich dann unter dem Bienenvolke. Die Einen reißen in der Nachbarschaft einer Zelle, in welcher ein Ei oder eine zweitägige Arbeiterlarve liegt (später ist die Umwandlung unmöglich) die übrigen Zellen ein und vergrößern diejenige, worin das ausersehene Ei liegt. Andere tragen Wachs, Andere königliches Futter herbei. In größter Eile werden so mehrere königliche Zellen errichtet, die Würmer hineingeschafft, mit königlichem Futter gespeist und sorgsam gepflegt, bis sie eingesponnen sind. Die veränderte Nahrung, die umgekehrte Lage mit dem Kopfe nach unten, während die Arbeiter horizontal liegen, der größere Raum in der Zelle, die sorgfältigere Wartung genügen, um aus der Arbeiterlarve eine Königin heranzubilden, die unmittelbar nach dem Ausschlüpfen die Regierung mit denselben schändlichen Handlungen beginnt, mit welchen das Andenken ihrer Vorfahren im Reiche belastet ist. Dieselbe Metzelei ihrer Genossinnen, dieselbe kalte Grausamkeit, dieselbe Zügellosigkeit im Genusse. nothwendig ein Prinz das monarchische Prinzip repräsentiren müsse. Sie wählen keinen Sprossen eines bisher absoluten Hauses – weder aus dem Grunde weil, noch obgleich er ein Fürst ist – sie wissen nur zu wohl, daß der absolut gewesene Fürst nie aufrichtig konstitutionell werden kann, und daß der Konstitutionalismus übel verwahrt ist, wenn er in früher absolute Hände gelegt wird. Sie wissen, daß ein so abstraktes, unnatürliches Wesen, wie der konstitutionelle Herrscher, von Jugend auf in eigener Weise erzogen sein muß, wenn er anders im Sinne des Systemes regieren soll. Deßhalb wählen, wenn keine Kronerben vorhanden sind, die Bienen aus ihren Proletarierjungen einige aus, die zum Regieren erzogen werden. Eine ungeheure Geschäftigkeit zeigt sich dann unter dem Bienenvolke. Die Einen reißen in der Nachbarschaft einer Zelle, in welcher ein Ei oder eine zweitägige Arbeiterlarve liegt (später ist die Umwandlung unmöglich) die übrigen Zellen ein und vergrößern diejenige, worin das ausersehene Ei liegt. Andere tragen Wachs, Andere königliches Futter herbei. In größter Eile werden so mehrere königliche Zellen errichtet, die Würmer hineingeschafft, mit königlichem Futter gespeist und sorgsam gepflegt, bis sie eingesponnen sind. Die veränderte Nahrung, die umgekehrte Lage mit dem Kopfe nach unten, während die Arbeiter horizontal liegen, der größere Raum in der Zelle, die sorgfältigere Wartung genügen, um aus der Arbeiterlarve eine Königin heranzubilden, die unmittelbar nach dem Ausschlüpfen die Regierung mit denselben schändlichen Handlungen beginnt, mit welchen das Andenken ihrer Vorfahren im Reiche belastet ist. Dieselbe Metzelei ihrer Genossinnen, dieselbe kalte Grausamkeit, dieselbe Zügellosigkeit im Genusse. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0128" n="102"/> nothwendig ein Prinz das monarchische Prinzip repräsentiren müsse. Sie wählen keinen Sprossen eines bisher absoluten Hauses – weder aus dem Grunde <hi rendition="#g">weil</hi>, noch <hi rendition="#g">obgleich</hi> er ein Fürst ist – sie wissen nur zu wohl, daß der absolut gewesene Fürst nie aufrichtig konstitutionell werden kann, und daß der Konstitutionalismus übel verwahrt ist, wenn er in früher absolute Hände gelegt wird. Sie wissen, daß ein so abstraktes, unnatürliches Wesen, wie der konstitutionelle Herrscher, von Jugend auf in eigener Weise erzogen sein muß, wenn er anders im Sinne des Systemes regieren soll. Deßhalb wählen, wenn keine Kronerben vorhanden sind, die Bienen aus ihren Proletarierjungen einige aus, die zum Regieren erzogen werden.</p> <p>Eine ungeheure Geschäftigkeit zeigt sich dann unter dem Bienenvolke. Die Einen reißen in der Nachbarschaft einer Zelle, in welcher ein Ei oder eine zweitägige Arbeiterlarve liegt (später ist die Umwandlung unmöglich) die übrigen Zellen ein und vergrößern diejenige, worin das ausersehene Ei liegt. Andere tragen Wachs, Andere königliches Futter herbei. In größter Eile werden so mehrere königliche Zellen errichtet, die Würmer hineingeschafft, mit königlichem Futter gespeist und sorgsam gepflegt, bis sie eingesponnen sind. Die veränderte Nahrung, die umgekehrte Lage mit dem Kopfe nach unten, während die Arbeiter horizontal liegen, der größere Raum in der Zelle, die sorgfältigere Wartung genügen, um aus der Arbeiterlarve eine Königin heranzubilden, die unmittelbar nach dem Ausschlüpfen die Regierung mit denselben schändlichen Handlungen beginnt, mit welchen das Andenken ihrer Vorfahren im Reiche belastet ist. Dieselbe Metzelei ihrer Genossinnen, dieselbe kalte Grausamkeit, dieselbe Zügellosigkeit im Genusse.</p> </div> </body> </text> </TEI> [102/0128]
nothwendig ein Prinz das monarchische Prinzip repräsentiren müsse. Sie wählen keinen Sprossen eines bisher absoluten Hauses – weder aus dem Grunde weil, noch obgleich er ein Fürst ist – sie wissen nur zu wohl, daß der absolut gewesene Fürst nie aufrichtig konstitutionell werden kann, und daß der Konstitutionalismus übel verwahrt ist, wenn er in früher absolute Hände gelegt wird. Sie wissen, daß ein so abstraktes, unnatürliches Wesen, wie der konstitutionelle Herrscher, von Jugend auf in eigener Weise erzogen sein muß, wenn er anders im Sinne des Systemes regieren soll. Deßhalb wählen, wenn keine Kronerben vorhanden sind, die Bienen aus ihren Proletarierjungen einige aus, die zum Regieren erzogen werden.
Eine ungeheure Geschäftigkeit zeigt sich dann unter dem Bienenvolke. Die Einen reißen in der Nachbarschaft einer Zelle, in welcher ein Ei oder eine zweitägige Arbeiterlarve liegt (später ist die Umwandlung unmöglich) die übrigen Zellen ein und vergrößern diejenige, worin das ausersehene Ei liegt. Andere tragen Wachs, Andere königliches Futter herbei. In größter Eile werden so mehrere königliche Zellen errichtet, die Würmer hineingeschafft, mit königlichem Futter gespeist und sorgsam gepflegt, bis sie eingesponnen sind. Die veränderte Nahrung, die umgekehrte Lage mit dem Kopfe nach unten, während die Arbeiter horizontal liegen, der größere Raum in der Zelle, die sorgfältigere Wartung genügen, um aus der Arbeiterlarve eine Königin heranzubilden, die unmittelbar nach dem Ausschlüpfen die Regierung mit denselben schändlichen Handlungen beginnt, mit welchen das Andenken ihrer Vorfahren im Reiche belastet ist. Dieselbe Metzelei ihrer Genossinnen, dieselbe kalte Grausamkeit, dieselbe Zügellosigkeit im Genusse.
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